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Wie Frankreich seinen Einfluss in Afrika verliert

Published On: 19. Januar 2023 6:00

Frankreich sieht seine ehemaligen Kolonien in Afrika immer noch als seine Einflusssphäre, verliert seinen Einfluss dort derzeit jedoch rasend schnell.

Afrika ist derzeit weitaus wichtiger, als man es in den Medien erfährt. In Afrika liegt vielleicht sogar der Schlüssel zum Sieg in dem geopolitischen Kampf der Systeme zwischen dem Westen einerseits und Russland und China andererseits. Der Grund ist, dass Afrika sich bisher neutral verhält, mit seinen Bodenschätzen und aufstrebenden Märkten aber in Zukunft entscheidend sein kann. Ohne Afrika wird keine der Seiten gewinnen können, wenn sich der Kampf der Systeme lange hinziehen sollte.

Afrika im Fokus

Dass Afrika geopolitisch in den Fokus rückt, konnte man auch daran sehen, dass US-Präsident Biden im Dezember zum ersten Mal seit 2014 wieder zu einem Afrika-Gipfel geladen hatte, bei dem er Afrika auch gleich 55 Milliarden versprochen hat. Die Reaktionen in Afrika waren jedoch ausgesprochen zurückhaltend, denn den afrikanischen Staaten ist aus ihrer Erfahrung aus der Kolonialzeit sehr wohl bewusst, dass der Westen Afrika immer dann umgarnt, wenn er etwas von Afrika will, es ansonsten aber abschätzig als „Dritte Welt“ bezeichnet und links liegen lässt.

Anders ist es mit China und Russland, denn beide Länder, die Afrika nach seiner Befreiung aus der kolonialen Sklaverei unterstützt haben, bauen ihren wirtschaftlichen und politischen Einfluss in Afrika aus und sind dort gerne gesehen.

Den Russland-Sanktionen haben sich nur die etwa 50 Länder des Westens angeschlossen, die restlichen 140 Länder der Welt arbeiten weiterhin normal mit Russland zusammen. Zum Erschrecken der USA haben sich nicht einmal die arabischen Länder der anti-russischen Politik des Westens angeschlossen.

Damit ist klar, warum Biden den Afrika-Gipfel ausgerechnet jetzt veranstaltet hat: Er wollte dabei dafür werben, dass sich die afrikanischen Länder der anti-russischen Politik anschließen. Die Tatsache, dass das kein einziges afrikanisches Land getan hat, ist ein deutliches Zeichen für den „Erfolg“ von Bidens Versuch.

Die Schatten der kolonialen Vergangenheit

Jedes Land und jedes Volk sind durch ihre Geschichte geprägt, auch wenn es den Menschen kaum bewusst ist. Die Briten sehen sich immer noch irgendwie als Empire, obwohl sie inzwischen schon Probleme haben, noch ihren eigenen Staat zusammenzuhalten, siehe beispielsweise die Unabhängigkeitsbestrebungen Schottlands.

Die Afrikaner sind von ihrer Kolonialgeschichte geprägt, in der sie vom Westen ausgebeutet und versklavt wurden. Daher gibt es dort ein tiefverwurzeltes Misstrauen gegen Versprechen aus dem Westen. Damit hat man dort so seine Erfahrungen gemacht.

Allerdings sind die afrikanischen Staaten bisher schwach gewesen und konnten sich nicht wirklich aus der Kolonialisierung befreien, die auch heute noch andauert, wenn westliche Firmen in Afrika Öl, Gold, Uran und alle anderen Bodenschätze abbauen. Den Löwenanteil stecken sich dabei die westlichen Konzerne in die Tasche, die afrikanischen Länder werden mit einem Bruchteil des Wertes ihrer eigenen Bodenschätze abgespeist. Für diese Fortsetzung der Kolonialzeit mit anderen Mitteln gibt es sogar einen Fachbegriff, er lautet Production Sharing Agreement (PSA).

Die afrikanischen Staaten beobachten den Kampf des Westens gegen Russland daher sehr genau, denn wenn Russland erfolgreich ist, dürften viele afrikanische Staaten den Mut fassen, sich ebenfalls gegen die Ausbeutung aus dem Westen aufzulehnen. Dieser Prozess hat sogar schon begonnen.

Der französische Machtbereich schwindet

Wir erinnern uns alle an die Berichte darüber, dass Mali die französischen Truppen vor kurzem aus dem Land geworfen hat. Das war ein in der jüngeren Geschichte beispielloses Ereignis. Und es war nicht das einzige seiner Art.

Fast gleichzeitig hat Mali Ende November 2022 auch die französischen Stiftungen (NGOs) aus dem Land geworfen, weil Mali es satt hatte, dass französische Kräfte versuchen, in seine Innenpolitik reinzufunken und die öffentliche Meinung in Mali zu beeinflussen. Kein Wunder, Frankreich würde eine massive Einflussnahme von NGOs aus Mali in die französische Innenpolitik auch nicht zulassen.

Der Vorfall zeigt, dass die afrikanischen Länder selbstbewusster werden, denn das Beispiel hat anderen Ländern Mut gemacht. Die bettelarme ehemalige französische Kolonie Burkina Faso hat sich Mali angeschlossen und Anfang Dezember ebenfalls ein Verbot für die Tätigkeit französischer NGOs ausgesprochen.

Deutlicher lässt sich der schnelle Verlust des französischen Einflusses kaum aufzeigen.

Die Russen sind schuld

In westlichen Medien wird über diesen Verlust des französischen – und damit westlichen – Einflusses in Afrika kaum berichtet. Wenn westliche Medien darüber berichten, dann bestenfalls, dass natürlich die Russen an allem schuld sind, denn sowohl Mali als auch Burkina Faso wenden sich Russland zu und lassen die russische private Militärfirma Wagner in ihre Länder, um – an Stelle der Franzosen – die eigenen Sicherheitskräfte auszubilden und ihnen beim Kampf gegen islamistische Rebellen zu helfen.

Den geopolitischen Aspekt der Ereignisse erwähnen die deutschen Medien in ihren Artikeln nicht, stattdessen verteufeln sie die russische Firma Wagner, was aber weniger an den angeblichen Verbrechen liegt, die Wagner laut westlichen Medien angeblich begeht (Belege wurden schließlich nie vorgelegt), sondern daran liegt, dass Wagner offensichtlich gute Arbeit leistet und die Länder sich daher Russland zu und vom Westen abwenden.

Cancel Culture nur, wenn sie keinen Effekt hat

Vor diesem Hintergrund ist eine aktuelle Meldung interessant, denn wir alle erleben in den letzten Jahren, wie im Westen im Zuge der Cancel Culture die Geschichte „gecancelt“ wird, indem Denkmäler ehemaliger Nationalhelden plötzlich abgebaut und Bilder in Museen abgehängt werden, weil die ehemaligen Nationalhelden an der Kolonisierung beteiligt waren, oder Bilder in Museen Motive zeigen, die laut heutiger Sichtweise rassistisch sind und Schwarze herabwürdigen.

Diese Tendenz hat auch westliche Regierungen ergriffen, die diese Stimmung durch politisch korrekte Lippenbekenntnisse nach Kräften schüren. Zumindest solange, wie es keine konkreten Folgen hat, sondern nur der Verdummung der eigenen Bevölkerung dient, die sich mit diesen Parolen prima für gewollte Ziele aufstacheln lässt.

Allerdings haben es zum Beispiel die europäischen Königshäuser bis heute alle abgelehnt, sich für die Kolonialzeit zu entschuldigen, oder gar ihren aus den ehemaligen Kolonien geraubten Reichtum zurückzugeben. Daran zeigt sich, wie verlogen die Debatte um Cancel Culture und den damit verbundenen Bildersturm ist. Damit soll nur das „dumme Volk“ beschäftigt werden, aber wenn es konkret wird, passiert nichts.

Nun könnte man einwenden, dass die Königshäuser nun mal konservativ und nicht gewählt sind, weshalb diese Prozesse bei ihnen eben etwas länger dauern. Die gewählten politischen Führer im Westen hingegen sind politisch hochkorrekt und unterstützen das, was sie in Worten von sich geben, natürlich auch durch Taten.

Auch das stimmt jedoch nicht, wie das Beispiel des französischen Präsidenten Macron zeigt. Die ehemalige französische Kolonie Algerien fordert von Frankreich eine Entschuldigung für die Kolonialzeit und die damals begangenen Verbrechen. Immerhin musste Algerien als eines der wenigen afrikanischen Länder seine Unabhängigkeit von seiner Kolonialmacht Frankreich in einem sehr blutigen Krieg erkämpfen.

Und wie hat Macron reagiert? Er antwortete:

„Ich werde mich nicht entschuldigen. Ich muss mich nicht entschuldigen.“

Das hat man in ganz Afrika – und vor allem den ehemaligen französischen Kolonien – sehr genau gehört, was die Beliebtheit Frankreichs kaum gesteigert haben dürfte. Da hat es auch nichts geholfen, dass Macron danach noch wortreich erklärt hat, dass „es etwas Unaussprechbares, etwas nicht zu Verzeihendes in der Beziehung der Länder“ gebe, aber eine Entschuldigung hat er trotzdem verweigert.

In Afrika beobachtet man die Schritte des Westens derzeit sehr aufmerksam und wir dürfen gespannt sein, wie sich das Verhältnis zum Westen dort weiter entwickelt.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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