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Wurde MH17 von einer Buk oder einem Flugzeug abgeschossen?

Published On: 26. Januar 2023 11:19

Da ich heute das Interview mit einem Augenzeugen des Absturzes von MH17 veröffentliche, will ich noch einmal auf den Abschuss des Flugzeuges eingehen.

In dem Interview, das ich letzte Woche mit einem Augenzeugen des Abschusses von MH17 geführt habe, geht es weniger um den Abschuss des Flugzeuges selbst, das ist ein Randthema, sondern um die Geschichte meines Interviewpartners nach dem Abschuss, denn er wurde später vom ukrainischen Geheimdienst SBU festgenommen und ausführlich zu dem Abschuss verhört. Später wurde er auch von Ausländern dazu verhört, wobei es bemerkenswert ist, dass das nach seinen Angaben keine Zivilisten aus dem Ermittlerteam waren, sondern Geheimdienstler aus den Niederlanden und anderen westlichen Ländern. Darauf werde ich bei Veröffentlichung des Interviews noch genauer eingehen.

Um den Abschuss der Boeing ist ein wahrer „Glaubenskrieg“ entbrannt, bei dem es um die Frage geht, ob die Boeing von einer Buk-Rakete oder einem Kampfflugzeug abgeschossen wurde. Ich habe mich in der Frage auf die Buk festgelegt und werde hier noch einmal erklären, aus welchen Gründen. Ich weiß, dass das die Anhänger der Flugzeug-Theorie nicht überzeugen wird und dass in den Kommentaren unter diesem Artikel wieder der alte „Glaubenskrieg“ ausbrechen wird. Ich schreibe diesen Artikel, damit die Kommentatoren die Diskussion darüber unter diesem Artikel führen können., denn unter dem Artikel über das Interview werde ich Kommentare über die Gründe für den Abschuss löschen, damit dort das Interview selbst diskutiert werden kann.

Ich habe mich mit dem Abschuss von MH17 sehr ausführlich beschäftigt, alle Meldungen aus der Zeit (und auch spätere) gelesen und auch alle offiziellen Untersuchungsberichte studiert. Darüber habe ich in meinem Buch über die Ukraine-Krise ein eigenes Kapitel geschrieben, das etwa 60 Seiten umfasst und das ich hier als Leseprobe veröffentlicht habe.

Das Schadensbild

Man muss wissen, dass die Version von einem Kampfflugzeug, das die Boeing abgeschossen hat, zwar zuerst von Russland kam, aber schnell wieder kassiert wurde. Dazu am Ende des Artikels mehr. Heute sind sich alle Staaten (auch Russland) einig, dass es eine Boden-Luft-Rakete von Typ Buk war, die die Boeing abgeschossen hat. Die Frage ist nicht, was die Boeing abgeschossen hat, sondern wer. Trotzdem hält sich die Flugzeug-These hartnäckig und den Grund dafür habe ich verstanden, als ich das Interview geführt habe. Auch dazu mehr am Ende dieses Artikels.

Jeder Polizist weiß, dass Zeugenaussagen mit einer gewissen Vorsicht zu genießen sind, denn selbst bei Fällen von Fahrerflucht sind sich die Zeugen oft nicht einmal einig, welche Farbe das fragliche Auto hatte. Aus diesem Grund halte ich mich der Frage des Abschusses von MH17 nicht allzu sehr mit Zeugenaussagen auf, sondern konzentriere mich auf die bekannten Fakten. In diesem Fall sind das die Schäden an dem Flugzeug, die man sowohl auf den Bildern sehen kann, die nach dem Absturz entstanden sind, als auch auf den Bildern der Rekonstruktion des Flugzeuges in Holland.

Die Bilder zeigen, dass der vordere Teil der Boeing von der Seite regelrecht durchlöchert wurde, wobei die Löcher an der Seite des vorderen Flugzeugrumpfes zu sehen sind. Das ist entscheidend und die Frage ist daher, was diese Schäden verursacht haben könnte: Ein Flugzeug oder eine Buk?

Buk oder Flugzeug?

Die Buk ist so konstruiert, dass sie neben ihr Ziel fliegt, explodiert und dabei tausende Schrapnelle freisetzt, die den „Gegner“ durchlöchern. Und genau dieses Schadensbild sehen wir bei der Boeing. Dabei wäre sie strukturell auch so stark beschädigt worden, dass sie sofort auseinandergebrochen wäre. Auch das passt zum Schadensbild, denn die Trümmerteile der Boeing sind über ein großes Gebiet verteilt abgestürzt, weil sie schon in großer Höhe auseinandergebrochen ist. Und nicht zuletzt wäre bei einem Treffer mit einer Buk auch die Aufzeichnung der Blackbox von einer Sekunde zur anderen abgebrochen, während man bei Beschuss durch ein Flugzeug noch zumindest für einige Sekunden aufgeregte Reaktionen der Piloten gehört hätte. Auch das passt zu dem, was die in den Untersuchungsberichten veröffentlichten Mitschnitte der Blackbox zeigen.

Im Mai 2018 haben die internationalen Ermittler sogar bekannt gegeben, sie hätten die Seriennummer der betreffenden Buk-Rakete identifiziert. Nur wüssten sie nicht, was sie bedeutet. Russland hat daraufhin im September 2018 die Geheimhaltung aufgehoben und die Bedeutung der Zahlen erklärt. Demnach handelte es sich um eine Buk-Rakete, die im Dezember 1986 produziert worden ist, dann in die Ukraine (damals noch Teil der Sowjetunion) transportiert und dort in Dienst gestellt wurde. Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist die Rakete demnach in die Bestände der ukrainischen Armee übergegangen und in der Ukraine geblieben.

Nun muss man dieser russischen Darstellung nicht glauben, aber es wäre an Kiew, dem zu widersprechen und zu erklären, was aus der betreffenden Rakete geworden ist. Aber da die westlichen Medien zu dem Thema keine Fragen stellen – die westlichen Medien haben darüber ja nicht einmal berichtet – muss Kiew sich auch nicht äußern und muss keinerlei medialen Druck befürchten. Kiew schweigt dazu und niemand stellt Fragen.

Bei der Frage, ob ein Flugzeug die Boeing abgeschossen haben könnte, geht es um eine SU-25. Von einem anderen Flugzeug war nirgendwo die Rede. Die Frage ist also, ob eine SU-25 die Boeing abgeschossen haben kann und welche Schäden die Waffen verursachen, die eine SU-25 trägt.

Die SU-25 ist ein Flugzeug zur Bekämpfung von Bodenzielen und hat zur Bekämpfung von Luftzielen Raketen vom Typ R-3 beziehungsweise R-60 an Bord. Beides sind kleine Raketen mit Infrarotsucher, die in die Triebwerke ihres Gegners fliegen und diese mit einer Sprengladung zerstören. Ob dabei auch der Flügel einer Boeing abgerissen würde, ist umstritten. Wenn nicht, hätte die Boeing nach einem solchen Treffer noch eine Notlandung versuchen können. Aber selbst wenn der Flügel zerstört worden wäre, hätten wir ein anderes Schadensbild: Wir hätten eine in einem Stück abgestürzte Boeing mit einem zerstörten Flügel, aber ohne die vielen Löcher im vorderen Teil des Rumpfes. Und die Aufzeichnung der Blackbox wäre während des Absturzes weitergelaufen. Diese Variante scheidet also aus.

Daher wird gesagt, die SU-25 hätte die Boeing mit der Bordkanone abgeschossen, was die vielen Löcher erklären soll. Auch das ist aber nicht haltbar, denn es gibt gleich mehrere Probleme bei dieser These.

Zunächst die Geschwindigkeit. Die SU-25 hat eine Dienstgipfelhöhe von nur 7.000 Metern. Sie kann sich zwar auf über 10.000 Meter, wo die Boeing unterwegs war, „hochquälen“, wäre dort aber über 100 Kilometer pro Stunde langsamer als die Boeing. Versuchen Sie mal, manuell ein Ziel zu treffen, dass sich mit 100 Kilometern pro Stunde von ihnen entfernt. Das ist ambitioniert, zumal der Pilot seinen Aufstieg so hätte planen müssen, dass er genau zur richtigen Sekunde am richtigen Punkt ist, wo dann ein Objekt mit 100 Sachen an ihm vorbeidonnert. In der Praxis ist das ohne Computerberechnung nicht möglich, und einen solchen Computer hat die SU-25 nicht, weil sie dafür nicht ausgelegt ist, sondern Bodenziele angreifen soll.

Aber nehmen wir mal an, es ginge trotzdem.

Beim Luftkampf setzt sich das Flugzeug hinter sein Opfer und beschießt es von hinten, nur so gibt es eine Chance, ausreichend viele Treffer zu landen, um den Gegner abzuschießen. Wir haben aber keine Einschläge von hinten am Heck der Boeing, sondern vorne am Flugzeug, und zwar von der Seite, nicht von hinten.

Die SU-25 hätte also — die Kanone schießt stur geradeaus nach vorne — im 90-Grad-Winkel zur Boeing stehen müssen, um sie von der Seite zu durchlöchern. Dann allerdings wäre die Boeing mit 800 Kilometern pro Stunde an der SU vorbeigedonnert. Wie lange wäre die Boeing dabei im Schussfeld gewesen? Nur Millisekunden. Aber selbst wenn die Kanone hunderte Schuss pro Sekunde abfeuert, hätten nicht einmal eine Handvoll Projektile die Boeing dabei treffen können, einfach wegen der hohen Geschwindigkeit, mit der die Boeing vorbeidonnert. Auch bei dieser Variante würden wir also keine hunderte oder tausende von Löchern im Rumpf der Boeing finden.

Man kann die SU-25 als Täterin also ausschließen. Sie ist schlicht nicht in der Lage, ein solches Schadensbild zu erzeugen, wie wir es bei MH17 gesehen haben. Das hat auch der russische Chefkonstrukteur der SU-25 kurz nach dem Absturz von MH17 in einem ausführlichen Interview für eine russische Zeitung erklärt, und die SU-25 definitiv als mögliche Urheberin des Absturzes ausgeschlossen.

Das einzige Flugzeug der Ukraine, das so ein Schadensbild an der Boeing hätte verursachen können, wäre ein Abfangjäger vom Typ SU-27 gewesen. Der hat Luft-Luft-Raketen vom Typ R-27 an Bord, die ein ähnliches Schadensbild verursachen würden, wie die Buk. Das Problem dabei ist jedoch, dass seinerzeit niemand von einer SU-27 gesprochen hat, die in der Nähe gewesen sein könnte, sondern die Rede war immer von SU-25, die damals von der ukrainischen Armee eingesetzt wurden, um die Rebellen zu bombardieren.

Die hartnäckige Flugzeug-Version

Trotz all dieser objektiven Tatsachen hält sich die Version, ein Flugzeug habe MH17 abgeschossen, hartnäckig. Der Grund sind meistens Zeugenaussagen, die sagen, sie hätten keinen Start einer Buk gesehen oder ähnliches. Auch mein Interviewpartner geht übrigens davon aus, dass ein Flugzeug die Boeing abgeschossen hat. Und er sagt, dass das für die meisten Zeugen gilt. Das dürfte der Grund sein, warum sich die Version so hartnäckig hält.

Er erzählte mir, er habe gesehen, wie zuerst die Boeing abgestürzt ist und wie danach eine Rakete (wahrscheinlich eine Buk) gestartet wurde und ein ukrainisches Kampfflugzeug abgeschossen hat. Daraus schließt er, dass das Flugzeug die Boeing abgeschossen hat und danach von den Rebellen abgeschossen wurde.

Die Tatsache, dass Zeugen in der Nähe der Absturzstelle der Boeing vorher keinen Start einer Buk gesehen haben, ist jedoch nicht verwunderlich. Der Grund ist: Die Buk braucht geschätzt eine Minute, um ihr Ziel, das sich mit 800 Kilometern pro Stunde in elf Kilometern Höhe bewegt, zu erreichen. In dieser Minute hat die Boeing also fast 15 Kilometer zurückgelegt. Und die Buk kann auch noch im Umkreis von dutzenden Kilometern Entfernung vom ursprünglichen Standort der Boeing abgefeuert worden sein. Wenn aber eine Buk 10, 15, 20 oder auch 30 Kilometer vom Absturzort entfernt abgefeuert wird, ist es vollkommen klar, dass man am Ort des Absturzes keine Rauchsäule vom Start einer Buk-Rakete sehen kann. Es wäre im Gegenteil ziemlich seltsam, wenn dort eine Rauchsäule von einer Buk zu sehen gewesen wäre.

Das Interview hat mir bei der Frage der Flugzeug-Version einige interessante Antworten geliefert. Wie gesagt, hat Russland zunächst gemeldet, dass es in der Nähe der Boeing ein ukrainisches Kampfflugzeug auf dem Radar gesehen hat. Das ist einer der Gründe dafür, dass die Flugzeug-These in die Welt gekommen ist. Mein Interviewpartner hat mir erzählt, dass auch er dort ein ukrainisches Kampfflugzeug gesehen hat und dass er gesehen hat, dass es von einer Rakete – wahrscheinlich einer Buk – abgeschossen worden ist. Er war sich ganz sicher, denn er hat sogar gesehen, wie der Pilot sich mit dem Schleudersitz gerettet hat, bevor die Buk explodiert ist, die ihn mit ihren Schrapnellen in seinem Cockpit aller Wahrscheinlichkeit nach zerfetzt hätte.

Übrigens kommt damit noch etwas hinzu: Warum sollte ein Kampfflugzeug, das gerade in über zehn Kilometern Höhe eine Boeing abgeschossen hat, wieder so weit herunter gehen, dass man mit bloßem Auge erkennen kann, wie der Pilot sich mit dem Schleudersitz aus dem Flugzeug katapultiert? Logischer wäre es, dass sich das Kampfflugzeug sofort (und in großer Höhe, weil es dort aufgrund der geringen Dichte der Luft schneller fliegen kann) vom Tatort entfernt, anstatt noch zu bleiben und sogar auf eine niedrigere Flughöhe zu gehen, wo die gegnerische Luftabwehr für das Kampfflugzeug gefährlicher ist.

Die Geschichte meines Interviewpartners hat mir verständlich gemacht, warum die meisten Augenzeugen davon ausgehen, dass ein Flugzeug die Boeing angeschossen hat. Er hat in dem Interview deutlich sagt, dass er davon ausgeht, dass es seiner Meinung nach ein Flugzeug war. Das hat er zwar nicht gesehen, aber die Reihenfolge der Ereignisse (zuerst stürzen die Trümmer der Boeing ab, danach wird ein Kampfflugzeug abgeschossen) hat ihn und seine Kameraden zu dem Schluss kommen lassen, dass es so gewesen sein müsste. Das dürfte auch für die meisten anderen Augenzeugen gelten, die das aussagen.

Nur ändert das nichts an dem, was ich oben erklärt habe. Erstens: Das Schadensbild der Boeing spricht dagegen. Zweitens: Eine SU-25 kann diese Schäden nicht verursacht haben. Drittens: Eine SU-27, die diese Schäden hätte verursachen können, hat damals niemand in der Gegend gemeldet.

Ich weiß, dass ich die Vertreter der Flugzeug-These damit nicht von ihrer Überzeugung abbringen kann, das ist – wie gesagt – längst zu einem Glaubenskrieg geworden. Aber ich wollte mit diesem Artikel die zwangsläufig bei dem Thema MH17 aufkommende Diskussion „Flugzeug oder Rakete“ aus dem Artikel über das Interview selbst heraushalten und wünsche den Kommentatoren nun viel Spaß bei der zu erwartenden Diskussion über die Absturzursache von MH17.

Das Interview werde ich heute gegen 16.00 Uhr veröffentlichen.


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