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Wer trägt den(n) weiße(n) Westen?

Published On: 5. Februar 2023 22:36

Der „Wertewesten” und seine Friedensbotschaft (Symbolbild:Imago)

Wenn wir uns in den üblichen zwangsfinanzierten Keifmedien umschauen und -hören, wenn wir überregionale Zeitungen und Zeitschriften lesen, die es seit über 50 Jahren gibt, die früher einmal für Meinungspluralismus standen und tatsächlich dereinst unterschiedlichste Ansichten vertraten, dann sehen, hören und lesen wir immer wieder zahlreiche von deren Propaganda-Triboks mit verzückter Verve vorgetragene Begriffe wie “westliche Werte“, “Wertewesten“, “demokratische Werte“, “unsere Demokratie“, “Speerspitze der Demokratie“, “Toleranz und Vielfalt“, “Weltoffenheit“ und so weiter, und so fort. Immerzu wird damit suggeriert, es handle sich bei diesen Worten und Phrasen um durchweg positiv besetzte Wahrheiten und Gewissheiten. Seit Murksel hat das Ding auch einen Namen: “Alternativlosigkeit“. Zwar wird einerseits “check your privilege“ gefordert und damit ganz unverhohlen eine Epoche des Neo-Rassismus – diesmal gegen “Weiße“ – eingeläutet, doch andererseits geht man stillschweigend davon aus, dass der “Wertewesten“ mit seinen “westlichen Werten“, mit seiner “Toleranz und Vielfalt“ und seiner “Weltoffenheit“ in “unserer Demokratie“ eben für eine in Carraramarmor gemeißelte zivilisatorische Unfehlbarkeit steht und das Recht zur weltweiten Mission und Sendung habe; dass mithin also der weiße Westen weiterhin auch eine moralisch weiße Weste trägt. An der überheblichen Selbsteinschätzung hat sich seit den Tagen des Imperialismus also nichts geändert.

Dem legendären französischen Präsidenten Charles de Gaulles wird der Satz zugesprochen, dass “Staaten keine Freunde, sondern lediglich Interessen“ hätten. Wenn wir uns mit der Aussage etwas näher befassen, erkennen wir recht bald, dass die moralische Überheblichkeit von heute als alleinige Triebfeder staatlichen Handelns nichts anderes darstellt als das, was in der altkirchlichen Systematik zu einer der sieben “Todsünden“ gezählt wurde – nämlich ”Hoffart”. Und weiterhin wird deutlich, dass moralisches Handeln stets nur vom Individuum, nicht jedoch aber von einem Staat ausgehen kann.

Was sind „westliche Werte”?

Sehen wir uns diese „westlichen Werte” doch einmal genauer an: Spontan – sozusagen aus dem Bauch heraus – möchte man hier eine von Volk zu Volk mit unterschiedlichen Schwerpunkten entwickelte Mischung ausmachen, die mit unterschiedlichen Gewichtungen auf dem griechischen Lokalpolitiksystem der Antike , römischer Rechtsauffassung, hebräischen Geschäftspraktiken und Stringenzen, christlicher Moral und Weltsicht, der  “germanischen/iberischen/slawischen/ keltischen“ Verwurzelung und Bodenständigkeit (deren ursprüngliche Clanmentalität an die staatliche Zentralgewalt delegiert wurde) und den Gedankengebäuden der Aufklärung mit all ihren Voraussetzungen für geistige Freiheit und Fortschritt zusammensetzt, und sie dann mit lokalem Kolorit würzt.

Diese in einzelnen Nationen jeweils verschiedenen, aber doch ähnlichen Mischungen haben die “westliche Welt“ in der Vergangenheit zu unglaublichen kulturellen Höhenflügen und einer geradezu irrwitzigen Menge an technischen und naturwissenschaftlichen Erkenntnissen und Fähigkeiten beflügelt, die auch ihre machtpolitische globale Überlegenheit bedingte. Doch wie bei jeder Medaille gibt es auch bei dieser zwei Seiten: Wer glaubt, der kulturell-technisch-wissenschaftliche Höhenflug sei singulär positiv anzusehen, habe also keinerlei Kehrseiten, den strafen etwa die Schattenseiten der westlichen Arbeitswelt seit der Industrialisierung Lügen; man denke nur an die  Krankheitsbilder “Pseudokrupp“, “ADHS“, “Burnout“ bis hin zur heutigen Notwendigkeit, über so etwas wie eine “Work-life-balance“ zu diskutieren.

Von Hitler bis Mao, von Vietnam bis Irak

Wer darüber hinaus glaubt, die Regierungen und Staaten der westlichen Welt hätten jemals aus moralischen Gründen gehandelt, der irrt. Diese Moral war immer selektiv, auch in der Beurteilung jener, die sie missachteten und pervertierten. Man hat zum Beispiel zwar den Massenmörder Hitler bekämpft, jedoch den – zumindest der Zahl seiner Opfer nach weitaus destruktiveren – Mao geradezu vergöttert. Man hat das Relikt des legitimen einstigen Nationalchinas, die Republik Taiwan, 1971 aus den UNO entfernt und durch das vom Massenmörder Mao vertretende Rotchina, eine durch einen kriegerischen Putsch errichtete  Tyrannei, ersetzen lassen. Es war sozusagen ein Fest der “westlichen Werte“, als Rotchina unter Mao – kurz nach dem “Großen Sprung zurück in die Steinzeit“ und der sogenannten “Kulturrevolution“ mit zusammen mit mindestens 100 Millionen Toten und Geschändeten – das Recht zuerkannt wurde, für alle Chinesen zu sprechen und sie exklusiv zu vertreten (siehe die UN-Resolution 2758). Mao und später seine direkte Gefolgschaft, die noch später als “Viererbande“ dann selbst von Rotchina als Verbrecherzirkel gebrandmarkt wurde, standen für die meisten Vertreter des “Wertewestens“ also ebenso für “demokratische Werte“, “Toleranz und Vielfalt“ und “Weltoffenheit“ wie zuvor der Massenmörder Josef Wissarionowitsch Dschughaschwili, der sich selbst “Stalin“ nannte.

Als die Vereinigten Staaten völkerrechtswidrig – und zugleich sowohl gegen die Haager Landkriegsordnung als auch die Genfer Konventionen verstoßend – in Vietnam 70-90 Millionen Liter “Agent Orange“ versprühten und Zivilisten auf grausamste Weise mit Napalm-Bomben verbrennen ließen, als das Bild des vom Napalm schwer verletzten Mädchens aus Vietnam durch die Welt gingen, waren natürlich auch die “westlichen Werte“ am Werk.

Grenzenlose Doppelmoral

Und als 2003 der von “westlichen Werten“ durchtränkte und natürlich mit weißer Weste versehene amerikanische Außenminister Colin Powell dreist die Angehörigen des UN-Sicherheitsrates und die zusehenden Menschen bezüglich der Massenvernichtungswaffen von Saddam Hussein belog und, basierend auf dieser Lüge, über 300.000 Zivilisten im Irak den Tod fanden – in einem Krieg, den die Bush’sche Familienehre wie auch die amerikanische Rüstungsindustrie wie die Luft zum Atmen brauchte -, da waren sicher auch die von den politmedialen Propagandasprachrohren wie eine Monstranz vorweggetragenen “demokratischen Werte“, die es zu verteidigen halt.

Beispiele dieser Art könnte man noch ad libitum et infinitum anführen. Als krönender Abschluss sei vielleicht noch daran erinnert, wie es der 1977 damalige deutsche Außenminister Hans-Dietrich Genscher ohne ernsthafte Interventionen zuließ, dass die deutsche Staatsbürgerin Elisabeth Käsemann von der argentinischen Militärjunta über mehrere Monate gefoltert und schließlich ermordet wurde. Diese diplomatische Zurückhaltung war wohl seine Interpretation vom “Wertewesten“. Man sollte all das im Hinterkopf behalten, wenn heute über die „Alternativlosigkeit“ einer Kriegsunterstützung gesprochen wird und wenn vor allem die hohle Phrase erschallt, in der Ukraine würden „westliche Werte“ verteidigt. Die Doppelmoral ist damals wie heute grenzenlos. Hoffen wir, dass diese moralische Weste des Westens auch dann noch blütenweiß ist, wenn man sich ohne Propagandaschleudern und ohne einer Kaste krimineller „Staazis” wiederfindet, die die öffentliche Meinung kontrollieren wollen. Manchmal fällt man in den Dreck oder besudelt sich mit fremdem Blut.

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