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„Spuren führen in die Ukraine“: Eine „Nord-Stream-Show“ der US-Regierung?

Published On: 8. März 2023 6:00

Am 7. März wurde gemeldet, dass die Spuren zur Nord-Stream-Sprengung „in die Ukraine führen“. Interessant ist, dass unterschiedliche Medien unter Berufung auf unterschiedliche Quellen das gleichzeitig gemeldet haben, was auf eine gesteuerte Medienkampagne hindeutet.

Ich habe den Artikel der New York Times, die berichtet hat, eine Gruppe Ukrainer hätte die Nord Streams gesprengt, bereits übersetzt. Während ich noch an der Übersetzung saß, haben auch deutsche Medien gemeldet, dass die Spuren zur Nord-Stream-Sprengung „in die Ukraine führen“. Das hätten gemeinsame Recherchen von ARD-Hauptstadtstudio, des ARD-Politikmagazins Kontraste, des SWR und der „Zeit“ ergeben. In der Tagesschau war das – im Gegensatz zur Hersh-Recherche vor einigen Wochen – sogar der Aufmacher in der 20.15-Sendung der Tagesschau.

Die New York Times beruft sich in ihrem Artikel auf ungenannte Quellen bei den US-Geheimdiensten, während die deutschen Medien sich auf eigene Recherchen und Erkenntnisse deutscher Ermittler berufen. Die amerikanische New York Times und die deutschen Medien berufen sich also eindeutig auf unterschiedliche Quellen, haben ihre im Kern gleichlautenden „Enthüllungen“ aber fast exakt zeitgleich veröffentlicht.

Da wir hier von angeblich streng geheimen Erkenntnissen der US-Geheimdienste und ebenso streng geheimen Erkenntnissen der deutschen Ermittler sprechen – immerhin hat die Bundesregierung die Beantwortung von Kleinen Anfragen zu dem Thema mit dem Hinweis auf „Geheimhaltungsinteressen“ verweigert -, muss man davon ausgehen, dass hier eine von staatlichen Stellen der USA und der Bundesrepublik koordinierte Medienkampagne gestartet wurde, anders lässt sich das in meinen Augen nicht erklären.

Daher werden wir uns nun anschauen, was dahinter stecken könnte. Ich sage es gleich vorweg: Ich tue hier etwas, was ich nicht gerne tue, denn ich spekuliere in der zweiten Hälfte dieses Artikels ein wenig. Aber diese Geschichte lädt geradezu dazu ein, darüber zu spekulieren und das Schöne ist, dass wir in diesem Fall schon in wenigen Tagen oder Wochen wissen werden, ob sich diese Spekulationen bestätigen.

Die Vorgeschichte

Keine Spekulation ist, dass die Pipelines gesprengt wurden und es ist auch keine Spekulation, sondern eine Tatsache, dass die Sprengung der Pipelines von den westlichen Medien schnell unter den Teppich gekehrt wurde, dass das Thema Medien und Politiker außerhalb der westlichen Medienblase jedoch keine Ruhe gelassen hat, wie ich immer wieder berichtet habe. Staaten, die nicht zum US-dominierten Westen gehören, haben durchaus unangenehme Fragen gestellt, denn dass als Täter nur Staaten des Westens in Frage gekommen sind, war für jeden offensichtlich. Das hat sogar die New York Times nun eingestanden, als sie in ihrem aktuellen Artikel geschrieben hat:

„Einige anfängliche Spekulationen in den USA und in Europa konzentrierten sich auf eine mögliche Schuld Russlands, insbesondere angesichts seiner Fähigkeiten bei Unterwasseroperationen, obwohl unklar ist, welche Motivation der Kreml bei der Sabotage der Pipelines hätte, da diese eine wichtige Einnahmequelle und ein Mittel für Moskau sind, Einfluss auf Europa auszuüben.“

Das ist genau das, was böse „russische Propagandisten“ wie ich seit der Sprengung der Pipelines schreiben, weshalb es verwunderlich ist, dass ausgerechnet die New York Times das nun bestätigt. Wenn aber nicht Russland die Pipelines gesprengt hat, wie deutsche Medien immer suggeriert haben, dann kommen nur die Staaten des Westens als Täter in Frage, die zuvor am lautesten gegen Nord Stream gewettert haben: Das waren in erster Linie die Ukraine, Polen, die baltischen Staaten, Großbritannien und vor allem die Führungsmacht des Westens, ohne deren Okay im Westen nichts Entscheidendes passiert, die USA.

Das war wie gesagt jedem klar, weshalb der Druck auf die USA als Führungsmacht des Westens, zur Aufklärung beizutragen, international groß war. Als dann auch noch Seymour Hersh seine Enthüllungen, dass die USA die Pipelines gesprengt haben, veröffentlicht hat, wurde der Druck noch größer, denn auf internationalem Parkett waren die USA blamiert und faktisch als das Land bloßgestellt, dass eine Kriegshandlung unter anderem gegen seine NATO-Verbündeten, vor allem Deutschland, durchgeführt hat.

Hinzu kommt, dass der Hersh-Bericht, auch wenn westliche Medien versucht haben, ihn zu diskreditieren, sehr detailreich und überzeugend war. Die US-Regierung hat dazu faktisch jede Antwort verweigert und den Hersh-Bericht stattdessen einfach als „absurd“ bezeichnet, anstatt ihn zu widerlegen. Und ihn zu widerlegen, wäre nicht sonderlich schwer gewesen, man hätte damit anfangen können, die Verantwortlichen – also den Sicherheitsberater des US-Präsidenten, den CIA-Chef und vielleicht noch den Vizeadmiral der 6. US-Flotte – vor den Kongress vorzuladen und sie dort unter Eid dazu zu befragen. Wäre Hershs Geschichte Unsinn, hätten sie unter Eid alles im Detail widerlegen und vor allem deutlich sagen können, dass die USA damit nichts zu tun haben. Aber das wurde nicht getan und die Pressesprecher der US-Regierung haben dem Bericht nicht einmal explizit widersprochen, sondern Kommentare dazu mit dem Hinweis abgelehnt, er sei „absurd“.

Die US-Regierung stand danach wegen der Nord-Stream-Sprengung international unter großem Druck und unter Zugzwang, schließlich will sie weitere Länder für ihren anti-russischen und anti-chinesischen Kurs gewinnen. Aber welches Land schließt sich schon den USA an, wenn die sogar gegen ihre eigenen Verbündeten vorgehen?

Das Ukraine-Abenteuer beenden

Im Januar hat die in den USA sehr einflussreiche RAND-Corporation ein Papier veröffentlicht, das der US-Regierung sehr deutlich empfohlen hat, sich aus dem Ukraine-Abenteuer zurückzuziehen und dabei sogar recht unverblümt die Anerkennung der russischen Gebietsgewinne und die Aufhebung der Russland-Sanktionen ins Spiel gebracht hat. Papiere der RAND-Corporation zu lesen, lohnt sich, denn RAND schreibt de facto die US-Außenpolitik und wenn RAND etwas empfiehlt, setzt die US-Regierung es sehr oft kurze Zeit später um, wie ich hier anhand eines Beispiels von 2019 aufgezeigt habe.

RAND hat in seinem Papier vom Januar 2023 ganz nüchtern analysiert, dass die Ziele der USA in der Ukraine gescheitert sind. Die USA haben den Ukraine-Krieg provoziert, um Russland zu schwächen. Das erwartete Ziel war es, die russische Wirtschaft durch die beispiellosen Sanktionen zu zerschlagen und Russland international zu isolieren. Beides hat offensichtlich nicht geklappt.

Daher hat RAND analysiert, was die USA davon haben, die Ukraine weiter zu unterstützen, wenn sie ihr eigentliches Ziel, nämlich Russland zu schwächen, nicht erreichen können. RAND kam zu dem Ergebnis, dass eine weitere Unterstützung der Ukraine unglaublich teuer ist, aber den USA keinen entsprechenden Vorteil oder Gewinn bringt. Und RAND hat offen gesagt, dass es für die USA unwichtig ist, ob Kiew die Kontrolle über (ehemals) ukrainische Gebiete an Russland verliert, und dass der Erhalt der ukrainischen Grenzen für die USA keine so große Priorität hat, dass es die Kosten wert wäre.

Daher hat RAND der US-Regierung empfohlen, das Ukraine-Abenteuer möglichst schnell am Verhandlungstisch zu beenden, auch wenn das bedeutet, dass Russland die Kontrolle über Teile der Ukraine übernimmt und wenn es bedeutet, die USA die Russland-Sanktionen wieder lockern müssen. RAND ist auch bereit, die NATO-Mitgliedschaft der Ukraine und noch einiges mehr zu opfern, wenn die US-Regierung das Ukraine-Abenteuer nur schnell beenden kann.

Die Sache hat nur einen Haken: Die US-Regierung hat sowohl ihre Verbündeten als auch die Öffentlichkeit im Westen einschließlich in den USA so gründlich gegen Russland aufgehetzt, dass die US-Regierung denen einen solchen Kurswechsel nur schwer vermitteln kann. RAND schrieb dazu:

„Eine dramatische Änderung der US-Politik über Nacht ist politisch unmöglich – sowohl innenpolitisch als auch gegenüber den Verbündeten – und wäre in jedem Fall unklug. Aber wenn diese Instrumente jetzt entwickelt und in der Ukraine und bei den Verbündeten der USA bekannt gemacht werden, könnte dies als Katalysator für den Beginn eines Prozesses dienen, der diesen Krieg auf dem Verhandlungswege in einem Zeitrahmen beenden könnte, der den Interessen der USA entspricht. Die Alternative wäre ein langer Krieg, der die USA, die Ukraine und den Rest der Welt vor große Herausforderungen stellt.“

Die „dramatische Änderung der US-Politik“ erklären

Die Kernfrage lautete daher, wie die USA es schaffen können, dass die Öffentlichkeit und auch die Politiker im Westen die „dramatische Änderung der US-Politik“ mitmachen.

Das waren alles Fakten, ab jetzt spekuliere ich: Sollte die US-Regierung beschlossen haben, die RAND-Empfehlung umzusetzen, dann könnte sie dem Westen erklären, dass es die Ukraine war, die die Nord Streams gesprengt hat. Man könnte Russland weiterhin für seinen „Angriffskrieg“ verdammen, aber konstatieren, dass Kiew sich – höflich ausgedrückt – unfreundlich gegenüber seinen Gönnern verhalten hat, weshalb es eine weitere westliche Unterstützung im bisherigen Umfang nicht mehr erwarten kann.

Man könnte Kiew zu Verhandlungen mit Russland zwingen und von Kiew die Zugeständnisse verlangen, die RAND in seinem Papier vorgeschlagen hat und die faktisch fast alles beinhalten, was Russland fordert: Die Anerkennung der neuen russischen Gebiete inklusive der Krim, eine neutrale Ukraine, die Aufhebung (oder zumindest starke Abschwächung) der Russland-Sanktionen und so weiter.

Der westlichen Öffentlichkeit ließe sich das relativ problemlos verkaufen, auch wenn natürlich kein Experte die Geschichte, Kiew habe im Alleingang und ohne Wissen der USA und der NATO die Nord Streams gesprengt, glauben wird. Aber die Macht der westlichen Medien kann auf die öffentliche Meinung im Westen Wunder wirken, wie das Totschweigen und Diskreditieren des Hersh-Berichts gerade wieder gezeigt hat. Für die USA ist es, so konnte man bei RAND erfahren, nur wichtig, die „dramatische Änderung der US-Politik (…) sowohl innenpolitisch als auch gegenüber den Verbündeten“ zu erklären. Und das können die westlichen Medien leisten, indem sie das Thema „die Ukraine hat Nord Stream gesprengt“ für einige Zeit in den Schlagzeilen halten.

Wir können also schon in den nächsten Tagen die ersten Anzeichen dafür finden, ob dies möglicherweise der Plan der US-Regierung ist, wenn die westlichen Medien sich auf dieses Thema stürzen sollten. Sollten sie das Thema sofort wieder begraben, dürfte meine Spekulation nicht ins Schwarze getroffen haben.

Aber tun wir mal so, als würde meine Spekulation zutreffen.

Die Umsetzung

Der merkwürdige Besuch von Bundeskanzler Scholz in Washington, bei dem Scholz ohne Berater und Journalisten alleine in die USA geflogen ist, nur um sich zwei Stunden unter vier Augen mit US-Präsident Biden zu unterhalten und CNN noch schnell ein kurzes und vollkommen inhaltsloses Interview zu geben, hat viele Spekulationen hervorgerufen.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass man Scholz in Washington vor vollendete Tatsachen gestellt und auf die vorbereitete Medienkampagne über „die Ukraine hat Nord Stream gesprengt“ eingeschworen hat. Es ist schließlich ein sehr merkwürdiger Zufall, dass diese Meldungen nur vier Tage nach dem rätselhaften Besuch von Scholz im Weißen Haus ausgerechnet von amerikanischen und deutschen Medien veröffentlicht wurden.

Dass es eine Medienkampagne ist, zeigt die oben erwähnte Tatsache, dass sich deutsche und amerikanische Medien am gleichen Tag auf unterschiedliche Quellen berufen, die ihnen streng geheime Informationen zugesteckt haben, die im Kern das gleiche aussagen: Eine Gruppe ukrainischer Staatsbürger ist mit einer kleinen Segelyacht von Deutschland aus zu den Pipelines geschippert, wo Spezialtaucher (unbemerkt von der lückenlosen NATO-Überwachung der Ostsee vor Dänemark und Schweden) den Sprengstoff an den Pipelines angebracht haben.

Die Geschichte ist absurd und vollkommen unrealistisch, aber die westlichen Medien haben der Öffentlichkeit ja sogar glaubhaft machen können, dass die Pässe der Attentäter von 9/11 unmittelbar nach dem Einsturz der Twin-Towers unversehrt im Schutt gefunden wurden, weshalb man dringend Kriege gegen Afghanistan und den Irak führen musste. Im Vergleich dazu ist die Geschichte von der Segelyacht, die in der engmaschig überwachten Ostsee unbemerkt die Sprengsätze anbringen konnte, geradezu glaubhaft.

Zurücklehnen und abwarten

Nun müssen wir uns nur noch zurücklehnen und können abwarten, ob die westlichen Medien die „die Ukraine hat Nord Stream gesprengt“-Geschichte prominent verbreiten. Und sollte das passieren, können wir mit großer Neugier abwarten, wie die ersten westlichen Politiker die Hilfe für die Ukraine in Frage stellen und von Kiew ultimativ Verhandlungen mit Russland fordern.

Aber vielleicht liege ich mit meiner kleinen Spekulation auch daneben und die offensichtlich koordinierten Veröffentlichungen über die angebliche ukrainische Spur zur Nord-Stream-Sprengung durch deutsche und amerikanische Medien verfolgen ein anderes Ziel.

Prognosen sind bekanntlich immer schwierig, vor allem, wenn sie die Zukunft betreffen. Warten wir’s ab…


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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