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Das andere «Wort zum Sonntag» oder: Von wegen Segel streichen!

Published On: 12. März 2023 0:47

Veröffentlicht am 12. März 2023 von LM.

Von der Hotel-Terrasse aus war es natürlich sehr schön anzusehen, wie die drei Surfer bei nur leichtem Wellengang dahinglitten. Der Wind blies nicht sonderlich stark, die Surfschule war nicht weit weg, das Wasser augenscheinlich nicht sonderlich tief. Langsam zogen sie ihre kleinen Bahnen.

Die «Profis» weiter unten auf der Insel, wo auch die stärkeren Winde blasen, machten es eleganter. Sie huschten über die Wellen, wechselten auch ’mal die Richtung und boten dem Betrachter ein faszinierendes Schauspiel. Hier aber wurden Wind und Brett und Fähigkeiten erst einmal getestet.

Es dauerte auch nicht lange, bis einer von ihnen – wörtlich – seine Segel strich. Das farbige Dreieck war verschwunden, aus der Ferne konnte ich nurmehr die Umrisse des Sportlers selber wahrnehmen. Und auch die bald nicht mehr, denn er konnte sich nicht auf dem Brett halten, geschweige denn, sein nasses Segel wieder aus dem Wasser ziehen.

Da erst fiel mir auf, dass das motorisierte Schlauchboot weiter drüben offenbar zur gleichen Truppe gehörte. Wie es ausschaute, begleiteten zwei Instrukturen der besagten Surfschule die ersten Geh- / Schwimm- / Segelversuche ihrer Schützlinge. Mit einer vorsichtigen Kurve näherten sie sich dem Mann im Wasser und holten ihn an Bord. Einer der beiden hielt, über den Rand gebeugt, das Surfbrett fest. Bald waren sie um den Hügel in Richtung Strand verschwunden.

Ich hab mir dann gedacht: Wie ist das jetzt für den Geretteten? Schämt er sich, weil er gescheitert ist, oder freut er sich über diese Hilfe? Seine beiden Kollegen hatten ja anscheinend weniger Probleme; sie hielten sich noch auf den Beinen, den sogenannten Gabelbaum fest in den Händen. Ich wünschte ihm eine dritte Haltung: die Freude darüber, es überhaupt gewagt zu haben.

Er war seiner Leidenschaft nachgegangen und hatte dabei seine derzeitige Grenze erreicht. Kann man das dann noch Scheitern nennen? Was ihm vorgeschwebt war, das hatte er ja erreicht: den Gang aufs Meer hinaus, sich der Natur aussetzen, eine ganz andere, neue Erfahrung machen. Ob man ihn später einmal weiter unten bei den «Profis» wiedertreffen wird? – Ist das wichtig?

Ist das entscheidend, dass das Bußgeldverfahren auf keinen Fall verloren geht? Dass ich in der Firma immer deutlich Farbe bekannt und mich stets offen gegen das Impfen ausgesprochen hab? Dass ich jene Demo tatsächlich nicht verpasst und in der Gemeinde den Streit riskiert hab, weil ich mir sonst wie ein Verräter vorgekommen wäre? Kommt es darauf an, dass ich in der Diskussion um Spikes und Masken, um die Ukraine und die letzten Wettermanipulationen, ganz vorn mitreden kann und dieses oder jenes zweistündige Video aufmerksam bis zum Schluss mitverfolgt hab?

Oder war es nicht einfach „nur“ wichtig, schön und richtig, dass ich mich überhaupt aus der Deckung gewagt hatte? Dass ich meinem ganz persönlichen Ineinander von Wissen und Witterung nachgegeben habe, ihm nachgegangen bin, hinaus auf Offene? Mag sein, dass ich damit nicht sehr weit gekommen bin; weniger weit als ich es von mir selber erwartet hatte. Aber ich hab einen Vorgeschmack davon bekommen, was es heissen kann, Persönlichkeit zu zeigen.

Einmal rief Jesus den noch recht unbedarften Petrus zu einem grossen Schritt heraus. Man kämpft sich frühmorgens, mitten auf dem See, durch die Wellen; von Jesus keine Spur. Auf einmal steht er doch vor ihnen. Sie erschrecken; er versucht sie zu beruhigen. Petrus will es genauer wissen: «Herr, bist du es, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf dem Wasser.» – «Komm her.» Und tatsächlich wagt sich Petrus aufs Wasser hinaus.

«Als er aber den starken Wind sah, erschrak er und begann zu sinken und schrie: Herr, rette mich!» Ja, Jesus rettet ihn. Aber er tadelt ihn auch: «Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?» Matthäus 14,30-31

Ich möchte diesen Kleingläubigen in Schutz nehmen. Seinen einen ersten Schritt hatte er doch getan: sich dem unbekannten Element des Glaubens ausgesetzt. Gut, weit war er nicht gekommen, noch nicht. Aber zum Segelstreichen war kein Anlass. Denn er war und wurde gehalten, hier auf hoher See ebenso wie später nach seinem grossen Tauchgang: als er nach der Verhaftung von Jesus diesen dreimal öffentlich verleugnet hatte.

Auf die Seite der Profis, die alles gut im Griff hätten, wechselt in diesem Sinne ohnehin keiner. Was sich aber ändert im Lauf der Zeit: Wir wagen uns nach und nach immer weiter hinaus ins Offene und geniessen die zunehmende Freiheit in dem immer vertrauteren Element des Glaubens, weil wir wissen: Das rettende Boot ist und bleibt in unserer Nähe. Und wenn die Zeit da ist, bringt es uns ans Ufer.

Denn:

«sind wir untreu, so bleibt er treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen» (Paulus in seinem 2. Brief an Timotheus.

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Wort zum Sonntag vom 5. März 2023: Die Sehnsucht der «kleinen Minderheit»?

Lothar Mack war als Gemeindepfarrer und bei verschiedenen Hilfswerken und Redaktionen tätig. Sein kritischer Blick auf Kirche und Zeitgeschehen hat ihn in die Selbständigkeit geführt. Er sammelt und ermutigt Gleichgesinnte über Artikel und Begegnungen und ruft auch an Kundgebungen zu eigenständigem gläubigem Denken auf.

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Website: www.stimme-und-wort.ch

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