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Ja mei! – Sich darauf besinnen, wo man herkommt

Published On: 20. März 2023 22:34

Was wäre, wenn in Deutschland keine Dialekte mehr gesprochen werden? Stengan mia Olle oarm do. Mia valiarn insa Kultur, insa Hoamat und insa Identität.

„Ma muass imma s Beste hoffn, s Schlechte kimmt vo sejm.“ Boarisch beziehungsweise Bairisch und ned bayerisch, reedn d’Leit in Oidbaiern, Estareich und Sidtirol. As Boarische is vo da UNESCO seit 2009 ois bedroht eigstuft worn. Da Förderverein „Bairische Sprache“ duat ois wos er ko, de 1.500 oide Sproch und seine Dialekte, de Kultur und de Tradition zum dahoitn.

Seit 30 Jahren fördern die Vereinsmitglieder den Gebrauch der bairischen Hochsprache und seiner Dialekte und tragen dazu bei, so manche Vorurteile gegenüber der Mundart zu entkräften. Das Imageproblem der 70er- und 80er-Jahre gilt weitestgehend als überwunden. Und doch schleicht sich das Standarddeutsch mit Tempo auch in die altbayerischen Dörfer ein.

Im Gespräch mit Heinz Schober-Hunklinger, dem 1. Vorsitzender des Vereins, und Marianne Hauser, stellvertretende Vorsitzende. Was sind ihre „Herzensangelegenheiten“?

Frau Hauser, Herr Schober-Hunklinger, Sie sprechen anders als sie schreiben. Ist das ein Problem?

Hauser: Ja mei! Wir sind mit der strikten Trennung aufgewachsen, bairisch zu sprechen und Standarddeutsch zu schreiben. Das müssen wir schon von klein auf lernen. Natürlich gibt es auch Kinder, die damit Schwierigkeiten haben. Das gilt vor allem, wenn sie aus einem Elternhaus kommen, wo generell wenig gelesen wird.

Es kann aber auch andersherum eine Herausforderung sein. Als wir vor etwa 20 Jahren anfingen, uns via Handy Kurznachrichten auf Bairisch zu schreiben, hatte ich Probleme. Ich konnte es anfangs nicht.

Dann schreibt man so, wie man spricht?

Schober-Hunklinger: Ma ko’s schreibm, wia ma wui. Es gibt keine festgeschriebenen Regeln bei dieser Schriftsprache. Das ist ein Vorteil. Dagegen gibt es beim gesprochenen Bairisch klare lautliche und grammatikalische Regeln.

Es gibt zudem ein bairisch geprägtes Standarddeutsch – oft auch Bairisches Hochdeutsch genannt –, das seine eigenen Wörter und seine eigene Aussprache hat. Eine einheitlich geregelte Aussprache der deutschen Sprache gibt es ja nicht.

Hauser: Hätte man eine einheitliche Verschriftlichung eingeführt, dann hätte man die vielen verschiedenen Untergruppen des Bairischen komplett verdrängt. Jemand, der aus der Oberpfalz kommt, spricht anders als beispielsweise jemand, der traditionell aus Wien kommt. Wir hören die Unterschiede und verstehen die Menschen auch weitestgehend.

Stellen Sie sich vor, jemand kommt aus Köln und versucht sich auf Bairisch mit Ihnen zu unterhalten.

Hauser: Es wäre schön, aber nicht notwendig. Ich kenne eine Kollegin, die relativ gut Bairisch spricht, obwohl sie aus Nordrhein-Westfalen kommt. Es darf aber nicht „aufgesetzt“ sein. Bevor man sich verbiegt, soll man lieber bei seiner Sprache bleiben. Hauptsache, man kann sich verständigen.

Schober-Hunklinger: Die Sprache dient der Verständigung. Es geht aber auch um das Thema der Integration. Ein bisserl Dialekt ist da schon hilfreich beziehungsweise die Verwendung von lokalen Ausdrücken, zum Beispiel Semmel statt Brötchen.

Wie viele Menschen sprechen heute noch Bairisch oder besser gesagt Boarisch?

Hauser: Es gibt unterschiedliche Varianten des Bairischen. Ganz Österreich – bis auf Vorarlberg – gehört ebenso zum bairischsprachigen Raum wie Altbayern mit den Regierungsbezirken Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz. Auch Südtirol gehört größtenteils dazu.

In Bayern selbst wird geschätzt, dass heute noch circa 3,5 Millionen Menschen Bairisch sprechen – aber mit deutlicher Tendenz nach unten.

In München beispielsweise sprechen laut einer Statistik nur noch fünf von tausend Kindergartenkindern Bairisch. Auf dem Land wird natürlich mehr Dialekt gesprochen. Aber auch hier geht die Tendenz deutlich nach unten.

Die UNESCO hat im Jahr 2009 die bairische Sprache als „gefährdet“ eingestuft. Warum sprechen immer weniger Menschen diesen Dialekt?

Schober-Hunklinger: Die Welt heute ist eine ganz andere geworden als früher. Die sozialen Medien und die intensive Nutzung des Smartphones haben die Sprache und die Dialekte stark beeinflusst. Sprachwissenschaftler an der Universität München haben beispielsweise in einer Studie festgestellt, dass Dialekt sprechende Kinder die bairischen Vokale zugunsten der Standardsprache unbewusst anpassen.

Gibt es noch andere Gründe?

Hauser: Zuzug und Globalisierung. Aus wirtschaftlichen oder auch landschaftlichen Gründen ziehen viele Deutsche aus anderen Regionen Deutschlands zu uns. Für sie ist der Dialekt nicht wichtig. Und wenn Menschen aus anderen Ländern hierhin kommen, lernen sie doch das Standarddeutsch und nicht den Dialekt.

Es ist auch so, dass Kinder sich schon im Kindergarten an ihrer „Peergroup“ orientieren. Und wenn diese Standarddeutsch spricht, fangen sie an, den bairischen Dialekt abzulegen.

Ich denke außerdem, dass einige Dialektsprecher – sich selbst gegenüber – immer noch das Vorurteil haben, dass man nicht so intelligent wirkt, wenn man Dialekt spricht.

Woher kommt dieses Vorurteil?

Hauser: In den 1960er-Jahren gab es aus den USA eine Studie. Diese wurde so gedeutet, dass Menschen, die nicht Englisch sprachen, aus der sozialen Unterschicht kamen. Dieses falsch interpretierte Forschungsergebnis war viele Jahre lang ein „Dogma“ in der Lehrerausbildung in Deutschland.

So hat man insbesondere in den 1970er- und 1980er-Jahren den Kindern eingetrichtert, ihren Dialekt zu verbannen. Dieses Vorurteil wollen wir konsequent entkräften. Dabei haben wir auch die Sprachwissenschaftler „auf unserer Seite“.

Fühlen sich Dialektsprecher ausgegrenzt?

Schober-Hunklinger: Die Ausgrenzung war früher viel schlimmer. Jetzt haben wir mit unserer Vereinsarbeit dazu beigetragen, dass die Situation sich in den letzten 30 Jahren geändert hat. Wir vermitteln den Menschen, dass Dialekt zu sprechen nichts Schlimmes ist.

Im Gegenteil, die Zweisprachigkeit bringt auch Vorteile. So sind Dialektsprecher jetzt viel selbstbewusster geworden und die anderen toleranter. Wir haben zudem den Vorteil, dass Bairisch in den Umfragen immer wieder als beliebtester Dialekt aufgeführt wird.

Hauser: Das Image ist insgesamt positiver. Allerdings haben Wissenschaftler festgestellt, dass Menschen, die im Dialekt leben und sprechen, immer noch ein schlechtes Image-Bewusstsein haben.

Warum ist es wichtig, den bairischen Dialekt am Leben zu erhalten?

Hauser: Es ist eine Herzensangelegenheit, wenn man in dem Land groß geworden ist und sich kulturell stark verwurzelt hat. Sprich: in der Sprache, der Umwelt, den Traditionen und in der Art und Weise, wie man miteinander umgeht. Ich habe vieles von der Welt gesehen. Und doch weiß ich, dass ich hier zu Hause in einem fast paradiesischen Umfeld lebe. Die Sprache ist hierbei ein wesentlicher Teil, der erhalten bleiben muss.

Wir leben heute im Zeitalter der Globalisierung. Da ist es wichtig, dass man sich zurückbesinnt auf die Wurzeln und darauf, wo man herkommt. Dialekte sind aber auch auf der emotionalen Ebene wichtig. Und die emotionale Ebene ist wiederum wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Schober-Hunklinger: Hinter dem Bairisch steckt eine 1.500 Jahre alte Tradition, die unsere Identität prägt. Außerdem kann man sich mit dem Dialekt besser auf der emotionalen Ebene ausdrücken. Es wäre auch nicht authentisch, wenn zum Beispiel Touristen hierhin kommen und keiner spricht mehr Bairisch. Wenn es diese regionalen Unterschiede nicht mehr gäbe und überall gleich gesprochen würde, wäre es auch langweilig.

Junge Menschen wollen heute eher „modern“ sein. Wie wollen Sie Tradition vermitteln und aufrechterhalten?

Schober-Hunklinger: Es gibt beispielsweise moderne Musikgruppen, die aber im Dialekt singen. Wir haben zum Beispiel Kontakt zu einem Radiosender, der moderne Musik mit bairischen Texten bringt, um mehr junge Menschen in die Kultur einzubinden. Es ist schon Bewegung da. Der Weg führt wieder zurück zur Tradition.

Hauser: Bei uns ist das Thema Volkskultur verglichen mit anderen deutschen Gebieten noch hoch angesehen. Sie wird auch von den jungen Menschen getragen, sei es durch die traditionelle Kleidung, die Musik oder den Dialekt. Hier hat die Tradition länger überlebt und wird jetzt auch mehr akzeptiert und hochgehalten.

Wichtig ist auch das Thema Image: Wenn man von klein auf schon lernt, dass Tradition – dazu gehört auch der Dialekt – etwas Positives ist, dann wird man es auch eher weiterführen. Wenn man aber lernt, dass alles anstrengend und mühsam ist und dass man hier und dort hingehen und mitarbeiten muss, dann wird man es auch im Erwachsenenalter nicht akzeptieren.

Die Tradition dient dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es kann sich dadurch ausdrücken, dass man gemeinsam ein Fest organisiert, miteinander musiziert oder sich ehrenamtlich für andere einsetzt und gemeinsam etwas macht, ohne Geld dafür zu bekommen. All das sind Dinge, die die Kinder im Elternhaus und in der Umgebung lernen und praktizieren müssen. Sie bekommen diese Tradition von zu Hause mit.

Schober-Hunklinger: Wir können das alles aber nicht allein stemmen und müssen uns auch an die Politik und Medien wenden sowie mehr mit anderen Verbänden kooperieren. A so, kema gwieß weida!

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Förderverein: Aus Sorge um die bairische Sprache gründeten im November 1989 Frauen und Männer den Förderverein Bairische Sprache und Dialekte e.V. (FBSD). Aus der Gründergruppe erwuchs eine Gemeinschaft mit weit über 3.000 Mitgliedern, die in zehn Landschaftsverbänden auf dem Gebiet der Regierungsbezirke Oberbayern, Niederbayern und Oberpfalz organisiert sind. „Geh auf de Seitn www.fbsd.de und werd Mitglied, des waar schee!“



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