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Wie in Russland über die ins Schwarze Meer gestürzte US-Drohne berichtet wird

Published On: 20. März 2023 3:00

Eine der dramatischsten Meldungen der letzten Woche war der Absturz der US-Drohne über dem Schwarzen Meer, für den die USA Russland die Schuld geben. Hier zeige ich, wie in Russland darüber berichtet wurde.

Der Absturz der US-Drohne über den Schwarzen Meer war am Sonntag eines der wichtigsten Themen im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens. Dem Thema waren zwei Beiträge gewidmet, die ich beide hier übersetzt habe. Da in dem Beitrag Bilder gezeigt werden, auf die in dem Beitrag eingegangen wird, empfehle ich – wenn möglich – sich den russischen Beitrag auch anzuschauen, denn zusammen mit meiner Übersetzung ist er auch ohne Russischkenntnisse verständlich.

Beginn der Übersetzung des ersten Beitrages:

Die Amerikaner haben die Routen ihrer strategische Drohne angepasst

Der russische Präsident hat in der Hubschrauberfabrik in Ulan-Ude sehr wichtige Worte gesprochen. Putin hat das Ausmaß der Schlacht, die jetzt im Gange ist, umrissen. Und sie ist viel größer, als es auf den ersten Blick scheinen mag:

„Für uns ist das ein Kampf um die Existenz der russischen Staatlichkeit, denn unsere Gegner oder, wie ich früher sagte, unsere Partner haben ein Ziel, und das haben wir seit Jahrzehnten gesehen: Sie wollen die russische Staatlichkeit erschüttern und in Stücke reißen. Genau darum geht es. Für uns ist es also keine geopolitische Sache, sondern eine Frage des Überlebens der russischen Staatlichkeit, der Schaffung der Bedingungen für die zukünftige Entwicklung des Landes und unserer Kinder – das ist unsere Aufgabe“, betonte der Staatschef.

Das sagte Putin am Dienstag. Und genau an diesem Tag kam die Nachricht, dass die teure US-Drohne Reaper sich der von Russland für die Dauer der Militäroperation eingerichteten Luftraumsperrzone näherte. Die Reaper, eine Aufklärungsdrohne mit Angriffsfähigkeiten, ist nach dem Treffen mit unserer zum Abfangen aufgestiegene Su-27 ins Schwarze Meer gestürzt. Alle waren gewarnt. Sie haben nicht darauf gehört. Sie haben es übertrieben.

Da die USA stinksauer sind, werden wir uns diese Episode im Detail ansehen. Doch zunächst der angenehme Teil. Unsere Kampfpiloten, die das amerikanische „Vögelchen“ abgefangen haben, wurden von Verteidigungsminister Sergej Schoigu ausgezeichnet.

Nun zu unserer Reportage über den Vorfall.

Das ist das letzte erhaltene Bildmaterial der amerikanischen Drohne, das von der Drohne selbst aufgenommen wurde. Das Su-27-Kampfflugzeug macht eine Kurve und es folgt eine weiße Spur. „Er hat unsere Drohne mit Kerosin übergossen“, empörte sich das Pentagon.

Das alles geschah um 9:03 Uhr Moskauer Zeit über dem Schwarzen Meer. Und zwar in großer Höhe. Die Drohne kann dort, anders als ein Kampfjet, der in solchen Höhen viel schneller fliegen muss, ihre übliche Geschwindigkeit von etwa 300 Stundenkilometern halten. Nur ein paar Sekunden dauert der Vorbeiflug, so sieht eine solche Begegnung mit einer Drohne aus dem Cockpit eines Kampfflugzeugs aus. Es erfordert also das Fingerspitzengefühl der Piloten, einen potenziellen Eindringling in der Luft zu erkennen und ihn gegebenenfalls zu vertreiben.

Der Propeller der Drohne scheint verbogen worden zu sein, nach Angaben des Pentagons gab es einen Kontakt. Die Drohne, die je nach Ausrüstung zwischen 30 und 60 Millionen Dollar kostet, ist verloren gegangen. Das russische Verteidigungsministerium betonte, dass unsere Kampfflugzeuge keine Bordwaffen eingesetzt haben, keinen Kontakt mit der Drohne hatten und sicher zu ihrem Heimatflugplatz zurückgekehrt sind.

„Der Flug des unbemannten Luftfahrzeugs wurde mit ausgeschalteten Transpondern durchgeführt und verletzte damit die Grenzen des Bereichs der vorübergehenden Luftrausperrung, der für die Militäroperation eingerichtet wurde. Um den Eindringling zu identifizieren, wurden Kampfflugzeuge der diensthabenden Luftverteidigungskräfte in die Luft geschickt. Infolge eines scharfen Manövers geriet die MQ-9-Drohne in einen unkontrollierten Flug mit Höhenverlust und kollidierte mit der Wasseroberfläche“, sagte Igor Konaschenkow, der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums.

Die Drohne war vom Luftwaffenstützpunkt Cympia-Turzii in Rumänien aus gestartet. Bereits im Mai 2021 hatten die USA eigens 90 Soldaten und die Drohnen selbst dorthin verlegt, die in Liefercontainern transportiert und vor Ort zusammengebaut werden. Auf dem rumänischen Stützpunkt, auf dem normalerweise amerikanische F-15-Flugzeuge stationiert sind, wurden die Drohnen Berichten zufolge eingesetzt, um im Rahmen einer NATO-Mission Überwachungs- und Aufklärungsaufgaben wahrzunehmen.

Die MQ-9 Reaper wurde in erster Linie als Spionagedrohne konzipiert. Sie ist mit allen möglichen Sensoren ausgestattet und verfügt über eine Kamera, die nach einigen Angaben in der Lage ist, das Nummernschild eines Autos aus einer Entfernung von mehreren Kilometern zu erkennen.

Vom rumänischen Stützpunkt Cympia-Turzii bis zur Krim sind es nur wenige hundert Kilometer, so dass die Drohne Treibstoff sparen und stundenlang in der Luft bleiben kann, um das aktuelle Geschehen auf der Halbinsel auszuspähen. Die Piloten selbst könnten Tausende von Kilometern entfernt sein, die Drohne wird per Satellit gesteuert.

„Sie hat Aufklärungsarbeit geleistet. Sie fliegt schon seit einiger Zeit über dem Schwarzen Meer. Das Schwarze Meer ist eine wichtige internationale Wasserstraße, daher überwachen wir das Gebiet regelmäßig“, sagte Patrick Ryder, der Pressesprecher des Pentagon.

Bei der abgeschossenen Drohne handelt es sich um eine Aufklärungsdrohne. Daher auch der Name MQ-9 Reaper, der übersetzt „Sense“ bedeutet – eine Anspielung auf den Ausdruck „Sensenmann“, den Tod. Die Drohne kann fast zwei Tonnen Waffen tragen. Dabei handelt es sich um Luft-Boden-Raketen oder lasergesteuerte Bomben. Die Reaper hat in Afghanistan und im Irak eine blutige Ernte eingefahren. Es gab zahlreiche Fälle, in denen Zivilisten, darunter auch Kinder, bei ihren Angriffen getötet wurden. Ob die Drohne am Himmel über dem Schwarzen Meer Bomben geladen hatte, geben die Amerikaner nicht bekannt.

„Das ist eine echte Provokation. Sie haben uns zu gewissen Handlungen provoziert, nach denen es möglich wäre, Russland, das russische Militär der Unprofessionalität zu beschuldigen. Amerikanische Flugzeuge und Schiffe haben in der Nähe der russischen Grenzen nichts zu suchen“, sagte Anatoli Antonow, der russische Botschafter in den USA.

Und es war bei Weitem nicht das erste Mal, dass russische Piloten Besucher aus Übersee daran erinnern mussten, auch, indem russische Flugzeuge die ungebetenen Gäste verjagt haben. Und insgesamt gibt es im Luftraum über der Ostsee, dem Schwarzen Meer und der Barentssee seit vielen Jahren einen kontaktlosen Kampf mit allzu neugierigen NATO-Flugzeugen und NATO-Schiffen, die versuchen, die russischen Grenzen auszutesten.

Die Namen unserer Piloten bleiben fast immer geheim. Aber ein Name ist bekannt: Vasiliy Tsymbal, Absolvent der Pilotenschule der Luftverteidigung in Armavir. Als im August 1987 ein japanisches Patrouillenschiff mit zwei Hubschraubern auf Deck angeblich versehentlich in die sowjetischen Hoheitsgewässer eindrang, imitierte Tsymbal mit seiner Su-27 einen Angriff auf das Kriegsschiff. Das ging so weit, dass der Jet einen der Hubschrauber mit seinem Triebwerksstrahl von Bord schleuderte. Das Patrouillenschiff zog sich schnell zurück.

Später erhielt der Jagdpilot auf der Kola-Halbinsel den Auftrag, ein norwegisches „Orion“-Spionageflugzeug zu vertreiben. Die Orion blieb auf ihrem Kurs, und so drehte Tsymbal mit seiner Su-27 eine Schleife um sie. Das norwegische Flugzeug führte ebenfalls ein Manöver durch – es kam zum Kontakt. Einer der Orion-Propeller wurde beschädigt, eine Schaufel brach ab, der Rumpf wurde durchschlagen und das Flugzeug flog in Richtung Norwegen.

„Das Schicksal wollte, dass ich den Piloten dieser Orion 2016 in Mali getroffen habe. Seine Geschichte hat mich beeindruckt. Er erzählte mir, dass nicht nur ein Propeller kaputt war, sondern auch der Motor daneben und die Seite der Druckkabine durchstochen wurde, und zwar so sehr, dass eine Thermoskanne mit Kaffee zerbrach und sich der Kaffee auf seine Hose ergoss. Können Sie sich vorstellen, wie es für ihn war, auf dem NATO-Stützpunkt aus seinem Flugzeug auszusteigen – mit nassen Hosen nach einem so schweren Vorfall?“, erinnert sich der Held Russlands und verdiente Versuchspilot Alexander Garnajew.

Nun liegen die Wrackteile der abgestürzten US-Drohne in den Gewässern des Schwarzen Meeres. Russland werde versuchen, sie zu bergen, sagte der Sekretär des russischen Sicherheitsrates Patruschew.

Der Erfolg ist jedoch nicht garantiert, denn die Operation ist extrem schwierig. Das Meer ist an der Absturzstelle sehr tief und es müssen Unterwasserdrohnen eingesetzt werden, um die fragile Drohne zu heben, die beim Aufprall auf das Wasser auseinandergebrochen sein könnte.

Das Pentagon behauptet, dass die Piloten vor dem Absturz der Reaper die sensible Software gelöscht haben. Es ist möglich, dass das überprüft werden kann. Aber es gibt Geheimnisse im Design, die nicht gelöscht werden können.

„Vieles wird unter Wasser konserviert. Es ist uns gelungen, in der Ostsee ein Filmband zu heben, von dem wir einige Bilder entwickeln konnten, einige Papierartefakte, die man lesen kann. Im Prinzip werden Dinge also unter Wasser gut genug erhalten. Im Schwarzen Meer gibt es unterhalb einer bestimmten Tiefe praktisch keinen Sauerstoff, praktisch keine Mikroorganismen, die verschiedene Materialien beschädigen könnten. Es handelt sich also um eine Art Zeitkapsel“, so Sergej Fokin, Direktor des Zentrums für Unterwasserforschung der Russischen Geographischen Gesellschaft.

Und der Vorfall selbst ist zu einem Beispiel unserer Zeit geworden: Die USA und die NATO befinden sich nahe an Russlands Grenzen. Man erntet, was man sät. Die Reaper selbst ist auf dem Meeresgrund, während die USA den Trackern zufolge nach dem Vorfall die Flugrouten der strategischen Global Hawk-Drohnen angepasst haben und sich von der Krim fernhalten.

Ende der Übersetzung

Nun folgt der Kommentar des Moderators.

Beginn der Übersetzung:

Die Reaper kreiste verdächtig nahe an Turkish Stream

Die Verteidigungsminister und die Stabschefs Russlands und der USA – Sergej Schoigu und Lloyd Austin, beziehungsweise Valery Gerasimow und Mark Milley – haben nach dem Vorfall im Schwarzen Meer schnell telefoniert. In beiden Fällen wurde das Gespräch von den Amerikanern initiiert.

Lloyd Austin war der redseligste Gesprächspartner. Er lobte sich selbst auf seiner Pressekonferenz für seine Kommunikationsfähigkeiten, bestätigte, dass sie weiterhin russische Warnungen ignorieren, und fliegen werden, wo sie wollen, und schimpfte auch über unsere Militärpiloten. Auf der Pressekonferenz sagte er: „Ich habe gerade ein Telefongespräch mit meinem russischen Amtskollegen Minister Schoigu beendet. Wie ich schon oft gesagt habe, ist es wichtig, dass die Großmächte anderen Ländern ein Beispiel in Sachen Offenheit und Kommunikation geben. Die USA werden weiterhin Flüge und Operationen durchführen, wo immer es die internationalen Normen erlauben. Russland ist für das sichere und professionelle Handeln seiner Kampfpiloten verantwortlich.“

Allerdings ist nichts von alledem wirklich wichtig. Natürlich ist es gut, dass die Militärs unserer Länder ein Gespräch geführt haben. Das ändert jedoch nichts. Im Großen und Ganzen ist jeder bei seiner Meinung geblieben. Die Amerikaner können so viel Wind machen, wie sie wollen, aber an den Fakten ändert das nichts. Sie verhalten sich Russland gegenüber äußerst feindselig, sie machen keinen Hehl daraus, und ihr Ziel liegt auf der Hand: die Zerstörung Russlands, um an unsere Rohstoffe heranzukommen.

Es ist so einfach, dass man die Dinge nicht künstlich verkomplizieren muss. Die Sprengung der Nord Streams und das Verhalten der USA seither, was muss man da noch erklären? Das ist Krieg. Die Amerikaner setzen die unkontrollierte Eskalation fort. Sie führen aggressive Handlungen durch, steigern ihre Aggression und mischen sich immer mehr in den Kampf ein.

Der Kampf ist nicht mehr lokal begrenzt. Und Telefongespräche zwischen Hauptquartieren und militärischen Abteilungen sind keine Friedensverhandlungen. Frieden ist immer das Ergebnis von Krieg. Es hat nie einen ewigen Frieden gegeben und wird ihn auch nie geben. Der Zweite Weltkrieg hat für eine gewisse Zeit des Friedens gereicht. Jetzt ist diese Zeit vorbei. Und es ist ein Krieg um einen neuen Frieden ausgebrochen.

Amerikas unstillbarer Appetit auf die Weltherrschaft hat den Zusammenstoß vorbereitet und provoziert. Es will die Weltherrschaft. Russland muss in diesem Kampf die Einheit unseres Volkes auf unserem historischen Territorium wiederherstellen. Es ist klar, dass diese Aufgabe ohne Entnazifizierung und Entmilitarisierung der Ukraine nicht gelöst werden kann. Ja, die Aufgabe ist groß, aber sie ist auch die Voraussetzung für den Fortbestand Russlands.

Daher kommt das Verständnis für den Augenblick. Sind jetzt Verhandlungen über Frieden möglich? Über was für einen Frieden? Einen Frieden ohne Russland? So wird die Frage schließlich gestellt. Und was ist daran ein Kompromiss? Das ist also der Moment in der Geschichte, in dem der Aufbau eines gerechten Friedens im Feuer der Schlacht geschmiedet wird. Wie viele US-Drohnen werden unter diesen Umständen noch ins Schwarze Meer stürzen? Die Entscheidung darüber liegt bei den USA. Wir schicken keine russischen Drohnen so nahe an ihre Küsten. Aber wir werden uns natürlich verteidigen. Haltet Euch raus.

Übrigens, ein weiterer kurioser Punkt, oder wie wir es gerne nennen, ein Zufall. Die amerikanische Reaper-Drohne kreiste und beendete ihren Lebensweg verdächtig nahe an der Trasse der Unterwasser-Gaspipeline Turkish Stream. Denken Sie, was Sie wollen. „Turkish Stream“ liefert bekanntlich russisches Gas nicht nur in die Türkei, sondern auch in europäische Länder wie Serbien, Bulgarien, Ungarn, Griechenland, Bosnien und Herzegowina sowie nach Rumänien und Nordmazedonien. (Anm. d. Übers.: Das Titelbild dieses Artikels zeigt die Karte aus dem Beitrag mit den Punkten, an denen die Drohne bei ihrem Flug war und den Verlauf der Pipeline Turkish Stream)

Als Sergej Lawrow kürzlich bei dem G20-Außenministertreffen in Neu-Delhi sprach, sagte er, wir würden nicht mehr zulassen, dass unsere Pipelines gesprengt werden. Heißt das, dass wir es nicht zugelassen haben? Natürlich wird das niemand jemals bestätigen. Aber wer bestätigt heutzutage überhaupt noch etwas…?

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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