Wie Russland auf die Lieferung von Uranmunition an Kiew reagiert
Großbritannien will Kiew Munition mit abgereichertem Uran liefern. In Russland wird darüber spekuliert, wie die russische Regierung reagieren wird.
Dass London Munition mit abgereichertem Uran an Kiew liefern will, war in Russland eine der wichtigsten Meldungen der Woche und seitdem wird spekuliert, wie die russische Regierung reagieren wird, wenn diese Munition tatsächlich zum Einsatz kommen sollte. Das war am Sonntag auch Thema im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens und ich habe den russischen Beitrag zu dem Thema übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Dem Planeten droht eine schreckliche Lektion
Die Briten wollen in der Ukraine einen Krieg mit einer nuklearen Komponente führen, mit radioaktiven Waffen. So erklärte die stellvertretende Verteidigungsministerin Annabelle Goldie am Dienstag vor dem Oberhaus, dass Großbritannien solche Waffen an die Ukraine liefern werde: „Wir werden der Ukraine nicht nur Challenger-2-Panzer liefern, sondern auch Munition, darunter panzerbrechende Geschosse, die abgereichertes Uran enthalten.“
Putin erfuhr die Nachricht am gleichen Tag und gab in Anwesenheit des Vorsitzenden Xi sofort eine Erklärung ab: „Es scheint, dass der Westen tatsächlich beschlossen hat, uns nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten bis zum letzten Ukrainer zu bekämpfen. Aber ich möchte in diesem Zusammenhang darauf hinweisen, dass, wenn all dies geschieht, Russland entsprechend reagieren muss, wenn man bedenkt, dass der kollektive Westen bereits beginnt, Waffen mit einer nuklearen Komponente einzusetzen.“
Abgereichertes Uran ist ein Produkt des Nuklearkomplexes und die Briten hätten das ohne die Amerikaner nicht getan – die Angelsachsen sind bereit, diese Waffen in die Ukraine zu werfen. Das führt zu einer nuklearen Apokalypse, so die zutreffende Einschätzung von Dmitrij Medwedew, dem stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Sicherheitsrates.
Zum besseren Verständnis: Es handelt sich um panzerbrechende Geschosse, die auch „Silbergeschosse“ genannt werden, weil es ein Geschoss mit silberfarbenem Kern ist. Er besteht aus einem Metall namens Uran-238. Das ist ein Metall, dessen spezifisches Gewicht dem von Gold nahe kommt. Es ist mehr als doppelt so schwer wie Stahl. Dieses Gewicht macht seine kinetische Energie gigantisch. Vereinfacht gesagt, ein Geschoss aus Uran-238 verursacht einen mehr als doppelt so großen Schaden, wie ein herkömmliches Geschoss. Das macht es so panzerbrechend.
Uran-238 ist abgereicherte Uran. Es wird als abgereichert bezeichnet, weil es in der Natur meist mit einer kleinen Menge Uran-235 vermischt ist. Uran-235 spaltet sich in einer Kernreaktion. Daher kann es für eine Atombombe oder als Brennstoff in einem Kernkraftwerk verwendet werden. Uran-238 hat diese wundersame Fähigkeit nicht. Wenn also Uran-235 aus Uranerz gewonnen wird, nennt man den Rückstand abgereichertes Uran.
Das ist Uran-238. Natürlich ist es radioaktiv, wenn auch in einem viel geringeren Maße als Uran-235. Aber Uran-238, oder abgereichertes Uran, hat noch eine andere überraschende Eigenschaft: Sobald es auf ein Hindernis trifft, wird das Metall sofort hundertmal härter und durchdringt die Panzerung, verpufft durch die Reibung im Inneren des Geschützturms und zerfällt in radioaktiven Staub. Die Temperatur der Verpuffung liegt bei weit über tausend Grad. Stellen wir uns das vor. Geschosse mit abgereichertem Uran durchdringen eine Panzerung von über 40 Zentimeter Dicke.
Hat Russland so etwas? Ja, Russland hat das. Aber im Gegensatz zu den Angelsachsen haben wir Munition mit abgereichertem Uran nie eingesetzt. Aber sie haben es getan. Und zwar nie auf ihrem Territorium. Zum Beispiel haben sie Ende des letzten Jahrhunderts in Jugoslawien 15 Tonnen panzerbrechende Munition eingesetzt. Und später in vielen Städten des Irak. Am Freitag erinnerte Generalleutnant Igor Kirillow: „Insgesamt haben die USA nach Angaben der Vereinten Nationen im Irak mindestens 300 Tonnen abgereichertes Uran eingesetzt. Infolgedessen war die Strahlungssituation in Falludscha weitaus schlimmer als in Hiroshima und Nagasaki nach den Atombombenabwürfen der USA. Die Stadt wird immer noch als das zweite Tschernobyl bezeichnet.“
Falludscha ist auch heute noch verstrahlt. Und zwar noch sehr lange. Die Halbwertszeit von Uran-238 beträgt viereinhalb Milliarden Jahre. Eine Dekontaminierung ist unmöglich, aber die Angelsachsen sind es ohnehin nicht gewohnt, hinter sich selbst aufzuräumen. Radioaktiver Staub aus der Munition mit abgereichertem Uran setzt sich in der Lunge und in den inneren Organen ab und verursacht langfristige Auswirkungen, das bedeutet eine Zunahme von Krebs und genetischen Missbildungen.
Kirillow fuhr fort: „Uranstaub reichert sich in den Nieren, im Knochengewebe und in der Leber an und führt so zu Veränderungen in den inneren Organen. Nach Angaben der irakischen Regierung stieg beispielsweise im Jahr 2005 die Zahl der Krebserkrankungen in dem Land infolge des Einsatzes von Munition mit abgereichertem Uran von 40 auf 1.600 Fälle pro 100.000 Menschen an. Das gleiche Bild zeigt sich in den Ländern des ehemaligen Jugoslawiens.“
Die Angelsachsen beabsichtigen, die Ukraine physisch zu zerstören, ihr Territorium unbewohnbar zu machen, ihre Schwarzerde für den Anbau von irgendetwas ungeeignet zu machen. Von welchem Wiederaufbau nach dem Krieg lügen sie Kiew etwas vor?! Eine radioaktive Müllhalde, das ist es, was sie unter schönen Parolen aus diesem Land machen wollen.
„Nach dem Einsatz von Geschossen mit abgereichertem Uran werden weite Teile der ukrainischen Anbauflächen verseucht sein und mit Fahrzeugen wird die Radioaktivität in das übrige Gebiet getragen. Das wird nicht nur die eigene Bevölkerung verseuchen, sondern auch dem agroindustriellen Komplex der Ukraine, insbesondere der Pflanzen- und Tierproduktion, enormen wirtschaftlichen Schaden zufügen und den Export landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus der Ukraine für viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte, zum Erliegen bringen“, betonte Kirillow.
Wie soll Russland antworten? Nun, sicherlich nicht mit denselben Geschossen, sondern asymmetrisch. Aber es wird spürbar, und zwar für diejenigen, die diese radioaktive Müllhalde schaffen wollen. Wie auch sonst?
Über die Folgen der radioaktiven Munition in Jugoslawien berichtet unsere Reportage.
In der Stadt Vranje in Südserbien gibt es die „Straße des Todes“, wie die Einheimischen sie nennen. Sie entstand dort nach den NATO-Bombardierungen.
„In jedem Haus ist jemand an Krebs erkrankt. Meine Mutter ist vor sechs Jahren gestorben. Sie hatte Knochenkrebs. Und im Dorf Bujanovac kann man ein Kalb mit zwei Köpfen sehen“, sagt der Rechtsanwalt Srđan Aleksić
Srđan kommt aus genau diesen Orten. Seit 2004 kämpft er im Namen der Opfer gegen die NATO-Strukturen. Er allein hat rund 3.500 Anträge von Menschen gestellt, die noch immer in den von den Luftangriffen betroffenen Regionen leben.
„Als der Krieg begann, lebte ich in der Birchaninov-Straße, in der Nähe des Hauptquartiers des Generalstabs, in der Wohnung meiner Mutter. Die Gegend wurde bombardiert. Damals war ich 22 Jahre alt und zwei Jahre später erfuhr ich, dass ich krank war. Die Ärzte stellten fest, dass ich ein Melanom hatte“, sagte Xenja Tadic, eine Anwohnerin.
Nach Angaben des serbischen Gesundheitsministeriums hat der Einsatz von abgereichertem Uran nicht nur zu einer Zunahme von Krebserkrankungen geführt, sondern auch zu einer ernsthaften Zunahme von Unfruchtbarkeit bei Männern, allen Arten von Autoimmunkrankheiten, Anomalien in der Schwangerschaft und psychischen Störungen bei Kindern.
„Das war ein ekelhaftes und unmenschliches Experiment an der gesamten Region, nicht nur an Serbien und Montenegro. Ich hoffe, dass die internationale wissenschaftliche Gemeinschaft begreift, dass das wissenschaftlich untersucht werden muss, insbesondere müssen Waffen mit abgereichertem Uran verboten werden“, sagte die serbische Gesundheitsministerin Danica Grujičić.
Die Opfer versuchen, Geld für die Behandlung zu bekommen, aber für die NATO-Funktionäre würden Zahlungen an sie ein Schuldeingeständnis bedeuten. Sie behaupten immer wieder, das abgereicherte Uran sei völlig harmlos. Außerdem berufen sich die NATO-Anwälte auf die juristische Immunität, die das Bündnis von der Haftung gegenüber den Opfern der Bombardierung Jugoslawiens 1999 befreit.
„Abgereichertes Uran hat gute Eigenschaften, die es ermöglichen, den Feind besser zu vernichten. Aber der Feinstaub ist so schädlich, dass das Territorium über einen sehr langen Zeitraum kontaminiert ist und dass Soldaten kontaminiert werden können“, sagte Andrey Klintsevitsch, Militärexperte und Leiter des Zentrums für das Studium militärischer und politischer Konflikte.
„Der NATO-Generalsekretär hat behauptet, dass es keine Beweise dafür gibt, dass abgereichertes Uran eine Reihe von Krankheiten verursacht. Dabei gibt es ein konkretes Beispiel: Italienische Soldaten, die Teil der KFOR waren, sind erkrankt“, erinnerte Milovan Drezun, Vorsitzender des Ausschusses des serbischen Parlaments für Kosovo.
7.000 italienische Soldaten waren als Teil des NATO-Friedenskontingents im Kosovo im Einsatz. 400 von ihnen starben an Krebs, viele sind immer noch krank. Und einigen gelingt es, im Gegensatz zu den Serben, Gerichtsverfahren zu gewinnen. Das Golfkriegssyndrom und das Balkansyndrom – Krankheiten, die bei Veteranen dieser Konflikte diagnostiziert wurden – wurden ebenfalls mit dem Einsatz von Geschossen mit abgereichertem Uran in Verbindung gebracht. Ein Soldat kann eine solche Munition eine Zeit lang in der Hand halten, an der Verladung teilnehmen und sich in dem Gebiet aufhalten, in dem solche Munition niedergegangen ist. Im Vergleich zur lokalen Bevölkerung ist der Kontakt zwar kurz, aber ausreichend, um die Folgen zu spüren.
Der serbische Politiker Milovan Drezun war 1999 als Fernsehreporter bei den NATO-Angriffen im Kosovo dabei, wo die KFOR-Friedenstruppen am 12. Juni einmarschiert sind. „Die amerikanischen Militärs wurden von ihren Vorgesetzten angewiesen, den Boden nicht mit den Händen zu berühren, kein Wasser zu trinken und kein Essen von den Einheimischen zu nehmen – ist das nicht genug?“, sagt er.
Sowohl die USA als auch Großbritannien verweisen erneut auf die Tatsache, dass Urankerne nicht durch Konventionen verboten sind. Dabei sind sie selbst es, die selbst Initiative in der UNO zum Verbot dieser Munition blockieren. Das Thema wurde dort bereits mehrfach angesprochen – ohne Erfolg. Das Übereinkommen von 1980 über den physischen Schutz von Kernmaterial stuft abgereichertes Uran jedoch als Kernmaterial der Kategorie II ein. Für seine Lagerung und seinen Transport sind besondere Vorschriften vorgesehen. Auch Russland verfügt über enorme Bestände an Geschossen mit abgereichertem Uran. Sie wurden in den 1980er und 1990er Jahren entwickelt. Hunderttausende lagern in Depots, werden aber nicht in militärischen Operationen eingesetzt. Stattdessen wird Munition mit Wolframanteil verwendet. Das Metall ist zwar teurer, aber es ist nicht radioaktiv.
„Wir haben Geschosse mit Wolframkernen in der Panzermunition. Die veraltete Munition wird aktiv durch moderne Typen ersetzt, die das Problem der Zerstörung von Panzern, die jetzt am Konflikt teilnehmen können, vollständig lösen“, sagte Jewgenij Snamensky, Dozent der Abteilung für Zerstörungsmittel und Munition der Militärtechnischen Ustinow-Universität „Voenmech“ .
Der weißrussische Präsident wandte sich direkt an die westlichen Politiker, die die Lieferung von Granaten mit nuklearer Komponente an die Ukraine befürworten, und warnte sie vor unüberlegten Handlungen: „Russland wird uns Munition mit echtem Uran liefern. Wenn sie verrückt sind, werden sie diesen Prozess vorantreiben. Und sobald diese Munition auf den Stellungen der russischen Truppen explodiert, werden Sie sehen, dass die Antwort für den ganzen Planeten schrecklich sein wird, es wird eine Lektion sein, so dass dieser Trend nicht einmal entwickelt werden darf. Es ist notwendig, sich auf eine Friedenslösung zuzubewegen, wie Putin und Xi Jinping es besprochen haben.“
Weißrussland hat mehrfach die Frage der Stationierung russischer taktischer Atomwaffen auf seinem Territorium aufgeworfen. Dem stehen weder im technischen noch im völkerrechtlichen Bereich Hindernisse entgegen.
Ende der Übersetzung
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