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Warum stationiert Russland Atomwaffen in Weißrussland?

Published On: 28. März 2023 7:00

Präsident Putin hat angekündigt, demnächst taktische Atomwaffen in Weißrussland zu stationieren. Das wird mit der Lieferung von Uranmunition an Kiew in Verbindung gebracht, aber ist das wirklich der Grund?

Nachdem die westlichen Medien sich seit Beginn der Eskalation des seit 2014 andauernden Ukraine-Krieges immer wieder angebliche Atomdrohungen Russlands ausgedacht haben, wäre zu erwarten gewesen, dass die Ankündigung Putins, taktische Atomwaffen in Weißrussland zu stationieren, zu einem Aufschrei in den westlichen Medien führt. Aber der westliche Blätterwald rauscht erstaunlich wenig.

Der Spiegel-Artikel über das Thema trägt die Überschrift „Angekündigte Verlegung von Waffen nach Belarus – Warum Putins neuer Einschüchterungsversuch widersprüchlich ist“ und er ist geradezu beruhigend. Der Spiegel verändert die Überschriften seiner Artikel oft nach deren Erscheinen, wobei die Überschriften zum Thema Russland dabei fast immer verschärft und reißerischer werden. Hier ist das Gegenteil der Fall, denn ursprünglich lautete die Überschrift „Russlands Atomwaffen in Belarus – Warum Wladimir Putins neuer Einschüchterungsversuch widersprüchlich ist“. Der Spiegel hat die Überschrift sogar entschärft und das Wort „Atomwaffen“ durch „Waffen“ ersetzt.

Allgemein wird vermutet, dass Putins Ankündigung eine Reaktion darauf ist, dass Großbritannien Uranmunition an Kiew liefern will, aber das halte ich für Unsinn. Sollte Russland darauf reagieren wollen, dürfte es sich etwas anderes ausdenken.

Wahrscheinlicher ist etwas anderes.

US-Atomwaffen in Polen?

In den Medien spielt die sogenannte US-Raketenabwehr, die in Rumänien und Polen in Dienst gestellt wurde, kaum eine Rolle. „Raketenabwehr“ klingt schön harmlos und die Medien vergessen, wenn sie überhaupt mal darüber berichten, ihren Lesern zu erzählen, dass die „Raketenabwehr“ kein defensives System ist, sondern ein aggressives System.

Der Grund sind die verwendeten Startrampen vom Typ Mk-41, oder „Aegis-Ashore“. Dabei handelt es sich um die Aegis-Startrampen, die auf US-Kriegsschiffen installiert sind, um Tomahawk-Marschflugkörper abzufeuern. Die wurden in Polen und Rumänien einfach an Land aufgestellt und sie können sowohl die Abwehrraketen abfeuern, als auch Tomahawk-Marschflugkörper, die mit 150-Kilotonnen-Atombomben bestückt werden können, mehr Details dazu finden Sie hier.

Ob die USA in Polen Atomwaffen stationiert haben, weiß kein Mensch, denn Kontrollen lassen die USA dort nicht zu.

Die polnische Basis mit der atomwaffenfähigen US-Raketenabwehr wurde im März 2022 fertiggestellt. Der weißrussische Präsident Lukaschenko hat den russischen Präsidenten Putin im Juni 2022 darum gebeten, weißrussische Kampfflugzeuge umzurüsten, damit sie mit russischen Atomwaffen bestückt werden können. Putin hat dem angesichts der neuen Situation zugestimmt. Am 19. Dezember 2022 haben sich Putin und Lukaschenko in Minsk getroffen und offensichtlich war die Ausbildung der weißrussischen Piloten und die Umrüstung ihrer Flugzeuge zu dem Zeitpunkt bereits abgeschlossen.

Aus diesem Grund denke ich, dass Putins Erklärung über die Stationierung russischer Atomwaffen in Weißrussland seit fast einem Jahr geplant ist und dass der Grund die neuen US-Basen in Polen sind, und nicht die britische Uranmunition für Kiew. Russland hat seine Atomwaffen näher an die US-Basen herangeschoben und sollte Russland Hyperschallraketen benutzen, würden sie die US-Basen in Polen in buchstäblich einer Minute erreichen.

Reaktionen

Interessant ist, dass es bisher kaum internationale Reaktionen gibt. Robinder Sachdev, ein indisch-amerikanischer Experte und Gründer des indischen Thinktanks Imagindia Institute, hat die Entscheidung Putins auf Nachfrage der russischen Nachrichtenagentur TASS wie folgt kommentiert:

„Diese Entscheidung muss man vor dem Hintergrund sehen, dass die europäischen Verbündeten der USA über von Washington bereitgestellte Atomwaffen verfügen. Es ist nichts ungewöhnliches daran, dass Russland seine Verbündeten bewaffnet. In der Welt läuft jetzt ein Kampf nach dem Prinzip ‚Auge um Auge‘. Meiner Meinung nach sind das die klassischen internationalen Beziehungen – die eine Seite rüstet auf, also rüstet auch die andere Seite auf.“

Wir dürfen nicht vergessen, dass es bei der NATO die sogenannte „nukleare Teilhabe“ gibt. Das ist ein Programm, in dem die USA zum Beispiel Bundeswehr-Piloten ausbilden, damit sie die in Deutschland stationieren US-Atomwaffen einsetzen können. Das ist exakt das, was Russland und Weißrussland nun auch tun. Der indische Experte hat es korrekt formuliert: Nachdem die USA 30 Jahre lang alle Forderungen und Bitten Russlands ignoriert haben, ihre Atomwaffen aus Europa abzuziehen, reagiert Russland nun nach dem Prinzip „Auge um Auge“ und beginnt seine „nukleare Teilhabe“ mit seinem Verbündeten Weißrussland.

EU-Chefdiplomat Borrell, der dieser Bezeichnung aufgrund seiner verbalen Ausfälle (zum Beispiel „Europa ist ein Garten. Der größte Teil der übrigen Welt ist ein Dschungel“) nicht würdig ist, hat auf die russische Ankündigung gewohnt hysterisch reagiert und auf Twitter mit weiteren Sanktionen gedroht. Das ist unterhaltsam, denn es war Borrell, der erst vor kurzem erklärt hat, es gäbe fast nichts mehr, was die EU noch sanktionieren könnte.

Aber gut, der Mann geht auf die 80 zu, da kann man schon mal vergessen, was man vor einigen Tagen gesagt hat. Blöd ist nur, wenn man von solchen Figuren regiert wird…


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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