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Orban: Die EU will „Friedenstruppen“ in die Ukraine schicken

Published On: 31. März 2023 16:48

Laut dem ungarischen Ministerpräsidenten Orban wird in der EU offen über die Entsendung von „Friedenstruppen“ in die Ukraine gesprochen. Die Reaktion aus Russland kam schnell und war deutlich.

Der ungarische Ministerpräsident Orban hat mitgeteilt, dass in der EU offen über die Entsendung von „Friedenstruppen“ in die Ukraine gesprochen wird. Ich werde zunächst die Meldung über Orbans Äußerungen und dann die Reaktion von Dmitri Medwedew, dem Stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Nationalen Sicherheitsrates, übersetzen. Anschließend werde ich auf ein entscheidendes Detail hinweisen.

Zunächst die Übersetzung der Meldung der russischen Nachrichtenagentur TASS über die Aussage des ungarischen Ministerpräsidenten Orban.

Beginn der Übersetzung:

Orban erklärte, in der EU wird die Entsendung von „Friedenstruppen“ in die Ukraine diskutiert

Ungarns Ministerpräsident sagte, dass angesichts der Lieferung von immer mächtigeren Waffensystemen durch den Westen an die Ukraine ein dritter Weltkrieg „keine literarische Übertreibung mehr“ sei

Die Gefahr eines neuen Weltkriegs sei sehr real und keine Übertreibung, sagte der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. In einem Beitrag für das Radioprogramm Kossuth sagte er am Freitag, dass in der EU Gespräche über die Entsendung von Truppen in die Ukraine weitergehen, was die Gefahr eines direkten Zusammenstoßes mit Russland birgt.

Der Ministerpräsident sagte, der Westen schicke immer mächtigere Waffensysteme in die Ukraine, um die Kampfhandlungen gegen Russland fortzusetzen, und daher sei der dritte Weltkrieg nicht länger „eine literarische Übertreibung“. „Das ist jetzt eine reale Gefahr“, betonte Orban.

Er wies auch darauf hin, dass „die europäischen Staats- und Regierungschefs bereits entspannt darüber sprechen, ob die Länder der EU irgendwelche Friedenstruppen [in die Ukraine] schicken könnten“. „Das würde eine weitere Grenze überschreiten“, warnte der ungarische Ministerpräsident.

Ende der Übersetzung

Die Antwort aus Russland

Gespräche über die Entsendung von „europäischen Friedenstruppen“ in die Ukraine sind nichts Neues. Diese Idee hat Polen schon vor einem Jahr ins Spiel gebracht, dazu mehr am Ende dieses Artikels.

Da das, was Orban erzählt hat, nichts Neues ist, kam die Antwort des Stellvertretenden Vorsitzenden des russischen Nationalen Sicherheitsrates Dmitri Medwedew umgehend. Auf Telegram schrieb er:

Beginn der Übersetzung:

In Europa wird die neue verrückte Idee diskutiert, irgendwelche „Friedenstruppen“ unter der Schirmherrschaft der NATO in die Ukraine zu schicken. Was gefällt Ihnen das?

Die Länder der Allianz versorgen das Kiewer Regime weiterhin mit aller Kraft mit Waffen, Panzern und anderem militärischen Gerät. Sie schicken jeden Tag ihre Mord-Ausbilder und blutigen Söldner. Sie unterstützen, loben und küssen die banderistischen Bastarde von ganzem Herzen und verleihen ihnen diverse Preise und Medaillen.

Die NATO-Leute sind nicht nur gierige und dreiste Viecher. Sie halten alle anderen für einen Haufen bescheuerter Idioten. Und mit einem zynischen Grinsen bieten sie die Dienste ihrer „Friedenstruppen“ an.

Ihre wahren Absichten sind klar: Sie wollen an der Kontaktlinie einen Frieden schaffen, der ihnen aus einer Position der Stärke heraus zugute kommt. Sie wollen ihre „Friedenstruppen“ mit Maschinengewehren und auf Panzern in die Ukraine schicken, wobei sie irgendwelche Blauhelme mit gelben Sternen tragen. Wie das endet, zeigt die Geschichte der von den USA und ihren Verbündeten in verschiedenen Regionen der Welt durchgeführten Operationen. Es sind die Tragödien von Korea, Vietnam, Jugoslawien, Irak, Afghanistan und vielen afrikanischen Ländern…

Es ist klar, dass die so genannten NATO-Friedenstruppen einfach auf der Seite unserer Feinde in den Konflikt eintreten werden. Sie werden daran verdienen und die Situation an den Punkt bringen, an dem es kein Zurück mehr gibt. Sie werden eben den Dritten Weltkrieg entfesseln, den sie laut ihren Worten so fürchten.

Offensichtlich ist auch, dass diese „Friedenstruppen“ unsere direkten Feinde sind. Es sind Wölfe im Schafspelz. Soldaten, die ohne Russlands Zustimmung mit Waffen in der Hand an die Frontlinie geschickt werden und uns direkt bedrohen, werden ein legitimes Ziel für unsere Streitkräfte. Und dann müssen diese „Friedenstruppen“ rücksichtslos vernichtet werden. Sie sind Soldaten des Feindes. Sie sind Kombattanten, keine „Peacemaker“. Und sie werden im Verlauf der Kämpfe getötet.

Es bleibt zu klären, ob Europa bereit ist für eine lange Reihe von Särgen seiner „Friedenstruppen“.

Ende der Übersetzung

Die Vorgeschichte der „europäischen Friedenstruppen“

Wie gesagt ist die Idee der Entsendung „europäischer Friedenstruppen“ in die Ukraine nichts Neues und wurde schon vor einem Jahr von Polen ins Spiel gebracht. Allerdings wurde daraus nichts, weil die USA Polen mitgeteilt haben, es stehe ihm zwar frei, „Friedenstruppen“ in die Ukraine zu schicken, aber im Falle einer daraus folgenden Konfrontation mit Russland sei das Polens Problem und keinesfalls eine Angelegenheit der NATO. Im Klartext sagten die USA der polnischen Regierung damals: „Wenn Ihr Krieg mit Russland führen wollt, ist uns das recht. Aber es ist Eurer Problem und es werden Euch keine NATO-Truppen zur Hilfe eilen.“

Das hat die polnische Regierung zwar erst einmal abgeschreckt, aber die Idee der „Friedenstruppen“ hat sie nicht begraben.

Vor einem Jahr hatte der US-geführte Westen noch große Angst vor einer russischen Reaktion und damals wurde von fast allen NATO-Staaten ausgeschlossen, der Ukraine schwere Panzer oder gar Kampfflugzeuge zu liefern, weil das faktisch einen Kriegsbeitritt der NATO bedeutet hätte.

Aber danach hat der Westen die „Grenzen des Möglichen“ Schritt für Schritt ausgetestet und Russland hat auf keinen der vielen kleinen Eskalationsschritte des US-geführten Westens mit einer deutlichen Antwort reagiert. Das Ergebnis ist bekannt: Der Westen hat die Angst vor einer nuklearen oder anderweitigen deutlichen Antwort Russland verloren und liefert heute schwere Panzer und Kampfflugzeuge an Kiew.

Da ist es nur eine logische Konsequenz, dass die EU-Führung hinter verschlossenen Türen offen über die Entsendung von „Friedenstruppen“ diskutiert. Wie der berühmte Frosch, dessen Wasser man schrittweise erwärmt, bis es kocht, bemerkt die EU-Führung nicht, wie sie einer wirklichen Eskalation mit Russland immer näher kommt. Anscheinend glaubt man in Brüssel ernsthaft, dass offizielle europäische Soldaten in der Ukraine für die russische Armee kein Ziel darstellen würden.

Jemand sollte den – leider vollkommen realitätsfernen – Führungskräften in Brüssel und den europäischen Regierungen erklären, dass Russland einen Angriff auf Ziele in NATO-Ländern bis zum letztmöglichen Moment vermeidet, weil es keinen (atomaren) Krieg mit der NATO will. Aber alles und jeder, den europäische Staaten in die Ukraine entsenden, wird von Russland als legitimes Ziel angesehen.

Europäische „Friedenstruppen“ wären mit Betreten der Ukraine im Krieg mit Russland.

Das entscheidende Detail

Analysten (auch westliche) sagen es inzwischen ganz offen: Die USA wollen Russland besiegen, dauerhaft schwächen und in der Folge, wenn möglich, als Staat zerschlagen. Den USA geht es nicht um die Ukraine, sondern um Russland und die USA sind bereit, „bis zum letzten Ukrainer“ gegen Russland zu kämpfen. Darum sieht sich Russland nicht in einem Krieg in der Ukraine, sondern in einem Krieg gegen den Westen, in dem es um nichs weniger geht, als um die Existenz des russischen Staates selbst.

Die EU-Politiker scheinen sich jedoch für etwas „Besseres“ zu halten als die Ukrainer und sie scheinen der Meinung zu sein, das gelte nicht für ihre Soldaten und ihre Staaten. Der Wirtschaftskrieg, unter dem die Wirtschaft und die Menschen in der EU bereits sehr leiden, ist aber der beste Beweis dafür, dass die USA auch bereit sind, bis zum letzten Europäer gegen Russland zu kämpfen. Schließlich leiden weder die USA noch Russland allzu sehr unter den Sanktionen, den Schaden tragen die EU-Staaten fast alleine.

Und nun kommt das entscheidende Detail: Auch wenn Medwedew in seinem Telegram-Post von der NATO spricht, ist in all den Meldungen über „europäische Friedenstruppen“ für die Ukraine nie die Rede davon, dass auch US-Soldaten Teil dieser „Friedenstruppe“ sein könnten. Es geht ausschließlich um europäische Soldaten.

Der Grund liegt auf der Hand: Die USA haben schon im Kalten Krieg darauf gesetzt, einen möglichen heißen (Atom-)Krieg auf Europa begrenzen zu können, ohne selbst das Ziel russischer Atomwaffen zu werden. Das erleben wir nun wieder, denn wenn es Polen (und den USA?) gelingt, die EU zur Entsendung von „Friedenstruppen“ in die Ukraine zu bewegen, wäre das keine Angelegenheit der NATO. Und selbst wenn der Krieg dann eskalieren würde und auch EU-Staaten zu Kriegsschauplätzen würden, könnten die USA sich raushalten und ihre Hände in Unschuld waschen, indem sie sich auf den Standpunkt stellen, das sei kein Krieg der NATO, sondern der EU.

Die USA bekämpfen Russland bis zum letzten Europäer

Daher passt die Meldung, in der EU würde die Entsendung von „europäischen Friedenstruppen“ in die Ukraine ernsthaft diskutiert, leider ins Bild. Die USA opfern in ihrem Kampf gegen Russland bereits die Wirtschaft der EU und profitieren sogar davon, weil europäische Industriekonzerne ihre Produktion in die USA verlagern. Die USA opfern die Ukraine in ihrem Kampf gegen Russland und niemand sollte sich der Illusion hingeben, die USA hätten irgendwelche Hemmungen, auch bis zum letzten Europäer gegen Russland zu kämpfen.

Alles, was Russland schwächt, ist für Washington ein Erfolg. Ob dabei die Ukraine zerstört wird, ob dabei in der EU die Wirtschaft vor die Hunde und ob in der EU dabei der Wohlstand der letzten Jahrzehnte vernichtet wird, all das ist den USA egal, solange es sie auf dem Weg zu ihrem Ziel, Russland zu schwächen, weiterbringt.

In den USA gibt es den berühmten Leitspruch:

„Nothing personal, just business“

Das sollte man sich in der EU in Erinnerung rufen, wenn es tatsächlich soweit kommt, dass der Krieg dank „europäischer Friedenstruppen“ auf EU-Staaten übergreift. Wenn die EU dann im Rahmen der NATO um Hilfe aus den USA betteln sollte, dürfte die EU genau diese Antwort aus Washington erhalten.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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