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The Beatles: 50 Jahre „Red & Blue Album“

Published On: 1. April 2023 15:00

Ziemlich genau zehn Jahre nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums erschien mit dem sogenannten Red und dem Blue Album eine Art Werkschau der Beatles, die ihre Karriere als Recording Artists von 1962 bis 1970 dokumentiert. Eine wahre Fundgrube hörenswerter Songs der Fab Four.

Für viele bildeten die beiden Doppel-LPs den ersten Zugang zum sagenhaften Reich der Popkönige. Das Rote Album deckt dabei die Jahre 1962 bis ’66 ab – die Zeit der Pilzkopffrisuren, des „Yeah! Yeah! Yeah!“, der Beatlemania und der British Invasion sowie ihres Aufstiegs zur Stadion-Rockband. Das Blaue dagegen umfasst den Zeitraum von 1967 bis ’70 – die Phase der bahnbrechenden Studioaufnahmen von „Revolver“ und „Sgt. Pepper“ bis „Abbey Road“ und „Let It Be“; aber auch des allmählichen Auseinanderdriftens, nicht zuletzt infolge des frühen, unerwarteten Todes ihres Entdeckers und Managers Brian Epstein am 27. August 1967 (vgl. dazu auch die Achgut-Beiträge zu Paul & Linda McCartneys „Ram“ und zu John Lennons „Imagine“). 

Diejenigen, die mehr wollten, schafften sich nach und nach die zwölf regulären Studioalben an (der Vollständigkeit halber vielleicht auch noch den Soundtrack zum Pop Art-Film „Yellow Submarine“ mit den klassischen Filmmusikkompositionen von George Martin auf der B-Seite) – und durften noch viele, viele faszinierende Entdeckungen machen. Ich wüsste tatsächlich von keiner anderen Band, die eine so hohe Zahl an hörenswerten Songs gemacht hätte und deren Platten man so gut durchlaufen lassen kann (mit nur ganz wenigen Ausfällen), wie die der Fab Four. Offenbar hat es die Muse mit ihnen ganz besonders gut gemeint. Denn es ist schon eine äußerst unwahrscheinliche und zugleich glückliche Fügung des Schicksals, dass sich ausgerechnet diese vier Typen über den Weg gelaufen sind und so etwas Tolles, Einzigartiges und Überdauerndes geschaffen haben.

Sie waren das Pop-Phänomen der 60er-Jahre und haben dieses für die moderne Musikkultur so wichtige Jahrzehnt tonangebend mitgestaltet. Und als dieses zu Ende ging, war es auch mit ihnen vorbei. Es passt wirklich alles! Und es spricht obendrein für sich, dass die Musik der Beatles von jeder nachkommenden Generation immer wieder neu entdeckt wurde und sich junge Menschen bis heute für sie begeistern können. Damit hätten selbst die vier Pilzköpfe nicht gerechnet, wenn etwa George Harrison schon 1964 einen baldigen „Flop“ der Beatles vorhersagte oder John Lennon nach dem Auftritt im New Yorker Shea Stadium im August 1965 glaubte, den „Gipfel des Berges“ gesehen zu haben.

Mindestens 500 bis 600 Millionen verkaufte Tonträger

Die Beatles gelten zusammen mit Elvis als der weltweit erfolgreichste Musik-Act aller Zeiten. Schätzungen zufolge (genaue Zahlen gibt es offenbar nicht) liegen ihre Tonträgerverkäufe bei 500 bis 600 Millionen Exemplaren (manche sprechen sogar von über einer Milliarde). In der Zeit ihrer gemeinsamen Karriere brachten die vier Freunde aus Liverpool insgesamt 213 Songs heraus; davon 25 Coverversionen und 188 Eigenkompositionen. Die 26 Stücke des Roten und die 28 des Blauen Albums sind allesamt selbstgeschriebene Songs, die sich zum Teil auf keinem der regulären Alben finden lassen. Denn viele ihrer größten Hits, wie „From Me To You“, „She Loves You“, „I Want To Hold Your Hand“, „Day Tripper“, „We Can Work It Out“, „Paperback Writer“, „Lady Madonna“, „Hey Jude“, „Revolution“ oder „Don’t Let Me Down“, erschienen nur auf Single und waren erst später, versprenkelt auf irgendwelchen Compilations, im LP-Format erhältlich. Von daher waren die beiden Doppelalben, die im April 1973 auf den Markt kamen, schon eine feine Sache – auch wenn die Auswahl den interessierten Hörer auf Dauer nicht befriedigen konnte. Vor allem auf der roten Doppel-LP „1962–1966“ mit ihren nur wenig mehr als 60 Minuten auf vier Plattenseiten (das hätte für die CD-Ausgabe locker auch auf eine Disc gepasst!) wäre noch reichlich Platz für weitere Highlights aus dieser Phase gewesen.

Dagegen ist das blaue Doppelalbum „1967–1970“ mit seinen knapp 100 Minuten einigermaßen gut gefüllt. Wer sich stolzer Besitzer aller Beatles-Platten nennen darf, ist ohnehin mit den beiden „Past Masters Vol. 1 & Vol. 2“, die sämtliche Single A- und B-Seiten beinhalten, die sonst auf keinem Album enthalten sind, besser bedient. Aber für den weitgehend unbeleckten Einsteiger bilden das Rote und das Blaue Album nach wie vor den nahezu perfekten Einstieg; zumal sich darauf neben den großen Hits auch einige Schmankerl wie „Norwegian Wood (This Bird Has Flown)“, „Girl“, „Magical Mystery Tour“, „A Day in the Life“ oder George Harrisons „While My Guitar Gently Weeps“ befinden.

Apropos George Harrison: Sein Beitrag zur Musik der Beatles ist in der öffentlichen Wahrnehmung – trotz Martin Scorceses knapp dreieinhalbstündigen Dokumentarfilms „George Harrison: Living in a Material World“ von 2011 – noch immer leidlich unterbelichtet. Ich denke da – abgesehen von „Something“, „Here Comes the Sun“ und dem ganzen Indien-Vibe – zum Beispiel auch an unbekanntere George-Songs wie „I Need You“ und „You Like Me Too Much“ vom 1965er „Help!“-Album oder das leise „Long, Long. Long“ vom sogenannten „White Album“, wie auch die kleine, entzückende Gitarrenmelodie bei „And I Love Her“, die er sich ausgedacht hatte und die dem Stück vielleicht seinen größten Wiedererkennungswert verleiht, was aber in keiner Weise urheberrechtlich oder sonstwie gewürdigt wurde.

Definitiv mehr Highlights als schwächere Songs

Zudem beinhaltet der Text zu seinem Song „Taxman“ vom „Revolver“-Album von 1966 das erste dezidiert politische Statement der Band (Jahre vor Lennons „Revolution“ und „The Ballad of John and Yoko“). Freilich hatte Harrison immer im langen Schatten der beiden Songwriting-Giganten Lennon & McCartney gestanden. Auf der anderen Seite muss ich aber auch sagen, dass gerade einige seiner Songs für mich zu den schwächsten im Beatles-Katalog gehören. So zähle ich zum Beispiel „Think For Yourself“, „I Want To Tell You“, „Savoy Truffle“ oder „For You Blue“ zu den verzichtbarsten Songs auf den jeweiligen Scheiben (abgesehen von irgendwelchen Klangcollagen oder Nonsens-Stücken wie „Revolution 9“, „Wild Honey Pie“ oder Ringos wahrscheinlich sogar ernst gemeintem Versuch „Don’t Pass Me By“).

Die Beatles haben jedoch so viele gute Lieder am Start, dass es definitiv leichter fällt, die schlechteren aufzuzählen als die Highlights. Ich möchte hier jedoch nicht der nerdigen Versuchung erliegen – frei nach Nick Hornby –, eine Top 10 der schlechtesten Beatles-Songs aufzustellen. Obwohl, lustig wär’s schon… Allerdings müssten hierzu im Vorfeld ein paar grundsätzliche Entscheidungen hinsichtlich der Grundgesamtheit gefällt werden, aus der ausgewählt werden soll: zum Beispiel, ob nur Eigenkompositionen oder auch Coverversionen in die Wertung miteingehen dürfen; oder nur Stücke, die während des Bestehens der Band veröffentlicht wurden, oder auch Outtakes und Demos, die inzwischen auf irgendwelchen Anthology-Alben oder ähnlichem zugänglich sind.

Des Weiteren ist es natürlich auch immer eine Frage der persönlichen Präferenzen und nicht zuletzt des subjektiven Geschmacks (wobei man zu Recht darauf hinweisen könnte, dass es einen guten und einen schlechten Geschmack gibt). Aber wer sollte (wer könnte?) dazu die validen Maßstäbe liefern? Wie bei allen Geistesangelegenheiten gibt es auch hier keine objektive, letztgültige Wahrheit, die sich irgendwie feststellen oder enthüllen ließe. Und es ist müßig, darüber zu streiten, wer recht hat und wer (vermeintlich) falsch liegt. Ich habe Leute in meinem Freundeskreis, die die Beatles gar nicht besonders mögen und nie verstanden haben, was es mit dem ganzen Hype auf sich hat. Selbst der große Glenn Gould hielt sie für überschätzt und verwies im Gegensatz dazu auf Petula Clark und ihren Songwriter und Produzenten Tony Hatch.

Von anderen beeinflusst und auch selbst inspirierend

Ja okay, „Downtown“ halte ich auch für einen Geniestreich. Es kann aber überhaupt keinen Zweifel daran geben, dass der Einfluss der Beatles auf die Entwicklung der Popmusik gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Mit ihrem schier unversiegbaren Einfallsreichtum und ihrem ästhetischen Gespür für neue, so noch nie dagewesene Harmonien haben sie so ziemlich jede Tür aufgestoßen, die den Weg für alles und jeden, der nach ihnen gekommen ist, gewiesen hat. Selbstverständlich waren auch sie Kinder ihrer Zeit und standen auf den Schultern ihrer Vorgänger – allen voran der Überfigur Elvis; aber auch von Buddy Holly und seinen Crickets, die sie nicht zuletzt zu ihrem Bandnamen inspirierten.

Aber im Unterschied zu diesen definierten sie sich dezidiert als Band. Bis dahin kannte man nur Einzelinterpreten, denen – wenn überhaupt – mit einem „and the“ der Name ihrer Begleitgruppe angehängt war. Die Beatles dagegen waren die erste Musikgruppe, die als Band wahrgenommen wurde und die dieses Konzept von – zumindest nach außen hin – gleichberechtigten Bandmitgliedern bekannt gemacht haben. Und natürlich waren sie auch von einer Reihe ihrer Zeitgenossen beeinflusst. Beispielsweise hätte es ohne Bob Dylan kein „You’ve Got to Hide Your Love Away“ gegeben und ohne Brian Wilson kein „Strawberry Fields Forever“.

Weitere maßgebliche Einflüsse auf ihre Musik, gerade der frühen Jahre, sind – neben Chuck Berry und Little Richard – Roy Orbison, das Songwriting-Duo Gerry Goffin und Carole King sowie der Soul-Pop von Motown-Acts wie Smokey Robinson & The Miracles und der Girlgroup The Shirelles gewesen, deren „Please Mr. Postman“ sie auf ein ganz neues Level hoben (für mich immer noch eine ihrer besten Aufnahmen). Leider haben sich die Kompilatoren des Roten und des Blauen Albums nur auf Eigenkompositionen beschränkt (bestimmt auch, um sich lästige Lizenzierungsverhandlungen zu ersparen). Deshalb blieben auch andere grandiose Coverversionen, wie beispielsweise „Twist and Shout“ von den Isley Brothers, Chuck Berrys „Rock and Roll Music“, Smokey Robinsons „You Really Got a Hold On Me“ oder Little Richards „Long Tall Sally“, mit dem McCartney schon zu Hamburger Zeiten für Aufsehen in der Clubszene der Hansestadt gesorgt hatte, unberücksichtigt. Sehr schade, aber angesichts des Erfolgs ihrer Originale auch irgendwie verständlich. Gerade das Rote Album hätte man aber schon noch mit einigen weniger bekannten Perlen aus dieser Zeit auffüllen können – wie etwa den folgenden:

YouTube-Link zu einer Live-Aufnahme von „You Can’t Do That“ vom Auftritt in Melbourne im Jahr 1964

YouTube-Link zum „Beatles For Sale“-Albumtrack „What You’re Doing“

YouTube-Link zum folkigen „I’ve Just Seen A Face“ vom „Help!“-Album

YouTube-Link zu „I’m Only Sleeping“ vom Album „Revolver“ mit neuem, kunstvollem Animationsvideo

Postscriptum

Die Fotos der frühen und der späten Beatles auf den Vorder- und Rückseiten der beiden Klappcover wurden aus ähnlicher Perspektive im Treppenhaus ihrer Plattenfirma EMI geschossen. Tatsächlich liegen zwischen beiden Fotos nur sechs Jahre! Das frühere aus dem Jahr 1963 entstammt derselben Fotosession, wie für das Cover des Debüts „Please Please Me“. Das spätere wurde 1969 ursprünglich für das „Get Back“-Projekt gemacht, das jedoch zugunsten des „Abbey Road“-Albums zunächst verworfen und später als „Let It Be“ mit anderem Cover veröffentlicht wurde. Die Farben Rot und Blau gehen auf die Trikotfarben der beiden heimatlichen Fußballclubs der Beatles, dem FC Liverpool und dem FC Everton, zurück. Das Schwarzweißfoto auf der Innenseite entstand Ende Juli 1968 im Zuge der sogenannten „Mad Day Out“-Fotosession und zeigt die vier Beatles inmitten zufällig versammelter Passanten hinter dem Gartenzaun der St. Pancras Old Church in London.

Hans Scheuerlein ist gelernter Musikalienfachverkäufer. Später glaubte er, noch Soziologie, Psychologie und Politik studieren zu müssen. Seine Leidenschaft gehörte aber immer der Musik.

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