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Hinweise auf bewusste Desinformation der US-Geheimdienste nehmen zu

Published On: 18. April 2023 2:01

Waren die Pentagon-Leaks das, was die offizielle Version sagt? Oder wurden sie von den US-Geheimdiensten bewusst gestreut, um den Gegner zu täuschen und bestimmte Regierungen unter Druck zu setzen?

Es mehren sich die Anzeichen dafür, dass die Pentagon-Leaks kein ungewollter Leak eines jungen Soldaten, sondern eine gezielte Desinformationskampagne der US-Geheimdienste waren. Je mehr Details über die angeblich geheimen Informationen bekannt werden, desto mehr wird klar, dass vieles davon schon vorher bekannt war, dass manches bewusst eingestreut sein könnte (etwa das Ausspionieren der südkoreanischen Regierung), um die Glaubwürdigkeit der Informationen zu erhöhen, ohne den USA dabei ernsthaft zu schaden. Und dass manche Informationen auch bewusste Fakes waren, um bestimmten Regierungen zu schaden, was zum Beispiel auf die Meldung zutreffen könnte, Serbien habe der Ukraine heimlich Waffen geliefert, was den serbischen Verbündeten Russland verärgern könnte.

Die russische Nachrichtenagentur TASS hat sich diese Hinweise genauer angeschaut und ich habe die Analyse der TASS übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Geheimes Material? Was hinter den durchgesickerten Pentagon-Dokumenten steckt

Das Durchsickern von geheimen Dokumenten des US-Verteidigungsministeriums und der US-Geheimdienste ist in den letzten Wochen zu einem internationalen Großereignis geworden, das sogar den Konflikt in der Ukraine in den Schatten stellt. Die sensationellen Enthüllungen wurden in der Presse auf der ganzen Welt ausführlich diskutiert. Die Journalisten konzentrierten sich insbesondere auf die Aussichten des angeblichen ukrainischen Gegenangriffs und das Ausmaß der Verluste Kiews. Über 300 Dokumente wurden im Internet veröffentlicht, die sich mit einer breiten Palette von Themen befassen – der Lage in der Ukraine, der Verteidigungsfähigkeit Taiwans, dem Abhören von US-Verbündeten und den Beziehungen zwischen dem israelischen Premierminister und dem Mossad.

Die Geschichte endete nicht weniger unerwartet: die Leaks wurden dem 21-jährigen Soldaten Jack Teixeira zugeschrieben, der für das geheime Kommunikationsnetz auf dem Luftwaffenstützpunkt in Massachusetts verantwortlich war. Innerhalb weniger Tage wurde er nicht nur von Geheimdiensten, sondern auch von Journalisten der New York Times identifiziert, die noch vor den FBI-Beamten an Teixeiras Tür klopften. Es wird behauptet, dass der junge Mann, der sich bereits in Haft befindet, geheime Dokumente an einen Gamer-Chatroom auf der beliebten Plattform Discord weitergegeben hat, um seine Freunde zu beeindrucken.

Nicht weniger merkwürdig wirkt die Geschichte über die Verbreitung dieser Dokumente im Internet. Laut den veröffentlichten Unterlagen der Staatsanwaltschaft begann Teixeira bereits im Dezember damit, die Dokumente in einem Chatroom zu veröffentlichen. Von dort aus verbreiteten sie sich langsam in anderen Chatrooms und Plattformen. Die geheimen Dokumente blieben jedoch monatelang unbemerkt und unbeachtet, bis einige von ihnen von Donbass Devushka auf Twitter gepostet wurden. Dieser Account, der über den Konflikt in der Ukraine berichtet, ist in den letzten Monaten in der Online-Community, die den Konflikt in der Ukraine verfolgt, relativ populär geworden. Medienberichten zufolge handelt es sich bei der Erstellerin des Accounts Donbass Devushka, die behauptete, in Lugansk geboren und dann nach Rostow gezogen zu sein, in Wirklichkeit um das ehemalige Mitglied der US-Luftwaffe (übrigens dieselbe Waffengattung, in der Teixeira dient) Sarah Beals, die an der US-Westküste lebte und nie im Donbass gewesen ist. Erst als die Dokumente von Donbass Devushka die Aufmerksamkeit großer US-Zeitungen wie der New York Times, der Washington Post und des Wall Street Journal erregten, kündigte das Pentagon eine Untersuchung an.

Versicherung gegen Dummheit

Eine der großen Fragen im Zusammenhang mit den als geheim eingestuften Dokumenten ist, wie ein 21-jähriger Soldat mit einer eher indirekten Verbindung zu den Geheimdiensten Zugang zu einer so großen Menge an streng geheimem Material zu einer Vielzahl von Themen erhalten konnte. In der Anklageschrift wird davon ausgegangen, dass er aufgrund seiner dienstlichen Aufgaben bei der Wartung des speziellen Kommunikationsnetzes versehentlich die dort zirkulierenden Geheimdokumente gesehen haben könnte. Um eine Verletzung der Geheimhaltung zu vermeiden, wurde Teixeira vor zwei Jahren, als er 19 Jahre alt war, eine Sicherheitsfreigabe erteilt.

Allerdings herrschte in den letzten Jahrzehnten in der US-Militär-Community die Ansicht vor, dass Informationen so umfassend wie möglich weitergegeben werden müssen. Diese Kultur entwickelte sich nach dem Terroranschlag vom 11. September 2001. Es wird vermutet, dass verschiedene US-Geheimdienste über Informationsfragmente über den bevorstehenden Anschlag auf das World Trade Center verfügten, diese aber nicht untereinander weitergaben, so dass es für alle unmöglich war, die unterschiedlichen Informationen rechtzeitig zu abzugleichen, um den Anschlag zu verhindern. Seitdem hat sich der Informationsaustausch deutlich ausgeweitet.

Meiner Meinung nach erscheint die Version von Teixeira plausibel, und sei es nur, weil sie in die Kategorie „das kann man sich nicht ausdenken“ fällt. Vor seiner Festnahme haben die US-Medien und Fernsehkommentatoren alle möglichen Versionen über die Identität des Informanten verbreitet: Er wurde als Linksradikaler wie Julian Assange dargestellt, der entschlossen ist, die Doppelmoral und den Imperialismus der US-Regierung bloßzustellen; er wurde als rechter Trumpist dargestellt, der über die zu starke Einmischung der Regierung von Joe Biden in den Konflikt in der Ukraine beunruhigt ist, die anderen nationalen Interessen zuwiderläuft, vor allem der Notwendigkeit, China zu konfrontieren; natürlich war auch die „russische Spur“ im Gespräch. Es konnte sich offensichtlich niemand vorstellen, dass ein so junger Mann sich dazu entschließt, vor seinen Gamer-Freunden mit seinem Wissen zu prahlen.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern

Nach Angaben von Fox News handelt es sich bei den Dokumenten, die im Internet gelandet sind, zumindest größtenteils um geheime Pentagon-Briefings, die über ein geschlossenes Netzwerk an Tablets des Geheimdienstes geschickt wurden. Die Zahl der Empfänger dieser Briefings schwankt zwischen 1.000 und 5.000. Der Kreis derer, die in die Geheimnisse eingeweiht sind, ist ziemlich groß. Die Verteilung der Dokumente auf die Tablets, selbst über ein spezielles Netzwerk, deutet auch darauf hin, dass die durchgesickerten Dokumente nicht zu den am strengsten gehüteten Geheimnissen gehören.

Die große Frage ist jedoch: Was hat die Welt aus diesen undichten Stellen erfahren? Ein großer Teil der in der Presse zitierten Dokumente bezog sich auf die angeblichen ukrainischen Gegenoffensive, aber die Situation erinnerte in den letzten Wochen an den alten Zeichentrickfilm „Italienischer Raubüberfall“ (Anm. d. Übers.: Ein sowjetischer satirischer Animationsfilm für Erwachsene aus dem Jahr 1978): Die ganze Stadt weiß, dass Mario eine Bank ausrauben wird.

Den Medien zufolge werden an der Gegenoffensive 30.000 bis 50.000 Mann und etwa 300 westliche Panzer beteiligt sein, der Hauptangriff ist in Richtung Melitopol geplant, um die „Landbrücke“ zur Krim abzuschneiden, die Reserveoption besteht darin, sich 30 bis 50 Kilometer in Richtung Melitopol zu bewegen, um die Hauptnachschubwege der russischen Streitkräfte unter Feuer zu nehmen (diese Version wurde letzte Woche von Bloomberg präsentiert). Die Offensive wird, wie die westlichen Medien gerne schreiben und wie Regierungsvertreter (zum Beispiel US-Außenminister Anthony Blinken) manchmal behaupten, „in den kommenden Wochen“ beginnen. Nach dem jüngsten Konsens amerikanischer Journalisten und Analysten bedeutet das, dass die Offensive beginnen wird, sobald der Boden trocken ist und die Bedingungen für die Bewegung von gepanzerten Fahrzeugen günstig sind. Das einzige Detail, das aus den online aufgetauchten Dokumenten hervorgeht, ist die Anzahl der ukrainischen Verbände für den Gegenangriff, und selbst da waren die entsprechenden Eckdaten bereits zuvor von Valeriy Saluzhny, dem Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, öffentlich dargelegt worden. Der Rest war bereits aus verschiedenen Quellen und Erklärungen von Offiziellen bekannt.

Noch seltsamer ist die Situation um das Dokument über die Verluste der Konfliktparteien. Es gibt zwei Versionen davon im Internet – eine mit Zahlen, die für Russland günstiger sind, die andere mit Zahlen, die für die Ukraine günstiger sind. In beiden Fällen wurden ungefähr die gleichen Verlustzahlen schon vorher öffentlich genannt. Ursula von der Leyen, die Chefin der EU-Kommission, sagte beispielsweise Ende letzten Jahres, dass sich die Verluste der Ukraine auf etwa 100.000 Menschen belaufen.

Auch die skeptische Einschätzung der Pläne für die ukrainische Gegenoffensive durch die amerikanische Führung ist keine Überraschung. Der Chef der Generalstabschefs General Mark Milley wiederholt buchstäblich jedes Mal, wenn er danach gefragt wird, dass die Ukraine nicht in der Lage sein wird, das gesamte verlorene Territorium militärisch zurückzuerobern, ganz zu schweigen von Dutzenden von Artikeln zu diesem Thema in US-Medien in den letzten Monaten.

Einige der Informationen in den Dokumenten – zum Beispiel angebliche Versuche von Teilen der obersten russischen Militärführung, die Militäroperation zu sabotieren – wirken wie purer Unsinn. Dabei wird sogar in dem Dokument selbst darauf hingewiesen, dass selbst US-Geheimdienste diesen Informationen keinen Glauben schenken. Die Information, dass China angeblich bereits Waffen an Russland liefert, widerspricht den Aussagen der US-Führung. Sollte diese Entwicklung eintreten, würde Washington, das Peking wiederholt mit Sanktionen gedroht hat, kaum schweigen, denke ich. Andererseits richten sich einige der Dokumente offensichtlich gegen Länder, die eine ausgewogenere Haltung zum Ukraine-Konflikt eingenommen haben als die meisten europäischen Hauptstädte: Serbien und Ungarn.

Interessant ist auch, dass die durchgesickerten Dokumente noch keine größeren internationalen Skandale ausgelöst haben. US-Beamte betonen seit einer Woche, dass sie die Situation mit den Verbündeten besprechen, aber es gibt kaum konkrete Informationen über Kontakte auf hoher und höchster Ebene von Vertretern Washingtons mit den Partnern mit Angabe der Gesprächsteilnehmer und der Termine der Gespräche. Und die Tatsache, dass die USA Verbündete ausspionieren, ist durch frühere Leaks längst bekannt.

Und, was vielleicht am wichtigsten ist, keine der US-Behörden hat ein einziges Wort aus den „Geheimdokumenten“ direkt oder indirekt bestätigt. Alles, was wir haben, sind Bilder aus einem längst gelöschten Gamer-Chatroom, die von US-Zeitungen übernommen wurden.

Operation Desinformation

Die Version, dass es sich bei den durchgesickerten Dokumenten in Wirklichkeit um einen absichtlichen Leak zum Zweck der Desinformation handelte, wurde von Anfang an in führenden amerikanischen Medien geäußert. Es wurde jedoch nicht darauf eingegangen – viel interessanter war es, erneut die Aussichten für die ukrainische Gegenoffensive zu analysieren und darüber zu spekulieren, ob die USA auf ein Ende des Konflikts in diesem oder im nächsten Jahr drängen sollten.

Für die Version eines bewussten Leaks der US-Geheimdienste gibt es gute Argumente. Die in den „geheimen“ Papieren enthaltenen Informationen enthalten kaum bisher unbekannte oder für die USA ernsthaft schädliche Informationen. Dagegen musste sich beispielsweise der serbische Präsident Aleksandar Vučić bereits rechtfertigen und erklären, dass Belgrad keine Waffen an die Ukraine geliefert hat.

Die Streitkräfte der westlichen Länder messen der Informationskriegsführung traditionell eine große Bedeutung bei. So gingen beispielsweise den größten Operationen der westlichen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg – der Landung in Sizilien und der Landung in der Normandie – Desinformationsoperationen voraus, die in beiden Fällen erfolgreich waren. Im Vorfeld der erwarteten ukrainischen Offensive wäre es logisch, Desinformationen über deren Richtung und die Zahl der beteiligten Truppen zu verbreiten.

Selbst wenn es sich nicht um gezielte Desinformation, sondern um authentische Dokumente handelt: Wie vertrauenswürdig sind die Daten der US-Geheimdienste? Aus verschiedenen derartigen Indiskretionen ging Anfang 2022 die Geschichte hervor, dass Kiew innerhalb von 72 Stunden eingenommen werden würde. Russische Regierungsvertreter haben nie etwas Derartiges behauptet.

Schöne neue Welt

Die moderne Gesellschaft ist übersättigt mit Informationen und fast alle davon sind offen und für jeden zugänglich. Jeden Tag und oft live im Fernsehen kann jeder die Meinung des Präsidenten und der Mitglieder der Regierung, ganz zu schweigen von Abgeordneten und Kongressmitgliedern aus dem eigenen oder einem anderen Land, zu einer Vielzahl von Themen erfahren. Wahrscheinlich ist es jedoch gerade diese Fülle an Informationen, die zu Zweifeln an der Glaubwürdigkeit der öffentlichen Erklärungen und zu einem verstärkten Vertrauen in verschiedene ungenannte Quellen und geheime Dokumente führt.

Die technologischen Fortschritte der letzten Jahre verschärfen die Situation noch. Die legendären Spionagekameras aus der Zeit des Kalten Krieges sind längst ein Anachronismus geworden. Jeder kann ein Dokument, das Militär, Polizisten, Regierungsstellen oder die Bewegungen von Maschinen fotografieren und die Fotos in wenigen Sekunden auf Dutzenden verschiedener Plattformen veröffentlichen und Rückmeldungen und Kommentare von einem anderen Kontinent erhalten. Lange vor dem Konflikt in der Ukraine entwickelten sich sogenannte OSINT-Gemeinschaften (Open Source Intelligence), die Informationen aus offenen Quellen wie Fotos und Einträgen in sozialen Medien sammelten und analysierten.

Die Geschichte von Teixeiras Enttarnung durch Journalisten der New York Times ist exemplarisch. Sie stellten fest, dass die Tischplatte, auf der Teixeira die Dokumente fotografierte, ein bestimmtes Muster aufwies, und fanden dann, offenbar mit Hilfe einer Bildanalysesoftware, in sozialen Netzwerken ein Foto, das auf dem Account des Onkels des Soldaten veröffentlicht wurde und dieselbe Tischplatte zeigt. Kann in dieser neuen digitalen Welt etwas verborgen werden? Wie viele geheime Dokumente erscheinen in einer Zeitung nicht mehr mit einem Verweis auf eine „Quelle“? Welche anderen Staatsgeheimnisse könnten in den Tiefen von Chatrooms auf Discord und anderen Plattformen liegen? Es bleiben weit mehr Fragen als Antworten.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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