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Lawrows Besuch im „Hinterhof“ der USA

Published On: 24. April 2023 5:00

Der russische Außenminister Lawrow war in Lateinamerika unterwegs, wo er mit offenen Armen empfangen wurde, was in Washington für großen Unmut gesorgt hat.

Die Monroe-Doktrin, die die USA in den 18303er Jahren verkündet haben, gilt für die USA noch immer. Sie legte fest, dass beide amerikanischen Kontinente das Interessengebiet der USA, ihr „Hinterhof“, sind. Die USA wollen dort den Ton angeben und haben dort seitdem ungezählte Putsche veranstaltet und Kriege geführt, wenn Länder „die Frechheit besaßen“, eine Politik zu machen, die den USA nicht gefiel, oder wenn Länder sich nicht bereitwillig von US-Konzernen ausbeuten lassen wollten.

Der russische Widerstand gegen die USA wird in Lateinamerika, wo der Ausruf „Yankee go home!“ noch in fast aller Munde ist, mit viel Sympathie und Interesse beobachtet. Die Tatsache, dass all der wirtschaftliche, diplomatische und mediale Druck aus den USA Russland kalt lässt und der russischen Wirtschaft nicht nennenswert geschadet hat, macht immer Ländern nicht nur in Afrika, sondern auch im „US-Hinterhof“ Mut.

Das hat der Besuch des russischen Außenministers in der Region wieder gezeigt, denn Lawrow wurde nicht nur von den dortigen Regierungen, sondern auch von den Menschen mit offenen Armen empfangen. Darüber hat das russische Fernsehen in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick berichtet und ich habe den russischen Bericht übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Wie Russland Lateinamerika hilft

Russland vergrößert seinen Freundeskreis auf der ganzen Welt. Der russische Außenminister Sergej Lawrow besuchte diese Woche im Rahmen einer großen Tournee Lateinamerika. Der Empfang war gut. In Nordamerika war man deswegen allerdings wütend.

Eine Reportage unseres Korrespondenten.

Um es zu verdeutlichen, haben sie im US-Fernsehen eine Karte gezeigt. Diese Region wird von den Amerikanern gewöhnlich abschätzig als ihr „Hinterhof“ bezeichnet. Sergej Lawrow sagte, dass Lateinamerika für Moskau wertvoll ist. Von den fünf Tagen der Reise verbrachte er mehr als 50 Stunden in der Luft. Sein Flugzeug hat dabei rund 35.000 Kilometer zurückgelegt, denn es musste Europa umfliegen und ist über Nordafrika geflogen.

Der Empfang in Brasilien war feierlich: Eine Militärkapelle, eine Ehrengarde. Die ganze Welt schaute auf Lawrows Reise, und das ist keine Übertreibung. Bei den Gesprächen in Brasilien waren Reporter aus der ganzen Welt dabei. Vor ihnen erinnerte der russische Minister noch einmal an die Position Moskaus zur Ukraine: „Wir sind daran interessiert, dass der ukrainische Konflikt so schnell wie möglich beendet wird. Wir sind unseren brasilianischen Freunden dankbar für ihr richtiges Verständnis der Entstehung dieser Situation und für ihren Wunsch, zur Suche nach Lösungsmöglichkeiten beizutragen.“

Der russische Minister wurde vom brasilianischen Präsidenten empfangen. Lula da Silva sucht aktiv nach einem Ausweg aus der ukrainischen Krise. Vor dem Treffen mit Lawrow besuchte er China und war in den Arabischen Emiraten. „Ich habe mit dem Scheich über den Krieg gesprochen. Ich habe mit Xi Jinping über den Krieg gesprochen. Und ich denke, wir treffen auf Menschen, die lieber über Frieden als über Krieg sprechen. Ich glaube also, dass wir Erfolg haben werden“, so Lula da Silva.

Der brasilianische Präsident meint, dass die USA den Krieg in der Ukraine fördern. Anstatt die Waffenlieferungen zu stoppen, bringen sie tonnenweise Granaten ins Land.

Im Weißen Haus war man beleidigt: „Es ist äußerst problematisch, wie Brasilien an dieses Thema herangegangen ist, indem es den Eindruck erweckt, die USA und Europa seien irgendwie nicht am Frieden interessiert oder wir seien für den Krieg verantwortlich. Offen gesagt, in diesem Fall plappert Brasilien die russische und chinesische Propaganda nach.“

Letztes Jahr hat der Handel zwischen Russland und Brasilien einen Rekord von zehn Milliarden Dollar erzielt. Wir verkaufen uns gegenseitig zum Beispiel Lebensmittel. Aus Brasilien bekommen wir Früchte, Kaffee und Fleisch, und wir schicken aus Russland Getreide. Letztes Jahr gab es eine Rekordeinfuhr von Weizen von 360.000 Tonnen. Das brasilianische Brot ist also sehr russisch.

In Brasilien gibt es die einzige ausländische Ballettschule des Bolschoi-Theaters. Sie ist in ganz Lateinamerika berühmt.

Rosatom hilft tausenden von Brasilianern. Es liefert nicht nur Brennstoff für das Kernkraftwerk Angra, das einzige im Land, sondern auch jede Woche Isotope zur Herstellung von Arzneimitteln zur Krebsbehandlung.

Im benachbarten Venezuela rettet Russland buchstäblich Leben. Als sich westliche Unternehmen aufgrund der Sanktionen aus dem venezolanischen Markt zurückzogen und Diabetikern kein Insulin mehr lieferten, musste es zum dreifachen Preis auf dem Schwarzmarkt gekauft werden. Doch vor vier Jahren wurde die direkte Lieferung des Medikaments aus unserem Land aufgenommen und nächstes Jahr wird Russland mit der Produktion vor Ort beginnen.

Ein fester Händedruck von Nicolás Maduro für Lawrow. In jedem der vier Länder wurde Sergej Lawrow nicht nur von seinen Ministerkollegen, sondern auch von den Staatsoberhäuptern empfangen. „Dies ist ein Besuch zur rechten Zeit, eine Reise zur rechten Zeit und auch eine sehr notwendige. Ich verfolge immer, wie Sie um die Welt fliegen. Sie sind immer auf der Seite der Wahrheit“, erklärte Maduro.

„Ich möchte eine angenehme Mission erfüllen und Ihnen eine Botschaft des russischen Präsidenten Wladimir Putin überbringen. Sie haben seine Einladung, die Russische Föderation zu besuchen, wann immer es Ihnen passt“, sagte Lawrow.

Vor seiner diplomatischen Reise bezeichnete Sergej Lawrow Pragmatismus, nicht Ideologie, als Grundlage der Beziehungen. Nicht wie bei den Amerikanern. Als die Benzinpreise in den USA explodierten, beugte sich Washington Caracas. Sie schlossen ein Abkommen und Chevron konnte Treibstoff produzieren, aber sofort begannen die Amerikaner, Bedingungen zu diktieren. Will man weiter mit den Amerikanern arbeiten, muss man mit der Opposition verhandeln.

„Jeder weiß sehr gut, dass die USA einen jederzeit betrügen können. Es ist viel wahrscheinlicher, dass sie betrügen, als dass sie ihre eigenen Versprechen und Vorschläge einhalten. Wir werden unser Bestes tun, um die venezolanische Wirtschaft immer unabhängiger von den Launen und geopolitischen Spielchen der USA und anderer Akteure aus dem westlichen Lager zu machen. Ich bin sicher, dass unsere Erfahrung unseren venezolanischen Freunden zugute kommen wird, denn wir sind jetzt Weltmeister, was die Zahl der Sanktionen angeht“, sagte Lawrow.

Was die Sanktionen der Wirtschaft Venezuelas angetan haben, kann man sogar an einem Kiosk am Straßenrand sehen. Die Verkäuferin hat einen beeindruckenden Stapel einheimischen Geldes in der Hand und erzählt: „Das sind 200.000 Bolivar. Was man dafür kaufen kann? Einen Hamburger zum Beispiel.“

Um keine Tasche mit Geld mit sich herumtragen zu müssen, kann man in Dollar bezahlen, denn die Preise für das Essen auf der Straße sind nur in Dollar. Es gibt auch die Möglichkeit der bargeldlosen Zahlung. Karten werden akzeptiert, aber noch nicht alle.

„Wie sind die Aussichten für die Mir-Karte in dem Land?“, fragten Journalisten den venezolanischen Außenminister. (Anm. d. Übers.: Die Mir-Karte ist die russische Kreditkarte, die seit den Sanktionen die westlichen Kreditkarten in Russland ersetzt)

„Wir sind daran interessiert, zu einem System überzugehen, das uns von der Hegemonie des Dollars befreit. Es wurden bedeutende Fortschritte erzielt und wir werden bald sowohl dem russischen als auch dem venezolanischen Volk gute Nachrichten verkünden“, antwortete der venezolanische Außenminister Ivan Gil.

Vor dem Gebäude, in dem Sergej Lawrow Verhandlungen führt, sehen wir die russische Trikolore. Einheimische, die gekommen sind, um ihre Unterstützung für den russischen Minister zu zeigen, halten sie hoch. Die armen Einwohner dieses nicht gerade wohlhabenden Landes haben auch eine Sammlung für humanitäre Hilfe organisiert. In einem Lagerhaus in Caracas wartet die Fracht darauf, in die Gebiete der Militäroperation transportiert zu werden.

„Sie haben die Initiative ergriffen, humanitäre Güter in die befreiten Gebiete zu schicken, um die Kinder, die Soldaten und die Menschen dort zu unterstützen“, erklärt Roman Frolenko, der Präsident der russisch-venezolanischen Handelskammer.

Die Amerikaner taten ihr Bestes, um die Reise zu stören. Am Tag von Lawrows Ankunft war ihre Botschaft in Havanna in Gelb und Blau beleuchtet. Die kubanische Regierung vertritt natürlich eine andere Position: Sie ist immer auf der Seite Russlands.

Raul Castro, der Armeegeneral, ist mit 91 Jahren immer noch ein Kämpfer der Revolution. Aber er ist von allen Ämtern in Regierung und Partei zurückgetreten. Miguel Diaz-Canel ist jetzt der Präsident der Insel. Sie empfingen Sergej Lawrow gemeinsam und brachten dabei ihre Unterstützung für Russland zum Ausdruck.

„Jeder weiß und versteht, dass die Amerikaner einen Kreuzzug gegen die Russische Föderation, ihre legitimen Interessen, die russische Kultur und ihre Traditionen ausgerufen haben, wobei sie das Nazi-Regime in Kiew als Speerspitze gewählt und es mit neuen Waffensystemen vollgepumpt haben. Es sollte jedem klar sein, dass das ein aussichtsloser Weg ist“, sagte Lawrow selbstbewusst.

Die USA haben es auch geschafft, die Beziehungen zu vielen ihrer engsten Nachbarn zu verschlechtern. In Nicaragua angekommen, wurde Sergej Lawrow während eines Kulturprogramms das Bild eines nicaraguanischen Patrioten gezeigt, der einen Stein auf einen mit einer Pistole bewaffneten amerikanischen Soldaten wirft.

In Nicaragua gibt es eine spezielle Person, die für die Entwicklung der Beziehungen zu Russland zuständig ist und den Titel „Berater des Präsidenten für die Entwicklung der Beziehungen zu Russland“ trägt. Diese Funktion hat Laureano Ortega, der Sohn von Präsident Daniel Ortega, inne. Der Revolutionär Ortega stürzte vor fast einem halben Jahrhundert das pro-amerikanische Regime von Diktator Samosa und musste 2018 gegen die von den USA angeheizte Opposition kämpfen. Putschisten versuchten, einen Staatsstreich in Nicaragua zu inszenieren. Das hat nicht geklappt. Sie wurden alle gefasst und zurück in die USA gebracht. Am Jahrestag dieser Ereignisse war Sergej Lawrow in Nicaragua.

„Ich bin froh, dass Sie an diesem Tag zu uns gekommen sind. An diesem Tag ist es uns gelungen, der Aggression des Terrorismus eine weitere Niederlage beizubringen. Die EU und die europäischen Länder verurteilen uns für viele Dinge, sie denken, wir hätten ein Verbrechen begangen, und sie wollen uns belehren, wie wir leben sollen. Sie verhängen Sanktionen gegen uns. Das macht nicht wirklich Angst“, sagte Laureano Ortega.

Biden verhängte erst in diesem Herbst Sanktionen sowohl gegen Ortega persönlich als auch gegen die Wirtschaft Nicaraguas. Das lateinamerikanische Land wurde, wie auch Kuba und Venezuela, von Washington nicht zum amerikanischen Demokratie-Gipfel eingeladen. Mexiko und Brasilien reagierten daraufhin mit dem Boykott ihrer Einladung. Das Ergebnis war ein Gipfel auf amerikanische Art: für wenige Ausgewählte.

„Ihr verliert Brasilien, Ihr verliert Kolumbien, Südamerika. Ihr habt den Iran schon verloren. Ihr habt Russland verloren, China ist weg, Frankreich überdenkt seine Politik. Der Dollar verliert seine Rolle, das ist für uns, wie einen Weltkrieg zu verlieren. Wir werden zu einem zweitklassigen Land“, sagte Donald Trump.

Das Wall Street Journal stimmte Trumps Einschätzung zu und riet dem Weißen Haus, seinen belehrenden Ton gegenüber Lateinamerika zu ändern. Mit Sergej Lawrow hingegen wollten sich auch diejenigen treffen, mit denen ursprünglich keine Gespräche geplant waren. Als man erfuhr, dass er nach Caracas kommt, haben die Minister von Bolivien und St. Vincent um ein Gespräch gebeten. Er empfing sie alle. Der russische Diplomat wurde mit Plakaten verabschiedet, auf denen stand: „Bis bald, Sergej Lawrow!“

Ende der Übersetzung


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