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Die Unmenschlichkeit der grünen Agenda

Published On: 27. April 2023 0:06

Bild: K. Demeter/Midjourney

Veröffentlicht am 27. April 2023 von Red.

«Der Mensch ist das Mass aller Dinge», schrieb der griechische Philosoph Protagoras vor über 2500 Jahren. Leider neigen unsere heutigen Eliten dazu, dies nicht so zu sehen.

In den letzten Jahren hat das überstrapazierte Wort «Nachhaltigkeit» ein Narrativ gefördert, in dem die menschlichen Bedürfnisse und Bestrebungen gegenüber der grünen Sparsamkeit mit «Netto-Null» und «Degrowth» in den Hintergrund getreten sind. Die herrschenden Klassen des untergehenden Westens sind entschlossen, den Planeten zu retten, indem sie ihre Mitbürger verarmen lassen. Ihre Agenda wird die Welt in den nächsten 30 Jahren voraussichtlich sechs Billionen Dollar pro Jahr kosten. In der Zwischenzeit werden sie massive grüne Subventionen kassieren und wie Potentaten der Renaissance leben.

In «Enemies of Progress» (Feinde des Fortschritts) weist der Autor Austin Williams darauf hin, dass das «Mantra der Nachhaltigkeit» von der Annahme ausgeht, die Menschheit sei «das grösste Problem des Planeten» und nicht «der Schöpfer einer besseren Zukunft». In der Tat sehen viele Klimawissenschaftler und grüne Aktivisten es als eine der wichtigsten Prioritäten an, weniger Menschen auf dem Planeten zu haben.

Ihr Programm fordert nicht nur weniger Menschen und weniger Familien, sondern auch einen geringeren Konsum seitens der Massen. Sie erwarten von uns, dass wir in immer kleineren Wohneinheiten leben, weniger mobil sind und teurere Heizungen und Klimaanlagen akzeptieren müssen. Diese Prioritäten spiegeln sich in einer Regulierungsbürokratie wider, die, wenn sie sich nicht auf eine göttliche Rechtfertigung beruft, als rechte Hand von «Gaia» und der geheiligten Wissenschaft agiert.

Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet: Nachhaltigkeit für wen? Die US-Finanzministerin Janet Yellen erklärte kürzlich, dass ihr Ministerium den Klimawandel als «die grösste wirtschaftliche Chance unserer Zeit» betrachte. Für dieselben Wall-Street-Investoren, Tech-Oligarchen und Erben, welche die Kampagnen der Klimaaktivisten finanzieren, steckt natürlich viel Gold im Grün. Sie kontrollieren zunehmend auch die Medien. Die Rockefellers, Erben des Standard-Oil-Vermögens, und andere ultrareiche Grüne finanzieren derzeit Klimareporter bei Organisationen wie der Associated Press und dem National Public Radio.

Unter dem neuen Nachhaltigkeitsregime profitieren die Superreichen, der Rest von uns hingegen weniger. Das wohl ungeheuerlichste Beispiel ist die erzwungene Einführung von Elektrofahrzeugen, die bereits dazu beigetragen hat, Elon Musk, CEO von Tesla, zum zweitreichsten Mann der Welt zu machen. Obwohl es Verbesserungen bei den emissionsarmen Fahrzeugen gibt, werden die Verbraucher im Wesentlichen dazu gedrängt, eine Technologie anzunehmen, die eindeutige technische Probleme aufweist, nach wie vor viel teurer ist als der Verbrennungsmotor, und in erster Linie von einem Stromnetz abhängt, das bereits kurz vor dem Ausfall steht.

Wie sich herausstellt, erwarten die Umweltschützer nicht, dass die E-Fahrzeuge die Autos des einfachen Volkes ersetzen werden. Nein, die Menschen werden dazu gebracht, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, zu Fuss zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren, um sich fortzubewegen.

Die Umstellung auf Elektroautos ist sicherlich kein Gewinn für die westliche Arbeiter- und Mittelschicht. Aber sie ist ein enormer Segen für China, das einen grossen Vorsprung bei der Produktion von Batterien und seltenen Erden, die für die Herstellung von Elektroautos benötigt werden und die auch in Windturbinen und Solarzellen eine wichtige Rolle spielen, hat.

Das chinesische Unternehmen BYD, das von Warren Buffett unterstützt wird, ist zum weltweit führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen aufgestiegen und hat grosse Exportambitionen. Amerikanische Elektrofahrzeug-Firmen kämpfen unterdessen mit Produktions- und Lieferkettenproblemen, die zum Teil auf den Widerstand der Grünen gegen den heimischen Abbau von seltenen Erden zurückzuführen sind. Selbst Tesla geht davon aus, dass ein Grossteil seines künftigen Wachstums von seinen chinesischen Fabriken ausgehen wird.

Der Bau von Autos, die hauptsächlich aus chinesischen Komponenten bestehen, wird Folgen für die Beschäftigten in der westlichen Welt haben. Deutschland war einst ein Autogigant, aber bis 2030 werden schätzungsweise 400’000 Arbeitsplätze in der Automobilbranche wegfallen. McKinsey zufolge könnten in den USA bis zu 30 Prozent der Arbeitsplätze im verarbeitenden Gewerbe wegfallen. Denn wenn die Schlüsselkomponenten anderswo hergestellt werden, werden weit weniger Arbeitskräfte in den USA und Europa benötigt. Es ist keine Überraschung, dass einige europäische Politiker aus Angst vor einer Gegenreaktion der Bevölkerung die Entwicklung der Elektroautos bremsen wollen.

Diese Dynamik findet sich in der gesamten Nachhaltigkeitsagenda wieder. Die steigenden Energiekosten im Westen haben dazu beigetragen, dass China seinen Marktanteil bei den Industrieexporten auf etwa das Niveau der USA, Deutschlands und Japans zusammengenommen ausgebaut hat. Die US-amerikanische Industrie ist in letzter Zeit auf den tiefsten Stand seit der Pandemie gefallen.

Der Kreuzzug des Westens gegen die Kohlenstoffemissionen macht es wahrscheinlich, dass Arbeitsplätze, ob «grün» oder nicht, nach China verlagert werden, das bereits mehr Treibhausgase ausstösst, als der Rest der Welt mit hohem Einkommen. In der Zwischenzeit versucht die chinesische Führung, sich an den Klimawandel anzupassen, anstatt das Wirtschaftswachstum zu untergraben, indem sie unrealistische Netto-Null-Ziele verfolgt.

Hier gibt es klare Auswirkungen auf die gesellschaftlichen Klassen. Die kalifornischen Regulierungsbehörden haben kürzlich zugegeben, dass die strengen Klimagesetze des Staates den Wohlhabenden helfen, den Armen aber schaden. Diese Gesetze haben auch unverhältnismässige Auswirkungen auf Bürger, die einer ethnischen Minderheit angehören, was die Anwältin Jennifer Hernandez als «grünes Jim Crow» bezeichnet hat.

Während Chinas immer raffinierteres technisches und industrielles Wachstum von amerikanischen Risikokapitalgebern und der Wall Street freudig finanziert wird, sinkt der Lebensstandard der westlichen Mittelschicht. Europa hat ein Jahrzehnt der Stagnation hinter sich und die Lebenserwartung der US-Amerikaner ist kürzlich, zum ersten Mal in Friedenszeiten, gesunken. Eric Heymann von der Deutschen Bank schlägt vor, dass der einzige Weg, um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, darin besteht, jegliches künftige Wachstum zu unterbinden, was katastrophale Auswirkungen auf den Lebensstandard der Arbeiterklasse und der Mittelschicht haben könnte.

Statt der von den meisten erwarteten Aufwärtsmobilität, steht ein Grossteil der westlichen Arbeitnehmer nun vor der Aussicht, entweder von der Sozialhilfe zu leben oder zu Niedriglöhnen zu arbeiten. Heute erhält fast die Hälfte aller US-amerikanischen Arbeitnehmer Niedriglöhne und die Zukunft sieht noch schlechter aus. Fast zwei Drittel aller in den letzten Monaten neu geschaffenen Arbeitsplätze waren in der schlecht bezahlten Dienstleistungsbranche angesiedelt.

Dies ist auch in Grossbritannien der Fall. In den letzten Jahrzehnten sind viele Arbeitsplätze, die einst ganze Familien ernähren konnten, verschwunden. Einem Bericht aus dem Vereinigten Königreich zufolge können Selbstständige und «Gigworker» nicht einmal mehr einen halbwegs komfortablen Lebensstil führen. Armut und Nahrungsmittelknappheit sind bereits auf dem Vormarsch. Infolgedessen zweifeln die meisten Eltern in den USA und anderswo daran, dass es ihren Kindern besser gehen wird als ihrer Generation, während das Vertrauen in unsere Institutionen einen historischen Tiefstand erreicht hat.

Die Märchenerzähler von Zeitungen wie der New York Times haben sich selbst davon überzeugt, dass der Klimawandel die grösste Bedrohung für den Wohlstand darstellt. Doch viele einfache Menschen machen sich viel mehr Sorgen über die unmittelbaren Auswirkungen der Klimapolitik, als über die Aussicht auf einen mittel- oder langfristig überhitzten Planeten. Dieser Widerstand gegen die Netto-Null-Agenda wurde 2018 erstmals von der Gilets-Jaunes-Bewegung in Frankreich zum Ausdruck gebracht, deren wöchentliche Proteste sich zunächst an den Ökosteuern entzündeten.

In den letzten Jahren folgten die Proteste niederländischer und anderer europäischer Landwirte, die sich über die Beschränkungen für Düngemittel ärgern, die ihre Erträge schmälern werden. Diese Proteste haben in einer Reihe von Ländern, insbesondere in Italien, Schweden und Frankreich, zu einem Anstieg des Populismus geführt. Selbst im ultramodernen Berlin konnte eine Abstimmung über strengere Emissionsziele kürzlich nicht genügend Stimmbürger für sich gewinnen.

Dies ist ein Klassenkampf, der durch grüne Rhetorik verschleiert wird. Die Eliten der Finanzwelt, der Technologiebranche und der Non-Profit-Organisationen werden gegen eine zahlreichere, aber weniger gut vernetzte Gruppe von Normalbürgern ausgespielt. Viele dieser Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt mit der Produktion von Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs oder mit dem Transport dieser Dinge. Fabrikarbeiter, LKW-Fahrer und Landwirte, die alle von massiven grünen Regulierungsmassnahmen betroffen sind, haben eine ganz andere Vorstellung von Nachhaltigkeit als die städtischen Unternehmenseliten und ihre «woken» Angestellten. Die französischen Gilets-Jaunes-Demonstranten haben es auf den Punkt gebracht: «Die Eliten mache sich Sorgen um das Ende der Welt. Wir machen uns Sorgen um das Ende des Monats.»

Diese Diskrepanz besteht laut dem langjährigen demokratischen Analysten Ruy Teixeira auch in den Vereinigten Staaten. Versuche, fossile Brennstoffe abzuschaffen, mögen die Menschen in San Francisco begeistern, werden aber in Bakersfield, dem Zentrum der kalifornischen Ölindustrie, und in Texas, wo bis zu einer Million gut bezahlter Arbeitsplätze verloren gehen könnten, ganz anders gesehen. Einem Bericht der Handelskammer zufolge würde ein vollständiges nationales Verbot von Fracking, das von den Grünen weithin unterstützt wird, insgesamt 14 Millionen Arbeitsplätze kosten – weit mehr als die acht Millionen Arbeitsplätze, die in der grossen Rezession von 2007-2009 verloren gingen.

Kein Wunder also, dass die Arbeiter nicht so begeistert von der grünen Agenda sind. Laut einer neuen Monmouth-Umfrage betrachtet nur ein Prozent der Arbeiter das Klima als seine Hauptsorge. Eine neue Gallup-Umfrage zeigt: Nur zwei Prozent der Befragten aus der Arbeiterklasse geben an, dass sie derzeit ein Elektrofahrzeug besitzen, und nur neun Prozent sagen, dass sie den Kauf eines solchen Fahrzeugs «ernsthaft in Erwägung ziehen».

Diese westlichen Bedenken sind hingegen nichts im Vergleich dazu, wie sich die Nachhaltigkeitsagenda auf die Entwicklungsländer auswirken könnte. In den Entwicklungsländern leben etwa 3,5 Milliarden Menschen, die keinen zuverlässigen Zugang zu Strom haben. Sie sind weitaus anfälliger für hohe Energie- und Lebensmittelpreise als wir selbst. In den Ländern in Subsahara-Afrika untergraben grüne Ermahnungen gegen neue Agrartechnologien, fossile Brennstoffe und Kernkraft jede Hoffnung auf die Schaffung von dringend benötigtem neuem Wohlstand und Arbeitsplätzen.

Kein Wunder, dass diese Länder den Westen zunehmend ignorieren und stattdessen nach China blicken, das die Entwicklungsländer beim Bau neuer fossiler Brennstoffe sowie von Wasser- und Kernkraftwerken unterstützt. All dies ist vielen westlichen Grünen ein Dorn im Auge. Erschwerend kommt hinzu, dass die EU bereits über Kohlenstoffsteuern auf Importe nachdenkt, was die Entwicklungsländer von dem abschneiden könnte, was von den globalen Märkten noch übrig ist.

Noch kritischer könnten sich die Auswirkungen des Nachhaltigkeitsmantras auf die Nahrungsmittelproduktion auswirken, insbesondere für die afrikanischen Länder südlich der Sahara, auf die nach Prognosen der Vereinten Nationen in den nächsten drei Jahrzehnten der grösste Teil des weltweiten Bevölkerungswachstums entfallen wird. Diese Länder brauchen mehr Nahrungsmittelproduktion, entweder im eigenen Land oder aus reichen Ländern wie den USA, den Niederlanden, Kanada, Australien und Frankreich. Und sie wissen sehr genau, was geschah, als Sri Lanka die Nachhaltigkeitsagenda annahm. Dies führte zum Zusammenbruch des Agrarsektors in Sri Lanka und schliesslich zum gewaltsamen Umsturz der Regierung.

Wir müssen die Nachhaltigkeitsagenda neu überdenken. Der Schutz der Umwelt darf nicht auf Kosten von Arbeitsplätzen und Wachstum gehen. Wir sollten auch die Entwicklungsländer dabei unterstützen, eine wohlhabendere Zukunft zu erreichen. Das bedeutet, dass wir praktikable Technologien – Gas, Kernkraft, Wasserkraft – finanzieren müssen, welche die für die wirtschaftliche Entwicklung so wichtige zuverlässige Energie liefern können. Es nützt nichts, ein Programm vorzuschlagen, das die Armen weiterhin verarmen lässt.

Wenn die Bedenken der Menschen gegenüber der grünen Agenda nicht aufgegriffen werden, werden sie mit ziemlicher Sicherheit versuchen, die ausgeklügeltsten Pläne unserer vermeintlich aufgeklärten Eliten zu stören. Letztendlich sind, wie Protagoras sagte, die Menschen immer noch das ultimative «Mass» für das, was in der Welt geschieht – ob es den «Experten» gefällt oder nicht.

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Hier finden Sie den Beitrag auf Englisch.

Joel Kotkin ist Kolumnist bei Spiked, Presidential Fellow in Urban Futures an der Chapman University und Geschäftsführer des Urban Reform Institute. Gerade ist sein neuestes Buch, «The Coming of Neo-Feudalism», erschienen. Sie können ihm auf Twitter folgen: @joelkotkin

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