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Maerchenstunde mit Steinmeier zum 1848er Revolutionsjubilaeum

Published On: 3. Juni 2023 21:27

en sich die Deutschen vor 173 Jahren zum ersten Mal in freier Wahl versammelt, um ihre politische Zukunft zu gestalten. Die Nationalversammlung, die hier tagte, war ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie in Deutschland. Die Revolution von 1848 war ein Freiheitsmoment, das bis heute nachwirkt. Sie hat gezeigt, dass die Menschen in Deutschland bereit sind, für ihre Freiheit und ihre Rechte zu kämpfen. Und sie hat gezeigt, dass es möglich ist, Veränderungen herbeizuführen, wenn man gemeinsam für eine Sache eintritt.

Nun hat es also auch Bundespräsident Steinmeier erwischt. Einige Monate nach den abstrusen Aussagen seines österreichischen Amtskollegens präsentiert Steinmeier in der Frankfurter Paulskirche sein gesamtes Unwissen, verbiegt Tatsachen und verschweigt notwendige Kontexte. Nichts Neues, könnte man dem – leider korrekt – entgegnen, auch deswegen, da die “Leit- und Qualitätsmedien” den Bundespräsidenten nicht korrigieren.

Eine Richtigstellung. Wie im Beitrag zu Alexander Van der Bellen (TKP berichtete), ist man nicht “erst” seit Erklärung der “Pandemie” so einiges an Kummer gewöhnt, doch was kürzlich in der Frankfurter Paulskirche geschah, ist – bedenklich. Pippilotta Steinmeier macht sich die Welt, wie es ihm gefällt Da steht der Präsident der Bundesrepublik vor geladenen Gästen neben der ebenfalls anwesenden Innenministerin Nancy Faeser – und macht sich, in bester Pippi Langstrumpf-Manier (mit Entschuldigung an Astrid Lindgren) – die Welt, wie es ihm gefällt.

Die Revolution von 1848 und ihre Folgen

In seiner Ansprache, gehalten am 18. Mai 2023, führte Steinmeier u.a. aus: Es war ein wunderbarer Frühling. Und das begriffen die Menschen 1848 längst nicht nur meteorologisch. Es war ein politischer, ein gesellschaftlicher Frühling, eine Zeit der großen Hoffnungen und Erwartungen…einen “revolutionären Frühling” nennt Christopher Clark diese Zeit… Die Revolution von 1848 und die erste deutsche Nationalversammlung hier in der Paulskirche – das waren für Deutschland damals unerhörte Ereignisse. Die Hoffnung war groß, die Bereitschaft Altes zu stürzen und Neues zu wagen, hatte viele erfasst.

Ich erspare Ihnen den Gutteil der folgenden Ausführungen, denn alleine in diesen beiden Abschnitten steckt so viel an Geschichtsklitterung und Revisionismus, dass es mich als Geschichte-Professor Wunder nimmt, dass die Kritik der Kollegen nicht stehenden Fußes folgte. Mir persönlich ist vollkommen unklar, aus welchen Gründen der Bezug auf das Wetter steht – denn dieses spielt direkte keine Rolle.

Wirtschaftliche Probleme und soziale Katastrophen

Ebenso verschweigt Steinmeier die wirtschaftlichen Probleme, die Europa just in den 1840er Jahren fest im Griff hatte – Karl Marx bezeichnete die in im Jahrzehnt zuvor in Großbritannien begonnene Depression als die ideologisch vorbestimmte “strukturelle Krise” –, die sich zu nahezu europaweiten Versorgungsengpässen gesellten. Eric Hobsbawm hielt hierzu fest, dass die Revolution von 1848 mit einer sozialen Katastrophe einherging: einer Großen Depression, die den Kontinent ab der Mitte der 1840er erfasste. Missernten – besonders Kartoffel – folgten. Ganze Regionen und ihre Bewohner hungerten, insbesondere in Irland, aber auch in Flandern [Belgien, Niederlande] oder Schlesien [heute in Polen] hungerten, wenn auch nicht in demselben Ausmaß. Lebensmittelpreise stiegen. Die wirtschaftliche Depression vervielfältige die Arbeitslosigkeit und die Mehrheit der arbeitenden Bevölkerung in den Städten verlor just zu dem Zeitpunkt ihre bescheidenen Einkünfte, als die Lebenshaltungskosten explodierten. (The Age of Revolution, London 1997, S. 307; meine Übersetzung und Hervorhebungen)

Die Bedeutung von historischer Genauigkeit

Die Revolution von 1848 selbst begann bekanntlich Mitte Februar in Paris und breitete sich als Folge der Dissemination dieser Nachrichten rapide u.a. in “Deutschland” aus. Wer aber “Deutschland” im Jahr 1848 ohne weitere Hinweise anführt, dass es dieses Land – von der räumlich diffusen “Kulturnation” im Sinne Johann Gottlieb Fichtes (1762-1814) abgesehen – nicht gab. In Mitteleuropa existierte nach dem Wiener Kongress (1814/15) der sogenannten Deutsche Bund, eine Konföderation, die neben Preußen auch das Kaisertum Österreich und rund 40 weitere Staatswesen umfasste. Wer aber 2023 (!) unbedarft “Deutschland” erwähnt, der verengt die diskursive Normen (“Overton-Fenster“) des Sagbaren und Denkbaren auf eine Art und Weise, die ahistorisch, unwissenschaftlich und – pseudopopulistisch ist.

Nun soll es an dieser Stelle nicht um die Identität des deutschen Volkes gehen, wer aber das “neue Deutschland” (Neil MacGregor) nach der “Wiedervereinigung” einfach so erwähnt, der begeht Geschichtsklitterung, wenn er sich nicht gar auf das dünne Eis des Historischen Revisionismus begibt. 1848 als Freiheitsmoment – für/gegen wen und in wessen Erinnerung? In Karl Marx’ Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon (Erstauflage 1852, hier Frankfurt, 2007, S. 9) kann man folgendes lesen: Hegel bemerkt irgendwo, daß alle großen weltgeschichtlichen Thatsachen und Personen sich so zu sagen zweimal ereignen. Er hat vergessen hinzuzufügen: das eine Mal als große Tragödie, das andre Mal als lumpige Farce. Nun müssen wir uns also doch noch einmal mit der leidigen Farce der bundespräsidentiellen Rede Steinmeiers in der Frankfurter Paulskirche befassen (meine Hervorhebung): Wir wissen aber auch: Hier haben sich die Deutschen vor 173 Jahren zum ersten Mal in freier Wahl versammelt, um ihre politische Zukunft zu gestalten. Die Nationalversammlung, die hier tagte, war ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratie in Deutschland. Die Revolution von 1848 war ein Freiheitsmoment, das bis heute nachwirkt. Sie hat gezeigt, dass die Menschen in Deutschland bereit sind, für ihre Freiheit und ihre Rechte zu kämpfen. Und sie hat gezeigt, dass es möglich ist, Veränderungen herbeizuführen, wenn man gemeinsam für eine Sache eintritt

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Märchenstunde mit Steinmeier zum 1848er Revolutionsjubiläum

Nun hat es also auch Bundespräsident Steinmeier erwischt. Einige Monate nach den abstrusen Aussagen seines österreichischen Amtskollegens präsentiert Steinmeier in der Frankfurter Paulskirche sein gesamtes Unwissen, verbiegt Tatsachen und verschweigt notwendige Kontexte. Nichts Neues, könnte man dem – leider korrekt – entgegnen, auch deswegen, da die “Leit- und Qualitätsmedien” den Bundespräsidenten nicht korrigieren. Eine Richtigstellung. Wie im Beitrag zu Alexander Van der Bellen (TKP berichtete), ist man nicht “erst” seit Erklärung der “Pandemie” so einiges an Kummer gewöhnt, doch was kürzlich in der Frankfurter Paulskirche geschah, ist – bedenklich. Pippilotta Steinmeier macht sich die Welt, wie es ihm gefällt Da steht der Präsident der Bundesrepublik vor geladenen Gästen neben der ebenfalls anwesenden Innenministerin Nancy Faeser – und macht sich, in

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