
Warten auf Wagenknecht – Eine andere Formulierung auf Deutsch: Erwartung von Wagenknecht
Sommerloch und Sommergewitter
Was die Medien dazu bewegt, Wagenknecht fast zur Parteigründung zu tragen, wissen nur sie selbst. Bisher waren sie nicht für ihre Kritik am Kapitalismus bekannt, im Gegensatz zu Wagenknecht. Auffällig ist, dass es eher Wagenknecht ist, die den Sturm und Drang einiger Medien bremst, als umgekehrt. Man könnte fast meinen, dass diesen Medien mehr an einer neuen Partei gelegen ist als der Gründerin selbst. Zuerst wies sie Spekulationen mit Verweis auf die Schwierigkeiten einer Parteigründung und ihren Gesundheitszustand ab, aber jetzt scheint es nur noch um das Wann einer Neugründung zu gehen. Diese Partei wäre sicherlich nicht nur eine ernsthafte Konkurrenz für die AfD, sondern auch für andere, die sich im linken Milieu bewegen. Für die Linkspartei selbst könnte sie das Ende bedeuten. Andererseits könnten solche Diskussionen, die von den Medien angeheizt werden, nur eine Überbrückungshilfe für das ereignislose Sommerloch sein. Aber das Thema ist schon zu lange Gesprächsstoff und Hoffnungsträger in der Gesellschaft, um es nur als Medienkampagne abzutun. Es ist jedoch unklar, welche politischen Überlegungen dahinterstecken, dass einige Redaktionen immer wieder eine Wagenknecht-Partei zum Thema machen. Dass die Meinungsmacher besser informiert sind als der Durchschnittsbürger, bedeutet nicht, dass sie klügere Schlüsse aus ihrem Informationsvorsprung ziehen. Man muss sich nur die massiven Fehleinschätzungen in den Kommentarspalten zu Afghanistan, dem Nahen Osten, der Sahelzone und natürlich auch zum Ukrainekrieg ansehen. Die Schwächen im politischen Denken staatstreuer Kommentatoren zeigen sich in ihrer Einstellung zu den westlichen Sanktionen, die angeblich schon längst zum Untergang Russlands hätten führen sollen. Dennoch haben viele Medien ein besseres Gespür für die Stimmung in der Gesellschaft als so mancher Politiker. Hat man Angst, dass sich Unmut in der Gesellschaft aufstaut und zu einem Gewitter zusammenbraut? Haben die Redaktionen und politischen Kreise in den Hinterzimmern der Gesellschaft Angst, dass sich aus diesem Gewitter Blitze entladen könnten, die mehr Schaden anrichten als das Donnergrollen einer drohenden Wagenknecht-Partei? Ist das der Grund, warum eine neue Partei als Ventil für den Unmut angeboten wird? Denn Parteien sind leichter zu kontrollieren als ein Schwelbrand, der sich in der Gesellschaft ausbreitet. Wer außer den Medien, die aus Krawall Umsatz machen, hätte noch ein Interesse daran, den Unmut durch eine neue Partei zu entschärfen? Geheimdienste und Militär könnten aus politischen Erwägungen in Frage kommen. Aber aufgrund ihrer Analysefähigkeit und ihres Einschätzungsvermögens von gesellschaftlichen Vorgängen dürften sie kaum Gefahren für die bestehende Ordnung durch unkontrollierte Proteste sehen. Das Treiben der Meinungsmacher bleibt also weiterhin ein Rätsel.
Zankäpfel
Diese Diskussion bringt bereits eine Frucht hervor: Große Teile der Bevölkerung setzen ihre Hoffnungen auf diese neue Partei. Die Erwartungen steigen und damit auch die Spekulationen. Mit all diesen Wünschen keimt jedoch auch die Saat der Zwietracht auf. Das ist nicht anders zu erwarten, denn zu viele Hoffnungen von zu vielen Hoffnungslosen sind mit dieser Partei verbunden. Die Hypothek wächst von Tag zu Tag. Wagenknecht scheint das zu ahnen, denn sie hat bereits angekündigt, dass sie selbst die Auswahl ihres Führungspersonals treffen will. Es wird also handverlesen sein. Bevor es richtig losgeht, will sie sich offenbar eine Hausmacht aufbauen, eine Dynastie, auf die sie sich verlassen kann. Aber sie sollte die Lehren der Geschichte bedenken. Königsmörder kommen meistens aus der eigenen Dynastie. Es ist nicht verwerflich, dass Wagenknecht eine zuverlässige Mannschaft um sich scharen will, vielleicht sogar vernünftig. Das stärkt den Zusammenhalt der Partei in ihrer Anfangsphase. Aber mit der frühen Aufstellung eines festen Führungskreises werden basisdemokratische Illusionen von vornherein abgewiesen. Diese Ausgangslage verschlechtert andererseits auch die Aussichten von Karrieristen oder Volksrednern, die direkt zu den gut dotierten Parlamentssitzen durchmarschieren wollen. Wagenknecht ist gebranntes Kind aus den Zeiten von „Aufstehen“, jener Bewegung, die genauso schnell verschwand, wie sie aufgetaucht war. Und hier lag auch eines der Probleme dieses Sammelsuriums: Es gelang nicht, Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Wagenknecht ist zwar ein Kristallisationspunkt, aber nicht wegweisend. Ihre Visionen enden an den Grenzen von Parlament und Kapitalismus. Nachdem die Leute „aufgestanden“ waren, gingen sie in verschiedene Richtungen auseinander. Es fehlte eine Ausrichtung auf ein gemeinsames Ziel, das von der Mehrheit der Bewegung als solches angesehen wurde, und so konnte kein gemeinsames Handeln entwickelt werden. Natürlich war Wagenknecht alleine mit dieser Aufgabe überfordert, was auch nicht anders zu erwarten war und ihr nicht vorgeworfen werden kann. Aber sie erkannte zwei Dinge nicht: dass es ein gemeinsames Ziel braucht und dass dieses den Mitgliedern zur Diskussion gestellt werden muss, wenn sie selbst kein Ziel anbieten kann, das von allen unterstützt wird.
Klasse statt Masse
Diese politischen Fehleinschätzungen haben zu Zankäpfeln geführt
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Warten auf Wagenknecht
Sommerloch und Sommergewitter Was man sich bei „Bild“ und anderen Medien dabei denkt, Wagenknecht fast zur Parteigründung zu tragen, wissen nur die Medien selbst. Immerhin waren diese bisher nicht für Kapitalismuskritik bekannt, so wie es Wagenknecht ist. Auffällig ist, dass eher Wagenknecht den Sturm und Drang mancher Medien bremst als umgekehrt. Man könnte fast meinen, dass diesen Medien mehr an einer neuen Partei gelegen ist als der Gründerin selbst. Hatte sie erste Spekulationen noch mit dem Hinweis auf die Schwierigkeiten einer Parteigründung und ihren gesundheitlichen Zustand abgewiegelt, so steht das Ob einer Neugründung anscheinend nicht mehr zur Diskussion, nur noch das Wann. Sicherlich aber wäre diese Partei eine ernsthafte Konkurrenz nicht nur für die AfD, sondern auch für all die
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