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Erste Wonnen im Burgenland

Published On: 13. September 2021 19:14

Veröffentlicht am: 13. September 2021 | Anzahl Kommentare: 6 Kommentare

Ein Beitrag von Dirk C. Fleck.

Ich bin angekommen. Hier im Burgenland bleibt der Lärm der Welt außen vor. Und doch wird die Stille mit jedem neuen Tag beredter, während sich die sanften Hügel, die unser Haus belagern, kokett in den samtweichen Mantel der Ruhe kleiden.

Klingt romantisch, nicht wahr? Aber andere Worte, als diese schwärmerischen sprachlichen Tupfer, sind schlicht unmöglich. Ich bin überwältigt von der Schönheit, die sich in jedem sich wiegendem Blatt, im lustigen Tanz der Schmetterlinge und unter den warmen Strahlen einer kosenden Sonne permanent neu entfächert. Der Wind trägt den Herbstgeschmack schon mit sich. Die Sonnenblumen lächeln mich an, ebenso der Hibiskus, der Walnussbaum und alle grünen Wesen in ihrem Gefolge.

Hier, so fühle ich es immer deutlicher, müsste sich doch der Sittenroman schreiben lassen, der schon lange in mir schlummert und nur danach verlangte, an einem Platz wie diesen das Licht der Welt zu erblicken. Der Sittenroman ist eine ausgestorbene literarische Gattung, „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert, der 1857 in Paris erstmals in Buchform erschien ist einer. Im Sittenroman wird der Äther einer Epoche transportiert, in der die Protagonisten sich trotz aller äußeren Widerstände auf dem Weg zur Erlösung befinden.

Warum reizt mich seine Wiederbelebung? Weil unsere heutige Epoche durch einen dunklen Stempel gekennzeichnet ist. Ein Brandzeichen sozusagen, das auch anderen Epochen anhaftete aber nie in dieser gnadenlosen Deutlichkeit. Die Zeit, in der wir leben, ist durch und durch versifft. Sie ist bis ins Mark pornografisch. Das gilt für die Politik, die Wirtschaft, die Wissenschaft, die Landwirtschaft und alles andere, was die Zivilgesellschaft so erfolgreich von jeglichen Werten befreit hat, die uns zumindest die Möglichkeit zur Menschwerdung offen hielten. Alles wird verschüttet, begraben, pervertiert. Und inmitten dieser Dunkelhaft versuchen meine drei Helden sich gemeinsam zur Erlösung durchzuschlagen. Drei sind es, eine Frau, zwei Männer. Ihre Beziehung ließe sich mit Fug und Recht als Liebesgeschichte beschreiben, die sich in ihrem eigenen Spannungsfeld bewegt. Emotionale Turbulenzen ohne Ende, allein durch die Hoffnung gespeist, das das Experiment gelingen möge. Na mal sehen, ich bin gespannt.

Immerhin wissen die Drei, dass das Leben ein ewig gleich bleibendes Muster umwälzender Ausdruckskraft ist. Die meisten Menschen wollen nicht wahrhaben, dass alles Erdenkliche und weit mehr ständig um uns ist. Und dies, wie es scheint, ohne unser Zutun. Hier liegt ein entscheidender Irrtum: da wir nun einmal Teil des Ganzen sind, haben wir auch unseren Einfluss. Ich bin davon überzeugt, dass jeder unserer Gedanken, dass unsere Träume und Taten, dass unsere heimlichen Wünsche und Verwünschungen immer ihre Entsprechung finden – dass wir selbst nichts als das Ergebnis solcher Wünsche und Verwünschungen sind. Das Eigentümliche der Wahrheit ist, dass sie von uns weder einen Glauben an sie noch ein Handeln in ihr verlangt. Nun gut, das muss jeder selbst herausfinden.

Das alles jederzeit passiert, ist tief in unserem Unterbewusstsein verankert. Deshalb ist es nicht einfach zu entscheiden, an wen und an was wir unsere Aufmerksamkeit verschenken. Normalerweise beantworten wir diese Frage nach Gutdünken. Was nicht in den persönlichen Bereich fällt, bleibt in der Regel unbedacht. Obschon wir von der Existenz des uns umgebenden Leids wissen, verdrängen wir es. Dieser Verdrängungsmechanismus schützt davor, von der Vielfalt anderer Schicksale zerrissen zu werden. Der Instinkt sagt uns, wie wir uns durchzuschlagen haben. Er ist es aber auch, der uns zu Duldern einer Welt macht, die wir so häufig bejammern.

Aber selbst bei allem aufgebrachtem Mitleid: wir werden uns immer in Distanz befinden, solange wir nicht das Gefühl haben, dies alles schon einmal an uns selbst erlebt zu haben. So gleiten die Tragödien der anderen an uns ab und unsere Empörung über die Brutalität und Ungerechtigkeit in der Welt zerstört letztlich nur uns selbst. Es gilt also, eine Technik der Ruhe zu entwickeln und die heißt NICHTHANDELN. Genau das ist an diesem Platz möglich, den mir das Schicksal vor die Füße gespült hat. Vielleicht braucht es diesen Zustand, in dem sich unsere Wahrnehmungen zu einem Bewusstsein verdichten, das uns mehr Respekt vor dem Leben abnötigt, als wir bisher bereit waren zu zollen.

Ich freue mich auf das, was ab jetzt passieren wird. Eines weiß ich: ich bin bereits aus der Zeit gefallen, ich befinde mich in einem Raum, von dem ich zuvor keine Ahnung hatte und der seine Versprechungen einzulösen verspricht, soviel ist spürbar. Zuvor hatte ich dreiundvierzig Jahre in meiner Hamburger Wohnung gelebt, die ich, besonders seit Corona, wie eine Ritterrüstung gegen die Außenwelt angelegt habe. Jetzt bin ich ungeschützt und dennoch voller Zuversicht. Wie sich das verträgt? Keine Ahnung, aber wünscht mir Glück.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:  Bildagentur Zoonar GmbH / Shutterstock.com

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