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Abschalten, Informationsstränge kappen – anders geht es nicht mehr

Published On: 4. November 2021 16:49

Veröffentlicht am: 4. November 2021 | Anzahl Kommentare: 1 Kommentar

Ein Kommentar von Dirk C. Fleck

Hinter jedem Licht steht das Dunkel, jedes Licht ist auf schwarz gemalt. Seltsamerweise sind es die strahlendsten, klarsten Tage, durch die das Schwarz am intensivsten wahrzunehmen ist. So ein Tag war gestern. Ich spazierte auf dem Weg zur Alster durch einen goldenen Blätterregen. Eine leichte Brise wehte durch Hamburg, gewürzt mit dem Aroma der Nordsee. Kinder und Hunde tobten durch den Innocentiapark, als gäbe es kein Morgen mehr. Auf einer Bank sonnte sich eine junge Mutter bei geschlossenen Augen, während ihre etwa fünfjährige Tochter mir ihren Teddy entgegenhielt. Num hieß er und ich durfte ihm die Hand schütteln. Die ganze Stadt schien sich den Coronafrust aus den Kleidern zu schütteln und die achtlos weggeworfenen weißen, blauen und schwarzen Masken, die ich mit dem Laub vor mir her trieb, bestätigten diesen Eindruck.

Am Nachmittag holte mich eine Freundin ab. Wir wollten an die Elbe fahren und Fisch essen. Im Radio drehte sich alles um Corona. Der Gesundheitsminister sprach davon, wie nötig „Auffrischungsimpfungen“ seien, um der nachlassenden Wirkung der ersten beiden Impfungen zu begegnen. Er kritisierte das Tempo beim sogenannten Boostern, also beim verabreichen einer dritten Impfung. Spahn plädierte dafür, dass die inzwischen geschlossenen 400 Impfzentren wieder geöffnet werden sollten. Die scheidende Bundeskanzlerin prophezeite den Ungeimpften eine harte Zeit, weil man ihnen viele Grundrechte vorenthalten werde. Das RKI befand, dass eine Impfrate von 90 Prozent bei den über Zwölfjährigen notwendig sei, um die Pandemie eindämmen zu können. Und der unermüdliche Karl Lauterbach verstieg sich zu der Aussage, dass die Geimpften im Lande bis zum April nichts zu befürchten hätten, während die Ungeimpften bis dahin größtenteils tot sein werden.

Wir versuchten dem propagandistischen Trommelfeuer auszuweichen, aber auf der Suche nach entspannter Musik, die diesen herrlichen Tag adäquat hätte untermalen können, wurden wir auf fast jedem Sender mit einer gebetsmühlenartig vorgetragenen Gehirnwäsche konfrontiert. Es fühlte sich an wie ein verbaler Steinschlag, der das Auto unter sich zu begraben schien. Abschalten war angesagt. Sonst hätte uns die verabreichte Giftspritze aus Statements und Verlautbarungen vergessen lassen, dass das Leben durchaus seine schönen Seiten haben kann. Abschalten, Informationsstränge kappen – anders geht es nicht mehr in einer Zeit, in der sie uns wie nasse Handtücher im Schnelldurchgang durch ihre Schreckensarsenale schleudern.

Aber auch so blieb ein bitterer Nachklang, daran vermochte das vorzügliche Schollenfilet am Fischmarkt nichts zu ändern. Ich weiß nicht, wie es Marie erging, jedenfalls schwieg sie wie ich. Wir schienen gemeinsam eine Strecke grenzenloser Melancholie zu durchschreiten. Plötzlich fühlte ich mich wie ein am Sonntagnachmittag zwischen den Furchen eines nicht zu Ende gepflügten Feldes abgestellter Traktor, wie es der vorzügliche Henri Michaux einmal formulierte. Dabei besteht kein Zweifel daran, dass wir trotz aller Gemütszustände doch immer zuhause sind, wo denn auch sonst. Wir müssen nur ein Gefühl dafür entwickeln.

Nachts setzte ich mich auf den Balkon. Der Himmel war sternenklar. Ich fühlte mich wie ein verirrter Schmetterling über den Gletschern eines gläsernen Gebirges. Bevor ich ins Bett ging blätterte ich noch in alten Adressbüchern und fühlte einen zarten Fliederschmerz beim Andenken an diese Menschen, um die ich mich nie gekümmert habe. Wieviele von ihnen haben sich wohl impfen lassen und wieviele von ihnen würden mir ausweichen, wenn sie erführen, dass ich mir den Stoff, von dem die Hersteller klar gemacht haben, dass sie für die Langzeitwirkung ihres Produkts keine Haftung übernehmen, eben nicht habe spritzen lassen?

Später träumte ich davon, dass mir eine gute Fee feuchte Blütenblätter auf die Augen legte. Ich dachte daran, dass wir ja alle unsere Körper verlassen werden. Ich sah meine Mitmenschen an mir vorbei laufen und eine merkwürdige Fröhlichkeit befiel mich. Oh, wie sie mich anschauten als mir wieder einmal bewusst wurde, dass sie und ich demnächst der Vergangenheit angehörten. Als sei ich etwas Besonderes …

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Dirk C. Fleck ist ein deutscher Journalist und Buchautor. Er wurde zweimal mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. Sein Roman “Go! Die Ökodiktatur” ist eine beklemmend dystoptische Zukunftsvision.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Peter Kniez / Shutterstock.com

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