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Das Nest im Unsagbaren

Published On: 15. Januar 2022 13:00

In diesen Zeiten

Die nicht enden wollen

Die Lügen nicht, die Hetze nicht

Das Sterben nicht

In diesen Zeiten

Sterben nicht nur Alte und Kranke

Die, die immer schon gestorben sind

In diesen Zeiten

Heißt es oft: „Plötzlich und unerwartet“

Und das sind die Jüngeren

Auch die wirklich Jungen …

Die, die vorher gesund waren

Vor der Spritze

In diesen Zeiten

Sind es immer noch viele

Zu viele, die nichts merken

Nichts fragen, keine Zweifel haben

Die alles glauben, was ihnen erzählt wird

Vierundzwanzig Stunden am Tag

Sieben Tage die Woche

Seit 20 Monaten

Auf allen Kanälen, den offiziellen

In diesen Zeiten

Ist es lebenswichtig und überlebenswichtig

Zu verstehen: Wissen ist eine Hol-Schuld

In diesen Zeiten

Die nicht enden wollen

Entdecken wir das, worauf es ankommt

Es sind die Zeiten der neuen Wege

Der neuen Erkenntnisse

Einer neuen Tiefe

In diesen Zeiten

Finden wir zusammen

Die, die immer schon Fragen gestellt haben

Und die, die ihr Gespür für die Wahrheit

Nicht verloren haben

In diesen Zeiten

Sind Herzen erwacht

Und Gemeinschaften geboren.

In diesen Zeiten

Wurden wir gewahr

Was und Wer zu uns passt

Und Was und Wer nicht

Es sind Zeiten des Abschieds

Und es sind Zeiten des Findens

In diesen Zeiten

In denen Dunkles sichtbar wird

Und Helles erstrahlt

Sind wir dankbar für das Helle

Und auch für das, was wir erlösen können

Was du sagst, ist falsch.

Was ich sage, ist falsch.

Was uns gesagt wird, ist falsch.

Dennoch reichst du mir das Salzfass

während dein Kopf in Flammen steht

und ich hole die Servietten aus dem Schrank

Wind zwischen meinen Fingern.

Der Bildschirm lügt

der Tag ist das Spiegelbild eines Tages

wir ausgeschlossen und mittendrin

die Nacht lügt

sie tut nur so

als würde sie uns verschlingen.

Du schluckst eine Tablette

gegen den Druck des Ungesagten

ich richte mir im Unsagbaren ein Nest

an dem du rüttelst

damit du nicht alleine wach bist.

Wir horchen stumm nach draußen

und hören Maschinen.

Schließ das Fenster, sage ich

sonst verirrt sich noch eine Maschine herein

und was ich nicht sehen kann

ist mir gerade zu viel.

Immer öfter müssen wir uns hinlegen

um nicht aus der Welt zu fallen:

stets vor die Wahl gestellt

zwischen Gift und Gift

fehlt uns jetzt nur noch Todesangst

um vielleicht belohnt zu werden

als willige Sänftenträger

der nächsten verordneten Wirklichkeit.

Deine Augen scheuen nach innen

meine Zunge bockt vor neuen Worten

bald werden wir vergessen haben

was wir nie vergessen wollten.

Ich will eine Weile im Schrank sitzen, sage ich

wenn jemand nach mir fragt

sag ihnen, ich sei durch die Tür hinaus gegangen.

Betäubt von Erinnerung

wiegst und drehst du dich

zu einem Lied, das gestern schon verklungen ist.

Ich will mit dir tanzen

bis zum Ende der Geschichte

über die Welt hinaus

aber nicht mehr zurück.

Jede Flucht dreht sich im Kreis

solange wir uns unter unserer Haut verstecken

und hoffen

dass niemand uns entdeckt

bevor wir wieder niemand werden

und all die unbeachtete Zeit

endlich zu nichts führt.

Das nächste Lied

wird den Staub wirbeln

die Tür aufwehen

und auch noch den letzten Blick löschen.

Gute Nacht, sage ich

und du verbeugst dich.

Auf den Knien

grapschen wir nach Sinn

die Münder immer aufgerissen

weil nur Schlucken uns noch wärmt.

Es geschieht mir recht

denken wir im Chor

und wer den Ton verfehlt

oder gar nicht mitsingt

ist ein Splitter in unserem Brei.

Bis meine Stimme versiegt

verspreche ich, dich immer wieder zu erkennen

und deinen Namen zu rufen.

Warte, rufe ich

die Straßen haben Augen

sie sollen uns bei einander sehen.

Jetzt sind alle Häuser aus Glas, sagst du

und ich bücke mich nach einem Stein

aber es gibt keinen mehr.

Mein Körper ist mir im Weg:

ich weiß noch nicht, wohin.

Die Sonne lacht

die Wolken weinen

der Wind singt

wie wir.

Aber irgendjemand muss daran schuld sein

dass der Sonnenstrahl die Dürre

der Regentropfen die Flut

die Brise den Sturm in sich birgt:

wir werden hinter der Hand würfeln

wen es diesmal trifft

und wir werden über die Augenzahl

in unsere bodenlose Tasche lügen

mit sanften Augen und mildem Lächeln.

Unter dem Schafspelz lauert nur das nackte Schaf

die Grube steht jedem offen

der den Blick vom Weg unter den Füßen abwendet

nach dem Glitzern am Horizont.

Während ich den Brunnen vergifte

malst du Augen zwischen die Zeilen

damit das Buch auch dich liest.

Lass uns geradeaus gehen

an den gefälschten Wegweisern vorbei

gehen wir weit weg

von Rechten und Pflichten

Umsturz und Hausrat

Fressen und gefressen werden.

Wenn wir nicht mehr vor unserem Schatten erschrecken

sind wir bereit für die Versöhnung von Tag und Nacht.

Hinter uns

brennen unsere Kostüme, Masken

Uhren und Messlatten

und unsere Haut.

Vor uns

nichts als Möglichkeit.

Zwischen uns

ein Kind der Liebe.

I. Regeln

Keine Maske!

Vermummungsverbot ist Regel!

Dient der Kenntlichmachung

sträflicher Demonstranten.

Demokratisch unbedenklich,

denn: Wer nichts zu verbergen hat,

verbirgt nichts!

Jetzt ist Maskierung Regel!

Aus Öffnungen des Kopfes

kreuchen Viren.

Von Aerosolen transportiert

wird jede Menschenmenge

zum Super-Spreader-Großereignis.

Unmaskiert ist ordnungswidrig,

bußgeldbewehrt!

AHA

ist doch ganz einfach:

Abstand — Hände waschen – Atemmaske

AHA

So sind die Regeln!

II. Solidarität

Ein großer Ruck geht durch das Land.

Erhab’ne Stimmung, nie gekannt,

schafft, was im Klassenstaat nicht geht,

uneingeschränkte Solidarität.

Keiner hält nur für sich die Regeln ein,

fürs ganze Land darf er der Retter sein.

Es schwindet arm, es schwindet reich,

es schwindet Hass, es schwindet Neid,

das Virus macht uns alle gleich.

Das dumme Märchen wird erzählt,

doch Angst ist, was zusammenhält.

Die nackte Angst, ganz individuell erlebt,

macht, dass ein jeder vor dem andern flieht

und nur im eig’nen Haus noch Rettung sieht.

Der Lehrer rennt und lässt die Kinder stehn,

der Arzt will keinen Kranken bei sich sehn,

geschlossen wird Pfarrei und Dom,

der Mitarbeiter sitzt im Home,

die Oma bleibt im Heim allein

und richtet sich aufs Sterben ein.

Und weil das wirklich gar nicht geht,

nennt man es: Solidarität!

III. DIE Wissenschaft

Wer hat das Ganze sich erdacht?

DIE Wissenschaft?

Ein neuer Virus überfällt die Welt.

Gigantisch das Gefahrenpotential.

40 Millionen Tote annual.

Spanische Grippe, Mittelalters Pest

bilden den Maßstab, der das schätzen lässt.

Alarm — Gefahr — die Weltsirene heult!

Ist das Orakel oder wissenschaftsbezeugt?

Von Unbekanntem lässt sich wenig sagen,

mit der Erscheinung stellen sich die Fragen.

Die Wissenschaft sucht hin nach allen Seiten,

ist kontrovers und muss sich streiten.

Wer sagt, er hätt’s zu Anfang schon erkannt

macht sich zum Narren in der Forschung Land,

es sei, er hätte vorher schon davon gewusst

oder auch selbst von langer Hand geplant,

was außer ihm auch keiner ahnt!

IV. Gesundheitsschutz

Am Gestade stehn Heroen

Angela und Karl, der Schmale,

wartend der Tsunami-Welle,

die sie kühn zu brechen wagen.

Atlas gleich, in Badehöschen,

patschen sie wie kleine Kinder

nach dem Abwärtsfluss des Wassers,

jauchzend, trunken ihrer Allmacht.

Für das Volk, das sie regieren,

ist das leider wenig lustig,

denn verödet wird das Leben,

wenn sie den Lock-Down befehlen

immer dann, wenn schon die Welle

an dem höchsten Punkte bricht.

Von DER Wissenschaft geleitet,

hatten Volkes Pädagogen

keine Wahl als in den Angst-Schock

jeder -mann und -frau zu setzen,

sodass sie nach Impfstoff sehnen,

Rettung wie von Himmelsbrot!

Über — über — über allem

zu des Vaterlandes Trutz

gibt’s nur noch Gesundheitsschutz.

Alle Rechte soll man lassen:

Schutz der Wohnung, off’ner Ausgang,

des Berufes freie Übung

und auch das Versammlungsrecht.

Ohne Grundgesetz gebunden,

ist das Handeln der Regierung.

Uns zu schützen, darf sie alles,

was sie will, uns untersagen.

Gnädig dann in fernen Tagen,

wenn wir brav vielmals geimpft,

gibt’s zu unserer Beglückung

als Geschenk für fromme Taten

unser Recht verbraucht zurück.

Gläsern ist dann jeder Bürger,

seine Daten liegen offen.

Vom Gesundheitspass hat Nutz

tiefen Staats Verfassungsschutz.

V. Quer-Denken

Ist es nicht besser nach allen Seiten zu blicken,

frei zu schweifen im Geist, suchen durch kreuz und durch quer,

als starr und fixiert dem einzigen Gleis‘ zu folgen,

den Algorithmus abstrakt im Auftrag — von wem denn? — verlegt.

Wie der Kolonnen mechanischer Schritt

folgt auch der Rechner dem vorgegebenen Ziel,

das im Ergebnis sich dann als objektiv Wahres verbirgt.

Der Krieg braucht Feinde.

Außen, klar, ist es das Virus.

Innen, der den Krieg nicht mitmacht.

Unser Feind ist nicht der seine.

Er marschiert nicht im Karree.

Insgeheim kollaboriert er,

bringt die Heimat an den Abgrund.

Heimlich klamm vertreibt er Schriften,

unterstellt drin üble Pläne,

sät den Zweifel an der Wunder-

Waffe Impfung, unser aller stärkstes Medium

in der letzten großen Schlacht.

Hier ein Auszug des Geschwurbels

aus der Küche der Verschwörungstheorie

euch zur Belehrung,

dass ihr merkt, so denket nie!

„Weniger schlimm als wort -und bildreich beschworen,

ist die Gefahr, die uns vom Virus her droht.

Niemals tückisch ist er, noch böse, grausam, verschlagen,

Eigenschaften allein, die zu uns Menschen gehör‘n.

Ihn als Dämon zu schildern mit abgrundtief teuflischen Zügen,

dient der Erzeugung von Angst, die bleiern das Denken blockiert.

Feind ist nicht die Natur, deren Substanz wir entstammen,

Feind ist immer der Mensch, der sich zur Herrschaft erhebt.

Der natürliche Weg, mit Viren zu koexistieren,

ist die Immunität, die man im Leben erwirbt.

Kinder, Junge, Gesunde, die keiner Gefährdung obliegen,

zu impfen auch noch mit Zwang, ist Kampf gegen Menschennatur.

Die Rede ist nur von Corona und nicht von anderen Viren,

gegen die vorsorgendes Impfen durchaus notwendig erscheint.

Der WHO neue Erklärung, dass Herden-Immunität

durch Impfen nur könne erreicht sein, ist monokausal und falsch.

Anstelle natürlicher Güter, die frei sind und niemand was kosten,

setzt der Kapitalist sein künstlich erzeugtes Produkt.

Die Kraft der Natur wird verleugnet, es rechnet sich nur Artefakt,

das als tauschbarer Wert den höchsten Preis ihm erzielt.

Der künstlich erzeugte Impfstoff, den Pharma-Riesen vertreiben,

ist Zentrum des Covid-Int‘resses, das weltweit die Lage bestimmt.

Wenn Leute und Völker in Massen den Impfstoff sich oft injizieren,

wird Heilung und Freiheit versprochen, die Menschheit erklärt für

geschützt.“

Doch ist die Covid-Kampagne nur selbst eine kurze Etappe,

den Körper zu kolonisieren zum offenen Warenobjekt.

Künstliche Intelligenz und biologische Technik enthalten viel Potential,

Rendites Verfall zu beenden als Quellen von sattem Profit.

Seht hin, schon fließt er auch reichlich; den Eignern hüpfen die Herzen.

Die goldene Grube von Mainz überfließt zum reißenden Bach.

Nur Zufall sagt dazu einer, der den Reichen den Reibach gern einräumt.

Notwendig jedoch nennt es der, der des Kapitales Verwertung

als Muster des Handelns erkennt.

VI. Der Generalmajor

Halt‘s Maul!

Was hilft lamentieren,

die Regeln sind eisern gesetzt.

Du hast zu funktionieren

und das heißt:

IMPFEN JETZT!

Dazu die Atemmaske, Abstand und Isolation!

Hör auf! Zieh keine Fratze!

Du kommst uns nicht davon.

Noch nutzen wir „milde“ Waffen,

doch das Schwert wird täglich geschärft,

denn auf widerständige Laffen

reagier‘n wir zunehmend genervt.

Reih dich ein in die tapfere Mehrheit,

sei brav, ein geduldiges Lamm.

Dann geschieht dir auch nicht mehr Leides,

als man allen zumuten kann.

Und wenn wir später erwachen

von dem bedrückenden Alb,

dann darfst auch du wieder lachen

und tanzen ums goldene Kalb.


Quellen und Anmerkungen:

Hanne Hilse wechselt für die analytische und emotionale Aufarbeitung dieser Zeit zwischen Sachbeiträgen und Lyrik; Johannes Weinberger, Gewinner des Literaturpreises der Stadt Steyr und weiterer Literatur- und Förderpreise, arbeitet seit 2000 als literarischer Autor in Wien, seine Texte sind überwiegend im Luftschacht Verlag erschienen; Tobias Weißert hat mit diesem Text angesichts der Monstrosität der globalen Geschehnisse erstmals das Genre gewechselt.

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