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„Ein Bundespräsident darf nicht ausgrenzen“ – mit Prof. Dr. Max Otte

Published On: 3. Februar 2022 9:50

Milena Preradovic: Was für ein Paukenschlag. Professor Max Otte, CDU-Mitglied und Chef der konservativen WerteUnion, hat sich zum Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufstellen lassen, und zwar von der AfD. Seine Partei, die CDU, will ihn jetzt schleunigst und höchst empört loswerden. Und es ist ja auch peinlich für die CDU, die keinen eigenen Kandidaten aufstellt und stattdessen den SPD Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier hofiert. Aber warum macht Max Otte das? Dass ihm ein veritabler Shitstorm entgegen bläst, das muss er vorausgesehen haben. Dass er wohl nicht gewählt wird, das weiß er natürlich auch. Und dass die CDU ihn rauswerfen will, auch damit muss er gerechnet haben. Was also treibt den Mann? Und was verspricht er sich davon? Ich frage ihn jetzt den Punkt Preradovic. Hallo Prof. Dr. Max Otte.

Max Otte: Hallo Frau Preradovic.

Milena Preradovic: Ich stelle Sie kurz vor Sie sind Ökonom, Fondsmanager und Autor. Sie haben an der Elite-Uni Princeton promoviert und an der Boston University, der Hochschule Worms und der Karl Franzens Uni Graz gelehrt. Seit 2008 arbeiten Sie als Fondsmanager, sind Gründer des Instituts für Vermögens, Entwicklung und Fondsmanager. Bekannt wurden Sie 2006 mit dem Buch Bestseller “Der Crash kommt” und der kam dann ja auch. Die Zeitschrift Cicero kürte Sie 2019 zum Aufsteiger des Jahres unter Deutschlands Intellektuellen. Die Zeit nannte sie einen der angesehensten Ökonomen Deutschlands. Sie sind seit genau 30 Jahren Mitglied der CDU. Und jetzt die Kandidatur zum Bundespräsidenten auf dem Ticket der AfD. Wie ist es eigentlich zu dieser Kandidatur gekommen? Wer hat da wen angerufen?

Max Otte: Also ich war ja in der Desiderius Erasmus Stiftung, da gab es sicherlich schon mal Gedankenspiele, die waren aber weit, weit weg.

Milena Preradovic: Idee einer einer AfD nahen Stiftung

Max Otte: Umsturz in Deutschland hat ja diese parteinahen Stiftungen und das hat die AfD auch gemacht. Das war ja da überhaupt umstritten, ob man so eine Stiftung haben wollte. Diese Stiftung ist auch bis heute nicht von Staatsmitteln finanziert, obwohl ihr Staats Mittel zustünden. Denn es heißt, wenn sich wenn sich parteipolitische Kräfte dauerhaft im politischen System etabliert haben, dann bekommen die Stiftungen und diese Stiftungen werden mit 600 Millionen im Jahr gefördert. Die AfD mit Null, also die Desiderius Erasmus Stiftung mit Null. Und da gibt es noch nicht mal ein richtiges Gesetz. Das wird im Hinterzimmer verteilt und es war ein reines Ehrenamt. Ich war dort im Kuratorium, das ist ein wissenschaftlicher Beirat. Da waren auch drei weitere CDU-Mitglieder, zum Beispiel die Bürgerrechtlerin Angelika Barbe oder der Pater Ockenfels.

Milena Preradovic: Aber wie kam es denn jetzt zu dieser Kandidatur?

Max Otte: Na ja, ich muss. Ich habe ein bisschen ausgeholt, weil es eben da im Raum rumschwirrt. Und deswegen ist der Gedanke vielleicht irgendwo gewesen, aber sehr weit weg. Und dann bekam ich aus der Partei schon ein Anruf. Das ist jetzt schon ein bisschen her, aber sowas ist dann auch in der Partei sehr umstritten. Und es war tatsächlich, weil es dann natürlich auch Rivalitäten gibt. Der eine will das nicht, der andere will das. Und es war tatsächlich bis Montagabend auf der Kippe und es wurde erst dann im Bundesvorstand diskutiert, sehr kontrovers und dann aber mit breiter Mehrheit der Länder verabschiedet, sodass da eine sehr breite Mehrheit dafür da, mich vorzuschlagen. Denn ich werde ja, es wird ja immer kolportiert, ich kandidiere für die AfD. Nein, ich kandidiere für das Amt des Bundespräsidenten, das über den Parteien steht auf Vorschlag der AfD. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied.

Milena Preradovic: Aber als ich das gehört habe, habe ich mich schon gefragt. Ich kenne Sie ja jetzt ein bisschen. Wir hatten ja schon zwei Gespräche. Warum macht der das? Für die Tagesschau hat Sabine Henkel schon eine Antwort gefunden. Haben Sie wahrscheinlich auch gelesen. Der Mann hat entweder ein überdimensioniertes Geltungsbedürfnis oder ein gestörtes Selbstbewusstsein. Ich nehme an, Ihre Gründe liegen anders, oder?

Max Otte: Ja, ich habe so ziemlich alles erreicht beruflich, was ich mir vorstellen kann, familiär. Ich habe eine tolle Familie, ich habe tolle Kinder. Ich habe, ähm, ich habe eine Firma, die vernünftig läuft, trotz erheblicher Nachteile, die ich durch mein politisches Engagement schon die letzten Jahre immer hatte. Es sind viele Kunden abgesprungen, ich fliege aus Vertriebskanäle raus, aber unsere Leistungen sind dann doch so, dass die Firma weiterläuft. Ich habe Bücher geschrieben, ich habe kann das tun, was ich will und ich. Ich möchte damit wirklich ein Zeichen setzen, denn Gegenkandidatur sind ja durchaus üblich. Also die Linke hat häufiger Gegenkandidaten, die vor allem auf die soziale Ungleichheit und den Abstieg der Mittelschicht und die Verarmung hinweisen. Ist übrigens auch eins meiner Anliegen. Ich habe da öfter drüber gesprochen und auch in meinen beiden letzten Büchern intensiv drüber geschrieben. In welch Systemcrash gibt es zwei Kapitel über den Abstieg der Mittelschicht, was natürlich eine Bedrohung der Demokratie darstellt? Also die Mittelschicht ist die Trägerin der Demokratie. Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Das hat der Gegenkandidat der Linken auch, Professor Gerhard Trabant. Das ist ein Sozialmediziner, aber ich habe weitere Anliegen und damit ist es mir extrem ernst.

Max Otte: Also diese Cancel Culture, dieses Ausgrenzen, dieses gar nicht sich mit befassen wollen. Also selbst ich habe natürlich bei Menschen, die mich schon lange kennen, Widerspruch und auch wirklich entsetzte Reaktionen zum Teil geerbt. Ich habe auch sehr viel Zuspruch bekommen, aber ich habe beides bekommen. Und was mich eben tatsächlich erstaunt, dass Menschen, die mich lange kennen, das dann wirklich mit Erschrecken wahrnehmen. Also es ist mir bitterernst, damit ein Zeichen zu setzen. Befasst euch miteinander, sprecht miteinander, dieses Ausgrenzen. Keine Zusammenarbeit mit mit einer Partei, die ich kennenlernen durfte, durch mein Ehrenamt, durch mein rein wissenschaftliches Ehrenamt. Ich habe ja nie eine Funktion in diesem Sinne in der Partei gehabt. Ich bin CDU-Mitglied seit 1991, aber im Parlament zum Beispiel sind von der AfD sehr, sehr viel mehr Bürgerliche als in den anderen Parteien, das würde ich mir fast mal vom Prozentsatz der bürgerlich in dem Sinne, dass die vorher einen bürgerlichen Beruf hatten und eben nicht Funktionäre sind und Berufspolitiker sind. Die anderen Parteien sind doch mittlerweile sehr stark durch Berufspolitiker dominiert und das ist nicht gesund. Und die AfD hat einen hohen Anteil von Parlamentariern, die aus bürgerlichen normalen Berufen kommen.

Milena Preradovic: Aber die AfD hat natürlich auch einen starken rechten Flügel unter Björn Höcke. Das hat man in dem Interview mit Bild TV ganz schön gesehen. Da hat man ihnen ja den Björn Höcke quasi als Schild vor sich hingestellt. Sie haben ihn dann weggefegt. Also. Und der Meuthen, der ehemalige AfD-Vorsitzende, ist jetzt ausgetreten wegen im Grunde eines Rechtsrucks, wie er sagt. Da stehen Sie dann vielleicht doch ein bisschen alleine mit der Einschätzung, dass das vorwiegend bürgerliche Kräfte sind.

Max Otte: Dieses Narrativ, das langweilt mich, das ödet mich fast an, weil das seit vier Jahren oder fünf Jahren

Milena Preradovic: Aber wenn der eigene Vorsitzende oder der ehemalige Vorsitzende aus der Partei austritt, also der Meuthen und sagt Partei ist mir zu rechts, das ist ja jetzt gerade passiert.

Max Otte: Nein, Sie kommen jetzt an was ganz an einen neuralgischen Punkt. Das hat er schon immer oder nicht immer. Im Gegenteil, er hat ja, früher war er auf dem Kyffhäuser. Ich war da nie. Er war in Schnellroda. Also er war an diesen ganzen Dingen, die man jetzt als extrem rechts bezeichnet, war er präsent und hat sich da auch mitwählen lassen. Ich war dort nie an die in diesen Städten und in diesen Orten. Das sind bei Meuthen persönliche und charakterliche Probleme bzw. Eigenschaften, die ihm jetzt dafür, das darf ich so sagen, mehr will ich dazu nicht sagen. Also es war eine persönliche Sache und er hat dieses Narrativ schon länger gespielt. Und sagen wir mal, die Öffentlichkeit spielt insgesamt das Narrativ. Also damals, als Lucke austrat und Meuthen wurde Sprecher, da rückte die AfD nach rechts und dann trat Petry aus, dann rückte die AfD wieder nach rechts und jetzt rückt sie wieder nach rechts. Irgendwie kommt sie wieder ganz links an, weil sie so oft abgerückt ist. Also es wird pausenlos wiederholt und das ist ja das Problem bei Propaganda. Es geht ja um die Sachfragen und Tino Chrupalla und Alice Weidel, die mich letztlich vorgeschlagen haben, die habe ich natürlich auch im Rahmen der Erasmus Stiftung kennenlernen dürfen. Die Tino Chrupalla ist ein Handwerksmeister, dem die sozialen Fragen sehr am Herzen liegen. Es liegt ihm auch Friedenspolitik, also Ausgleich in Europa. Auch Entspannung mit Russland liegt ihm am Herzen, liegen ihm viele Themen am Herzen, die mir auch am Herzen liegen. Und da gucke ich da nicht durch die Parteipolitik. Alice Weidel hat, glaube ich, bei Goldman Sachs gearbeitet. Da könnte man dann vielleicht andere Vorwürfe machen. Aber sie war eben auch sehr, sie war Star-Studentin, also glaube die Beste ihres Jahrgangs, blitzgescheit. Also ja,

Milena Preradovic: Aber gehören die beiden für Sie zum bürgerlichen Lager der AfD?

Max Otte: Das sind Bürgerliche, zutiefst also die Chrupalla bürgerlicher geht nicht. Ein Handwerksmeister, ein sächsischer Handwerksmeister, der sich nie in irgendwelchen rechten Zirkeln als junger Mensch herumgetrieben hat, der in der DDR sozialisiert ist? Alice Weidel – das genaue Gegenteil aus Westfalen. Sie hat ja auch einen unkonventionellen Lebensstil und eine unkonventionelle Familie. Das sind für mich absolute Bürgerliche, die sind bürgerlicher als viele in den anderen Parteien.

Milena Preradovic: Noch mal zu Ihren Anliegen. Paar haben wir jetzt schon gehört, was? Was würden Sie noch ändern an der Politik Deutschlands, wenn Sie könnten?

Max Otte: Gut, das Thema Mittelschicht, da habe ich auch viele Vorträge im Netz, also soziale Kontrolle der Finanzmärkte. Das war mein erstes Thema, auch als Arzt, als Finanzmanager, mit dem ich quasi auch in der Öffentlichkeit herumgereicht wurde. Diese Kandidatur selber ist natürlich ein Zeichen gegen Ausgrenzung. Das werden natürlich viele von denen, die sagen wir sind diejenigen, die gegen Ausgrenzung sind. Deswegen reden wir nicht mit der AfD. Also es ist ja schon paradox. Also das ist natürlich ein Zeichen, was sehr kostspielig ist, auch was mich viele Opfer kosten wird. Die Friedenspolitik, die im Moment extrem wichtig ist, aber heute einen Tweet abgesetzt, dass es jeder Deutsche, jede Deutsche bei der internationalen Lage eigentlich nur ein Ziel haben kann den Frieden. Und dann ist natürlich die Frage der Grundgesetze und des Grundrechts der Grundrechte, die ja eine elementar wichtige Frage für einen Bundespräsidenten sind. Da hat er nicht viele Kompetenzen, aber er muss auf die Verfassung achten, er muss auf die Verfassungsordnung achten. Er muss achten darauf, ob Gesetze verfassungsgemäß sind. Er fertigt sie aus, so heißt es im Grundgesetz Artikel 86. Also ausfertigen heißt, er muss sie unterschreiben. Erst dann treten sie in Kraft. Mit der ganzen Geschichte der Bundesrepublik ist es nur neunmal passiert, dass das nicht war. Und Horst Köhler hat es zweimal nicht gemacht. Dann muss er zurücktreten. Das war ein ganz integrer Mann. Er war Staatssekretär im Finanzministerium. Er hat bei einigen Gesetzen gesagt, dass mache ich nicht und da war auch schnell sein Rücktritt da. Also ich würde darauf achten, dass das Thema Versammlungsfreiheit, was ein Grundrecht ist, was im Grundgesetz steht, wieder wirklich gilt, denn ich glaube schon, dass das extrem eingeschränkt ist durch die sogenannte Pandemie. Ich würde darauf achten,

Milena Preradovic: Das findet ja der amtierende Bundespräsident auch richtig so! Also seinen Äußerungen zufolge. Der Spaziergang hat seine Unschuld verloren und wehrt euch gegen diese Leute, die auf die Straße gehen. So ähnlich hat er sich ausgedrückt.

Max Otte: Eben kein Präsident, der den Dialog über alle Gruppen sucht und diejenigen, die auf die Straße gehen, machen mal locker 10 Prozent unserer Bevölkerung aus, vielleicht noch 15 oder 20, das ist eine Größe, die man nicht wegdiskutieren kann. Und da sucht man das Gespräch und da muss man als Bundespräsident den Dialog suchen. Man muss vereinen, man darf nicht ausgrenzen. Und da hat er zumindest nicht genug getan, um gegen die Ausgrenzung anzugehen. Das wäre das Wichtigste, dass man also den Dialog sucht.

Milena Preradovic: Ist er ein guter oder ein schlechter Bundespräsident?

Max Otte: Das möchte ich so nicht sagen. Ich sage, man könnte mehr tun, um die Grundrechte zu wahren. Man könnte mehr tun, um die Versammlungsfreiheit zu wahren. Man könnte mehr tun, um Versöhnung im Land zu suchen. Also so rum würde ich das mal sagen.

Milena Preradovic: Jetzt stellt sich natürlich die Frage warum unterstützt die CDU Steinmeier und stellt keinen eigenen Kandidaten auf?

Max Otte: Ich glaube, einerseits hat Steinmeier die Gunst der Stunde genutzt. Er hat gemerkt, da war ein schwacher Moment, da ist ein Profi Politiker und hat sich einfach mal selbst ins Spiel gebracht, was auch unüblich ist. Sagen wir es so und natürlich hat sich seine Partei, die SPD, sofort hinter ihn gestellt und dann gewann das Ganze an Momentum und dann haben sich die anderen auch hinter ihn gestellt. Und so ein alternativloser Präsident, das gefällt mir schon gar nicht. Da habe ich gesagt Dann schauen wir mal, dass wir tatsächlich eine bürgerliche Alternative bieten.

Milena Preradovic: Aber ich frage mich schon was ist das für ein Zeichen aus der größten Oppositionspartei, die sich ja auch wirklich wieder Profil an arbeiten möchte? Was ist das für ein Zeichen, keinen eigenen Kandidaten aufzustellen und sich hinter dem SPD-Mann zu versammeln?

Max Otte: Die CDU ist ja weit nach links gerückt. Oder auch in Richtung Transhumanismus. Oder in Richtung der, ich würde es mal links grün nennen, denn mit Altlinken, mit Altlinken habe ich sehr viele Berührungspunkte. Die die haben Sorge um die soziale Frage. Die haben soziales Gewissen, die sind Friedensbewegte. Ich komme sehr gut mit Altlinken aus, da viele Themen sind, die ich gut finde. Aber die CDU ist weit in dieses Richtung links-grün. Wir verändern den Menschen. Wir machen eine neue Welt. Wir verschmelzen den Mensch mit der Technik. Also das sind ja alles so Themen, die im Raum herumschwirren. Ist weit in diese Richtung gerückt. Die konservativen Mandatsträger sind weitestgehend abgelöst durch diesen Erdrutsch-Verlust, das schlechteste Wahljahr, das die CDU je hatte. Und jetzt scheint man weiter in diese Richtung galoppieren zu wollen, anstatt sich ein konservativ bürgerliches Profil zu geben. Und wenn ich grün- oder linksgrün-light mache, dann fragt sich der Wähler auch was soll das? Dann wähle ich lieber das Original und nicht die CDU. Die Union ist für mich auf einem völligen Irrweg. Ich glaube nicht, dass ich mich wesentlich verändert habe in den 31 Jahren, in denen ich der Union angehöre. Aber ich glaube, dass die Union sich signifikant verändert hat.

Milena Preradovic: War eigentlich die ganze Union dafür, Steinmeier zu folgen oder ihn zum Zweiten Mal zum Bundespräsidenten zu machen?

Max Otte: So tief bin ich da gar nicht drin. Denn selbst unsere Gruppe, der ich bis zu meiner Kandidatur vorgestanden habe, der WerteUnion aus einer kleinen Vereinigung mit 4.000 Mitgliedern immerhin, die gesagt haben wir wollen eigentlich, dass die Union eine bürgerlich konservative, wertkonservative Partei bleibt und wollen auch darauf hinwirken. Auch diese WerteUnion ist weitestgehend ausgegrenzt worden. Elmar Brok, der super Lobbyist im Europäischen Parlament, hat diese WerteUnion, meine WerteUnion, schon vor meiner Amtszeit, als noch ein anderer Vorsitzender war, der Alexander Mitsch. Da hat Elmar Brok sie als Krebsgeschwür bezeichnet. Ich frage mich was ist das für eine Sprache über den eigenen Parteifreunden? Und dann war es ja so, dass Karin Prien, die jetzt im Bundesvorstand ist, sich parteischädigend verhalten hat bei der Kandidatur von Hans-Georg Maaßen und Herrn Maaßen hat aufgerufen hat, den SPD Gegenkandidaten zu wählen. Man sieht aber da, wie weit sich das politische Spektrum verschoben hat. Und deswegen ist diese Kandidatur für mich auch sehr wichtig, denn ich könnte erstens habe ich nie ein Bundestagsmandat gewollt, ich bin öfter mal gefragt worden, habe es immer abgelehnt und diese Kandidatur ist für mich nicht ein Zeichen oder eine Möglichkeit, ein kleines Zeichen für bestimmte Sachfragen zu setzen. So wird es ja auch traditionell. Deswegen werden ja auch Gegenkandidaten gemacht.

Milena Preradovic: Sie haben den ehemaligen Verfassungsschutzchef Maaßen gerade selber erwähnt. Der ist Ihnen im Moment auch nicht so richtig grün. Der ist ja sofort ausgetreten nach Ihrer, nach Bekanntgabe Ihrer Kandidatur aus der WerteUnion und hat gesagt, es ist nicht akzeptabel, dass sich ein Unionsmitglieder als Bundespräsidenten Kandidat von der AfD ausstellen lässt. Haben Sie mit ihm darüber geredet?

Max Otte: Ja, jetzt noch nicht. Ich habe ja viel mit ihm geredet, waren vor kurzem auch noch Jagen zusammen. Ich kenne ihn eigentlich gut. Das habe ich jetzt auch nicht erwartet, dass er so was macht. Aber hat was ähnliches ja gemacht, schon im Sommer. Nach meiner Wahl, da hat er sich ja auch erst mal zurückgezogen. Das scheinen gewisse Reflexe zu sein, was er sich davon verspricht und erwartet, weiß ich nicht. Denn in der Union wird er sicherlich nicht mehr mit Handkuss genommen, da kommt er auch nicht mehr rein. Also egal was er jetzt da äußert zu dem Vorgang. Von daher kann ich die Logik dahinter nicht ganz nachvollziehen.

Milena Preradovic: Aber haben Sie eigentlich mit irgendjemanden aus der WerteUnion oder aus dem Rest der CDU vorher über Ihre Kandidatur gesprochen?

Max Otte: Ja, ich habe natürlich mit meinen engsten Stellvertretern in der WerteUnion das Thema angesprochen. Aber so was muss man nur im ganz kleinen Kreis lassen, sonst geht das gleich in die Öffentlichkeit. Dann kommt das über Boomerang zurück, über Echo und dann ist das Ding tot. Also ich wollte es schon gerne machen. Meine Stellvertreter haben ja dann mich noch in letzter Minute Brief dem Konrad-Adenauer-Haus als Gegenkandidat seitens der Union vorgeschlagen, was ich sehr honorig fand und wirklich großartig und wofür ich mich herzlich bedanken möchte.

Milena Preradovic: Gabe es keine Reaktion?

Max Otte: Nein, da kam dann nur das ging ja alles dann ruckzuck. Also die Zeit war sehr knapp. Das kann ich noch nicht mal dem Konrad-Adenauer-Haus verübeln, dass da in der kurzen Zeit keine Reaktion kam. Aber wenn es länger gedauert hätte, wäre ziemlich sicher eine negative Reaktion gekommen. Und dann kam ja die Reaktion, dass man mir ein Ultimatum gesetzt hat, sonst würde man der Parteivorstand tagen und mir über einen Ausschluss beraten. Das Ultimatum war wenige Stunden. Und das habe ich natürlich ignoriert.

Milena Preradovic: Tja, die CDU will sie jetzt loswerden. Haben Sie damit gerechnet?

Max Otte: Ja, schon. Also. Denn das ist ein deutliches Zeichen. Es ist ein deutliches politisches Zeichen, dass ich es für falsch halte, dass man nicht miteinander redet. Zwischen AfD und CDU. Aber das ist auch das einzige Zeichen, was ich setzen kann. Natürlich habe ich damit gerechnet. Womit ich nicht gerechnet habe, ist, dass das so schnell kam, dass es so emotional kam. Also große Pressekonferenz. Ich habe gedacht, man würde das dann ankündigen und dann wird es irgendwann gemacht. Also anscheinend hat es einige Leute doch ziemlich aufgeschreckt.

Milena Preradovic: Ja, haben die sich richtig erschrocken da?

Max Otte: Ja, sonst wäre sie nicht so schnell gewesen und so laut und so zügig und so entschlossen.

Milena Preradovic: Man hat sie ja schon ihrer Mitglieds Rechte beraubt und will sie jetzt so schnell wie möglich aus der Partei ausschließen. Sie wollen anwaltlich dagegen vorgehen. Mit welchen Argumenten?

Max Otte: Ich mache das schon. Das Hauptargument ist natürlich, dass das Amt des Bundespräsidenten über den Parteien steht. Dass ich selber eine konservative Alternative darstelle zu den Linken. Also eigentlich jemand, der mehr Präsidenten, Format oder die Werte hat, die von der CDU vertreten werden sollten. Und das letzte ist, dass ein Vorschlag durch eine Partei für ein Amt, ich kandidiere für ein Amt, ich kandidiere nicht für diese Partei. Das ist also ein Vorschlag. Keine Zusammenarbeit. Nun könnte man sagen Gut, die Ankündigung vor dem Fraktionssaal, das könnte man mir als Zusammenarbeit auslegen, das weiß ich nicht. Aber insgesamt glaube ich, dass das Amt einfach über den Parteien steht und dass ich in dem Sinne keine Zusammenarbeit mit der AfD hatte.

Milena Preradovic: Ja, aber Sie haben ja möglicherweise der CDU geschadet dadurch. Das ist ja auch möglicherweise ein Grund für einen Parteiausschluss, oder?

Max Otte: Ich würde sagen, viele finde

Milena Preradovic: Ich ja peinlich für die CDU auch, finde ich.

Max Otte: Also wenn man das so sieht, ist das so. Aber ich mir Bürgerliche der drei Kandidaten. Und ob ich der CDU geschadet habe, der CDU, wie ich sie mir vorstelle, weiß ich nicht. Im Gegenteil. Ich glaube, ich habe einen großen Dienst erwiesen. Aber die Mehrzahl der Funktionäre würde es natürlich so sehen, wie sie es gerade formuliert haben.

Milena Preradovic: Sie waren ja nun schon sehr lange ein Enfant Terrible in der CDU. Haben Sie es jetzt dem März nicht ein bisschen arg leicht gemacht, sie rauszuhauen?

Max Otte: Aber für eine sehr gute Sache. Natürlich habe ich ihm eine gewisse Vorlage gegeben, aber für einen guten Zweck.

Milena Preradovic: Aber in die AfD wollen Sie nicht eintreten.

Max Otte: Das habe ich kategorisch ausgeschlossen. Das mache ich auch nicht. Ich bin 30 Jahre, jetzt 31 Jahre in der CDU und kämpfe da für meinen Verbleib. Und ich werde nicht in eine Partei gehen, denn ich kandidiere für ein überparteiliches Amt. Und dann ist man eigentlich aus der Parteipolitik raus.

Milena Preradovic: Genau. Und warum würden Sie auf keinen Fall in die AfD eintreten?

Max Otte: Ja, weil man mit diesem Schritt, jetzt dieser Kandidatur.

Milena Preradovic: Ich meine inhaltlich. Sehen Sie auch inhaltliche Probleme?

Max Otte: Ich sehe da inhaltlich viele gute Dinge. Ich sehen bei der CDU im alten Parteiprogramm und auch noch viele gute Dinge. Wer weiß, wie das Parteiprogramm geändert wird. Aber ich möchte jetzt auch nicht die Partei so im Detail kommentieren, denn ich kandidiere für ein Amt, das über den Parteien steht.

Milena Preradovic: Jetzt werden Sie wohl wahrscheinlich eher nicht gewählt von der Bundesversammlung. Glauben Sie, Sie hätten eine Chance, wenn der Bundespräsident wie in Österreich vom Volk gewählt würde?

Max Otte: Ähm, die Chance wäre deutlich größer. Natürlich kommt es auch da auf Bekanntheit an, die viele Menschen haben ja nicht viel mit Politik zu tun. Da muss man dann schon eine gewisse Medienpräsenz haben. Die hatte ich in der Vergangenheit auch in den großen Mainstream-Medien. Jetzt bin ich ja überwiegend in unabhängigen Kanälen wie ihrem unterwegs. Also da zählt die Bekanntheit natürlich schon was, aber ich glaube es mir sehr viel besser. Und zwei Drittel, ich habe gerade eine Umfrage in Auftrag gegeben und das ist ja auch kein Geheimnis, zwei Drittel der Deutschen wünschen sich auch, dass der Bundespräsident direkt gewählt wird. Ich war bei einer Debatte im Bundestag zugegen letzte Woche, wo es um die Direktwahl des Bundespräsidenten ging und da haben dann Vertreter der Union, glaube ich, gesagt nein, das würde die feintariert Verfassungsordnung des Grundgesetzes durcheinanderbringen. Zunächst einmal klingt das vernünftig, dieses Argumentation. Aber seitdem das Grundgesetz begründet wurde, haben sich zwei Dinge entwickelt, die eben auch die Verfassungsordnung durcheinanderbringen, die so nicht sichtbar sind. Erst wenn man genau hinschaut, aber die eine Korrektur des Grundgesetzes bedürfen, und zwar das eine ist die Europäische Union, das also immer mehr Macht vom deutschen Volke weg delegiert wurde oder weggegeben wurde an eine Institution mit fragwürdigen demokratischen Qualitäten und fragwürdiger demokratischer Legitimation.

Max Otte: Denn die EU, die Entscheidungen gehen ja über die Regierung primär und nicht übers Parlament. Und das zweite, was passiert ist, seit das Grundgesetz 49 in Kraft trat, ist, das die Macht der Parteien so unglaublich groß geworden ist. Richard von Weizsäcker hat das 1986 rum thematisiert als Bundespräsident. Das gab eine große Diskussion und seitdem ist die Diskussion aber sehr viel leiser geworden und eigentlich nicht mehr existent. Und jetzt fragt man sich warum ist das so? Ist die Macht der Parteien kleiner geworden? Nein, sie ist so groß geworden, dass man das Thema stillschweigend beerdigt und sich keiner mehr dran traut. Und um diese Macht der Parteien und der etwas entgegenzusetzen, wäre also ein direkt gewählter Präsident, der auch mehr Legitimation hat, gar keine anderen verfassungsmäßigen Recht. Aber wenn ein direkt gewählter Präsident Gesetze nicht unterschreibt, dann ist das natürlich ein gewaltiges Gegengewicht zur Macht der Parteien. Und von daher bin ich auch für die Direktwahl.

Milena Preradovic: Ich habe generell nicht den Eindruck, dass die Parteien dem Bürger mehr Macht geben möchten. Sehen Sie denn die Demokratie in Deutschland in Gefahr? Auch wenn man jetzt sich die letzten zwei Jahre anguckt, mit den ganzen großen Grundrechts, Einschränkungen, Maßnahmen, Freiheitseinschränkungen, die ja bisher nicht zurückgenommen werden.

Max Otte: Markus Barwasser, der hat die Sendung Pelzig gemacht im Zweiten. Da war ich am 14. April 2015, da hat er mich gefragt, wie Sie wie gefährdet sehen Sie die Demokratie? Da habe ich gesagt 92 Prozent. Ja, das war der Knalleffekt. Also so viel war es damals nicht. Aber ich würde sagen, auch damals waren wir schon bei 51 Prozent. Also wir waren schon mehr nicht demokratisch als demokratisch. Da stand es vielleicht noch so auf der Kippe. Aber mittlerweile stehen wir bei 80/85 Prozent. Wir haben einen kleinen Rest Freiheit. Aber bei den wichtigen Fragen, bei den politischen Fragen, da ist dann die Macht der Parteien, da ist das Framing, da ist die Macht der Lobbies, da ist auch die Verfolgung Andersdenkender, mittlerweile die Diffamierung Andersdenkender, so groß, dass wir, würde ich tatsächlich sagen, mittlerweile über 80 Prozent Beschädigung stehen. Und irgendwo noch, wenn es persönliche Freiheiten, selbst die werden ja mittlerweile drastisch eingeschränkt, da war man bis vor der Pandemie waren wir da noch ganz okay, aber das ist auch vorbei. Und was den politischen Diskurs angeht, würde ich sagen, ist die Freiheit irgendwo bei 20 Prozent.

Milena Preradovic: Hmm, das klingt bitter. Da frage ich Sie natürlich ist das reformierbar, das System durch die Leute, die im System sitzen, oder braucht man einen kompletten Systemwechsel? Wie würden Sie dieses Problem, dieses Demokratieproblem in Deutschland lösen wollen? Sehen Sie da eine Lösung?

Max Otte: Wenn ich dazu etwas sagen würde, würde man mich schon als Antidemokraten, Verschwörungstheoretiker und sonstwas labeln in den Mainstream-Medien. Das darf man schon gar nicht drüber nach sinnieren. Aber ehrlich gesagt, ich weiß es auch nicht. Ich glaube, die einzige Chance, dass wirklich was passiert, ist ein großer Unfall. Also ich meine, der Euro, die Eurozone ist steht auf der Kippe, stehen viele Dinge auf der Kippe. Die Welt ist in Bewegung wie so schön die Elfe Galadriel oder die Elbe Galadriel am Herr, der am Anfang der Herr der Ringe sagt “Things are in motion” oder ich weiß es nicht genau. Das ist so und deswegen habe ich auch Systemcrash geschrieben vor zweieinhalb Jahren. Ähm, es ist ganz viel in Bewegung, auch große Verschiebungen auf der Welt. Und da kann es dann sein, dass durch diese Verwerfungen sich mal Tauwetter ergibt. Und dann kann man vielleicht an Reform denken. Im Moment sehe ich das nicht. Im Moment machen wir aber weiter für die Demokratie, in der ich aufgewachsen bin, für die auch mein Vater gekämpft hat, als Kommunalpolitiker, als jemand, der gesagt hat nie wieder Nationalsozialismus, der gesagt hat wir bauen jetzt die neue Bundesrepublik. Und da halte ich es dann mit Martin Luther und seinem Apfelbäumchen, als er gesagt hat, wenn morgen die Welt unterginge, dann pflanze ich heute trotzdem noch ein Apfelbäumchen. Und das ist eines meiner Apfelbäumchen hier.

Milena Preradovic: Okay, mir ist ein ganz anderer Spruch von Luther eingefallen. Aber egal, Sie wollen sich ja komplett aus der Parteipolitik zurückziehen, haben Sie der dpa gesagt. Wann haben Sie diesen Entschluss gefasst? Vor Ihrer Kandidatur oder danach?

Max Otte: Im Prinzip ja. Und wenn ich es würde, dann wäre ich ja sowieso raus aus der Parteipolitik. Also das war eigentlich klar. Nur durch die Zuspitzung der Dinge habe ich dann auch die Notwendigkeit gesehen, das noch mal sehr klar zu kommunizieren. Aber dieser Entschluss, der war vorher klar.

Milena Preradovic: Jetzt haben Sie vorhin auf Twitter geschrieben “Ich ziehe mich nicht aus der Politik zurück, sondern aus der Parteipolitik.” Was bedeutet das? Wie funktioniert das? Was soll das werden?

Max Otte: Habe ich das so geschrieben? Ich werde mich weiter zu politischen Fragen

Milena Preradovic: Sie haben geschrieben, da der Artikel lautete Max Otte zieht sich aus der Politik zurück. Und dann haben Sie gesagt nein, das hätten Sie so nicht gesagt, sondern aus der Parteipolitik.

Max Otte: Ja, das heißt, dass ich weiter natürlich publizistisch in Vorträgen, auch bei Parteien, wenn ich eingeladen werde, was ich im Moment nicht erwarte, also meine Themen natürlich als Experte darlegen werde, dass ich für diese Themen argumentieren werde, dass ich analysieren werde, aber dass ich jetzt nicht irgendein Amt, irgendein Mandat anstrebe und eben auch nicht in eine andere Partei eintreten werde. Sollte die CDU mit oder die CDU-Spitze mit dem Ausschlussverfahren erfolgreich sein.

Milena Preradovic: Also auch nicht in Meuthens neue Partei, falls er eine gründet? Ja, das war jetzt eine Spaßfrage.

Max Otte: Ich kann es mir nicht vorstellen, dass, ich meine, selbst bei Frauke Petry habe ich es mir nicht vorstellen können. Also Bernd Lucke hat es gemacht und Frauke Petry, die kam ja auch sehr kluge Frau rüber. Aber dass sie es dann auch gemacht hat, das zeugt dann doch von, sagen wir mal, fehlender politische Urteilskraft. Und Meuthen hat jetzt zweimal gesehen, was dann passiert. Also ich glaube auch nicht, dass eine weitere Partei eine Chance hat in Deutschland. Deswegen habe ich auch das Projekt, die Basis, das von vielen, vielen tollen Leuten getragen wird, von denen ich auch viele kenne und die ich auch schätze und ich respektiere. Aber ich habe gesagt, das wird nichts, dass ihr die Macht, die Medienmacht, auch die Macht der bezahlten Agitatoren, der Desinformanten, die ist so groß, dass ihr euch da aufreibt. Also wer das noch mal probiert, in Deutschland eine neue Partei zu gründen, der wird sehr schnell die Zähne seiner Gegner sehen.

Milena Preradovic: Aber erstaunlicherweise In Österreich hat das ganz gut geklappt mit der Mit freundlichen Grüßen. In Österreich haben wir eine ähnliche Situation. Die Medien berichten ähnlich wie in Deutschland. Die Mit freundlichen Grüßen hat nie eine gute Presse bekommen, ist aber jetzt schon in einem Landesparlament. Hat jetzt auch bei einer Gemeinde Wahl 17 Prozent bekommen, steht in den Umfragen. Würde sie sogar ins Parlament bekommen. Was ist denn da der Unterschied?

Max Otte: Ich habe ja mal ein paar Jahre in Österreich gelehrt, aber das war nur eine Teilzeitstelle. Meine Frau ist Österreicherin. Ich kenne das Land ein bisschen, aber so gut dann auch nicht. Von daher. Ich finde das Land sehr sympathisch. Ich bin gern in Österreich. Österreich hatte ja immer viele, viele Follower. Sagen wir es so habe ich auch noch. Aber da bin ich nicht tief genug drin, um das zu kommentieren. Aber insgesamt ist Österreich eigentlich etwas entspannter im politischen Dialog, weil es kleiner ist. Deutschland ist unentspannter, das hat selbst meine Frau, die jetzt ein paar Jahre hier lebt, gesagt. Das ist schon ein Riesenunterschied. Mentalitätsfrage, auch eine Geschichtsfrage, denn Österreich war er dann Siegermacht irgendwann oder zumindest ja, also von daher Trauma weitaus schneller überwunden, zumindest verdrängt. Wie auch immer. Also das sind halt so die Verdrängungsmechanismen, die dann arbeiten. Ja, also ich glaube schon. Das ist eine Mentalitätsfrage ist, dass man etwas entspannter insgesamt mit der Politik umgeht.

Milena Preradovic: Und ja, zumindest vom Bürger her. Also die Politik in Österreich erinnert sehr stark an die Politik in Deutschland. Jetzt haben Sie ja auch gesagt, das eine Gegenkandidatur für das Amt des Bundespräsidenten heißt auch immer, dass man seine Anliegen halt breit präsentieren kann. Jetzt habe ich dieses Interview auf Bild TV gesehen. Das war fast ein Verhör, fand ich. Da fehlte nur noch der dicke Scheinwerfer in ihrem Gesicht. Die Wirtschaftswoche hat Ihre Kandidatur genutzt, um einen kritischen Artikel über Ihre Fonds zu schreiben. Was ist Ihr Eindruck? Gehen die Medien mit Ihnen als Kandidat, der über die AfD kommt, fair genug um?

Max Otte: Ach ja, es ist ein Spiel. Also das Interview bei der Bild war schon das war nicht fast ein Verhör, das war ein Verhör, und zwar ein verschärftes Verhör.

Milena Preradovic: Das war es wirklich.

Max Otte: Morgens die selbe Masche im Deutschlandfunk gehabt. Also man hat mir ja über die ganze Verhör Dauer quasi drei Mitglieder der Wahlversammlung, denen man rechtsextreme Tendenzen unterschiebt, vorgehalten und überhaupt nicht über Sachfragen gesprochen. Und dann von denen wollen sie wählen lassen. Ich sage, das ist eine geheime und freie Wahl der Welt. Das hat damit gar nichts zu tun mit dem Vorgang. Es war natürlich unterste Schublade. Einer von diesen dreien habe ich nachher noch mal getroffen, hat mir gesagt ja, was da drum ging. Er war verurteilt, wegen wegen der Schlägerei. Der war Fan Betreuer beim FC Kaiserslautern und die Ultras hat er betreut und die hatten ihn nachmittags nach dem Weg gefragt. Und dann gab es da abends eine Schlägerei, da wo er gar nicht dabei war und dann wurde er nachher wegen Beihilfe verurteilt. Aber erst fünf Jahre später, als ein Mandat auf einmal hatte, als man etwas gegen ihn konstruieren musste. Also. Und im Interview wurde aber als Schläger bezeichnet, obwohl er nicht dabei war. Das sind die Methoden, mit denen Leute fertiggemacht werden. Bei Bild habe ich am Schluss sogar so etwas wie Respekt in den Augen des Hörenden gesehen.

Milena Preradovic: Sie sind auch ganz gut ruhig geblieben.

Max Otte: Und nach dem Motto “Das hätte ich jetzt nicht gedacht, dass ich sie nicht aus der Fassung bringen kann”. Also von daher, dass es so hart würde, habe ich nicht gedacht in diesen beiden Fällen. Sonst kam wenig zu meinen Fonds. Bin ich schon öfter mal, also ein Herr bei einer großen Zeitung, der tut sich da besonders hervor. Die schreiben immer dann, wenn ich mal hinter dem Markt zurück bin, dann schreiben sie und wenn ich weit vor dem Markt bin, dann schreiben sie nicht. Das ist natürlich auch eine Methode, jemand fertig zu machen. Insgesamt sind wir im vorderen Mittelfeld oder auch mal in der Spitzenklasse, aber nicht ganz vorne, aber ziemlich weit vorne. Also wir machen eine ordentliche Performance, bringen eine ordentliche Leistung, aber es wird immer nur dann geschrieben, wenn gerade sagen wir mal, es ist ja nicht immer so, dass man vorne mitläuft. Das ist ja die Börsen gehen rauf und runter, man hat ja seine eigene Strategie und mal liegt man vorne, mal liegt man auch ein bisschen weiter hinten und wird immer nur dann geschrieben, wenn man ein bisschen weiter hinten liegt. Das ist natürlich schon ganz eindeutig geframet, aber ich meine, ich bin das jetzt gewöhnt, seit vielen Jahren. Ich halte das aus. Was soll ich dazu sagen?

Milena Preradovic: Hätten Sie gedacht, nachdem Sie Ihre Kandidatur verkündet haben, das es jetzt so dicke kommt?

Max Otte: Ach ja, so viel zu,

Milena Preradovic: Ich habe gedacht, ich hab’s gedacht.

Max Otte: Es war eher es waren zwei wirklich unangenehme Verhöre, das muss man sagen. Ansonsten schreiben die Zeitungen relativ respektvoll, weil es einen gewissen Restrespekt vor dem Amt gibt. Also die Verkündung wurde auch meine Motive. All das wurde mit O-Tönen in den Zeitungen relativ objektiv rübergebracht. Also da bin ich anderes gewöhnt. Von daher bis auf diese beiden Verhöre war es eigentlich ganz okay.

Milena Preradovic: Ist schon schlimm, was man heute als gut empfindet bei den Medien.

Max Otte: Man braucht ein dickes Fell, weil wir schon viel gewöhnt in den letzten Jahren.

Milena Preradovic: Im Bild-Interview haben Sie gesagt “Ich habe von dieser Kandidatur nur Nachteile”. Welche?

Max Otte: Geschäftlich kostet mich das ganz, ganz viel Geld. Ich kriege natürlich viel Zuspruch, aber es gibt auch jetzt noch Leute, die mir eigentlich nahestehen, die sich abwenden, die kritisch fragen und das tut dann schon weh, weil mittlerweile man doch bekannt ist. Und man müsste auch sagen wie ist er? Aber weil diese Signalwirkung dieser Kandidatur halt so hoch ist und weil die Mainstreammedien darauf angesprungen sind, hat das Rückwirkungen bis in den Bekanntenkreis hinein?

Milena Preradovic: Haben Sie wirklich Freunde verloren?

Max Otte: Also es gibt zumindest Enttäuschungen und so weiter. Also ich möchte da nicht zu tief reingehen. Aber selbst nach diesen fünf Jahren, wo ich mich jetzt sechs Jahre, wo ich mich offener, exponierter, gibt es da noch Verwerfungen. Also finanziell, persönlich? Ja, das ist es. Also von daher, das ist mal das volle Spektrum der Nachteile, beruflich und persönlich.

Milena Preradovic: Das ist eigentlich schon eine Menge. Wie geht es Ihnen denn jetzt damit?

Max Otte: Jetzt ganz gut. Es ist natürlich auch so ein Wechselbad. Der erste Tag ist eigentlich ganz gut verlaufen. Dass die CDU aufschreien würde, war klar. Aber ansonsten Die Medien haben relativ fair berichtet. Dann kamen diese Verhöre. Dann an dem Abend ging es mir nicht so gut.

Milena Preradovic: Aber der SZ haben sie deswegen gleich abgesagt. Der Süddeutschen Zeitung?

Max Otte: Nein, der habe ich abgesagt, weil die ein Hintergrundgespräch führen wollte und Hintergrundgespräche, da bringen die dann nix. Und dann sitzt man da zwei, drei Stunden dann. Die Überwachung des politischen Gegners in Deutschland ist lückenlos durch die Medien. Sie können nichts mehr tun. Ich habe gerade noch mit einem meiner Wachleute gesprochen, der in einem Spezialeinheit war und der mir erzählt hat, wie die verhört werden und was da mittlerweile gesammelt wird. In diesem Hintergrundgespräch würde also alles mögliche aufgeschrieben und gesammelt und würde dann rausgeholt, wenn man mehr schaden kann. Aber ich bin mir sicher, dass es nicht in irgendeinem halbwegs neutralen, objektiven Interview käme. Ich stehe für jede Zeitung jederzeit und für faires Interview zur Verfügung. Ich gebe Originaltöne, wenn sie gefragt werden. Aber Hintergrundgespräche, das mache ich nicht.

Milena Preradovic: Jetzt habe ich noch eine Frage zu einem Thema, das jetzt auch gerade so ganz groß gefahren wird. Das ist das Thema Ukraine Russland. Da haben ja viele den Eindruck, das wird. Das ist auch eine Art Propagandaschlacht. Es wird ein wird ein Thema konstruiert. Wie sehen Sie das?

Max Otte: Ich halte es für hochgefährlich. Also ich muss jetzt mal als Bundespräsident sprechen, der ja politisch nicht so sich involvieren darf. Also Krieg in Europa wäre das Allerschlimmste. Unsere völkerrechtlichen Verpflichtungen sind nicht, beziehen sich nicht auf die Ukraine. Die Ukraine ist nicht NATO-Mitglied, also das ist völkerrechtlich schon sehr bedenklich. Und bitte runter kochen das Ganze. Da wird tatsächlich, sehe ich eine Aufheizung der Stimmung, die brandgefährlich ist. Wo vor ich, ich bin kein ängstlicher Mensch, aber ich habe Angst vor diesen Dingen, die da hochkochen. Ich kann nur appellieren: Kommt runter, sucht den Frieden und und hört auf mit dieser Aufrüstung.

Milena Preradovic: Ach, das war wirklich präsidial, schon heute. Da freue ich mich fast schon auf die Zeiten, wenn sie kein Kandidat mehr sind. Da gibt es dann noch mehr Klartext. Vielen lieben Dank für das Gespräch heute mal in einer ganz anderen Funktion als Kandidat für das Bundespräsidentenamt. Vielen Dank Max Otte.

Max Otte: Ich bedanke mich und sage bis zum nächsten Mal.

Milena Preradovic: Tja Leute, ich finde es schon seltsam, dass sich die CDU als große Oppositionspartei für einen SPD-Kandidaten entscheidet. Andererseits hätte sie sich in den letzten Jahren keinen größeren Unterstützer ihrer Politik wünschen können. Aber zum Abgrenzen und zum eigenen Profil, zur eigenen Profilentwicklung taugt das natürlich nicht. Ich bin sehr gespannt, ob die CDU das in diesem Leben noch hinkriegt. Ich wünsche euch eine gute Zeit. Bis bald.

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