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Von Covid zu Putin

Published On: 1. Juni 2022 15:00

Covid-19 und Lyrik, Krieg und Poesie? Wie geht das zusammen? Bestens, wie Rudolph Bauer in seinem neuen Gedichtband „Von Covid-19 zu Putin-22 — Neue politische Lyrik“ beweist, in welchem er gegen die politischen Zumutungen und medialen Ungeheuerlichkeiten der Coronamaßnahmen und der neu erwachten Russophobie, die auf verhängnisvolle Weise zu unseren täglichen Begleitern geworden sind, mit ästhetisch-dichterischer Kraft, Sarkasmus und Mut anschreibt. Keine schlechte Art, sich gegen Covid-19-Totalitarismus und Kriegshetze zur Wehr zu setzen.

Wie schon der Titel nahelegt, besteht eine enge Verbindung zwischen den „Hygienezuchtmeistern“ und den NATO-Kriegstreibern. Die Welt muss abgerichtet werden für den Great Reset, von dem die vermeintlich Mächtigen in Davos schwadronieren. Die einen müssen willig gemacht, die anderen aus dem Weg geräumt werden, sollten sie sich der schönen, neuen Überwachungswelt und dem Alleinherrschaftsanspruch einer Weltmacht verweigern.

In seiner politischen Prosa führt Bauer zusammen, was zusammengehört: Virus, Krieg, Terror, Supermacht des Kapitals, europäische Vasallen, Bill Gates, Aktienkurse, totales digitales Netz, Investmentkapital, Raubtierherrschaftsordnung, Ausbeutung, Drohnenmord und vieles mehr der Dinge, die gerade unsere Welt verheeren.

Bereits im März 2020 schreibt Bauer in seinem „Corona-Poem: Das Virus“ gegen den Irrsinn der Covidschutzmaßnahmen, gegen die „mainstream-herrschaftslinie“ und die „hygienediktatur“ an, um im Nachtrag des März 2022 mit der Frage „provoziert der westen einen dritten weltkrieg“ den Bogen in die Jetztzeit zu schlagen.

Doch obwohl er in seinem Gedicht „Die Zukunft, Licht erhellt“ die unfassbar „hirnverbrannte zeit“ in Worte fasst und schreibt:

„(…)

im global wahnsinn richten sie die welt zugrunde

die Black Rock Schwab das econmic forum in Davos

schicken uns sehend auges vor die hunde

und nennen es der freiheit schönstes los

der oberintrigant Bill Gates und seine helfershelfer

bestechen die vollstrecker der intrigen

die medien die politik die wissenschaft das militär

die ganze menschheit zu besiegen

(…)“
,

trotzt Bauer in seinen Versen am Ende immer den Mächtigen und ruft zum Kampf auf, so auch im Gedicht „Gegen die Zuchtmeister“, das mit den Zeilen endet:

„(…)

wir brauchen weder zuchtmeister noch schwarze pädagogik

wir brauchen keine höllenprediger

wir brauchen kraft und freiheit | zuversicht

und neues Selbstvertrauen

power to the people“.

Bauers Gedichte klagen in einer „Antihymne“ Rüstungsfirmen und ihre „rüste-wüste — von geiern überwacht“ an:

„der tod ist ein meister

aus Hecklerland

aus hechelland

aus heuchelland

aus transatlantisch

NATO und vasallenland

aus satansland

verharmlosland

verlogenland

leicht wie ein herbstblatt

schwer wie blei

(…)“

Er polemisiert in dem Gedicht „Pfäffischer Dummkopf“ gegen einen ehemaligen Bundespräsidenten und seinen Vorschlag des Frierens für den Frieden und rechnet ab mit dem Geschwätz des jetzigen Bundespräsidenten in dessen Rede anlässlich der Kapitulation von 1945 am 8. Mai 2020.

Bauer geht dichterisch den philosophischen „Fragen zur Würde des Menschen“ nach, was er ist, der Mensch, und gibt darauf höchst verstörende Antworten; er skizziert neue „Zehn Gebote“ eines autorisierten Staates, beklagt in „Die Aktualität vom Lob der Torheit“ den

„(…)

kolossalen schwachsinns dreister narretei

die uns in unbesonnenheit und blödheit wiegt

im doofen einundzwanzigsten jahrhundert

in welchem klugheit scheint total besiegt

(…)“

und stellt „Betrachtungen über den Populismus“ an, um festzustellen:

„(…)

dass populismus längst am ruder ist

und dass ein viertes reich begonnen hat

erkennen weder presseschau

noch sonntagsblatt

Am tor zur aktuellen diktatur erneut

versagen wissenschaft gewerkschaft kirchen

propagandaintellektuelle spin-

doktoren faken facts

und es versagt das volk im schreck

die folgsame gefolgschaft der massen | wird wieder

einmal wahr | wie seinerzeit als recht

zum unrecht umgemünzt

(…)“

Aber Bauer wäre nicht Bauer, würde nicht auch dieses Gedicht mit einem Aufruf zur Gegenwehr und einem optimistischen Zukunftsausblick enden:

„doch volkes widerstand setzt sich zur wehr

wir stehen auf wir denken quer

wir widersetzen uns | wir wollen eine neue welt

aus achtsamkeit zusammenhalt | besorgt um tier und

pflanzen | um des nachbars glück | um jedes

erd- und meer- und himmelsstück“

Er nimmt sich die Qualifikationen von Entscheidungsträgern und die Kriterien zu deren Berufung vor, indem er in „Entscheidungskriterien“ dichtet:

„(…)

etwas zu wissen von land leuten und kultur ist überflüssig

wenn kriegseinsätze in fremden ländern beschlossen werden

und das fernsehen dokumentiert

rohstoff- und handelskenntnisse sind keine voraussetzung

um über abkommen parlamentarisch abzustimmen

oder eine kolumne zu verfassen

algorithmen und künstliche intelligenz erfordern nicht

eine entsprechende vorbildung derer die darüber bestimmen

beziehungsweise applaudieren

(…)“

Ein Gedicht, dass die aktuelle propagierte Abkehr vom Leben, von Lebenslust und der Freude an Freiheit besonders eindrücklich beschreibt, ist das von Bauer im Februar 2022 verfasste Gedicht „Der Totenkult“.

„nachdem die tödlich vulnerablen gruppen

vorerst gerettet sind mit toxischem gebräu

verfallen sie dem neuen tod der schöner als ersticken sei

dem tod durch waffen

jetzt wird dem tod den sie per injektion

dreifach besiegt zu haben gläubig meinen

ein neues breites tor | das tor zum heldentod geöffnet

sirenen locken schrill

zum schutze das gesicht vermummt

zur rettung | um ab jetzt immungestärkt

sich aufzumachen in den dritten den letzten weltkrieg

zum wohl von Washington

nachdem die tödlich vulnerablen gruppen

vorerst gerettet sind mit toxischem gebräu

verfallen sie dem neuen tod der schöner als ersticken sei

dem tod durch waffen

europas totenkult besteht aus schlotterangst

vor eines virus tödlichem infekt zum einen

und der geilheit | das eigene leben und das anderer

zu opfern für profite

das ist die freiheit | der die toren des totenkults

ihr leben opfern | während die freiheit frei

zu leben | aufgegeben wurde ohne widerstand | gehorsam

wie auf teuflischen befehl

nachdem die tödlich vulnerablen gruppen

vorerst gerettet sind mit toxischem gebräu

verfallen sie dem neuen tod der schöner als ersticken sei

dem tod durch waffen“

Doch bei allem Optimismus in der Hoffnung auf eine bessere Zukunft lässt das Vergangene den Autor durchaus ratlos zurück. In dem Gedicht „Du sollst nicht töten“ wird gefragt:

„wer ließ Olof Palme töten

wer Petra Kelly

wem war Gerd Bastian im weg

wer gab Kennedy in auftrag

wer Martin Luther King

unter welchen Umständen endete Muammar al-Gaddafi

unter welchen Salvador Allende

wer ermordete im auftrag des CIA Patrice Lumumba

wer tötete Che

warum

wer hat sie auf dem gewissen

(…) “

In den letzten Strophen dieses Gedichts schleichen sich Melancholie und erstmals auch Zweifel ein, um letztendlich doch noch vom Blues in den Walzertakt überzugehen:

„wer gibt uns die kraft

woran halten wir fest

worauf stützen wir uns

wem können wir vertrauen

wie lange noch

warum sind wir noch standzuhalten in der lage

ich blicke in den spiegel

steige in Moldau Amazonas und Nil

singe den blues

tanze den walzer“

Nicht resignieren, aufbegehren muss nach Bauer die Devise sein, so wie er es in dem Gedicht „Zwei Jahre später schon“ ausdrückt:

„rebelliert

zerreißt den totenschein“

Oder wie er in „Sanktionen gegen das eigene Volk“ rät:

„(…)

vorsicht vor jedem da oben

der statt zu dienen zu herrschen sich anmaßt

keine macht für niemand

erlernt die freuden des heiteren aufstands“

Nur mutig kann man Rudolph Bauers Gedicht angesichts der bei uns herrschenden Ukraine-Solidaritätshysterie „An der Seite der Russischen Föderation“ bezeichnen, in der er die Pazifisten aufruft:

„kämpft pazifisten

verflucht die NATO-aggression

die provoziert

und waffen liefert

mit sanktionen sich

ins abseits stellt

uns drangsaliert

von freiheit frieden

faseln sie | sie loben

die frechheit der faschisten

die in den kriegslaboren

an verbrechen tüfteln

lassen | massenmordend

(…)

wähnen sich

friedensfreunde im verbunde

mit faschisten

sie desertieren nicht

als pazifisten

mutig an der seite der RF

jener brudervölker | die bedroht

durch eine supermacht

durch einen militärmoloch

durch arroganz und unverstand

durch indianer-mörder

durch indigenen-mörderbanden

durch sklaven-mordkolonnen

den Ku-klux-klan

bis in die gegenwart

des jetzt und hier“

Und in dem Gedicht „Hiermit erkläre ich Herrn Putin“ gleich noch eins draufzusetzen:

„(…)

Hiermit erkläre ich

herrn Putin | zum herzlich willkommenen

gastfreund“

Das nächste Gedicht verkündet „Der Pazifismus springt zu kurz“ und im Gedicht „Venceremos-Siege“ wird erklärt, wie „unsere Siege“ im pazifistischen Sinne zu verstehen sind:

„(…)

dass ein wort wie sieg

die niederlagen anderer

bedeutet zeigt | wie

schwarz das denken noch

in uniformen steckt

gehorsam und befehl

unsere siege sind

waffenlos gewaltfrei

und himmlisch

beseitigt durch sie

werden die sorgen

der armen der welt

sagen wir freude

statt siege | sagen wir

freundschaft und

glück | liegen wir uns

in den Armen | lasst

menschheit uns sein

(…)“

Besondere Lesefreude bereitet die von Bauer umgemodelte „Rede des Marc Anton an die Römer“ in dem Stück „Julius Cäsar“ von Shakespeare. Bauer ersetzt die „ehrenwerte“ Person Brutus durch den Namen Merkel. Man erinnere sich: Brutus war der beste Freund Cäsars, den er dennoch verriet und meuchelte. Daraufhin wiegelt der Cäsar auch nach dessen Tod in Treue verbundene Mark Anton in einer rhetorisch brillanten Rede das römische Volk gegen den Verräter Brutus auf. In Rom bricht ein Bürgerkrieg aus.

Und nicht zuletzt beinhaltet der Lyrikband ein „Drosten-Dramolett — Oder: Wir alle sind die Welle“, in dem Bauer ein Drosten-Interview in seine zutiefst unlogischen, widersprüchlichen, belanglosen, fachfremden Aussagen zerlegt und den mit diversen Medienpreisen ausgezeichneten „virologischen Luftikus“ als vermeintlichen Experten demaskiert.

Rudolph Bauers ist ein Virtuose des Wortes, dessen Gedichte in bester Tradition zu den politischen Gedichten von Bertolt Brecht bis Jannis Ritsos stehen. Es macht Freude und es macht Mut, diese mit Spott und Bissigkeit im Geiste der Aufklärung gegen die tristen und fast hoffnungslos scheinenden politischen Verhältnisse im Land ankämpfende politische Lyrik zu lesen. Ein Gedichtband, der zum Widerstand anregt. Kein Opferjammern. Resignieren gilt nicht.


„Von Covid-19 zu Putin-22 — Neue politische Lyrik“ — Rudolph Bauer, pad 2022, Bestellanschrift: [email protected], Website: rudolph-bauer.de


Quellen und Anmerkungen:

Der Sozial- und Politikwissenschaftler Professor Dr. Rudolph Bauer ist Herausgeber einer Vielzahl wissenschaftlicher Publikationen und auch im Bereich der Literatur und der Bildenden Kunst tätig. In den vergangenen beiden Jahren bildeten die Covid-19-Pandemie und zuletzt der Ukrainekrieg Schwerpunkte seiner Arbeit. Bauer sieht in der gegenwärtigen Politik „… einen Zivilisationsbruch als Folge einer unterentwickelten politischen Kultur, einer Regierungsintelligenz an der Nachweisgrenze und einer degenerierten ‚Linken‘, die aufgrund ihrer intellektuellen Ängstlichkeit, marxistische Begriffe zu verwenden, noch nicht einmal bis zum moralischen Niveau des Papstes (‚Diese Wirtschaft tötet‘) aufzuschließen in der Lage ist“.

Von Angelika Gutsche erhältlich:

Romain Rolland (herausgegeben von Angelika Gutsche). Der Erste Weltkrieg aus Sicht eines Pazifisten. Aus den Tagebucheinträgen 1913 – 1919. Mediengruppe Westarp, 2021, 298 Seiten. Zu beziehen hier. Das Buch wurde auch bei Rubikon besprochen .

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