Bilderwelt-Konferenz

Published On: 23. Juni 2022 10:09

Ein Kommentar von Bernd Lukoschik.

Das Hauptverhängnis unseres heutigen

Daseins heißt: Bild. Unter „Bild“ verstehe

ich jede Darstellung von Welt und Weltstücken,

gleich, ob diese aus Photos, Plakaten,

Fernsehbildern oder Filmen besteht … Früher

hatte es Bilder in der Welt gegeben, heute gibt es

die Welt im Bild, richtiger die Welt als Bild.

Günther Anders, 1960 (1)

Einst reiste meine Schulklasse zum „Prager Frühling“. Es war ein umwerfendes Ereignis. Prag ist eine prächtige Stadt. Die wunderbare Altstadt mit ihren Palais und Kirchen, Kulturelle Veranstaltungen an allen Ecken. Wir zogen wie berauscht durch die Straßen, besuchten die Gemäldesammlungen, die Konzertveranstaltungen. Die Plätze: alles voller Leben. Eines der beglückendsten Ereignisse meiner Schulzeit (wohl das beglückendste, denn die Schule als solche lässt sich schlecht mit „Beglückung“ verknüpfen) …

Und dennoch fehlte uns Westlern etwas. Bewusst wurde mir, was uns damals fehlte, erst sehr viel später. Die Mauern, die die Palais einrahmten, waren … irgendwie nackt. Einfach so Mauern. Die Kirchen waren tatsächlich nur Kirchen, also auch nackt. Der Wenzelsplatz war nur ein Platz, sonderbar leer. Und wenn wir abends durch die dämmerigen Straßen und Gassen flanierten, dann war es dort tatsächlich dunkel.

Das „nur“ zeigt es an: Hier fehlte etwas, und alles erschien uns auf eine sonderbare Weise altertümlich und unwirklich, und verloren war uns zumute.

Später wurde es uns klar: Es fehlten … Bilder, Plakate, das bunte und heiter-belebende Spiel der Farben der Werbung. Gefühle wie die im damaligen „Ostblock“ kommen dem Flanierenden in der heutigen Stadt nicht auf! Bei uns geht es wirklich „wirklich“ zu. Wir fühlen uns geborgen und nicht verloren. Kommt ein Splitterchen der Verlassenheit in den Menschen auf, der Blick auf die Werbemädels in Bikini oder luftigen Sommermoden fängt uns auf und lenkt uns von der existenziellen Langeweile ab.

Und es ist nicht einmal unser Blick in die Welt nötig. Es ist ja eher umgekehrt: Wir werden von ihnen angeblickt, um nicht zu sagen: angemacht. Permanent. Von allen Ecken und Enden. Die Augen der Modelgesichtchen sind so schlau designt, dass sie uns folgen, uns auffordern, sie anzusehen. Die Bilder um uns herum sind nicht passiv wie die Bäume im Wald, die uns gleichgültig unseren Weg dort gehen lassen.

Diese Gleichgültigkeit lässt manchen unruhig werden – so wie uns die damals einfach so herumstehenden Palais und Plätze in Prag –, aber diese Gleichgültigkeit schafft zugleich das, was uns die moderne Stadt nicht bieten kann: Ruhe und die Chance, mal in sich zu gehen.

Was die Bilder, Plakate, Werbefiguren und -farben usw. angeht, so sind wir heute gegenüber jenen Prager Zeiten weit fortgeschritten. Eigentlich haben wir die äußeren, d.h. außen angebrachten Animationen und Aufreißer nicht mehr nötig – wenn sie natürlich auch weiterhin vorhanden sind!

Nein, heute gibt es die Bilder, die wir mit uns herumtragen: die Smartphones, Knöpfe im Ohr, bald auch die „Knöpfe“ in uns – die Nanotechnik macht’s möglich –, Mikros direkt vor dem Mund – wenn sie nicht bereits implantiert sind.

Kurz und gut: Wir sind flächendeckend und dicht von Bildern umgeben. Die Bilder decken die Wirklichkeit ab – und irgendwann hat man dann auch vergessen, dass hinter oder unter den Bildern einst noch Wirklichkeit war. Mit der Folge: Nun gelten die Bilder als die Wirklichkeit. Wir haben uns längst darauf eingestellt. Und was es nicht schafft, sich uns als Bild zu präsentieren, das nehmen wir gar nicht mehr als wirklich wahr, gar nicht mehr ernst. Auf Günther Anders’ knackige Formelweise ausgedrückt:

Es ist Bild, also ist es.

Und da das Ganze auch auf den Menschen selbst zutrifft:

Ich bin Bild, also bin ich.

Womit ich zum Thema komme.

Klimawandel

Jetzt muss ich ganz vorsichtig formulieren, sonst gelte ich schnell als „Leugner der heiligen Kuh und der Kohlendioxidzertifikate schlechthin“, damit als Rechtsextremer und Volksverhetzer. Trotz dieser Gefahr muss der Versuch unternommen werden!

Wer hat den Klimawandel erfahren? Mit Leib und Seele meine ich.

Sicher, die Temperaturschwankungen sind schon sehr stark. Aber habe ich wirklich in Erinnerung, wie es vor dreißig/vierzig Jahren war? Und angenommen, das Phänomen sei von vielen feststellbar: Sehe ich ihm an, dass es durch die Steigerung des Kohlendioxidgehalts verursacht wurde? Ich zumindest sehe es nicht, und auch nicht ein. Man sagt es uns. Man präsentiert uns Tabellen, Kurven – also so etwas wie Bilder und Plakate.

Nun sind wir ja flächendeckend von Bildern umgeben. Sie sind unsere Wirklichkeit geworden. Also sind wir auch davon überzeugt, dass die Bilder des Klimawandels und seiner Verursachung die Wirklichkeit abbilden, besser: die Wirklichkeit sind. Und so fragen wir gar nicht mehr danach – weil wir es gar nicht mehr können –, ob die für fünfzig Jahre parallel laufende Steigerung des Kohlendioxids und der Temperaturen nur eine Korrelation ist oder irgendetwas über eine ursächliche Verknüpfung aussagt. Uns wird gezeigt – über Bilder –, dass das Kohlendioxid die Temperatursteigerung verursache. Genauso gut ließe sich behaupten: Die Temperatursteigerung verursache die Kohlendioxidausscheidung aus den Weltmeeren.

Was uns die Bilder nur zeigen, ist die Korrelation. Sonst nichts. Bilder erklären eben nichts. Aber da sie als Bilder unsere Wirklichkeit sind, glauben wir den Bildermachern ihre Bilderwelt.

Man sieht: Dass wir auf den Konsum von Bildern eingegleist sind, dass wir die Bilder für die Wirklichkeit halten, ist fatal und liefert uns den Interessen derer aus, die an dem Verkauf der Bilder verdienen.

Das Virus

Wer hat das Virus gesehen? Ich zumindest noch nicht. Und die, die ich kenne, auch nicht. Um mich herum sind auch nicht Legionen von Coronainfizierten im Jahre eins der Pandemie umgefallen. Was im Falle einer Pandemie zu erwarten gewesen wäre!

Dass das Ding umgeht, das lernte ich – durch Bilder. Etwa die wunderschönen bunten Aufnahmen der entfernt an Akne erinnernden bepickelten Kügelchen. Den einen sah sogar ich als Laie an, dass es sich um Computeranimationen handelte. Andere waren vielleicht tatsächlich Aufnahmen. Aber da schwirrten in der Brühe noch andere Teilchen mit herum. Unsere Fachwissenschaftler wussten natürlich, dass dieses Beiwerk nicht die Viren sind, sondern nur die, die uns als die Viren bezeichnet wurden! Aber muss ich glauben, was ich nicht sehe und noch weniger verstehe?

Und die Pickelchen darauf – genannt Spikes? Die kann man doch gar nicht zeigen: Sogar die hochauflösenden Mikroskope schaffen das nicht. Schon ein Virus ist extrem mickrig, das Spike um ein Dutzendfaches kleiner!

Aber wie gesagt: ein Bild in der Tagesschau: Die Pickelkugel wird abgebildet, also ist das Virus!

Woher die Kenntnis von den Viren? Die Zahlen vom RKI – wiederum Bilder. Erstens sind diese „Bilder“ beliebig deutbar. Und glaubt man dem RKI, sie seien aussagekräftig, so wurde längst nachgewiesen, dass sie eben keine Pandemie zeigen, weil es keine Pandemie gab. Aber es sind nun mal Bilder – und damit die Wirklichkeit.

Was die unmittelbare Erfahrung zeigt – im Jahre eins der neuen Coronazeitrechnung fiel keiner um mich herum über das übliche Maß hinaus um. Wenn einer erkrankte, dann erkrankte er wie eh und je im Frühjahr und Herbst/Winter, und wenn er schwer erkrankte, dann weil er schon geschwächt war durch Vorerkrankungen oder ungesunde Lebensweise usw., alles alte Hüte – was also unsere Erfahrung angeht, so zeigt sie uns kein gefährliches Virus. Wir müssen uns nur von den Bildern ab- und unserer Erfahrung zuwenden.

Was uns an der Nase herumgeführt hat und immer noch führt, das sind die Bilder um uns herum, aus der Tagesschau, den Zeitschriften, den Talkshows, den Expertenmeinungen usw., die man uns als Wirklichkeit präsentiert – und die wir als Wirklichkeit entgegennehmen!

Tipp: Flimmerkiste und damit den Bildstrom ausschalten und ausgeschaltet lassen!

Die Maske

Dass die Maske medizinisch völliger Blödsinn ist, dürfte ja längst klar sein. Spätestens seit dem brillanten Gutachten der Hygiene-Professorin Dr. Ines Kappstein (2). Die Maske ist also ein politisches Instrument, besser noch: ein bildpolitisches.

Wir sind nun einmal auf das Bild fixiert. Lassen Bilder als Wirklichkeit auf uns einwirken und machen daher auch alles, was uns begegnet, zum Bild. Weil wir es gelernt haben, nur Bilder überhaupt ernst zu nehmen.

Im „Gedankenknoten“ Medienphilosophie 02 (3) wurde auf den Fall der Jugendlichen verwiesen, die den ertrinkenden Mann erst dann als rettenswert und damit als wirklich akzeptiert hatten, nachdem sie seine Qual und Not mit ihrem Handy aufgenommen hatten. Erst muss etwas aufgenommen, also in den Seinszustand des Bildes übersetzt werden – dann existiert es.

Kein Wunder, dass die Maske nicht abgenommen wird, auch wenn deren Unwirksamkeit, ja Gesundheitsschädlichkeit, wissenschaftlich nachgewiesen ist, auch wenn man sich im heißesten Sommer befindet und jedes Virus, das es wagt, aus seinem Loch hervorzuspitzen, umgehend verdorrt.

Die Maske wird also nicht abgenommen: Denn sie ist das geeignete Mittel, das nackte Gesicht in seiner allseitigen Nichtexistenz und Wesenslosigkeit erst richtig in Wirklichkeit zu überführen:

Die Maske deckt das Gesicht ab. Damit teilt sie die entscheidende Leistung des Bildes: Jedes Bild deckt die Wirklichkeit ab und tritt mit der Zeit an deren Stelle.

So das Verhältnis der Maske zum Gesicht. Stetig getragen, vergessen der Träger und sein Gegenüber, dass da unter der Maske einst etwas war, das geschützt werden sollte. Und was bleibt, das sind die vielen Masken um uns herum.

So trägt dieser Gleichklang des FFP2-Daseins entscheidend zur allgemeinen Durchnormierung und Solidarität bei! Wie schön war es einst, die Lachfältchen zur Rechten wie zur Linken eines schönen Mundes betrachten zu dürfen! Und dann das Lächeln selbst!

Kriege

Mit ein wenig Distanz betrachtet, hat es Kriege ja immer schon gegeben. Ich gehe einfach mal von der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus: Koreakrieg, Vietnamkrieg, Indonesien, Osttimor, Jugoslawien, Afghanistan (2x), Irak (3x), Libyen, Syrien, Jemen … Millionen Tote und Vertriebene. Es fällt auf: Wir Europäer haben Glück gehabt.

Wir hier in Europa lebten inzwischen normal weiter, d.h. wie sich’s gehört: Industrien und Wohlstand wuchsen, das Öl kam ununterbrochen geflossen, die Rohstoffe ebenfalls, zum Teil aus ebendiesen Kriegsregionen und wegen des Kriegs in diesen Regionen.

Über die Bilder im Fernsehen, in den Printmedien usw. holten wir dieses Furchtbare zu uns heran. Man muss ja schon tagesschauen und spiegeln, das gehört zum Bildungsinventar! Das Furchtbare verlor im Sendeprozess seine Spitze und ließ sich so recht gut verdauen.

Wir bekamen die Weltgeschichte mit, aber eben nur so weit, dass wir darüber „informiert“ waren, dass es das Entsetzliche gab, nicht zu nahe, dass es uns in unserem Alltag störte.

Das ist die glänzende Leistung der Bilder, also der Wirklichkeit, die uns umgibt: Was fern ist, wird zwar an uns rangelassen, aber doch nur so weit, dass es uns vom Leib gehalten wird und Betroffenheit und Verstörung verhindert!

Die Welt war immer schon entsetzlich – aber wir hatten einfach Glück, zwar davon so viel mitzubekommen, peripher, über die Bilder, um darüber klug debattieren und Ratschläge geben zu können, aber wir konnten dennoch Gelassenheit üben und fleißig weiter unserem Lebensstil nachgehen.

Jetzt ist etwas Sonderbares geschehen – was sich 1999 schon angekündigt hatte: Der Krieg kam doch tatsächlich nach Europa. Das ist natürlich unerhört. Und da hilft noch nicht einmal unsere Bilderwirklichkeit weiter. Irgendwie bröseln die Bilder und Plakate. Hier kommt uns etwas näher, als uns lieb ist.

Und nun tritt besonders nützlich eine weitere Leistung des Bildes hinzu zu den bislang genannten, der Fähigkeit, die Wirklichkeit abzudecken, der Fähigkeit, Wirklichkeit zu ersetzen: Jetzt kann man sich der Fähigkeit des Bildes oder Films bedienen, um zu lügen. Und zwar nicht nur dadurch, dass man Unwahrheiten wiedergibt oder nur die halbe Wahrheit mitteilt.

Die Lügenkapazität der Bilder reicht tiefer, sie liegt im Bild selbst: Bilder geben zwangsläufig nur Ausschnitte wieder – und suggerieren dem Betrachter, dieser Ausschnitt sei das Ganze. Was natürlich Unsinn ist, denn die ganze Wirklichkeit greift immer schon über den Bildrahmen, räumlich wie zeitlich, hinaus.

Und so präsentieren die Bildermacher uns also Ausschnittaufnahmen des Kriegsgeschehens, wohl vorsortiert je nach Geschmack der politischen Perspektive und kriegführenden Partei.

Und da der darauf konditionierte Betrachter immer schon glaubt, das, was er da über seine Flimmerkiste zu sehen bekommt, sei die Wirklichkeit, ist er der meinungsprägenden Willkür des jeweiligen Senders völlig ausgeliefert.

Die meisten wissen das nicht. Und schlurfen Anne Will, Markus Lanz, Maischberger und Co. wie eine Schafherde hinterher, weil sie meinen, diese würden das Wirkliche zeigen.

Der, der das weiß, was soll er tun? Er kann ja nicht selbst in die Ukraine und vor allem nicht in die Vorgeschichte der Kriege reisen. Wir stecken also in einem Dilemma: Wir brauchen die Bilder – und können ihnen nicht trauen. Zwei Wege aus der Situation könnte ich mir denken: erstens die Bilder der einander entgegenstehenden politischen Parteien ansehen und zweitens Bücher, die einem die Vorgeschichte darstellen.

Und dann ein Einstellungswandel: wieder lernen, dass so nackte und unbeklebte Palais und Wände die Wirklichkeit sind und schön sind und dass zur Wirklichkeit nun mal das Gefühl der Verlorenheit gehört.

Quellen:

(1) Günther Anders, Die Antiquiertheit der Wirklichkeit (1960), in: Ders., Die Antiquiertheit des Menschen, Bd. 2, München 1992, S. 250

(2) Gutachten Professor Dr. med. Ines Kappstein

https://openjur.de/u/2334639.html

(3) Gedankenknoten Medienphilosophie 03

https://apolut.net/gedankenknoten-medienphilosophie-02-von-bernd-lukoschik-2/

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: EQRoy / Shutterstock.com

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