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Notizen vom Ende der unipolaren Welt | Von Mathias Broeckers

Published On: 6. Juli 2022 12:24

Eine Tagesdosis von Mathias Broeckers.

Dies ist Teil 36 einer Reihe auf www.broeckers.com

Nach einem Aufruf zum Waffenstillstand und zu Verhandlungen in der Ukraine hat Deutschlands beliebtester Pöbel-Diplomat  einmal mehr einen Treffer auf der nach oben offenen Melnyk-Skala gelandet. Man muss den Mann verstehen. Als Vertreter einer Bananenrepublik ohne Bananen hat er nicht viel zu bieten und muss mit schrillen Tönen auf sich aufmerksam machen, und als Botschafter eines Regimes, das alle oppositionellen Parteien und Medien verboten hat, hat er mit Debatten,-und Meinungsfreiheit einfach nichts am Hut. Und außer “Heil Ukraine”, dem Schlachtruf seines SS-Helden Bandera, auch nicht allzu viel in der Birne, weshalb jeder Hinweis, dass es wie 1941 ff. auch dieses Mal nichts wird mit dem Endsieg über die russischen “Untermenschen”, als teuflischer Defätismus zur Hölle gewünscht werden muss.

Auf Unterstützung kann  er  dabei noch aus den meisten deutschen Medien, von deren Laptop-Bombern jede Kritik an weiteren Waffenlieferungen  und Verhandlungen mit – Gottseibeiuns!!! – Putin als “Unverschämtheit” abserviert wird. Eine hirnlose Homeoffice-Haubitze erfand im ehemaligen Nachrichtenmagazin für solche Friedenshetzer die Schmähung “Lumpenpazifisten” – ein Thema, das die “Titanic” schon 1981 aufgriffen hatte, als Aufrufe zur Abrüstung und Frieden schon einmal als staatsfeindliche Hetze galten und “verfassungschutzrelevant” wurden. Damals ging es um die Stationierung nuklearer Mittelstreckenraketen, “Pershing-2” im Westen und “SS-20” im Osten Europas, nach dem sogenannten NATO-Doppelbeschluss gegen den es in Deutschland starke Proteste gab, Sitzstreiks vor US-Kasernen, Großdemonstrationen – mit Erfolg: 1987 rüsteten Gorbatschow und Reagan diese Raketen ab. 2018 wurde der Vertrag durch die USA gekündigt, 2002 hatte George W. Bush schon den ABM-Vertrag zur Begrenzung von antiballistischen Raketenabwehrsystemen gekündigt. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Russland verfügt nicht nur über weltbesten Abwehrsysteme (S-400/500/550), sondern mit dem Arsenal hypersonischer Raketen auch über unschlagbare Angriffswaffen.  Dass man gegen eine derart gerüstete Streitmacht  besser nicht antritt und man Provokationen und Eskalationen tunlichst vermeiden und an Abrüstungs-, und Friedensverträgen arbeiten sollte, ist ein Gebot der Vernunft – und “pseudo-intelektuell” sind nicht diejenigen, die das fordern, sondern pöbelnde  Neo-Faschisten vom Kaliber Melnyk.

So richtig und wichtig der Aufruf also ist, so wenig scheinen die Unterzeichner die Lage aber wirklich erkannt zu haben:

“Verhandlungen bedeuten nicht, wie manchmal angenommen wird, der Ukraine eine Kapitulation zu diktieren. Einen Diktatfrieden Putins darf es nicht geben. Verhandlungen bedeuten auch nicht, etwas über den Kopf der Beteiligten hinweg zu entscheiden. Die internationale Gemeinschaft muss vielmehr alles dafür tun, Bedingungen zu schaffen, unter denen Verhandlungen überhaupt möglich sind. Dazu gehört die Bekundung, dass die westlichen Akteure kein Interesse an einer Fortführung des Krieges haben und ihre Strategien entsprechend anpassen werden.”

Diese “Bedingungen”  waren acht Jahre lang in Minsk gegeben und die “westlichen Akteure” haben sie verstreichen lassen, um diesen Krieg zu provozieren. Statt auf den ultimativen russischen Appell zu Verhandlungen im Dezember zu antworten, wurden die Attacken auf die Donbass Region massiv verschärft und haben bis heute nicht aufgehört. Der Westen zeigt kein Interesse an seinem Ende und liefert weiter Waffen um bis zum letzten Ukrainer kämpfen zu lassen. Eine “Anpassung der Strategien” ist auf anglo-amerikanischer Seite nicht absehbar, im Gegenteil wird jetzt via Litauen am Korridor nach Kaliningrad gezündelt, um möglichst noch eine weitere Kriegsfront zu eröffnen. Nicht nur die Nazis in den eigenen Reihen halten Zelensky von Verhandlungen ab,  auch seine Overlords in  Washington und London wollen sie nicht; und die Vasallen in Berlin und Paris, die schon in Minsk versagt haben, haben ohnehin nichts zu melden und machen weiter gute Miene zum ebenso wirkungslosen wie selbstmörderischen Zirkus.

Unter solchen Bedingungen sind Verhandlungen unmöglich und Russland hat keinerlei Grund,  seine “Militäroperation” zu beenden, bevor die genannten Ziele (“Demilitarisierung”/”Denazifizierung”) erreicht sind. Wie sie konkret gestaltet werden, muss am Ende verhandelt werden, doch wird der Krieg so lange weitergehen, bis diese Bedingungen  – keine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine, keine Neo-Nazis in Regierung und Militär – akzeptiert sind. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ob man das dann “Kapitulation” nennt oder einen anderen Begriff findet, an diesem “Diktat” Putins wird kein Weg vorbeiführen.

“Der Krieg “, heißt es bei Carl von Clausewitz (“Vom Kriege”, 1832),  “ist ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unseres Willens zu zwingen.” Und weiter:

Wenn der Gegner unseren Willen erfüllen soll, so müssen wir ihn in eine Lage versetzen, die nachteiliger ist als das Opfer, welches wir von ihm fordern; die Nachteile dieser Lage dürfen aber natürlich, wenigstens dem Anscheine nach, nicht vorübergehend sein, sonst würde der Gegner den besseren Zeitpunkt abwarten und nicht nachgeben. Jede Veränderung dieser Lage, welche durch die fortgesetzte kriegerische Tätigkeit hervorgebracht wird, muss also zu einer noch nachteiligeren führen, wenigstens in der Vorstellung. Die schlimmste Lage, in die ein Kriegführender kommen kann, ist die gänzliche Wehrlosigkeit. Soll also der Gegner zur Erfüllung unseres Willens durch den kriegerischen Akt gezwungen werden, so müssen wir ihn entweder faktisch wehrlos machen oder in einen Zustand versetzen, dass er nach Wahrscheinlichkeit damit bedroht sei.

“Faktisch” sind die ukrainischen Truppen im Donbass schon länger nahezu wehrlos, werden systematisch vernichtet und wie die letzten Gipfeltreffen klar gemacht haben, kann die NATO das weder militärisch  verhindern, noch kann die G7 was den Wirtschaftskrieg betrifft irgendetwas tun, weil noch mehr Sanktionen nur tiefer ins eigene Fleisch schneiden. Schon muss die rot-grüne Kriegsregierung auf den Weltmeeren die Totenkopf-Fahne hissen und die Schiffe anderer Nationen kapern – so gerade geschehen mit drei russischen LNG-Tankern – um sich aus der von der Sanktionspolitik verursachten Energiekrise zu retten. Und jeder Tag der “kriegerischen Tätigkeit” Russlands führt zu einer noch nachteiligeren Lage, sowohl für die armen Ukrainer an der Front wie auch für ihre Unterstützer im Ausland. Für eine “exzeptionalistische Nation” , die glaubt mit “the world `s finest fighting force” ausgestattet zu sein, mag dieser worst case, “die gänzliche Wehrlosigkeit”, ein Ding der Unmöglichkeit sein, faktisch aber ist diese schlimmste Lage eingetreten. Und es bleibt nichts anderes, als  zu kapitulieren und “den Willen des Gegners zu erfüllen”. Man mag ihm durch Verlängerung des Kriegs noch ein paar Verluste beibringen, doch nur um den Preis noch höherer eigener Verluste. Die Niederlage lässt sich damit nicht abwenden. Aber, noch einmal Clausewitz:

„Kapitulieren ist ein hoch komplizierter und gefährlicher Akt; der vernichtete Gegner legt die Waffen nieder, mit denen er Momente zuvor noch auf den Sieger geschossen hat. Weder emotional noch rein physisch, vor allem bei einer größeren Menge kapitulierender Soldaten, ist dies kein einfacher Vorgang.“

Hier könnte der Präsidentendarsteller Zelensky in eine neue, zivilgesellschaftliche Rolle schlüpfen und seine Leute in die Kunst der Niederlage einführen. Und klar machen, dass es eine Alternative zu “Tod oder Sieg” gibt – wenn ihm erlaubt würde, nach einem solchen Skript zu agieren. Doch haben seine Overlords  offenbar noch keinen PR-Dreh gefunden, wie sie sich aus der Niederlage rauswinden und lassen erst mal einfach weiter kämpfen, planlos und gnadenlos bis zum letzten Mann. Nach Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien ist dies die neueste (und hoffentlich letzte) außenpolitische Katastrophe der US-Necons – und die am Ende (und hoffentlich ausschlaggebende) Lektion für die europäischen Vasallen, dass sie die eigentlichen Verlierer in diesem Spiel sind.

Das scheint auch Olaf Scholz langsam irgendwie zu dämmern, der hinter verschlossenen Türen in Brüssel seine Sorgen über einen EU-Beitritt der Ukraine auf den Tisch gebracht hat. Die völlig überschuldete Oligarchenrepublik wäre dann der fünftgrößte EU-Staat und könnte nicht nur erheblichen Einfluss, sondern auch massive Subventionen geltend machen. Da diese zum Beispiel für die Landwirtschaft von der Fläche abhängig sind,  dürfte es aber eher neue Bauernkriege in Frankreich und Deutschland geben als dass die hiesigen Landwirte ihren Topf mit der Ukraine teilen. Wer die EU samt Euro richtig crashen lassen will muss eigentlich nur weiter an diesem Beitritt arbeiten und etwa, wie Bloomberg meldet, die Druckmaschine anwerfen und mal schnell 500 Milliarden Euro für den “Wiederaufbau” klar machen. Eine Nachricht, die in diesem Zusammenhang in den sozialen Medien kursiert, konnte ich unterdessen noch nicht verifizieren:  “44 Prozent der Jugendlichen wissen nicht was Inflation ist, aber sie würden sich dagegen impfen lassen.”

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Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog von Matthias Broeckers unter broeckers.com

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Prazis Images/ shutterstock

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