Weltbank gewährt Darlehen in Höhe von 200 Millionen Dollar für brasilianischen Agrarproduzenten

Published On: 7. Juli 2022 0:04

Veröffentlicht am 7. Juli 2022 von LK.

Monokulturen und Abholzung der Wälder machen Brasilien seit Jahren zu schaffen. Nun hat die International Finance Corporation (IFC), eine Schwesterorganisation der Weltbank, dem industriellen Agrarproduzenten Louis Dreyfus Company (LDC) ein Darlehen in Höhe von 200 Millionen Dollar gewährt. Mit dem Geld soll der Lebensmittelhersteller im brasilianischen Cerrado Soja und Mais in Monokulturen anbauen. Das Grasland-Biom Cerrado hat in den vergangenen Jahren nahezu 80% seines Lebensraums verloren.

Ein Biom ist ein grosses geografisches Gebiet, in dem Tiere und Pflanzen verbleiben, weil sie sich an die jeweiligen Umweltbedingungen anpassen können. Nach Informationen der Umweltschutzorganisation WWF hat der brasilianische Cerrado zwischen August 2020 und Juli 2021 8531 Quadratkilometer seiner Vegetation verloren. Das sei die grösste zerstörte Fläche seit 2016 und ein Anstieg von 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so das brasilianische Institut für Weltraumforschung (INPE). Der WWF sieht den Hauptgrund der Zerstörung in der stetig zunehmenden Sojaproduktion, für die immer grössere Flächen der Savanne gerodet und abgebrannt würden.

«Dies wird die Umweltzerstörung in Brasilien fortsetzen“, sagte Kari Hamerschlag, stellvertretende Direktorin für Ernährung und Landwirtschaft bei Friends of the Earth, gegenüber dem Medienportal Mongabay. «Dieses Unternehmen braucht keine Entwicklungsgelder. Das Geld sollte in Unternehmen fliessen, die ernsthaft an einer gerechten Entwicklung interessiert sind.»

Wie das Medienportal Global Research berichtet, wird das Darlehen die Aktivitäten von LDC in Mato Grosso, Goias und Minas Gerais fördern. Diese drei Staaten haben die negativen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft bereits zu spüren bekommen. Mais, Soja und Rinderzucht würden mit einer langen Liste von Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht. Zwangsarbeit, Landraub und Gewalt gegen indigene und traditionelle Gemeinschaften seien bei dieser Art der Landwirtschaft an der Tagesordnung. Zudem beschleunigten sie die Entwaldung und die Treibhausgasemissionen. (Wir berichteten).

Global Research verweist auf einen Bericht, den die NGO Reporter Brasil veröffentlicht hat. Dieser konstatiert, dass einer der LDC-Lieferanten, Agrícola Xingu, für die Verschärfung von Landkonflikten im westlichen Bahia und die Abholzung von mehr als 32’100 Hektar im Cerrado verantwortlich ist. Laut Global Research befürchten Naturschützer nun, dass das Darlehen zu ähnlichen Problemen führen wird.

«Dieses Projekt berücksichtigt nicht die Belange der lokal betroffenen Gemeindemitglieder und Interessengruppen in einer Region, die von Landkonflikten und erheblichen Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsrechtsproblemen betroffen ist», heisst es in einem Protestschreiben vom 31. Mai 2022. Dieses wurde von über 235 zivilgesellschaftlichen Organisationen und Naturschutzverbänden aus aller Welt unterzeichnet.»

LDC behaupte jedoch, dass das Darlehen nachhaltig sein wird. Wie Global Research weiter berichtet, hat das Unternehmen kürzlich angekündigt, dass es sich dazu verpflichtet habe, bis 2025 keine Wälder mehr abzuholzen, um diese für landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen. Die mit dem Darlehen finanzierten Vorhaben sollen sich an eine Soja-Nachhaltigkeitspolitik halten, die das Unternehmen verpflichtet, mit den Aktionären zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass die Soja-Lieferkette nicht zur Entwaldung beiträgt, heisst es in der Darlehenserklärung.

Wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht, würden die mit dem Darlehen finanzierten Arbeiten den Landwirten wirtschaftlich zugute kommen und ihnen gleichzeitig Anreize bieten, die Wälder zu erhalten.

«LDC richtet sich nach allen weltweit geltenden Gesetzen und Vorschriften. Das Unternehmen verpflichtet sich dazu, sicher und zuverlässig zu arbeiten, um die endlichen Ressourcen unseres Planeten zu schützen», hiess es in einer Erklärung an das Medienportal Mongabay.»

Noch einmal kurz zurück zum Darlehensgeber International Finance Corporation (IFC), der sich mit der Finanzierung des Privatsektors in Entwicklungsländern befasst: Wie viele multilaterale Entwicklungsbanken, hat sich auch die IFC verpflichtet, ihre Aktivitäten bis 2023 an das Pariser Klimaabkommen anzupassen. Die Vereinigten Staaten sind mit 20% der grösste Anteilseigner der Weltbank.

Laut dem Medienportal hat IFC stets in die globale industrielle Landwirtschaft investiert, die mit Abholzung und Menschenrechtsverletzungen in Verbindung stehe. In den letzten zehn Jahren habe die Kooperative für diese Sektoren Kredite in Höhe von über 2 Milliarden Dollar vergeben. «Wir kombinieren Investitionen und Beratungsdienste, um dem Sektor dabei zu helfen, die steigende Nachfrage und die eskalierenden Lebensmittelpreise auf eine ökologisch nachhaltige und sozial integrative Weise zu bewältigen», erklärte ein IFC-Sprecher in einer E-Mail an Mongabay. «Das vorgeschlagene Projekt mit LDC wird ein Portfolio von förderungswürdigen Soja- und Maisbauern in Brasilien unterstützen, die sich zu keiner Abholzung und Umwandlung von einheimischer Vegetation verpflichtet haben.»

Friends of the Earth und andere zivilgesellschaftliche Organisationen hätten sich im Vorfeld der Abstimmung schriftlich an mehrere Exekutivdirektoren gewandt und sich mit ihnen getroffen, um sie dazu zu bewegen, die Gewährung des Kredits zu verschieben, bis gründlichere Umweltverträglichkeitsstudien vorliegen. Die Gruppen behaupteten, dass sich die IFC bei der Vorbereitung des Darlehens nicht an ihre «Leistungsstandards» hält.

Die Organisationen hätten die Aktionäre angeschrieben und sich mit ihnen getroffen, um die Genehmigung des Darlehens zu verhindern. Doch leider ohne Erfolg, schreibt Global Research. Eine ähnlich Strategie sei jedoch geglückt, als die Interamerikanische Entwicklungsbank unter Druck gesetzt wurde, ein Darlehen in Höhe von 200 Millionen Dollar an den brasilianischen Rindfleischriesen Marfrig Global Foods, endgültig einzustellen. Marfig Global werde beschuldigt, die Abholzung im Amazonasgebiet voranzutreiben.

zum vollständigen Artikel (auf Englisch).

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