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„Babylon Berlin“: Der Putsch der Generäle

Published On: 7. August 2022 17:05

Im Herbst wird die vierte Staffel von Babylon Berlin ausgestrahlt. Doch worum geht es überhaupt? Unser Rückblick auf Staffel 2. In unserer Geschichtsausgabe „Babylon Berlin“ haben wir die Serie und ihre historischen Hintergründe beleuchtet – und dabei eine Menge Querfront und Subversion aufgetan. Das schmeckt der Produktionsfirma überhaupt nicht – unser Heft will sie verbieten lassen. Noch ist die Ausgabe hier erhältlich

Unseren Rückblick auf Staffel 1 finden Sie hier.

Der russische Zug, der zu Beginn der ersten Staffel in Berlin einfuhr, konnte mithilfe hochrangiger Militärs unter Führung von Generalmajor Seegers (Ernst Stötzner) die deutsche Grenze passieren. Der Charakter ist angelehnt an Generaloberst Hans von Seeckt, der von 1920 bis 1926 als Chef der Heeresleitung der Reichswehr amtierte.

Seegers und weitere Offiziere sind Mitglieder der sogenannten Schwarzen Reichswehr, eines illegalen para-militärischen Verbandes, mit dem man das im Versailler Vertrag festgelegte Wiederaufrüstungsverbot umgehen will. Dazu soll auch das in den Kesselwaggons transportierte Giftgas Phosgen dienen.

Auf der Wacht: Soldaten der Reichswehr bei einem Manöver in Schlesien. Der Diktatfriede von Versailles schwächte Deutschlands Verteidigungsfähigkeit. Foto: picture alliance / akg-images

Die Schwarze Reichswehr betreibt zudem einen Luftwaffenstützpunkt in der russischen Ortschaft Lipezk. (Über die Schwarze Reichswehr und ihre wahre Geschichte findet sich in COMPACT-Geschichte „Babylon Berlin“ ein großer Beitrag.) Kommissar Rath gelingt es, Beweise für diese Verschwörung zu sammeln. Unterstützung findet er bei Regierungsrat August Benda. Die Figur des republiktreuen Beamten wurde in Anlehnung an Bernhard Weiß, ab 1927 stellvertretender Berliner Polizeipräsident, entworfen.

Reaktionäre Revolte

Es kommt zur Verhaftung der Führungsriege der Schwarzen Reichswehr. Im Gefängnis plant Seegers einen Militärputsch zu Fronleichnam 1929: An diesem Tag sollen Reichsaußenminister Gustav Stresemann (Werner Wölbern) und sein französischer Amtskollege Aristide Briand (Rudolf Knies) eine Vorstellung von Brechts  Dreigroschenoper in Berlin besuchen. Man will beide erschießen, die Republik beseitigen und wieder das Kaiser-reich ausrufen…

Freikorps voran: Angehörige der Marinebrigade Ehrhardt während des Kapp-Putsches 1920 in Berlin. Foto: BA/ Bild 119-1983-0015

In der zweiten Staffel von Babylon Berlin dringt das Bedrohungspotenzial der Stadt in die Rote Burg, das Polizeihauptquartier am Alexanderplatz, ein. Der Feind lauert nicht nur außerhalb, sondern auch in der eigenen Festung: Der junge Kriminalassistent Stephan Jänicke (Anton von Lucke) wird ermordet, Charlotte Ritter ver-schwindet, Regierungsrat Benda kommt bei einem Bombenattentat um.

Ein neuer Mackie Messer

Nicht unerheblich ist der Einbau der Dreigroschenoper in Babylon Berlin. Schon kurz nach Uraufführung des Stückes in der Operette am Schiffbauerdamm 1928 pfiff man dessen Songs auf allen Straßen: „Und der Haifisch, der hat Zähne.“ Oder: „Soldaten wohnen auf den Kanonen.“ Fast jedes Lied taugte als Gassenhauer. Autor Bertolt Brecht und Komponist Kurt Weill errangen über Nacht internationalen Ruhm bei Publikum und Kritik, wenn auch zu einem hohen Preis: Brechts klassenkämpferischer Text wurde durch Inszenierung und Musik ästhetisch überdeckt. Das attackierte Bürgertum stürmte ins Theater und genoss das Stück als pures Entertainment.

Volker Bruch ermittelt als Kommissar Gereon Rath in Babylon Berlin. Die Drehbücher der ersten beiden Staffeln basieren auf Volker Kutschers Kriminalroman «Der nasse Fisch» und spielen Ende der 1920er Jahre. Foto: X FILME CREATIVE POOL GMBH

Die Handlung der Dreigroschenoper wird in Babylon Berlin gespiegelt: Bei Brecht wird der Londoner Stadtteil Soho vom Gangsterchef Mackie Messer beherrscht. Um bei seinen Geschäften nicht gestört zu werden, schmiert er seinen alten Freund, den Oberkommissar Tiger Brown. In der Serie findet sich dies im Verhältnis zwischen Rath und dem bislang namenlosen Armenier, der nun als Edgar Kasabian vorgestellt wird, wieder.

Während dieser vom Kommissar noch in der ersten Staffel wegen der vermeintlichen Adenauer-Aufnahmen gejagt wird, arbeiten beide in der zweiten zusammen. Am Ende rettet Kasabian den Kriminalisten sogar vor der Lynchjustiz wütender Kommunisten. Zwar ist das Verhältnis zwischen Rath und dem Moka-Efti-Betreiber nicht ungetrübt, doch auch in der Dreigroschenoper wird Tiger Brown durch den Bettlerkönig Jonathan Jeremias Peachum gezwungen, Mackie Messer zu verraten, ihn festzunehmen. Aber am Ende stellt ein Batzen Geld die verlorene Eintracht wieder her:

„Und so kommt zum guten Ende, / Alles unter einen Hut. / Ist das nötige Geld vorhanden, / Ist das Ende meistens gut.“

1931 wurde die Dreigroschenoper von Regisseur Georg Wilhelm Pabst verfilmt. Obwohl Brecht diese Version ablehnte, ist sie überaus sehenswert – zumal viele Darsteller der 1928er Uraufführung in ihr mitwirken. Über den Trubel um die Erstinszenierung am Schiffsbauerdamm gibt es übrigens auch einen Spielfilm: Brechts Dreigroschenoper (2018) mit Lars Eidinger und Hanna Herzsprung – zwei Darstellern aus Babylon Berlin.

Verboten gut: Man will COMPACT-Geschichte „Babylon Berlin – Historische Hintergründe der großen Kultserie“ aus dem Verkehr ziehen. Besorgen Sie sich schnell noch ein Heft – oder gleich mehrere Exemplare, damit sie diese auch dann noch verteilen und verschenken können, wenn wir es nicht mehr dürfen. Die Ausgabe ist hier erhältlich.

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