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Harte Begriffe und Harmonie

Published On: 9. August 2022 16:00

Ich berichte euch von einer Konferenz, Kinder. An dieser Konferenz trafen sich jene, die finden, es sei in den vergangenen zwei Jahren nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen. Oder aber mit äußerst rechten, nämlich totalitären, die sich nur allzu leicht und zum nicht geringen Schreck nicht weniger auch und zunehmend vor allem als linke Dinge zeigten.

An einer solchen Konferenz, so wäre zu erwarten, kommt es zu einer gewissen Einheitlichkeit, die man gerne auch als Harmonie ausweist, weil die, die das Gefühl haben, es sei mit rechten Dingen zugegangen, an der Konferenz ja nicht dabei sind. Und in der Tat, so kann ich euch berichten, waren auch alle überaus glücklich und zufrieden, weil es ja eben so harmonisch war und gegen eine Harmonie anreden, Kinder, das wäre nun gar unsinnig, sehen sich die, die sich wehren, wenn etwas nicht mit rechten Dingen zu- und hergeht, doch alsbald Maßnahmen gegenüber, die äußerst rechts und links und im Grunde aber totalitär sind und aus der mittigsten Mitte kommen.

Von solchen Maßnahmen sich zu erholen, mittels einiger Stunden in Harmonie, das ist nicht nur ein Glück, sondern vielmehr notwendig, damit die Kraft, gegen diese Maßnahmen anzugehen, nicht nur nicht schwindet, sondern neuen Auftrieb bekommt.

Gerade ich, Kinder, wäre der letzte, der eine solche heilende Harmonie und ein mit ihr verknüpfter Auftrieb nicht gebrauchen könnte. Und damit, liebe Kinder, wäre der Bericht zu beenden und zu sagen, diese Konferenz hätte es gegeben und sie sei harmonisch gewesen und ein Ort des Austretens und also der Utopie.

Wem gehören die Töne? Wem die Worte?

Mag sein die Frage scheint unbedeutend

Oder eine von der unbequemen Sorte

Ich find’ das aber wichtig

Und hielt es daher für richtig

Unlängst die Lizenz

Zum Fragen käuflich zu erwerben

Jetzt hab ich endlich alle

Fehlt nur noch die zum Sterben

Hab die zum Atmen, zum Sprechen

Zum Schlafen, zum Essen

Zum Lieben, zum Wählen

Zum Töten, zum Stehlen

Zum Wohnen, zum Bauen

Zum andere Verhauen

Zum Küssen, zum Beißen

Zum Pissen, zum Scheißen


(Passage aus dem „Lied für die Armen“, 2009)

Nun, liebe Kinder, weil ich diese Konferenz, Utopie hin oder her, nicht nur als einzelnes Ereignis sehe, sondern als Geschehen, das sich wiederholt an anderen Orten, mit anderen Menschen, die ebenso gesehen haben, dass es nicht mit rechten Dingen zu- und hergegangen ist und geht, versuche ich den Bericht genauer zu halten und dabei kommt heraus:

Ja, es war harmonisch und dann doch zu harmonisch nicht. Das ist eine gute Nachricht, vor allem für all jene unter euch, die fürchten, dass Widerstandskraft nicht durch das Fehlen von Harmonie, sondern vielmehr durch ein Zuviel davon erlahmen könnte.

Zum ersten: Diese Konferenz war nicht die erste zu Coronazeiten, es war die dritte. Und alle waren sehr harmonisch und friedvoll und doch unterschiedlich. Im Jahre 2020 war es die Wucht der Ereignisse, welche zusammenschweißte. Ein Jahr später auf der gleichen Konferenz aber war es die Bewusstwerdung der Bedrohung, die zu einer bemerkenswerten Mischung aus Reflexion und Mediation führte, worin man sich wiederfand. Die jüngste Ausgabe der Konferenz, Kinder, von der ich nun eben berichte, hatte abermals einen eigenen Charakter. Sie oszillierte zwischen dem Verlangen nach Erreichbarkeit einerseits und Auswandern, Abhauen, Flucht. Die Harmonie und die ihr eigene Heilwirkung waren in sich also stets gänzlich anders aufgeladen. Das aber allein macht sie — über die Jahre genommen — schon einmal different, vielschichtig, stark.

Wem gehören die Töne? Wem die Worte?

Wem die Dinge, wem die Undinge

Wem das Wasser, die Zeit, wem das Öl

Wem die Orte?

Wem gehört der Tod und wem das Leben?

Und wer darf oder muss

Wem wie viel wovon abgeben?

Keine Sorge, ich beschwer‘ mich ja nicht

Denn Armut is‘ sexy

Und Not macht erfinderisch

Im Gegenteil ich bin ganz erleichtert

Weil ich jetzt endlich weiß

Wie man sich bereichert

Neulich hängte ich ‘n Schild

An meinen Heimatplanet

Auf dem für alle lesbar geschrieben steht:

Meins! (siehe AGB)

Doch, oh Schreck

Um die Ecke hing schon eins

Deines?

Ach egal, ich nenn deins, deins, deins, deins, deins und deins illegal

Und kleb vorsichtshalber auch noch eins an Milchstraße und All

Genial!

Mir gehören jetzt alle Töne

Und auch alle Worte

Mir gehören die Gene, die Ideen, die Luft, das Wasser, die Zeit und alle alle Orte!

Mir gehört die Welt mitsamt dem Rest

Und damit ihr’s nicht vergesst zahlt ihr jetzt alle mir dafür:

Eine Nutzungsbegühr!

Ja, ich bin dafür

Ihr zahlt ‘ne Nutzungsgebühr

Dafür

Doch dieses Lied

War ja ein Lied für die Armen

Trotz steigender Preise

Wird euch mit ihm gemütlich warm

Ihr kriegt es geschenkt

Ganz ohne GEMA

Ohne Lizenz und Vertrag

Schön wie Soma

Mit Freuden bereich‘re ich euer Koma

Durch diesen Gnadenakt

Der euch — wärt ihr auch nackt

Bis auf‘s BGE — in dem Glauben lässt

Es tät erträglich weh

Bleibt schließlich noch zu sagen

Bei Beschwerden oder Klagen

Halt ich‘s wie große Großkonzerne und elitäre Genossen

HA HA HA HA

HA HA HA HA

HA HA HA HA

Haftung ausgeschlossen


(Endpassage aus dem „Lied für die Armen“, 2009)

Doch das Harmonische hob sich — dialektisch gewissermaßen — auch an dieser einen Konferenz selbst auf, und das ist die zweite gute Botschaft im Konkreten: Es waren — das ist so üblich an Konferenzen und Tagungen, Kinder — Vorträge und Referate eingestreut, die äußert strukturiert waren. Verstandeslastig. Und bei denen die, die vortrugen, stets immer dafür schauten, dass die Wörter, die sie gebrauchten, auch bestimmt waren. Klar umrissen. Definiert. Es wussten also alle, was gemeint war, wenn dieser oder jener Begriff Verwendung fand. Allein eine solche Begriffs- und also Verstandesarbeit aber, Kinder, gründet nicht auf Schweben und Schwelgen, sondern setzt Reibung voraus, Abgrenzung, Denkschärfe. Ist einfach so. Anders sind die klaren Begriffe, die eine präzise und daher am Ende demokratische Diskussion und Teilhabe erst ermöglichen, nicht zu haben.

Nun, es gibt und gab wohl Menschen, die haben einfach ein gutes Gespür und die spürten, dass es nicht mit rechten Dingen zu- und hergeht und ging bei dieser mit Pandemie angeschriebenen Operation und darüber hinaus auch beim großen blau-gelben Freiheitskampf.

Meine Mutter zählt zu diesen Menschen, liebe Kinder. Sie kann nicht sagen, was nicht stimmt, aber sie weiß, es stimmt nicht. Aber bei all denen, die das nicht spüren, kann Verstandesarbeit Hilfe leisten. Und da wären klar umrissene Begriffe eine erste Voraussetzung für das Begreifen. Denn: Was da in den beiden Jahren abging, spätestens, so ist man geneigt zu ergänzen, und was weiterhin abgeht, beruht auf dem konsequenten Ausschluss von klaren Begriffen. Es ist die Begriffs- und Verstandesauflösung, die herbeiführte, was sich bei genauerem Beschau als Grundlage des ganzen Theaters zeigt.

Diese Verstandesarbeitsvorträge aber, so die gute Botschaft, gab es eben auch auf der Konferenz, von der ich berichte. Und das lässt für den Fortgang der Dinge hoffen, rechnet man diese eine Konferenz hoch auf viele andere Orte, wo sich jene Menschen treffen, bei denen die Erzählung aus der schönen neuen Welt bislang nicht den angepeilten Totaldusel zu erwirken vermochte.

Ab und zu durchbricht ein Mensch

Den faden Einheitsbrei

Bringt ein Heute in die gesternschwere Welt

Jedes Mal zu kurz

Und für ein Morgen reicht‘s nie aus

Und die Einsamkeit dann hinterher

Wieder doppelt schwer

Regentropfen fallen allenthalben auf zig Erden

Um sich zu verwandeln, wieder eins zu werden

Scheinbar unberührt, ungerührt und unbeirrt

Von Allem was da war, was so ist und was noch wird

Ab und zu wirkt dieser Gleichmut auf mich

Wie ein großer Trost

Ab und zu brutal erbarmungslos

Alle Hoffnung, alles Leiden,

Alle Freuden, alle Sorgen

Eingebettet, wohlgeborgen

Im steten Wandel der Zeit


(Endpassage aus dem Lied: „Regentropfen“, 2008)

Die dritte gute Botschaft im Konkreten: Es gab mitunter Ansichten, abends an Tischen, die voneinander abwichen. Weil ich zufällig an einem solchen Tisch saß, kann ich euch sagen, dass einige auf die Erreichbarkeit achten und scharfe Begriffe wie „Staatsterror“ oder „Faschismus“ besser vermieden haben wollen, zumal ein Begriff wie „Faschismus“ am Ende nur Ideologie sei.

Andere dagegen setzten präzise harte Begriffe eben über Erreichbarkeit und fragten, ob es bei der Begriffszurückweisung in der Tat, wie vorgegeben, um die Erreichbarkeit in der Sache oder nicht doch eher um diejenige der Person ginge, was übrigens ja verständlich wäre, da ja dieses Grundbedürfnis nach Harmonie besteht, das am Ende nicht nur auf Konferenzen, sondern auch im Leben selbst gerne sich befriedigt sieht. Weiter wurde, die Erreichbarkeit vor Augen, bezweifelt, dass Begriffe wie „Faschismus“ und dergleichen Opfern von totalitären Regimen zu früheren Zeiten jemals etwas gebracht hätten. In der Tat seien solche Zuweisungen lediglich ideologische Handlungen, die nicht weiterführten.

Solche Divergenzen wurden noch größer, Kinder, indem gesagt wurde, es wäre zu prüfen, ob es die Heftigkeit der Maßnahmen gewesen sei, welche die harten Begriffe hervorgebracht hat, oder ob nicht vielmehr umgekehrt die eben zu harten Begriffe erst die Maßnahmen. Tatsächlich, auch solches wurde gedacht und vorgebracht. Das aber, beispielhaft, zeigt wahrlich, dass an solchen Konferenzen von Gleichgesinnten das Meinungsspektrum groß und weit ist und durchaus nicht alle das Gleiche denken, bei aller Harmonie. Und das ist eben eine gute Botschaft. Und leicht ist es ja auch gar nicht zu entscheiden, ob man eine richtige, aber zu scharfe Botschaft glätten sollte, weil Schärfe und Richtigkeit auf kein Verständnis träfen und also gewissermaßen verpuffen müssten oder ob diese Glättung nicht schon immer dem den Weg ebne, wogegen man sich im Grunde wendet.

Diese Maßnahmen

Haben mir mein Kind genommen

Gehorsam ist

Unser Glück zerronnen

Alles verboten

Was Leben ausmacht

Überall Panik

Finster die Nacht

Und kein Licht

Kein Licht, kein Licht

Keine Hoffnung

Kein Ende in Sicht

Bis es bricht

Zerbricht, zerbricht

Unser zartes

Geliebtes Gesicht

Kleine Seele fliegt weiter

Bloß weit, weit, weit von hier fort

Bloß fort von diesem grausam kalten

Und schrecklich hygienischen Ort

Wo unser Atem uns nicht mehr verbinden darf

Wo Berührung sehr selten und Blicke sehr scharf

Wo Umarmung verboten und Lachen versteckt

Wo Verrat immer lauert und Lüge erschreckt

Wo Singen ein Verbrechen und Teilen verpönt

Wo Nachfrager täglich verlacht und verhöhnt

Wo überall Schuld und Strafe droht

Wo ein Niesen sie weckt

Die Angst vor dem Tod

Wo sogar Freundschaft wird zur Qual

Denn selbst die gibt es nur noch digital

Wo ein Thema nur gilt, gefühlt seit Urzeiten

Wo unerreichbar fern, die Freuden der weiten Welt

Die furchtbar eng geworden

Wo keine Menschen mehr sind

Nur maskierte Horden

Wo ein Zögern, ein Zweifeln, ein Sehnen, ein Missen

Den Sünder verrät, der noch fühlt sein Gewissen

Wo nichts mehr leicht und alles schwer

Wo Lebendigkeit stört und zwar sehr

Wo jeder allein, kontrolliert und bewacht

Auf Anweisung wartet von höherer Macht

Zu viel

Viel, viel zuviel

War‘s für Dich

Wer nimmt in Zeiten wie diesen

Darauf schon Rücksicht?

Diese Maßnahmen

Haben mir mein Kind genommen

Gehorsam ist

Unser Glück zerronnen

So stehe ich allein

Und verwaist nun hier

Und schweige nicht

Denn das schulde ich Dir


(„Mein Kind“, 2022, vgl. 1)

Ihr fragt euch nun vielleicht, ob es etwas gäbe, was zwischen Erreichbarkeit und Flucht, zwischen den totalitären Maßnahmen als Grund für die harten Begriffe und den zu harten Begriffen als Grund für die totalitären Maßnahmen vermitteln könnte, etwas, das überhaupt vermitteln könnte zwischen allem, und ich sage es euch: Ja, das gibt es und es tauchte auch immer wieder auf während der Konferenz, von der ich berichte. Die Spiritualität nämlich.

Spiritualität als offenes Konzept: Das kann die Flucht sein, aber auch die Verschmelzung mit jenen, welche die harten Begriffe nicht mögen und stattdessen lieber vom Menschen und vom Leben reden und davon, bei sich anzufangen — wogegen übrigens noch keine Macht zu keiner Zeit irgendetwas einzuwenden hatte, vor allem dann nicht, wenn auch alles Weitere nicht wirklich fortkommt von diesem Anfang bei „sich selbst“.

Nun werdet ihr euch aber weiter fragen, ob der Sandmann das ernst meine mit dieser Spiritualität und ob genau diese Spiritualität nicht schon allein als Begriff zwangsläufig unscharf bleiben müsse, weich, blass, ja sogar das Ende des Widerstands?

Da aber kann ich nur beipflichten: Als Begriff bleibt Spiritualität schwächlich und gewissermaßen krank über die Zeit. Als körperliches, als mentales Tun aber, Begriffe bewusst verlassend, wird Spiritualität zur Quelle, die Stärke reicht, Stärke, präzise Begriffe zu setzen, Macht zu entlarven und Maßnahmen standzuhalten. Und das freut die Macht dann naturgemäß weniger. Am stärksten aber wirkt sie, wenn sie aufgeladen und pulsend in die Sprache zurückfindet, in Begriffe, in Worte. Das sind dann aber keine Reden, keine Vorträge, keine Predigten, kein Talk. Spiritualität ist dann Poesie. Und das war — ich rede von mir — der Höhepunkt der Konferenz: der Augenblick, als das stattfand, mit Stimme und Gitarre.

Einige haben ihn verpasst. Die Texte, Kinder, die in diesen Bericht eingebettet sind, geben eine Ahnung davon.

Wer die Wahrheit sucht

Ist verflucht gefährlich

Bin ich lieber ehrlich

Oder lieber angepasst?

Wate ich durch den Morast

Oder warte ich auf den Retter

Und hält unsre Freundschaft dies Gewicht

Manchmal knirscht es so laut

Und dann schweigt es so lange so still

Dass ich glaub, dass sie auch daran zerbricht.

Wann hört der Wahnsinn endlich auf?

Wann ist der Scheiß endlich vorbei?

Wann machst du endlich nicht mehr mit?

Dann wären wir etwas früher frei

Wann fragst du endlich wirklich nach,

Und schluckst nicht dauernd diese Lügen?

Wann bist du endlich nicht mehr brav,

Und hörst auf, dich so zu fügen?

Denn wir sind alle frei und gleich an Würde geboren

Und wer glaubt, er dürfe herrschen

Der beginnt besser nochmal ganz von vorn.

Ey man, das Leben is n Kreis

Und keine Pyramide

Das geht an all die Psychopathen

Los, schmelzt in Liebe

Ich weiß, ihr fürchtet dies Gefühl

Und stellt euch daher lieber taub

Doch unser Ursprung, unser Ziel

Eint die Sterne und den Staub

Und zu Staub werdet ihr auch.

Da hilft auch kein Transhumanismus

Da hilft auch keine Cloud

Und kein globaler Faschismus

Da hilft keine KI

Und kein digitales Geld

Da hilft kein grüner Pass

Und keine Einheitsregierung der Welt.

Wir werden alle mal sterben

Drum will ich jetzt lebendig sein

Ich will die Welt umarmen

Und mich an diesem herrlichen, kostbaren, heiligen Leben erfreuen

Ich will die freien Gesichter der Kinder sehen

Wenn sie lachen

Und ja, auch wenns pathetisch klingt, ich will

Das große Erwachen.

Wir werden alle mal sterben

Drum will ich jetzt lebendig sein

Ich will die Welt umarmen

Und mich an diesem unendlichen Leben erfreuen

Ich will die freien Gesichter der Kinder sehen

Wenn sie lachen

Und ja, auch wenns pathetisch klingt, ich will

Ich will das große Erwachen.

Adler und Kondor fliegen wieder Seit an Seit

Und der Himmel ist so blau

Und die Erde ist so weit.

Es könnte schön sein

Wenn wir uns ein Herz fassen

Es wird so schön sein

Wenn wir das Alte sterben lassen.


(„Erwachen“, 2021)

Ja, Kinder, bei aller Harmonie oder gerade bei sehr viel Harmonie stellt sich Menschen, die vom Begriff nicht wegkommen, die Frage, ob nicht plötzlich die Harmonie so weit ginge, dass sie wieder harmonisch würde mit dem, was nicht mit rechten Dingen zuginge oder vielmehr mit äußerst rechten und linken und also mittig-monströs-totalitären? Spiritualität als Methode, nicht als Inhalt, schließt das aus und findet sich als Poesie bereit zum Begriff.

Ich komme zum Ende: Ein letzter Vortrag an der Konferenz. Der Mensch sei als kosmisch-unendliches, spirituelles Wesen angelegt. Und er drohe gleichzeitig banalisiert zu werden. Zum Apparat gebeugt, digital, zum Code (2). Nun aber fragt ihr, Kinder: Ist diese Apparatewerdung, die der kosmischen Anlage und also der Bestimmung fundamental entgegensteht, Teil der kosmischen Anlage selbst oder nicht? Ist es also seine Bestimmung, seiner Bestimmung verlustig zu gehen? Und kann das eine Bestimmung noch sein?

Kleiner Denksport zum Ende. Und wie steht es mit dem Zuviel an Widerstand — gab es solches je in Deutschland? — und — als Gegenbewegung — mit dem Hinzugehen aufs System, damit das System nicht zu hart wird? Steckt hinter allem nicht die Unhintergehbarkeit der Aussage „Ich lüge“?

Wer mit der ersten Aufgabe fertig ist, löst die zweite. Bonuspunkte im globalen Ranking. Aber keine Angst, Kinder, das ist Fiktion. In echt braucht ihr nur anzukreuzen. Multiple Choice.

Rubikon macht weiter, Kinder. Vielschichtig, vielgesichtig, unharmonisch-harmonisch, spirituell-analytisch. Mit Begriffen. Und Poesie. Und was mich betrifft: Von mir ist keine Glättung zu erwarten. Ich habe keine „Community“ und brauche keine Klickquoten.


Quellen und Anmerkungen:

Bei den hier eingebetteten Gedichten handelt es sich um Songtexte der Sängerin Isi Reicht. Der mit verwendete Text „Mein Kind“ ist im Buch „Die Armada der Irren“ von Jens Fischer Rodrian (Rubikon-Verlag) veröffentlicht. Der Song ist für Herbst als Debut-Song zum Download geplant. Die Sängerin ist derzeit medial zu hören/sehen:

Im Mitschnitt von Apolut des 2. Solidaritätskonzert für Julian Assange mit 3 Songs; auf Youtube (zum Teil mit anderen) „FREI“ , weiter hier und hier; auf dem Sampler BHerzt.

Kontakt: www.isimusik.de oder https://t.me/isireicht oder https://www.facebook.com/IsiReichtMusik; wer die Sängerin unterstützen möchte, sei verwiesen auf ein PAYPALKONTO für Schenkungen — wichtig, dass das im Betreff steht bei Zuwendungen. Ein Beitrag über ihre Arbeit auf Rubikon ist für später geplant.

1) Isi Reicht schreibt dazu:

Gewidmet allen Kindern, die sich seit Beginn der sogenannten Corona-Maßnahmen suizidierten oder einen Versuch hierzu unternahmen und deren Familien in ihrer Not viel zu allein gelassen wurden und immer noch werden.

Unsere Kinder sind heilig.

Tief dankbar bin ich dafür, dass meine eigenen Kinder gesund und lebendig sind.

2) In diesem Zusammenhang eine unüblich lange Fußnote qua Hinweis auf das Gespräch zwischen Ulrike Guérot, Alexander Christ und Walter van Rossum . Ulrike Guérot macht in einzelnen äußerst bedenkenwerten Passagen auf die Grundlagen des Pandemie-Narrativs beziehungsweise des zivilisatorischen Zerfalls aufmerksam.

Sie sagt, „das konnte nur passieren, weil wir in Gesellschaften sind, in denen man (…) über die Digitalisierung systematisch das eigene Fühlen abgewöhnt hat (…) wenn wir uns daran gewöhnen, uns auf die intelligente Verpackung zu verlassen, auf so eine Art Ampel, die sagt, ist der Joghurt schlecht oder nicht, dann gewöhne ich mir ab, schmecken zu müssen, ist der Joghurt verschimmelt (…) ich guck mich nicht mehr um, sondern ich gucke auf Google und Googlemap sagt, wo ich bin“, es gibt also „ganz viele Digitalisierungsprozesse, die im Grund eigentlich zum Ziel haben, eine gefühlsmäßige Selbstverortung des Menschen nicht mehr zuzulassen (…) und da liegt das Anfangsrisiko dieser Pandemie, weil nur so war es möglich, dass dies ganze Berieselung — Coronazahlen, Bilder von Bergamo — letztlich dazu geführt hat, dass die Leute nicht mehr (konkret, TS) gefühlt haben, nicht mehr geschaut haben (…) sondern — und das ist eine der Voraussetzungen für den Totalitarismus, die Hanna Arendt auch genannt hat — man schneidet das Band zwischen Bauch und Verstand durch … in dem Moment, wo das durchgeschnitten ist, kann im Kopf alles eingefüttert werden.“

Sinngemäß weiter: Was eingefüttert wird, sind Bilder, welche von der Gefühlswirklichkeit nicht gedeckt werden, die aber ihre Wirkung entfalten, weil das Korrektiv der eigenen Anschauung systematisch gekappt wurde. So setzt sich das Narrativ der Bilder an die Stelle dieses Korrektivs qua suggestives, aber in der Tat von außen aufgesetztes Eigenempfinden — so funktioniert ein Bild, „das absolut gesetzt wird, aber eigentlich strittig gestellt gehört.“ Und zu diesem Mechanismus gehört auch dazu, dass „wir uns de facto vom Schreiben (und seiner analogen Konkretion, TS) verabschieden (…) der ZOOM-Talk ist der neue Aufsatz (…) ein Smiley ersetzt die Sprache.“ Sinngemäß: Die Analyse selbst verschiebt sich also in diesem Sinne und darin besteht der kulturelle Verfall ohne Ende. Der Verlust der Handschrift steht symptomatisch für den Verlust des haptischen Begreifens der Welt durch die Digitalisierung und die Tatsache, dass Menschen, die sich beruflich bedingt einen haptischen Zugriff bewahrt haben, sich bei diesem über „Bilder in den Kopf“ implementierten Corona-Narrativ resistenter zeigten als Intellektuelle, kann deshalb nicht überraschen.

Die hier angeführten Passagen des oben angegebenen Gesprächs finden sich von Minute 43.00 bis 46.00 und wieder ab 53.30.

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