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Ist Nord Stream 1 dauerhaft außer Betrieb?

Published On: 4. September 2022 18:58

Die letzte noch arbeitende Turbine, die Gas durch Nord Stream aus Russland nach Deutschland gepumpt hat, wurde Ende August abgeschaltet, weil eine routinemäßige Inspektion anstand. Am 4. September sollte die Pipeline wieder Gas liefern, aber am 2. September hat Gazprom mitgeteilt, dass ein Ölleck entdeckt wurde und dass die russische Technikaufsicht die Inbetriebnahme der Turbine deshalb untersagt. Damit ist Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit abgeschaltet und transportiert kein Gas mehr nach Deutschland.

Die Frage ist nun, hat Russland den Gastransport aus politischen Gründen eingestellt, oder liegen tatsächlich technische Gründe vor? Bei der Gelegenheit wollen wir auch noch einmal darauf eingehen, warum die in Deutschland liegende Turbine von Gazprom nicht zurückgenommen wird.

In der Falle der eigenen Sanktionen

Bei der betreffenden Pumpstation im russischen Portovaja müssen fünf Turbinen im Einsatz sein, wenn Nord Stream 1 mit Volllast laufen soll, daher gibt es insgesamt sechs Turbinen, damit die Pipeline auch betrieben werden kann, wenn eine Turbine bei der routinemäßigen Wartung ist. Derzeit ist aber nur noch eine Turbine übrig, die nun ebenfalls nicht mehr läuft.

Die Turbinen werden von einer Tochterfirma von Siemens Energy gewartet, wobei die Wartung nur in einer Spezialfabrik in Kanada durchgeführt werden kann. Das Problem ist, dass die Turbinen unter Sanktionen stehen, auch wenn westliche Medien und Politiker etwas anderes behaupten. Daher können die Turbinen derzeit weder zur Überholung nach Kanada gebracht, noch von dort zurückgenommen werden. Sowohl die EU als auch Großbritannien und Kanada haben verschiedene Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor erlassen. Dazu gehören grundsätzlich auch Turbinen, die Gas durch Pipelines pumpen.

Gazprom fordert daher vor der Rücknahme der aus Kanada nach Deutschland gelieferten Turbine schriftliche Garantien aus Brüssel, London und Ottawa, dass die Turbinen von Nord Stream 1 von den Sanktionen ausgenommen sind. Dazu, solche Garantiebriefe zu unterschreiben, sind die verantwortlichen westlichen Politiker aber nicht bereit. Neben Kanada, wo die Turbinen gewartet werden, ist Großbritannien deshalb wichtig, weil die Tochterfirma von Siemens Energy, die für die Wartung der Turbinen zuständig ist, ihren Sitz in Großbritannien hat.

Darüber, dass der Westen im Falle dieser Turbinen in seine eigene Sanktionsfalle getappt ist, habe ich schon vor einem Monat berichtet und weitere Details genannt.

Das Ölleck

Gazprom hat am 2. September auf Telegram folgendes mitgeteilt und auch ein Foto veröffentlicht:

Die Ergebnisse der Wartung der Verdichterturbine Nr. 24 in der Kompressorstation Portovaja

Bei routinemäßigen Wartungsarbeiten an der Gasverdichtereinheit Trent 60 (GCU Nr. 24) von Portovaja, die gemeinsam mit Vertretern von Siemens durchgeführt wurden, wurde ein Ölaustritt mit einer Beimischung von Dichtungsmasse an den Klemmen der Kabelanschlüsse der Nieder- und Mitteldruck-Rotordrehzahlsensoren festgestellt.

Am Kabelstecker der Anschlussplatte BPE2, die Teil des Motors ist, wurde Öl festgestellt.

Öl wurde auch im Bereich der Kabelleitung im externen Anschlusskasten des automatischen Steuerungssystems der Turbine außerhalb des Schall- und Wärmeschutzgehäuses festgestellt. Der Bericht über die gefundenen Öllecksuchs wurde auch von Siemens-Vertretern unterzeichnet.

Die russische Behörde Rostechnadzor hat eine Warnung herausgegeben, in der es heißt, dass die festgestellten Fehler und Schäden einen sicheren, unfallfreien Betrieb des Gasturbinentriebwerks nicht zulassen. In diesem Zusammenhang sollten geeignete Maßnahmen ergriffen und der weitere Betrieb der Gasturbinenanlage Trent 60 aufgrund der festgestellten groben Schäden ausgesetzt werden.

Ähnliche Öllecks waren zuvor an den Turbinen mit den Triebwerken #075, #076 und #120 festgestellt worden, die werkseitig überholt worden waren und derzeit nicht mehr in Betrieb sind. Nach Angaben von Siemens können diese Motoren nur in einer spezialisierten Reparaturwerkstatt vollständig repariert werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Siemens Energy AG, Christian Bruch, wurde in einem Schreiben über die am Trent 60 (Nr. 24) festgestellten Fehler und die Notwendigkeit ihrer Behebung informiert.

Der Gastransport zur Nord Stream-Pipeline wurde bis zur Behebung der Mängel vollständig eingestellt.“

Das klingt alles recht eindeutig, allerdings gibt es in der Presse widersprüchliche Angaben darüber, wie Siemens Energy die Sache sieht.

Die Formulierung ist wichtig

Der Spiegel schreibt über die Frage, ob das Ölleck ein Grund für den Stopp der Turbine sei:

„Ja, sagt Russland – aus Mangel an Alternativen. Es gebe keine technischen Reserven, hatte Kremlsprecher Dmitrij Peskow bereits am Freitagmittag gesagt. »Es läuft nur eine Turbine.« Auch dieser Darstellung widerspricht Siemens Energy: In der Verdichterstation Portowaja stünden genug Turbinen für einen Betrieb der Pipeline zur Verfügung, so das Unternehmen. Bereits Ende Juli hatte Russland die Lieferung durch Nord Stream 1 mit Verweis auf eine defekte Turbine zurückgefahren. Gleichzeitig steht in Mülheim weiter eine reparierte Turbine für Nord Stream 1, die auf den Weitertransport wartet.“

Auch russische Medien zitieren Siemens so. Das russische Wirtschaftsportal RBC schreibt:

„Das deutsche Unternehmen Siemens Energy, das die Turbinen für die Nord Stream-Pipeline wartet, sah in der Erklärung von Gazprom über die Einstellung der Gasdurchleitung keine technischen Gründe, sagte ein Vertreter des Unternehmens gegenüber RBC.

„Solche Lecks beeinträchtigen in der Regel nicht den Betrieb der Turbine und können vor Ort repariert werden. Das ist ein Routineverfahren bei Reparaturarbeiten. In der Vergangenheit hat das Auftreten dieser Art von Leckagen nicht zu einer Abschaltung geführt“, hieß es.

Siemens Energy hat seine Bereitschaft für die technischen Arbeiten erklärt.“

Wenn das stimmt, wäre das eine Bestätigung des Vorwurfs, Russland würde den Gasfluss aus politischen Gründen stoppen und die Turbine sei nur ein Vorwand.

Allerdings gilt hier eine Einschränkung, denn Großbritannien hat die Turbinen von Nord Stream noch immer nicht explizit von seinen Sanktionen ausgeschlossen, weshalb die in Großbritannien ansässige Siemens-Tochter Industrial Turbine Company (UK) Limited, die für die Wartung verantwortlich ist, diese wahrscheinlich nicht vornehmen kann. Und auch Gazprom dürfte die Arbeiten nicht zulassen, wenn es (und vor allem seine verantwortlichen Mitarbeiter) sich im Westen nicht strafbar machen wollen. Der Verstoß gegen die Sanktionen ist nämlich ein Straftatbestand.

Leider findet sich auf der Seite von Siemens Energy bisher keine Pressemeldung zu dem Thema, wir haben nur die Zitate aus den Medien. Wir werden also abwarten müssen, wie sich die Sache weiter entwickelt.

Die einfache Lösung des Problems

Im übrigen, daran sei erinnert, könnte die EU Nord Stream 2 freigeben, denn dann wäre das Problem der Turbinen gelöst. Die Turbinen von Nord Stream 2 sind aus russischer Produktion und würden in Russland gewartet. Derzeit kann Gazprom sich – wegen der Sanktionen – auf höhere Gewalt berufen, weil der Rückgang der Gaslieferungen nicht die Schuld von Gazprom ist. Würde es solche Probleme bei Nord Stream 2 geben, müsste Gazprom Vertragsstrafen zahlen, wenn zu wenig Gas fließt.

Es wäre also im deutschen Interesse, Nord Stream 2 freizugeben. Man könnte im Gegenzug sogar Nord Stream 1 abschalten und die Turbine in einem deutschen Museum für Schildbürgerstreiche ausstellen, denn Nord Stream 2 könnte Nord Stream 1 ersetzen und zumindest die bisher direkt von Russland nach Deutschland gelieferten Gasmengen könnten wieder fließen.


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