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Dank der Sanktionen: Nord Stream 1 dauerhaft außer Betrieb

Published On: 6. September 2022 19:08

Die westlichen Sanktionen verhindern eine Reparatur des Öllecks der letzten Turbine von Nord Stream 1. Habeck hat nun mitgeteilt, dass die Pipeline in absehbarer Zeit nicht mehr eingeschaltet wird.

Da westliche Medien behaupten, es sei Gazprom, das einer Wiederaufnahme des Betriebs von Nord Stream 1 im Wege steht, müssen wir uns hier die Details der Geschichte anschauen. Dabei wird klar, dass es die Staaten des Westens sind, die Nord Stream 1 beerdigt haben. Aber der Reihe nach.

Reparaturen und Sanktionen

Die Turbinen, die Gas durch Nord Stream 1 von Russland nach Deutschland pumpen, wurden von Siemens hergestellt und werden von einer Siemens-Tochter gewartet und repariert. Das verhindern nun aber die Sanktionen, die die EU, Kanada und Großbritannien verhängt haben. Alle diese Länder haben Sanktionen gegen alle Aspekte des russischen Öl- und Gassektors verhängt, wozu auch die Turbinen von Nord Stream 1 gehören. Politiker der EU behaupten zwar, die Sanktionen würden Nord Stream 1 nicht berühren, aber das stimmt schlicht nicht. Wäre es so, könnte die EU-Kommission problemlos den von Gazprom geforderten offiziellen Brief schreiben, in dem Gazprom rechtsverbindlich mitgeteilt wird, dass diese Turbinen von den EU-Sanktionen ausgenommen sind. Diesen Brief schreibt die EU-Kommission jedoch nicht.

Bei Kanada ist die Sache noch offensichtlicher. Das einzige Werk, in dem die Turbinen gewartet und repariert werden können, befindet sich in Kanada. Kanada hat sich jedoch geweigert, wie in dem Wartungsvertrag vorgesehen, eine Turbine nach Russland zurückzuschicken. Damals wurde, wir erinnern uns, die entsprechende Turbine von Kanada nach Deutschland geschickt. Das widerspricht jedoch den Verträgen und ein solcher Vertragsbruch kann Folgen haben, zum Beispiel versicherungstechnische. Daher lässt Russland die Turbine nur wieder ins Land, wenn sie gemäß den gültigen Verträgen gewartet und geliefert wird.

Das ist jedoch nicht der Fall, weshalb die Turbine nun in Deutschland liegt. Daran, dass Russland die Turbine aus diesen Gründen nicht zurücknehmen kann, ändern auch medienwirksame Fototermine von Bundeskanzler Scholz bei der Turbine nichts.

Hinzu kommt, dass die Siemens-Tochter Industrial Turbine Company (UK) Limited, die für Wartung und Reparatur der Turbinen zuständig ist, ihren Sitz in Großbritannien hat und britische Sanktionen ihr verbieten, die Turbinen zu warten oder zu reparieren. Das wird gleich noch wichtig, wenn wir uns das Verwirrspiel anschauen, das die deutschen Medien veranstalten.

Damit Nord Stream 1 wieder eingeschaltet werden kann, brauchen Russland und Gazprom daher Garantiebriefe der EU, Kanadas und Großbritanniens darüber, dass die Turbinen von Nord Stream 1 von deren Sanktionen nicht betroffen sind. Weder die EU, noch Kanada oder Großbritannien machen Anstalten, diese Briefe zu schreiben.

Der Schaden an der letzten Turbine

Zuletzt war nur noch eine Turbine in Betrieb, die Ende August zur routinemäßigen Inspektion abgeschaltet wurde. Dabei wurde ein Ölleck entdeckt, das nach russischer Sicht den sicheren Betrieb der Pipeline verhindert. Die westlichen Medien stellen das anders dar und behaupten – mit ausgesprochen geschickten Formulierungen, die wir uns gleich näher anschauen werden -, die Pipeline könnte trotz des Schadens weiterhin betrieben werden.

Gazprom hat in einer langen Erklärung auf Telegram darauf reagiert. Hier übersetze ich den entscheidenden Teil der Erklärung:

„Der weitere Betrieb der Gasverdichteranlage birgt ohne Beseitigung der festgestellten Mängel die Gefahr eines Brandes oder einer Explosion, d.h. er beeinträchtigt die Arbeitssicherheit der gesamten Anlage.

Bei den routinemäßigen Wartungsarbeiten an Turbine Nr. 24 im Juli 2022 wurde der angegebene Ölaustritt nicht festgestellt, was durch das entsprechende Protokoll bestätigt wird, das von Siemens-Vertretern unterzeichnet wurde, das die Wartungsarbeiten am Betriebsstandort durchgeführt hat.

Wir weisen darauf hin, dass die Arbeitsflächen im Axialverdichter des Gasturbinentriebwerks an den Stellen, an denen die Kabel hindurchführen, Temperaturen von über 300 Grad Celsius erreichen können, während die Temperatur des Öls etwa 288 Grad Celsius beträgt.

Ein ähnliches Leck war bereits zuvor festgestellt worden, insbesondere am Turbine Nr. 14 (Triebwerk Nr. 120), und war fortschreitend und umfangreicher. Das Vorhandensein dieses Fehlers bei mehreren Aggregaten deutet darauf hin, dass es sich um einen systemischen Fehler handelt. Durch die Entscheidung von Rostekhnadzor vom 13.06.2022 über das vorübergehende Verbot des Betriebs des Motors №120 wurde Turbine №14 aus dem Betrieb genommen und in den Zustand „Zwangsstillstand“ versetzt.

Gemäß dem Schreiben von Siemens können die Ursachen für das Ölleck nur unter den Bedingungen einer spezialisierten Reparaturwerkstatt beseitigt werden.“

Laut Gazprom besteht also die Gefahr eines Feuers oder einer Explosion und einer Reparatur ist nur in „einer spezialisierten Reparaturwerkstatt“ möglich, womit die Werkstatt in Kanada gemeint ist.

Wie der Spiegel berichtet

Der Spiegel hat am 6. September einen Artikel mit der Überschrift „Russische Gasleitung – Bundeswirtschaftsminister geht nicht von Wiederinbetriebnahme von Nord Stream 1 aus“ veröffentlicht, in dem dazu zu lesen war:

„Ein Sprecher von Siemens Energy sagte am Montag, bis auf Weiteres gelte die Einschätzung, dass der mitgeteilte Befund keinen Grund für eine Einstellung des Betriebs darstelle. »Solche Leckagen beeinträchtigen im Normalfall den Betrieb einer Turbine nicht und können vor Ort abgedichtet werden«, so der Sprecher. Auch in der Vergangenheit sei es wegen solcher Öllecks nicht zu einem Stillstand gekommen.“

Hier müssen wir sehr genau lesen, denn der Teufel steckt im Detail. Ob der Spiegel-Redakteur das selbst versteht, oder ob er einer Agenturmeldung aufgesessen ist, sei dahingestellt.

Zunächst behauptet der Spiegel unter Berufung auf einen „Sprecher von Siemens Energy„, dass der Schaden keinen Grund für den Stopp der Pipeline darstellt Das darauf folgende Zitat sagt aber etwas anderes, als der Spiegel behauptet, denn der zitierte Siemens-Sprecher behauptet, das Leck könne vor Ort abgedichtet werden.

Da stellt sich sofort eine entscheidende Frage: Wenn das so ist, warum macht Siemens das nicht einfach? Schließlich wird von niemandem gemeldet, dass Gazprom den Siemens-Technikern vor Ort die Reparatur verbietet. Im Gegenteil, Siemens-Techniker sind bei den Wartungen vor Ort, sie haben also Zugang zur Turbine.

Warum repariert Siemens die Turbine nicht?

Der Grund, warum Siemens die Turbine nicht repariert, dürfte ganz einfach sein: Die Sanktionen verbieten der für die Wartung zuständigen Siemens-Tochter die Reparatur der Turbine. Ob Gazprom recht hat und die Reparatur in Kanada durchgeführt werden muss, oder ob der zitierte Siemens-Sprecher recht hat, der sagt, die Reparatur könne vor Ort durchgeführt werden, ist unwichtig. Wichtig ist die Frage, warum Siemens (beziehungsweise das für die Wartung zuständige Tochterunternehmen) die Reparatur nicht durchführt.

Würde Gazprom die Reparatur verbieten, würden die westlichen Medien darüber berichten. Sie haben schließlich auch tagelang berichtet, dass Russland die in Deutschland liegende Turbine nicht zurücknimmt, was der Wahrheit entspricht, allerdings haben die deutschen Medien verschwiegen, warum Russland die Turbine nicht zurücknimmt.

Deshalb ist die einzige Erklärung, dass die Sanktionen verhindern, dass Siemens die Turbine repariert.

Daher ist der Hinweis des Spiegel, „in der Vergangenheit sei es wegen solcher Öllecks nicht zu einem Stillstand gekommen“ vollkommen korrekt, denn in der Vergangenheit gab es die Sanktionen nicht, die die Reparatur heute verhindern. Der Spiegel (oder die Nachrichtenagentur, von der der Spiegel abgeschrieben hat) führen ihre Leser mit diesen Formulierungen bewusst in die Irre, denn bekanntlich ist inzwischen nichts mehr wie „in der Vergangenheit„.

Habeck verkündet das Aus von Nord Stream 1

In dem gleichen Artikel zitiert der Spiegel den Philosophen und Kinderbuchautor Robert Habeck, der derzeit den Wirtschafts- und Energieminister Deutschlands spielen darf, wie folgt:

„Die Pipeline Nord Stream 1 liegt derzeit lahm. Und geht es nach der Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, wird sich daran absehbar auch nichts ändern. Er stellt sich darauf ein, dass Russland über die Leitung kein Gas mehr nach Europa liefern wird.

»Es kommt noch ein bisschen Gas über die Ukraine-Pipeline, aber dass Nord Stream 1 wieder aufgemacht wird, gehört nicht zu den Szenarien, von denen ich ausgehe«, sagte der Grünenpolitiker am Montagabend im ZDF-»heute journal«.“

Habeck muss wissen, ob Siemens die Turbine reparieren darf. Wäre es so, dass Gazprom Siemens die Reparatur der Turbine verbietet, hätte er das auch gesagt. Das hätte beispielsweise so klingen können: „Der Schaden an der Turbine ist geringfügig, Siemens hat mitgeteilt, ihn schnell vor Ort beheben zu können, aber Gazprom lässt die Siemens-Techniker nicht an der Turbine arbeiten!“

Das hat Habeck aber ganz bewusst nicht gesagt. Und da der durchschnittliche heute-journal-Zuschauer die von mir hier erklärten Details nicht kennt, ist für den durchschnittlichen – von den Mainstream-Medien schlecht informierten – Zuschauer natürlich Russland schuld.

Wenn die Politik das Gasproblem lösen wollte…

Hinzu kommt, dass Politik und Medien davon ablenken, dass die Gaskrise morgen gelöst werden könnte, auch ganz ohne Nord Stream 1. Aber die Bundesnetzagentur, die übrigens Habeck unterstellt ist, hat den Betrieb von Nord Stream 2 verboten. Das war nicht Russland.

Und Polen hat den Gastransit durch die Jamal-Europa-Pipeline, die russisches Gas über Weißrussland nach Polen und Deutschland pumpen kann, gestoppt. Auch das war nicht Russland.

Insgesamt gibt es fünf Pipelines, die russisches Gas nach Europa pumpen können. Nun sind drei davon außer Betrieb, alle auf Betreiben westlicher Staaten. Die beiden anderen Pipelines laufen – ebenfalls aufgrund von Maßnahmen des Westens – nicht mit voller Leistung. Details über die fünf Pipelines können Sie hier nachlesen.

Die Gaskrise – und damit die Energiekrise und die explodierenden Preise für Strom und Heizung – sind ein Problem, dass der Westen geschaffen hat, nicht Russland. Es ist bezeichnend, dass der Westen Russland seit Jahren vorwirft, was Russland nie getan hat, nämlich Gas als politische Waffe einzusetzen. Dass Russland Gas nie als politisches Druckmittel eingesetzt hat, können Sie in diesem Artikel nachlesen, in dem ich auf alle Gaskrisen der letzten zehn Jahre im Detail eingegangen bin.

An der Entwicklung in diesem Jahr sehen wir, dass es der Westen ist, der genau das tut, was er Russland vorwirft: Er setzt das Gas als politische Waffe ein, allerdings wirkt diese politische Waffe des Westens nicht gegen Russland, das aufgrund der hohen Gaspreise sogar mehr Geld verdient als zuvor, sondern diese politische Waffe wirkt des Westens in erster Linie gegen die eigene Bevölkerung, die die explodierenden Kosten zu tragen hat.


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