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Im Westen nichts Neues: Wenn Putin redet, lügt der Spiegel

Published On: 9. September 2022 16:01

Wenn der russische Präsident Putin eine Rede hält, kann man sicher sein, dass der Spiegel über ihren Inhalt lügen wird. So auch bei Putins aktueller Rede, in der es unter anderem um den weltweiten Hunger ging.

Der russische Präsident Putin hat in dieser Woche auf dem Ostwirtschaftsforum in Wladiwostok eine Rede gehalten, in der es unter anderem um die Scheinheiligkeit des Westens beim Thema weltweiter Hunger ging. Von dem tatsächlichen Inhalt der Rede sollen Spiegel-Leser jedoch nichts erfahren, daher belügt der Spiegel seine Leser kurzerhand bei den Details. Das wollen wir uns hier anschauen, indem wir die Aussagen eines Spiegel-Artikels nicht nur mit Putins Aussagen, sondern auch mit den tatsächlichen Fakten abgleichen.

Das Getreideabkommen

Bevor wir zu dem eigentlichen Thema kommen, müssen wir uns daran erinnern, worum es bei dem Getreideabkommen ging. Der Westen hat Russland vorgeworfen, den Export von ukrainischem Weizen zu blockieren, laut dem Westen ging es um 20 Millionen Tonnen Weizen, die die Ukraine nicht exportieren könne, womit Russland den weltweiten Hunger als „Waffe“ einsetze, denn der Weizen sei ja für Dritte Welt bestimmt.

In Wahrheit hatte Kiew seine Häfen selbst vermint, weshalb die Getreidefrachter dort festsaßen, und Kiew wollte die Schiffe erst auslaufen lassen, wenn der Westen Anti-Schiffsraketen liefert. Hinzu kam, dass es „nur“ etwa um zwei oder drei Millionen Tonnen Weizen ging, denn bei dem ukrainischen Getreide handelt es hauptsächlich um Mais, der als Tierfutter für die westliche Fleischindustrie gebraucht wird. Aber das erfuhren die Leser westlicher Medien nicht.

Ende Juli kam es zu dem Getreideabkommen. In dem Abkommen, das unter Vermittlung der Türkei und der UNO erreicht wurde, wurden mehrere Kernpunkte vereinbart: Erstens sollte es Sicherheitsgarantien für Schiffe geben, die ukrainisches Getreide transportieren, die allerdings kontrolliert werden sollten, damit unter dem Deckmantel des Getreidetransports kein Schmuggel von Waffen oder anderen Waren stattfindet. Der Getreideexport sollte unter der Regie der Welthungerhilfe der UNO stattfinden, damit die Dritte Welt das Getreide bekommt, das die Hungersnot abmildern sollte. Zweitens hat der Westen zugesagt, Sanktionen aufzuheben, die den Export von russischem Getreide und russischen Düngemitteln verhindern.

Spiegel: „Putin droht“

Der Spiegel liebt Überschriften, in denen er von „Putins Drohungen“ fabulieren kann, die der Spiegel selbst erfindet, wie ich schon 2018 mit vielen Beispielen aufgezeigt habe. Dieser Tradition bleibt der Spiegel treu, wie ein Spiegel-Artikel vom 7. September mit der Überschrift „Propaganda-Rede auf Wirtschaftsforum – Putin droht mit Ende des Getreideabkommens“ zeigt. Der Artikel beginnt mit folgenden zwei Absätzen:

„Wladimir Putin hat eine Überarbeitung des Getreideabkommens zwischen Russland, der Uno und der Türkei angekündigt. Entwicklungsländer würden durch das Abkommen »betrogen«, die ukrainischen Getreideexporte gingen nicht an die ärmsten Länder der Welt, sagte er bei einer Rede auf einem Wirtschaftsforum in Wladiwostok.

Damit droht ein Ende der Vereinbarung. Putin behauptete, Moskau habe alles getan, um den Export ukrainischen Getreides zu gewährleisten. Es sei nicht in Entwicklungsländer, sondern in EU-Länder geschickt worden. Nach seinen Angaben fuhren nur zwei von 87 Schiffen nach Afrika, mit 67.000 Tonnen von insgesamt zwei Millionen Tonnen Getreide. Deshalb sei er der Ansicht, dass man die Getreideausfuhr aus der Ukraine begrenzen könnte. Er kündigte an, mit dem türkischen Präsidenten Erdoğan darüber zu beraten.“

Die Formulierungen des Spiegel suggerieren dem Leser, dass Putin lügt. Das Wort „betrogen“ wird in Anführungsstriche gesetzt, um es als haltlose Behauptung Putins darzustellen. Wenn Putin etwas sagt, dann „behauptet“ er es laut Spiegel. Und wenn Putin mitteilt, dass „nur zwei von 87 Schiffen nach Afrika“ gefahren sind, die „67.000 Tonnen von insgesamt zwei Millionen Tonnen Getreide“ geladen haben, dann sagt der Spiegel, das wäre nach Putins Angaben – also natürlich ebenfalls eine Lüge Putins.

Dass der Spiegel diese suggestiven Formulierungen wider besseres Wissen benutzt und dass Putin mit all seinen „Behauptungen“ recht hat, zeigt der Spiegel-Artikel „Trotz Nahrungsmittelengpässen – Ukraine-Frachter laden meist Tierfutter statt Brotweizen“ vom 2. September. Dort hat der Spiegel berichtet:

„Das Getreide­abkommen zwischen Moskau und Kiew lindert die weltweiten Nahrungsengpässe bislang offenbar kaum. Zwar haben bis Donnerstag 63 Frachter die ukrainischen Häfen verlassen, doch nur 13 hatten Weizen geladen. Die übrigen Schiffe transportierten hauptsächlich Mais, der in den allermeisten Fällen als Tierfutter oder zur Produktion von Biokraftstoff verwendet wird. Ein Dutzend Schiffe hatte Soja- oder Sonnenblumenprodukte geladen. Auch diese werden meist zur Fütterung von Nutztieren eingesetzt. (…) Erst zwei Schiffe mit Brotgetreide für den Jemen und Äthiopien hat das Welternährungsprogramm bisher chartern können.“

So widerlegt der Spiegel seine eigene Propaganda selbst, aber er setzt – anscheinend mit Erfolg – auf das Kurzzeitgedächtnis seiner Leser, denn aufmerksame und mitdenkende Leser würden bei so offensichtlicher Desinformation reihenweise ihre Abos kündigen.

Die Fakten

Tatsächlich handelt es sich bei dem, was der Spiegel mit „nach seinen (Putins) Angaben“ umschreibt, um Angaben der UNO selbst, wie ich bereits berichtet habe. Auf der Seite der UNO kann man die Liste der Schiffe sehen, die die Ukraine mit Getreide verlassen haben. Dort wird jedes Schiff mit Ladung und Zielhafen aufgeführt. Man kann auf der Seite inzwischen sogar problemlos ersehen, welche Schiffe im Rahmen der Welthungerhilfe Weizen an bedürftige Länder liefern, denn sie sind fett hervorgehoben. Per Stand 8. September sind das zwei Schiffe: Eines bringt 23.300 Tonne Weizen nach Djibouti, eines bringt 37.500 Tonnen Weizen in den Jemen.

Zwei Schiffe bringen exakt 60.800 Tonnen Weizen in akut vom Hunger bedrohte Länder. Insgesamt gibt die UNO per 8. September an, dass 105 Schiffe mit insgesamt 2.376.291 Tonnen Getreide die Ukraine verlassen haben. Wenn Putin davon spricht, die Entwicklungsländer würden durch das Abkommen „betrogen“, kann man dem nicht widersprechen, denn nur weniger als drei Prozent des Getreides aus der Ukraine gehen im Rahmen des Abkommens an hungernde Länder.

Wenn wir uns in Erinnerung rufen, wie der Westen Russland beschuldigt hat, den weltweiten Hunger als Waffe zu benutzen, aber nun das ukrainische Getreide hauptsächlich in die Länder des Westens geht, um dort als Tierfutter in der Fleischindustrie benutzt zu werden, dann ist das Wort „betrogen“, das Putin benutzt hat, in meinen Augen mehr als angemessen.

Übrigens ist auch der türkische Präsident Erdogan, der das Getreideabkommen vermittelt, hat mit Putins Aussage einverstanden. Er sagte am 8. September auf einer Pressekonferenz zu dem Thema:

„Herr Putin hat Recht, dass die Lieferungen durch den Getreidekorridor nicht an arme Länder, sondern hauptsächlich an Industrieländer gehen. Auch die Türkei ist für Lebensmittellieferungen aus Russland. Putin ist besorgt darüber, dass während der gegen Russland verhängten Sanktionen Getreide in genau die Länder geschickt wird, die die Sanktionen verhängt haben. Wir werden dieses Thema (mit dem russischen Präsidenten) in Samarkand erörtern.“

Der Westen provoziert die Hungerkatastrophe

Erdogan hat auch ausdrücklich gesagt, dass er sich wünscht, dass russisches Getreide auf dem Weltmarkt gelangt. Der Westen hat sich in dem Getreideabkommen verpflichtet, die Sanktionen aufzuheben, die den russischen Export von Getreide und Düngemitteln behindern. Wahrscheinlich hat niemand ernsthaft erwartet, dass der Westen sich an diese Zusage hält, aber sie ist nun einmal Teil des Abkommens.

Der Westen behauptet, er habe keine Sanktionen gegen den Export von russischem Getreide und Düngemitteln verhängt. Das stimmt so nicht, denn die westlichen Sanktionen gegen russische Banken, Logistikunternehmen und Häfen behindern den Export dieser Güter. Wenn andere Länder wegen der Bankensanktionen nicht für russischen Weizen und Düngemittel bezahlen können, können sie auch nicht exportiert werden. Und wenn Häfen und Transportunternehmen unter Sanktionen stehen, können die Waren auch nicht exportiert werden.

Bekanntlich hat der Westen nach der Unterzeichnung des Abkommens keine einzige Sanktion aufgehoben. Putin hat also wieder recht, wenn er davon spricht, die Entwicklungsländer würden durch das Abkommen „betrogen“. Immerhin ist nicht nur russisches Getreide wichtig für den Kampf gegen den weltweiten Hunger, die russischen Düngemittel – Russland und Weißrussland machen fast die Hälfte der weltweiten Düngemittelproduktion aus – sind fast noch wichtiger, denn ohne russische Düngemittel können die ärmsten Länder im nächsten Jahr keine Aussaat machen, was den weltweiten Hunger explodieren lassen würde.

Das ist dem Westen jedoch egal, er besteht auf seinen Sanktionen gegen Russland, auch wenn die Sanktionen viele Millionen Hungertote zur Folge haben werden.

In Afrika weiß man sehr genau, wer für die Hungerkatastrophe verantwortlich ist. Macky Sall, Präsident von Senegal und derzeitiger Präsident der Afrikanischen Union, hat Anfang Juni den russischen Präsidenten Putin besucht und vor den Gesprächen zu Putin gesagt:

„Die Sanktionen gegen Russland haben diese Situation noch verschärft und jetzt haben wir keinen Zugang zu Getreide aus Russland, insbesondere zu Weizen aus Russland. Und vor allem haben wir keinen Zugang zu Düngemitteln, denn die Situation war schon schwierig und ist jetzt noch schwieriger geworden, was sich auf die Ernährungssicherheit in Afrika auswirkt.

Ich habe gerade heute Morgen mit meinem Kollegen von der Kommission der Afrikanischen Union gesprochen und ihm gesagt, dass es zwei Hauptprobleme gibt – die Krise und die Sanktionen. Wir müssen zusammenarbeiten, um diese beiden Probleme anzugehen, damit Lebensmittel, insbesondere Getreide und Düngemittel, von den Sanktionen ausgenommen werden.“

Im Klartext: In Afrika beschuldigt man den Westen, schuld an der Krise zu sein, und fordert explizit eine Lockerung der Russland-Sanktionen, um die drohende Hungersnot zumindest abzumildern. Das verschweigen die deutschen „Qualitätsmedien“ ihren Lesern allerdings.

Stattdessen desinformiert der Spiegel seine Leser lieber, indem er Putins Aussagen zu dem Thema so darstellt, als sei das alles gelogen. Dabei ist es umgekehrt: Der Westen lügt und hat keinerlei Probleme damit, wenn Millionen Menschen auf der Welt als Folge der westlichen Politik den Hungertod sterben.

Hungern im Westen?

Dass der Westen lügt und dass es Russland ist, das in Wahrheit gegen den weltweiten Hunger kämpft, zeigt ein weiteres Detail. Im Westen hat man sich daran gewöhnt, dass die ganze Welt Euros und Dollar haben will und dass der Westen mit diesem aus dem Nichts geschaffenen Geld alles kaufen kann, was er will. Das könnte jedoch zum Beispiel für Weizen und andere Lebensmittel bald nicht mehr gelten.

Anfang Juli wurde gemeldet, dass Russland seine Lebensmittel nicht mehr gegen Dollar und Euro verkauft, sondern sie gegen Rubel oder die Währung des Partnerlandes verkaufen wird. Außerdem wurde mitgeteilt, dass Lebensmittel an „befreundete“ Länder verkauft werden, was im Umkehrschluss bedeuten dürfte, dass die „unfreundlichen“ Länder keine russischen Lebensmittel mehr bekommen. In Russland gibt es eine Liste der „unfreundlichen“ Länder, das sind die Länder, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben.

Auch über Zwischenhändler dürfte der Westen demnächst keine russischen Lebensmittel mehr kaufen können, denn es wurde auch angekündigt, zukünftig ohne Zwischenhändler direkt an die „befreundeten“ Länder zu liefern. Das bedeutet, dass dem Westen seine frisch gedruckten Euros und Dollars nicht helfen, denn man kann keine Ware kaufen, die nicht auf dem Markt ist.

Die EU hat den Import russischer und weißrussischer Düngemittel im Zuge der Sanktionen verboten, außerdem wurde die eigene Produktion von Düngemitteln in der EU faktisch eingestellt, weil dazu Erdgas benötigt wird. Die hohen Gaspreise haben die Produktion von Düngemitteln in der EU unrentabel gemacht. Daher stellt sich zwangsläufig die Frage, womit die EU ihre Bürger eigentlich ernähren will, wenn im nächsten Jahr zu wenig Düngemittel vorhanden sind.

Im Gegensatz zur EU, deren Politiker die eigenen Bürger in Armut und Hunger treiben, sind die USA nicht so blöd, Sanktionen aufrecht zu erhalten, die ihnen selbst schaden. Auch die USA haben nach Beginn der russischen Intervention in der Ukraine im Eifer des Gefechts Sanktionen gegen russische Düngemittel verhängt. Sie haben aber schnell bemerkt, dass das eine dumme Idee gewesen ist, und diese Sanktionen schon am 24. März wieder aufgehoben.

Die EU-Kommission und die in den EU-Mitgliedsstaaten verantwortlichen Politiker sind jedoch entweder strunzdumm oder bösartig, denn sie denken gar nicht daran, Sanktionen aufzuheben, unter denen ausschließlich ihre eigene Bevölkerung leidet oder demnächst leiden wird.

Warten wir mal ab, wem der Spiegel im Frühjahr 2023 die Schuld dafür geben wird, dass Landwirte in der EU zu wenig Düngemittel haben und dass daher gegen Ende 2023 auch in der EU eine Hungerkatastrophe drohen kann, wenn in der EU die Ernte ausbleibt, russische Lebensmittel aber nach Afrika gehen.


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