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Während Europas Wirtschaft ums Überleben kämpft, investiert Russland in die Zukunft

Published On: 12. September 2022 5:03

In Russland wurde auf dem Ostwirtschaftsforum über die Entwicklung der entlegenen Regionen des Landes gesprochen. Die milliardenschweren Entwicklungsprogramme gehen trotz der Sanktionen uneingeschränkt weiter.

Die westlichen Sanktionen haben eigenartige Effekte. Während die Wirtschaft in der EU dank der westlichen Sanktionen ums nackte Überleben kämpft, kommt Russland weitgehend unbeschadet durch die Sanktionen. Probleme in einigen Branchen, die zu sehr auf westliche Partner gesetzt haben, sind zwar unbestritten, aber da sich die russische Wirtschaft bereits stark in Richtung Asien orientiert hat, boomt ein Teil der russischen Wirtschaft sogar regelrecht. Und während in Europa in aller Eile Hilfsprogramme gegen die Folgen der eigenen Sanktionen geschaffen werden, gehen die russischen Programme zur Entwicklung der eigen Wirtschaft und der östlichen Regionen des Landes uneingeschränkt weiter.

Über das Ostwirtschaftsforum, das letzte Woche im Wladiwostok stattgefunden hat, habe ich bereits berichtet. Viele Leser haben mich gefragt, ob ich auch über die dort besprochenen russischen Pläne zur weiteren Entwicklung der russischen Wirtschaft berichten kann. Das russische Fernsehen hat in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick am Sonntag in einem Beitrag darüber berichtet, den ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Wie sieht es mit der Wirtschaft in Russland aus? Das wurde auf dem Ostwirtschaftsforum erörtert. 7.000 Gäste aus 68 Ländern kamen nach Wladiwostok. Am Rande des Forums wurden fast 300 Verträge im Wert von rekordverdächtigen 3,27 Billionen Rubel unterzeichnet.

Ein Bericht aus Wladiwostok.

Die Insel Russkiy ist bereits zum siebten Mal Gastgeber des Ostwirtschaftsforums. Das Interesse an der Veranstaltung lässt sich leicht messen, zum Beispiel an der Zahl der Akkreditierungen. In diesem Jahr erhielten 7.000 Teilnehmer und Journalisten eine solche Akkreditierung. Die größte ausländische Delegation kam aus China.

Die Wachstumsraten der führenden asiatischen Volkswirtschaften liegen stetig über dem globalen Durchschnitt. Russland und China werden gemeinsam ein Fördersystem für russische Kohleimporte bauen – vom Terminal im Oblast Amur bis ins chinesische Heihe. Rosatom arbeitet mit chinesischen Partnern am Bau einer Wasserstoffanlage in Sachalin. Der chinesische Yuan wird in naher Zukunft ein ernsthafter Konkurrent des Dollars im internationalen Zahlungsverkehr.

„Sogar die Verbündeten der Vereinigten Staaten reduzieren allmählich ihre Dollarbestände, wie die Statistiken zeigen. Allmählich nimmt aber auch das Volumen der Bezahlung in Dollar ab und die Reserven gehen zurück. Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass Gazprom und seine chinesischen Partner beschlossen haben, bei der Bezahlung von Gaslieferungen im Verhältnis 50/50 auf Rubel und Yuan umzusteigen“, sagte Wladimir Putin.

Die Chefs von Gazprom und CNPC unterzeichneten das Abkommen über Zahlungen in nationalen Währungen. Es geht um Lieferungen über die Gaspipeline Power of Siberia. Auch in der Bevölkerung wächst das Interesse am Yuan. Nach Angaben der russischen Zentralbank kauften Russen die chinesische Währung im August für den Rekordbetrag von 39 Milliarden Rubel.

Aeroflot unterzeichnete am Rande des Ostforums das größte Abkommen seiner Geschichte. Rostec wird die Fluggesellschaft bis 2030 mit 339 Flugzeugen aus russischer Produktion beliefern. 210 MS-21-Flugzeuge, 89 Sukhoi Superjet New und 40 Tu-214.

„Unsere Fluggesellschaften, darunter auch Aeroflot, haben das größte Auftragspaket der modernen Geschichte für rund 500 im Inland hergestellte Langstreckenflugzeuge geschnürt. Diese Nachfrage sollte ein starker Anreiz für Flugzeugwerke und Konstruktionsbüros sein. Und für viele verwandte Branchen, einschließlich der Elektronik und der Herstellung von Luftkomponenten“, sagte Wladimir Putin.

Mehr als 60 importierte Systeme und Einheiten in der MS-21 müssen durch russische Analoga ersetzt werden, im Superjet sind es etwa 40. Jetzt werden Lieferanten gesucht und Verträge mit einheimischen Herstellern geschlossen.

Auf dem Forum stellt der Präsident in einer Videokonferenz die neuen Unternehmen vor, die in den so genannten Territorien der fortgeschrittenen Entwicklung Russlands angesiedelt sind. (Anm. d. Übers.: Dabei handelt es sich um russische Regionen im Fernen Osten, die verstärkt gefördert werden) Die Fischkonservenfabrik Kommandor in der Siedlung Oktyabrsky in Kamtschatka ist in der Lage, Seelachs, Hering und Lachs zu verarbeiten – über 220 Tonnen Fisch pro Tag. Die auf der Amur-Werft gebaute Fähre für Fracht, Personen, Autos und Züge „Alexander Deyev“ wird auf der Strecke Vanino-Cholmsk in der Region Sachalin verkehren. Das Trans-Baikal-Getreideterminal ist das erste reine Bahnterminal für Getreide der Welt und das größte in Russland. Seine Umschlagskapazität beträgt acht Millionen Tonnen pro Jahr.

Trotz der Sanktionen ist der Güterumschlag der russischen Seehäfen in diesem Jahr mit knapp einer halben Milliarde Tonnen praktisch unverändert geblieben. In den Häfen des Fernen Ostens gibt es einen Boom. Viele Unternehmen verlagern ihre Handelsströme von Europa nach Südostasien. Das riesige Gebiet und die ganzjährigen Verkehrskorridore sind ein starker Wettbewerbsvorteil. Russland hat ehrgeizige Pläne für den Ausbau des Nördlichen Seewegs und der Eisenbahnlinie „Östliches Polygon“.

„Die Entwicklungsperspektiven sind natürlich groß. Vor allem angesichts der Sanktionen, unter denen wir nun alle stehen, wird die gesamte Logistik umgebaut und wir gehen aus Europa weg. Und viele Unternehmen sind jetzt sehr daran interessiert, ihre Fracht speziell in den Osten Russlands zu liefern“, sagte Verkehrsminister Vitaly Savelyev.

Der Ferne Osten ist ein Testgebiet für staatliche Unterstützungsmaßnahmen. Fast 50.000 Familien haben das Zweiprozent-Hypothekenprogramm bereits in Anspruch genommen. Es wurde beschlossen, das Programm zu verlängern. Der Staat wird jährlich fünf Milliarden Rubel für die Verbesserung der Kleinstädte im Fernen Osten bereitstellen. In den letzten sieben Jahren ist die industrielle Produktion in Fernost um etwa ein Viertel gewachsen – hier gelten besondere Steuer- und Zollprivilegien.

Putin appelliert an die Geschäftsleute, die von den Sanktionen betroffen sind. An die Adresse derer, deren Konten, Immobilien und Yachten im Ausland eingefroren wurden, sagte der Präsident:

„Sie hätten diese Boote besser hier behalten und das Geld nicht in ausländische Vermögenswerte, sondern in die Entwicklung der russischen Infrastruktur investiert. Sie hätten nichts verloren. Alles wäre hier, zu Hause. Und sie hätten von dem Geld, das Sie investiert haben, profitiert. Aber gut. Das ist eine Lektion für alle. Ich habe darüber gesprochen und Sie davor gewarnt. Nicht weil ich schlauer bin, sondern weil ich mehr Informationen habe.“

(Anm. d. Übers.: In der Tag hat Putin die russischen Milliardäre seit 2014 immer wieder gewarnt, dass sie ihr im Westen angelegtes Vermögen eines Tages durch westliche Sanktionen verlieren könnten. Die russische Regierung hat vor einigen Jahren sogar eine Amnestie ausgerufen, bei der jeder sein – sogar illegal – ins Ausland verbrachtes Vermögen straffrei nach Russland zurückbringen konnte)

Ende März legte die 142 Meter lange Yacht „Nord“ des Milliardärs Mordaschow am Seeterminal von Wladiwostok an. Das Schiff wechselte die Flagge der Kaimaninseln gegen die russische. Das war eine symbolische Antwort des Chefs der VTB Bank, Andrey Kostin, auf die westlichen Sanktionen. Der Kult-Hit der Gruppe „Nautilus“ hat auf dem Wirtschaftsforum hat einen neuen Text bekommen. (Anm. d. Übers.: Die in Russland populäre Rockgruppe hat den Refrain eines bekannten Lieds in „Abschied von Amerika“ umgedichtet und den Bankmanager aufgefordert, es mit ihnen zusammen auf der Bühne zu singen)

„War das eine spontane Aktion?“

„Natürlich“, sagte Andrei Kostin.

„War es ein Schrei aus dem Herzen?“

„Ich liebe es zu singen, ich liebe Butusov. Die Jungs kamen zu mir und sagten: ‚Er hat dieses Lied speziell für dich vorbereitet.‘ Nun, wenn er es speziell für mich vorbereitet hat, werde ich ihn dabei unterstützen.“

„Verabschieden wir uns wirklich von Amerika oder gibt es eine Chance?“

„Es ist unmöglich, sich von Amerika zu verabschieden, denn wir haben eine Welt, wir leben gemeinsam auf diesem Planeten, wir müssen uns irgendwie einigen. Heute führt die Politik der Vereinigten Staaten leider zu weiteren Gegensätzen. Bis jetzt ist es daher eine Good-Bye-Situation.“

Die moderne Wirtschaft ist untrennbar mit der Umwelt verbunden. Nach dem Amurtiger, dessen Bestand sich innerhalb von 12 Jahren verdoppelt hat, soll auch der Bestand des Weißen Tyrannen in Kamtschatka vorsichtig wiederhergestellt werden. Das ist die seltenste im Roten Buch aufgeführte Falkenart.

Der Ferne Osten ist sowohl durch seinen natürlichen Reichtum als auch durch das Ausmaß seiner Möglichkeiten einzigartig. Geografisch und strategisch gesehen ist Russland das Land der aufgehenden Sonne, ist sich der Präsident sicher.

Auf dem Moskauer Finanzforum sprach unser Ministerpräsident Michail Mischustin über die Reaktion Russlands auf die westlichen Sanktionen und unsere Fähigkeit, sich unter diesen Bedingungen zu entwickeln. Hier ist nur ein Teil der Rede über die Möglichkeiten der Wirtschaft:

„Die Wirtschaft hat nicht so reagiert, wie es die Verfasser der Sanktionen beabsichtigt hatten. In den meisten Fällen hörten die Unternehmer nicht auf, sondern versuchten, die Investitionsprogramme nach Möglichkeit fortzusetzen. Uns wurde eine tiefe Rezession vorausgesagt, aber auch das ist nicht eingetreten. Wir stellen uns erfolgreich den neuen Herausforderungen und werden aus der gegenwärtigen Situation eindeutig gestärkt und besser vorbereitet hervorgehen. Nun, da Russland dabei ist, seine finanzielle Souveränität zu überdenken, müssen wir eine Architektur schaffen, um alle notwendigen Aufgaben ohne den Einfluss von Drittländern zu lösen.“

Ende der Übersetzung


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