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Putin = Hitler, Atomwaffen für Polen und andere Jenseitigkeiten

Published On: 7. Oktober 2022 13:12

Was bedeutet es, mit „historischen“ Vergleichen um sich zu werfen? Zunächst: nichts Gutes, aber man kann sich getrost darauf verlassen, dass die „Leit- und Qualitätsmedien“ es nicht schaffen, tatsächliche Verbindungslinien zu erkennen.

Spätestens seit dem 24. Feb. 2022 ist allen Lesern der „Leit- und Qualitätsmedien“ klar, dass unsere Reise rasant zurück in eine überkommen geglaubte Vergangenheit führt. Da ist die Rede vom „russischen Angriffskrieg“, teilweise erweitert um das einschlägig konnotierte Wort „Vernichtungskrieg“; hinzu kommen zahllose Zuschreibungen, dass Vladimir Putin ein „neuer Hitler“ sei; und dass die (nahezu) Einzigartigkeit des Moskauer Vorgehens gegen Kiew etwas wäre, was man in Europa „seit 1945 nicht mehr gesehen“ habe.

„Russenfresserei“ als Spaß für die ganze Familie

Fakten spielen in der Öffentlichkeit angesichts der drastischen Einflussnahme der Regierung kaum noch eine Rolle. So ist es zwar korrekt, dass die Dämonisierung Vladimir Putins durch den kürzlich verstorbenen Russland-Kenner und Geschichte-Professor Stephen Cohen bereits vor fünf (!) Jahren entsprechend eingeordnet und analysiert wurde, aber dies hindert kaum jemanden, der für die „Leit- und Qualitätsmedien“ arbeitet, dies ohne jegliches Nachdenken fortzuführen.

Wenn also die russische Militärintervention etwas geändert hat, dann lediglich die Tatsache, dass diese „Russenfresserei“, die bisher vor allem ein Nischendasein im tagespolitischen und massenmedialen Spektakel geführt hatte, nun nahezu „zum guten Ton“ im juste milieu gehört.

Wann aber ist es „normal“ geworden, dass man ganz unverhohlen einem anderen Menschen den Tod wünscht? (Beispiele aus den USA finden Sie etwa hier und hier.) „Nicht einmal“ in den dramatischsten Augenblicken des Kalten Krieges – etwa der Kuba-Krise, der der amerikanische Präsident Joe Biden erst zuletzt wieder ins Spiel brachte, gab es ähnliche Ausfälle unter den westlichen Regierungen.

Und dennoch – die „Sanktionen“ gegen (?) Russland sind gewiss beispiellos, das „Einfrieren“ (der Diebstahl) russischer Besitzwerte hingegen ist es keineswegs. An dieser Stelle sei an die dreiste Übernahme venezolanischer oder libyscher Besitztümer durch die „westliche Wertegemeinschaft“ erinnert. Hinzu kommt allerdings auch noch die Kollektivschuld, die dem russischen Volk gleichsam umgehängt wird, wenn etwa Anna Netrebko in der New Yorker Metropolitan Opera („Met“) nicht auftreten darf, da sie sich nicht ausdrücklich (genug) gegen die russische Regierung stellt; wenn etwa die Münchner Philharmoniker ihren Dirigenten Sergej Gergijew vor die Türe setzen, wo doch dessen „Verbrechen“ darin bestand, dass er russischer Staatsbürger ist; oder das Tschechische Nationaltheater die Aufführung einer Oper von Pjotr Tschaikowsky absagt.

Es ist also für alle etwas dabei – und wer sich bemüht, sich im Internet nach den Schlagworten „Putin“ und „Hitler“ in derselben Suche umzusehen, der stößt auf mehrere Millionen Treffer, unter anderem diesen Beitrag in der Washington Post.

Zugegeben, nicht jedes Medienportal oder jeder Forscher stellt sich dieser Tage „an die Seite Kiews“, von Prof. John Mearsheimer (University of Chicago) bis hin zum London Spectator, der sich vehement gegen die vermeintliche Analogie von Putin und Hitler verwehrte.

Aus der erheblichen Fülle sinnvollerer Beiträge stechen vor allem der US-Nationalökonom Michael Hudson (etwa hier) oder auch Mike Whitney hervor (siehe hier), die beide bereits im Februar 2022 Deutschland – und die EU – als Hauptziel der US-Reaktion auf die russische Militäroperation ausgemacht haben. Nach dem Angriff auf die Nord Stream-Pipelines – Europas „9/11“ – vor knapp zwei Wochen wirken diese Texte nahezu prophetisch.

Und dennoch – die wohl gravierendsten Folgen eines – prinzipiell unangemessenen – Vergleiches von Putin und Hitler sind ganz anderer Natur.

„Fake History“, oder: wie unterschiedlich 1939 und 2022 (nicht) sind

Die Folgen des Zusammenbruchs der Sowjetunion 1991/92 weisen in vielerlei Hinsicht eine Reihe von Parallelen zu der Situation in Mitteleuropa nach dem 1. Weltkrieg (1914-19): eine vormalige Groß- oder Supermacht findet sich in einem klar verkleinerten räumlichen Kontext wieder – und eine erhebliche Anzahl vormaliger Mitbürger in benachbarten Vielvölkerstaaten.

Jenseits der bereits erwähnten Dämonisierung Russlands und vor allem Vladimir Putins gibt es auch noch eine weitere Parallele zu den 1930er Jahren, die mehr Beachtung verdient: die Rolle oligarchischer Elemente und Zirkel, die gleichsam im Hintergrund die Strippen ziehen, und hier könnte der Unterschied zwischen Kiew und Moskau kaum größer sein: ungeachtet der massiven Korruptionsprobleme in beiden Ländern, so steht – folgt man „sogar“ dem westlichen „Mainstream“ – fest, dass der Gottseibeiuns Putin die Lage dominiert. Nicht so sein Gegenspieler Volodymyr Zelensky, dessen Präsidentschaft nicht nur von den ukrainischen Oligarchen, sondern auch von den immer offener aktiv mitwirkenden westlichen Nachrichtendiensten und Militärs geprägt ist. Von der Rolle westlicher – allen voran US-finanzierten „Nichtregierungsorganisationen“ und deren Einfluss im postsowjetischen Raum ganz angesehen.

Die Einflussnahme westlicher Regierungen auf Warschau nach dem Münchner Abkommen – das im übrigen auch zu der polnischen Beteiligung an der Zerstörung der Tschechoslowakei geführt hat – wäre eine weitere Parallele, die gerne unerwähnt verbleibt.

Nebenbei lade ich Sie ein, meine Kolumne zu der jenseitigen Aussage von Alexander Schallenberg nachzulesen, der allen Ernstes im Februar 2022 auf das Jahr 1938 anspielte – und in der „Zeit im Bild 2“ folgendes sagte:

Es geht um eine rote Linie, nämlich das Völkerrecht. Wir haben doch 1938 am eigenen Leib erlegt, wie es ist, wenn man alleingelassen wird.

Herr Außenminister, lernen’s Geschichte, ist man versucht zu sagen – und zwar die (Vor-) Geschichte des 2. Weltkriegs, die bereits weiter oben erwähnt wurde. Das 1938 nämlich vom Westen verratene Land war – die Tschechoslowakei, wie auch die Wikipedia zum „Münchner Abkommen“ festhält.

Warum aber „nur“ 1939 als Dreh- und Angelpunkt?

Es gäbe noch viele weitere interessante Aspekte des 2. Weltkriegs, die zu beleuchten bedeutsam wären: die Tatsache etwa, dass die Verletzung der norwegischen Neutralität im Frühjahr 1940 zunächst durch die Briten erfolgte – und die Wehrmacht darauf mit der Operation „Weserübung“ (der Besatzung Dänemarks und Norwegens) reagierte. Oder die Tatsache, dass Briten und Franzosen als Reaktion auf den Hitler-Stalin-Pakt vom 23. Aug. 1939 und die damit verbundenen sowjetischen Rohstofflieferungen an das Dritte Reich eine Bombardierung der Ölfelder von Baku planten.

Angesichts der wiederholten Vorwürfe über Kriegsverbrechen sind auch die Folgen des 2. Weltkriegs relevant: in den sogenannten Nürnberger Prozessen mussten sich die (überlebenden) führenden Granden des Dritten Reiches vor einem Tribunal der vier Siegermächte verantworten.

Die Anklagepunkte des Londoner Statuts, die auch in die Charta der Vereinten Nationen übernommen wurden, lauteten damals:

  • Verbrechen gegen den Frieden
  • Kriegsverbrechen
  • Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Völkerrecht für alle!

Eingedenk dieser Überlegungen stehen wir also vor gravierenden Überlegungen: entweder sind diese Aspekte Teil des Völkerrechts, das für alle gilt – und dann müssen wir auch unsere eigenen Dämonen konfrontieren:

Die seitens der polnischen Regierung geforderte „nukleare Teilhabe“, d.h. die Überlassung von US-Atomwaffen im Rahmen der NATO-Atomwaffenstrategie.

Diese Forderung wurde zwar durch die US-Regierung kürzlich abgewiesen, doch wie viel die amerikanischen Versprechungen im Kontext der NATO wert sind, ist zumindest unter seriösen Forschern und der russischen Führung hinlänglich bekannt.

Wer konsequent 2002/03 im Vorfeld der US-geführten Invasion des Irak danach verlangte, die Weiterverbreitung von Massenvernichtungswaffen zu unterbinden – der sollte, nein: müsste – nun auf die Barrikaden gehen.

Die folgenden Überlegungen seien als Denkanstoß – Minimalforderungen – gedacht:

  • Abzug aller US-Atomwaffen aus Europa.
  • Völkerrecht – Selbststimmungsrecht – für alle, inklusive der Bevölkerung der Regionen Donetsk, Lugansk, Saporoschje und Cherson, wie dies ja auch von Elon Musk vorgeschlagen, aber von Volodymyr Zelensky – wenig diplomatisch – abgewiesen wurde.
  • Abrüstung der Worte, auf allen Seiten, um „bedauerliche Zwischenfälle“ mit Atomwaffen zu verhindern.

Es sei noch darauf hingewiesen, dass Volodomy Zelensky einen NATO-Präventivschlag gegen Russland gefordert hatte. Wiewohl man sich in Kiew nahezu postwendend bemühte, die Aussagen des ukrainischen Präsidenten „zu korrigieren“, wie The Kiyv Independent festhielt, so steht die Frage im Raum, unter welchem Nürnberger Anklagepunkt man diese Tirade einordnen sollte.

Die Anklagebank sollte allerdings groß genug sein, damit auch alle aktiv involvierten Politiker und Militärs Platz nehmen können – und zwar von allen Seiten.

Jenseits von Gut und Böse

Verstehen Sie mich nicht falsch, wenn wir nicht dieselben Standards für alle Beteiligten anwenden, stehen wir nicht mehr lange am Rand des Abgrunds – sondern sind bald mittendrin.

Wie kommt man dahin, fragen Sie?

Hier haben Sie die Antwort, die Hermann Göring, Hitlers enger Vertrauter und langjähriger Weggefährte, im Herbst 1946 dem US-amerikanischen Gesprächspartner Gustave Gilbert gab (meine Hervorhebungen):

„Natürlich will das Volk keinen Krieg“, sagte Göring achselzuckend. „Warum sollte ein armer Schlucker auf einem Bauernhof sein Leben in einem Krieg riskieren, wenn das Beste, was er davon hat, ist, heil auf seinen Hof zurückzukehren. Natürlich will das gemeine Volk keinen Krieg, weder in Russland noch in England noch in Amerika und auch nicht in Deutschland. Das ist klar. Aber schließlich sind es die Führer des Landes, die die Politik bestimmen, und es ist immer ein Leichtes, das Volk mitzureißen, ob es sich nun um eine Demokratie oder eine faschistische Diktatur oder ein Parlament oder eine kommunistische Diktatur handelt.“

„Es gibt einen Unterschied“, wies [Gustave Gilbert] darauf hin. „In einer Demokratie hat das Volk durch seine gewählten Vertreter ein gewisses Mitspracherecht, und in den Vereinigten Staaten kann nur der Kongress einen Krieg erklären.

„Das ist ja schön und gut, aber ob mit oder ohne Mitspracherecht, das Volk kann immer dazu gebracht werden, den Führern zu gehorchen. Das ist ganz einfach. Man muss ihnen nur sagen, dass sie angegriffen werden, und den Pazifisten mangelnden Patriotismus vorwerfen und das Land einer Gefahr aussetzen. Das funktioniert in jedem Land auf die gleiche Weise.“

Ich gebe mich keinerlei Illusionen über das Lernen aus der Geschichte hin, aber hoffen wir doch inständig, dass sich die Vernunft über Emotion und Kriegslüsternheit durchsetzt.

In diesen Tagen werden erneut die Friedens-Nobelpreise verliehen – so sollten wir auch an Bertha von Suttner (1843-1914) erinnern, insbesondere ihren Kampf gegen die Aufrüstung und den Kriegswahn vor knapp mehr als einhundert Jahren.

„Die Waffen nieder!“, das sollte unser Ruf sein.

Bild Anima, Bertha von Suttner, Briefmarke, Deutschland 2005, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons

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