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Medial nicht beachtet: Die Existenzkrise der Großbanken der EU

Published On: 12. Oktober 2022 13:00

Dass die größten europäischen Banken ohnehin nicht gut dastehen, ist bekannt. Medial wird aber kaum thematisiert, wie dramatisch die Lage ist.

In der russischen Nachrichtenagentur TASS wurde eine Analyse über weitgehend unbeachtetes Thema veröffentlicht: Die Krise der größten Banken der EU. Da das in den Medien kaum eine Rolle spielt, habe ich die Analyse der TASS übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Mit Blick auf die Krise 2008: Erwarten wir den Bankrott der drei größten europäischen Banken?

Anfang Oktober 2022 gibt es für mittelfristig orientierte Anleger einen neuen und ernsthaften Grund zur Sorge. Es geht um die Probleme der großen europäischen Finanzinstitute Credit Suisse (CS, Schweiz), Societe Generale (GLE, Frankreich) und Deutsche Bank (DB, Deutschland).

Aus formaler Sicht ist der wahrscheinliche Zusammenbruch nationaler systemrelevanter Finanzinstitute möglicherweise nicht die Ursache für eine neue Wirtschaftskrise von regionalem oder globalem Ausmaß. Aber es wäre sicherlich ein Vorzeichen dafür.

Erinnern Sie sich?

Es sei daran erinnert, dass der Vorläufer der globalen Finanzkrise von 2008 das Ausscheiden der nordamerikanischen Investmentbanken Bear Stearns und Lehman Brothers aus dem internationalen Finanzgeschehen war. Etwa zur gleichen Zeit gerieten auch Giganten wie Fannie Mae und Freddie Mac, die größten US-Hypothekenagenturen, und American International Group (AIG), der größte Versicherer der Welt, ins Wanken.

Die drei letztgenannten Organisationen wurden jedoch mit Unterstützung der US-Regierung und der Fed gerettet, ebenso wie einige andere Vertreter des Finanzsektors in Übersee. Dahinter stand das angeblich sinnvolle Konzept „Too big to fail“. Dabei geht es darum, dass der kumulative Multiplikatorschaden eines Ausfalls systemrelevanter Unternehmen zu groß ist, um sie bankrott gehen zu lassen.

In so einer Situation werden die Finanzlöcher durch direkte oder indirekte Unterstützung des Staates und der Zentralbank gestopft. Die Geschäftspartner von in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen vermeiden den Konkurs und schreiben ihre betroffenen Vermögenswerte ab. Ihre Eigentümer und Aktionäre erleiden jedoch weiterhin Verluste. Im schlimmsten Fall sind sie ganz aus dem Spiel.

Die Aktienkursentwicklung

Kehren wir zur aktuellen Situation zurück. Bevor wir uns mit den Problemen der größten europäischen Banken befassen, lohnt sich ein Blick auf die Entwicklung ihrer Aktien. Das ist ein guter Hinweis auf das Ausmaß der derzeitigen Risiken.

Die an der NYSE notierten Depositary Receipts des Schweizer Finanzkonglomerats Credit Suisse Group AG (CS) erreichten erst am 3. Oktober 2022 ein Allzeittief von 3,70 Dollar. Zu diesem Zeitpunkt waren sie noch genau ein 21-stel ihres historischen Höchststandes von 77,40 Dollar wert. Und seit Ende 2021 sind sie um das 2,6-fache gefallen. Später gelang es diesen Wertpapieren, sich von dem extrem niedrigen Niveau zu erholen, nachdem der Emittent angekündigt hatte, eigene Schuldverschreibungen in Höhe von bis zu 3 Milliarden Schweizer Franken, also etwa 3 Milliarden Dollar, auf dem Markt zu kaufen.

Die Inhaber von in den USA gehandelten Aktien der Deutschen Bank AG (DB) haben schon schlimmere Zeiten erlebt – beim weltweiten Ausbruch des Coronavirus im Frühjahr 2020. Damals stürzte der Kurs auf 4,99 Dollar ab. Dennoch sind diese Wertpapiere seit Ende letzten Jahres um fast 40 Prozent gefallen. Bei ihrem Höchststand (140,04 Dollar) im Mai 2007 waren sie das 18-fache ihres aktuellen Wertes (etwa 7,70 Dollar) wert.

Die Aktien des französischen Finanzkonglomerats Societe Generale (GLE) wurden am 11. Oktober 2022 an der europäischen Börse Euronext mit rund 21,30 Euro gehandelt. Seit Ende 2021 sind sie um rund 30 Prozent gesunken. Sie kosten jetzt ein 6,7-stel von ihrem historischen Höchststand (142,89 Euro). Ihr historischer Tiefstand (10,80 Euro) wurde im September 2020 erreicht. Damals waren sie im Zuge der „Coronavirus“-Börsenpanik aggressiven Verkäufen ausgesetzt.

Wie wir sehen können, zeigt der aktuelle Rückgang all dieser Wertpapiere seit Ende letzten Jahres und im Verhältnis zu den historischen Höchstständen deutlich, dass es für die drei großen europäischen Kreditinstitute nicht gut aussieht.

Ein weiteres indirektes Anzeichen für die bevorstehenden Probleme der europäischen Banken ist der Wertanstieg der Versicherungsinstrumente, die gegen den Ausfall ihrer Verpflichtungen schützen (Credit Default Swaps, CDS). Anfang Oktober zeigte der CDS-Satz eine Wahrscheinlichkeit von 23 Prozent an, dass die Credit Suisse ihre Anleihen innerhalb von fünf Jahren nicht mehr bedienen kann.

Der CDS-Satz sollte jedoch nicht als erschöpfendes objektives Kriterium angesehen werden. Dieser Mechanismus war bereits vor der Krise von 2008 mit erheblichen Mängeln behaftet. Damals stellte sich heraus, dass gewichtete mathematische Modelle kein starres Dogma für die Preisbildung dieser Instrumente sind.

Außerdem verbergen sich hinter dem „Türschild“ der heutigen Großbanken oft stark verzweigte Finanzkonglomerate. Die Erfahrung zeigt, dass schwerwiegende Probleme in einzelnen Abteilungen von Banken so lange verborgen bleiben können, bis sie nicht mehr zu verbergen sind. In dieser Hinsicht kann ein eher niedriger CDS-Satz ein falsches Gefühl der Nachhaltigkeit von Unternehmen in Schwierigkeiten vermitteln.

Der mediale Hintergrund

Als Nächstes sollten wir auf den negativen mittelfristigen medialen Hintergrund achten, der sich um alle oben genannten Banken gebildet hat. Es ist kein Geheimnis, dass für starke Marktbewegungen keine bestätigten Fakten nötig sind. Oft reichen schon alarmierende Gerüchte aus.

Es gibt mehr als genug negative Nachrichten über die Credit Suisse Bank. Die Organisation wird seit etwa zwei Jahren von zahlreichen Skandalen und großen Verlusten heimgesucht. Neben rein geschäftlichen Misserfolgen wurde das Unternehmen beschuldigt, seine Mitarbeiter auszuspionieren, gegen die Coronavirus-Quarantäne zu verstoßen und „schmutziges Geld“ zu waschen. Vertrauliche Informationen, die den Medien zugespielt wurden und die, wie man so schön sagt, eher harmloser Natur waren, fielen also auf fruchtbaren Boden.

Es handelt sich um ein internes Schreiben des CEO der Credit Suisse, Ulrich Kerner. Der Topmanager wollte das Personal vor der für den 27. Oktober vorgesehenen Veröffentlichung des Umstrukturierungsplans der Bank beruhigen und disziplinieren. Das wurde am Freitag, den 30. September bekannt. Zu Beginn der neuen Handelswoche kursierten Gerüchte, wonach die Geschäftsleitung des Kreditinstituts die wichtigsten Kunden und Geschäftspartner kontaktiert hat, um ihnen die Stabilität des Unternehmens zu versichern.

Anleger und Spekulanten haben diese Signale als schlechtes Zeichen gewertet. Ähnlich verhielt sich das Management der Investmentbank Bear Stearns vor ihrem Zusammenbruch. Diesmal war der Herdentrieb vieler kleiner Händler in vollem Gange. Über soziale Netzwerke und Fachforen verbreitete sich sofort Panik unter einer Vielzahl von Privatanlegern. Am darauffolgenden Montag erreichte die CS-Aktie ein neues Allzeittief. Doch zum Ende der Woche waren sie bereits wieder um 31 Prozent gestiegen.

Am letzten Septembertag, als die Gerüchte über die Credit Suisse zu kursieren begannen, wurde auch die bevorstehende Ablösung des CEO der französischen Finanzgruppe Societe Generale bekannt. Slawomir Krupa wird Frédéric Oudea im Mai 2023 ersetzen. Es ist auch möglich, dass das viel früher passiert.

Der Name von Slawomir Krupa ist mit der erfolgreichen Bewältigung der Krise verbunden, die durch den großen Verlust in Höhe von 4,9 Milliarden Euro verursacht wurde, der auf das fahrlässige Handeln des Bankhändlers Jerome Kervel im Jahr 2008 zurückzuführen ist. Die Societe Generale stand aufgrund dieser Situation bereits am Rande des Konkurses.

Diese Geschichte ist jedoch nicht so einfach und eindeutig. In dem anschließenden Gerichtsverfahren wurde der unglückliche Händler aufgefordert, der Bank den verlorenen Betrag in voller Höhe zu erstatten. Im Jahr 2016 gelang es ihm, von seinem ehemaligen Arbeitgeber 450.000 Euro als Entschädigung für eine „ungerechtfertigte Entlassung“ zu erhalten. Der Bank ist es nicht gelungen, die völlige Unbeteiligtheit ihres eigenen Händlers an dem Verfahren nachzuweisen.

Es besteht kein Zweifel daran, dass diese Geschichte langfristig einen schweren Schlag für die Kapitalisierung und den Ruf der Gruppe Societe Generale bedeutet. Es war auch ein weiteres Beispiel für die Tendenz der Finanzunternehmen, Streit so weit wie möglich unter dem Teppich zu halten.

Der jüngste Skandal im Zusammenhang mit der Gruppe war der Vorwurf, dass ihre brasilianische Niederlassung Wechselkurse manipuliert hat. Erwähnenswert ist auch, dass die Société Générale am Ende des zweiten Quartals 2022 einen Nettoverlust von 1,48 Milliarden Euro verzeichnete, der auf hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit dem dringenden Verkauf russischer Vermögenswerte zurückzuführen ist.

Die ernsten Probleme der Deutschen Bank, des größten Kreditinstituts der EU, haben ihre Wurzeln ebenfalls in der alten globalen Finanzkrise von 2008. Sie wird auch als das größte Problem für das globale Finanzsystem bezeichnet. Abgesehen von den rein marktbedingten Verlusten, die durch Fehlinvestitionen und „toxische“ Vermögenswerte in ihrer Bilanz verursacht wurden, ist die Bank mit einer Reihe von Finanzskandalen in Verbindung gebracht worden. Dabei handelt es sich um die für Finanzunternehmen üblichen Vorwürfe der Marktmanipulation, der Geldwäsche und der Verletzung der von den USA verhängten internationalen Sanktionen.

Anfang 2017 erklärte sich die Deutsche Bank beispielsweise bereit, den US-Behörden 7,2 Milliarden Dollar an Bußgeldern und Entschädigungen zu zahlen, weil sie vor der Krise 2008 problembehaftete Hypothekenanleihen verkauft hatte. Es sei daran erinnert, dass die Deutsche Bank nach wie vor der größte Inhaber von in Schwierigkeiten geratenen EU-Staatsanleihen ist.

Mitte 2022 befand sich die Deutsche Bank in einem Modus der Sparmaßnahmen und des Stellenabbaus, um ein finanzielles Gleichgewicht zu finden. Um die finanzielle Situation des Unternehmens zu verstehen, genügt es zu erwähnen, dass einige ihrer Top-Manager gebeten wurden, auf ihre monatlichen Gehälter zu verzichten, um das Unternehmen vor dem Konkurs zu retten.

Der unerwartete externe Schlag, der eine weitere Verkaufswelle bei den DB-Aktien auslöste, war die Nachricht von der Sabotage der Unterwasserpipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Es liegt auf der Hand, dass sich eine so große Bank nicht von den sich verschärfenden Problemen der deutschen und der EU-Wirtschaft distanzieren kann.

Finanzielle Löcher stopfen

Wie Sie sehen können, werden die seit langem bestehenden Finanzprobleme der Credit Suisse, der Societe Generale und der Deutschen Bank jetzt durch die aufkeimende regionale Energiekrise und die geopolitische Instabilität in Osteuropa noch verschärft. Die ohnehin schon schwierige Situation im europäischen Bankensektor hat sich durch den Zinserhöhungszyklus der EZB noch verschärft. Die derzeitige Kreditverknappung wird es den Banken nicht erlauben, ihre Finanzlöcher wie üblich mit immer mehr billigen Krediten zu stopfen.

Offen gesagt, sehen die mittelfristigen Aussichten aller drei Finanzkonglomerate angesichts der sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen fast schon düster aus. In so einem Szenario wäre nur ein Kreditgeber der letzten Instanz wie die EZB in der Lage, die Situation zu retten. Die Verstaatlichung oder Umstrukturierung mit Unterstützung der nationalen Regierungen könnte eine weitere Option sein, um das Problem zu lindern.

Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass alle drei problematischen Finanzinstitute auf der globalen Liste der systemrelevanten Banken (G-SIBs) stehen. Die in dieser Liste aufgeführten Banken sollten bei schwerwiegenden Problemen bedingungslose Unterstützung erhalten, auch auf staatlicher Ebene.

Auf dieser Grundlage würde ich nicht erwarten, dass Credit Suisse, Societe Generale und Deutsche Bank in den kommenden Monaten und Jahren in Konkurs gehen. Stattdessen sollte es Rettungsversuche durch die EZB und die europäischen Regierungen geben. Ein solches Szenario ist jedoch keine Garantie dafür, dass die Aktien der in Schwierigkeiten geratenen Banken noch etwas wert sind und weiterhin an den Börsen gehandelt werden.

Abschließend ist anzumerken, dass das bewährte makroökonomische Konzept „Too big to fail“ mit der Bekanntgabe der Wirtschaftsnobelpreisträger für 2022 plötzlich eine neue Farbe angenommen hat. Einer der Nobelpreisträger ist der berühmt-berüchtigte Ben Bernanke. Das wissenschaftliche Verdienst des ehemaligen US-Notenbankchefs besteht darin, dass er die lebenswichtige Bedeutung der Vermeidung von Bankenzusammenbrüchen für die Wirtschaft in Zeiten der Rezession und Depression belegt hat.

Ende der Übersetzung


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