der-spiegel-und-seine-„propaganda-bombe“

Der Spiegel und seine „Propaganda-Bombe“

Published On: 26. Oktober 2022 5:00

Der Spiegel hat über die Evakuierung von Cherson berichtet, wobei der Artikel in Anlehnung an seine eigene Überschrift nur als „Propaganda-Bombe“ des Spiegel bezeichnet werden kann.

Darüber, dass Cherson wegen der Gefahr durch ukrainischen Beschuss evakuiert wird, habe ich schon öfter berichtet. Russland bietet den Menschen aus Cherson nicht nur an, dass sie kostenlos in Hotels und Erholungsheimen in anderen russischen Regionen ihrer Wahl untergebracht werden können, wo ihre Kinder auch direkt in die Schule gehen können. Das Angebot umfasst weit mehr. So hat jeder Flüchtling Anspruch auf eine Einmalzahlung von 100.000 Rubel (derzeit etwa 1.650 Euro) für wichtige Anschaffungen und für diejenigen, die nicht nach Cherson zurückkehren wollen, gibt der russische Staat „Wohnraumzertifikate“ aus.

Die Zertifikate sind eine Art Gutschein für eine bestimmte Anzahl von Quadratmetern Wohnfläche, die von der Anzahl der im Haushalt lebenden Menschen abhängt. Es handelt sich dabei nicht etwa um kostenlose Mietwohnungen, sondern um den Kauf von Eigentumswohnungen. Der Wert der Zertifikate entspricht dem mittleren Quadratmeterpreis in Russland. Das bedeutet, dass man in den Metropolen Petersburg oder Moskau zwar deutlich weniger Wohnraum damit erwerben kann, in der russischen Provinz hingegen kann man damit auch wesentlich größere Wohnungen erwerben. Die Zertifikate sind also das Eigenkapital zum Kauf einer Wohnimmobilie, die der russische Staat den Flüchtlingen aus Cherson kostenlos übergibt. Übrigens sind die ersten Flüchtlinge aus Cherson dank dieser Zertifikate in anderen russischen Regionen bereits in ihre neuen Eigenheime eingezogen.

Die „Propaganda-Bombe“ im Spiegel

Das erfährt der Spiegel-Leser allerdings nicht. Stattdessen hat der Spiegel einen Artikel mit der Überschrift „Evakuierung von Cherson – Russlands Propaganda-Bombe“ veröffentlicht, der mit folgender Einleitung beginnt:

„In Cherson inszenieren sich die russischen Besatzer als Retter. Sie schüren Ängste vor einem Schlag der ukrainischen Armee, der Stadt drohe die Überflutung oder gar eine »schmutzige Bombe«. Bei wem verfängt das?“

Der Spiegel hat natürlich keine Redakteure, die in letzter Zeit in Cherson gewesen sind und sich selbst ein Bild von der Lage in der Stadt gemacht haben. Stattdessen beruft sich der Spiegel auf angebliche Informanten aus Cherson, mit denen der Spiegel in Kontakt stehen will, deren Identität er aber nicht verrät. Es kann also niemand – nicht einmal die Spiegel-Redaktion selbst – den Wahrheitsgehalt der Aussagen überprüfen. Das hindert den Spiegel aber nicht daran, einen langen Artikel mit einer so reißerischen Überschrift zu schreiben.

Die Rückkehr der Ukraine bedeutet Lebensgefahr für Zivilisten

Der Spiegel schreibt zum Beispiel:

„Jetzt ist wieder die Angst am Hebel. Mit der Gegenoffensive der ukrainischen Armee drohe Zivilisten in Cherson der Tod, behauptet Moskau. James nennt das »Psychoterror«. Er will bleiben – obwohl ihn seit Tagen SMS ohne Absender erreichen, die zum Verlassen der Stadt auffordern: »Beginnen Sie sofort mit der Evakuierung«, heißt es in Textnachrichten, die er und andere Bewohner der Stadt dem SPIEGEL weitergeleitet haben.“

Für den Spiegel-Leser klingt es natürlich unglaubwürdig, dass die Rückkehr der ukrainischen Armee für Zivilisten in Cherson Lebensgefahr bedeutet. Das liegt daran, dass der Spiegel seinen Lesern nie berichtet hat, wie die ukrainische Armee in den bei Charkow zurückeroberten Gebieten wütet. Ich erinnere daran, dass Anton Geraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums, dazu kürzlich öffentlich gesagt hat:

„Es ist eine Jagd auf Kollaborateure ausgerufen worden und ihr Leben ist nicht durch das Gesetz geschützt. Unsere Geheimdienste eliminieren sie und erschießen sie wie Schweine“

Die Warnung der Russen vor der ukrainischen Armee ist also keineswegs aus der Luft gegriffen oder unbegründet.

Was Spiegel-Leser (nicht) erfahren

Der Spiegel beruft sich auf zwei Menschen aus Cherson, die er mit veränderten Namen vorstellt. Man kann in dem Spiegel-Artikel lesen:

„Wie James heißt Jekaterina eigentlich anders. Auch sie hat dem SPIEGEL in den vergangenen Wochen mehrmals die Lage in Cherson geschildert. Jekaterina jedoch sympathisiert mit den Besatzern. Seit die Kremlpartei Einiges Russland in Cherson aktiv ist, hat Jekaterina sie als Freiwillige unterstützt. Nicht zum ersten Mal schwärmt sie von den Gratis-Angeboten, die Russland den Bewohnern mache.

Wie es nach der versprochenen Kur weitergeht, weiß sie nicht. Nach Cherson wolle sie erst zurück, wenn es dort »ruhig« sei. Sollte die Ukraine Cherson zurückerobern, fürchtet Jekaterina Repressionen. Dem SPIEGEL leitet sie eine Nachricht weiter: »Wir sind schon unterwegs«, heißt es darin auf Ukrainisch. Mit Kollaborateuren mache man kurzen Prozess. Von wem die Nachricht stammt, weiß sie nicht, unterschrieben hat ein Mann, deren Namen sie nicht kennt.“

Dass Russland sich um die Flüchtlinge aus Cherson kümmert, legt der Spiegel in seinem Artikel einer jungen Frau in den Mund, die „jedoch mit den Besatzern sympathisiert“ – das macht die Aussage für den Spiegel-Leser natürlich unglaubwürdig. Stattdessen könnte der Spiegel ja auch darüber berichten, welche „Gratis-Angebote“ Russland den Flüchtlingen aus Cherson wirklich macht. Aber das braucht der Spiegel-Leser ja nicht zu erfahren.

Gleiches gilt für die Chatnachrichten, die ukrainische Nazis an Menschen verschicken, und vor allem dafür, dass die Offiziellen in Kiew den Menschen offen den Tod androhen, wenn Kiew die Gebiete zurückerobern sollte. Aber auch das braucht der Spiegel-Leser ja nicht zu erfahren.

Stattdessen ordnet der Spiegel das unmittelbar im Anschluss sofort ein, damit die Spiegel-Leser wissen, was sie denken sollen:

„Juri Sobolewskyj hält Nachrichten wie diese für einen Fake der Russen. Der stellvertretende Vorsitzende des Regionsrats von Cherson hat die Stadt vor einigen Wochen verlassen, steht aber weiter mit Bewohnern im Kontakt. »Die Besatzer versuchen, eine Atmosphäre maximaler Panik zu schüren. Das ist ein Element psychologischer Kriegsführung.«“

Ich war erst vor vier Wochen in Cherson und dass dort versucht wird, Panik zu schüren, kann ich bestätigen. Allerdings sind es die Ukrainer mit ihren Drohungen und dem Beschuss ziviler Ziele, die dort versuchen, Panik zu schüren.

Der Kachovka-Damm

Dann kommt im Spiegel wieder der Hinweis auf den Kachovka-Staudamm:

„Dennoch fürchtet auch Sobolewskyj eine Katastrophe am Kachowka-Staudamm. International wächst die Sorge vor russischen False-Flag Aktionen. »Leider ist es sehr wahrscheinlich, dass Russland den Damm zerstört«, sagt Sobolewskyj. Ukrainisches Personal habe keinen Zugang mehr, ukrainische Geheimdienste berichten, der Damm sei bereits vermint. Auch das US-amerikanische Institute for the Study of War geht davon aus, dass Russland versuchen wird ihn zu sprengen, um den Rückzug der eigenen Kräfte zu schützen. Sobolewskyj schätzt, dass dann mehr als 100.000 Menschen überflutet würden. Allein in Cherson lebten derzeit noch rund die Hälfte der einst 300.000 Einwohner. Hinzu kommen knapp 80 weitere Orte entlang des Dnjepr.“

Auch an dem Staudamm war ich zwei Mal und ich habe die Schäden, die der ukrainische Beschuss der letzten Wochen angerichtet hat, selbst gesehen. Dass Russland den Staudamm zerstören will, ist schlicht Unsinn, weil Russland sich damit selbst schaden würde, wie ich schon ausgeführt habe.

Der Spiegel lügt wie gedruckt

Danach wird es in dem Spiegel-Artikel noch unglaublicher:

„Sorge bereitet weiter auch Sergej Schoigus wiederholte Behauptung, die Ukraine plane den Einsatz einer »schmutzigen Bombe«. Gleich mehrfach hatte der russische Verteidigungsminister jüngst mit Nato-Regierungen telefoniert.

Russlands Narrativ von einer »schmutzigen Bombe« der Ukraine ist nicht neu. Schon im Februar hatte Putin von solchen Plänen gesprochen, ohne je einen Beleg dafür zu liefern. Fast zeitgleich hatte Russland ukrainische Angriffe im Donbass vorgetäuscht – um die Ukraine wenige Tage später selbst zu überfallen. Kiews Außenminister Dmytro Kuleba warnte auch deshalb, Russland werfe anderen oft genau das vor, was es selbst plane.“

Man muss es erst einmal hinbekommen, so viele Lügen in so wenig Text zu packen. Also der Reihe nach.

Erstens: Putin hat keinen Beleg für Kiews Drohungen mit Atombomben geliefert? Das muss Russland auch gar nicht, denn der ukrainische Präsident Selensky hat das selbst am 19. Februar auf der Müncher Sicherheitskonferenz angedroht. Aber da der Spiegel darüber nie berichtet hat, kann er seine Leser bei dem Thema dreist lügen.

Zweitnes: Russland hat im Februar „ukrainische Angriffe im Donbass vorgetäuscht – um die Ukraine wenige Tage später selbst zu überfallen„? Echt jetzt? Kiew hat den Beschuss des Donbass im Februar massiv verstärkt, was nicht etwa die Russen behaupten oder gar „vorgetäuscht“ haben, sondern was man in den OSZE-Berichten der Zeit nachlesen kann. Aber darüber hat der Spiegel seine Leser nie informiert, weshalb er seine Leser heute so dreist belügen kann.

Drittens: Dass der ukrainische Außenminister Russland vorwirft, anderen das vorzuwerfen, was es selber tut, ist folgerichtig genau umgekehrt – das tut Kiew am laufenden Band und der Spiegel verbreitet die Lügen aus Kiew in Deutschland.

Ich bin vom Spiegel ja einiges gewöhnt, aber dieser Artikel bekommt auf der nach oben offenen Spiegel-Lügenskala eine der höchsten Punktzahlen, die der Spiegel bisher erreicht hat. Der Spiegel, das zeigt die Erfahrung, ist aber immer noch steigerungsfähig, weshalb die Spiegel-Lügenskala ja auch nach oben offen ist.


In meinem neuen Buch „Inside Corona – Die Pandemie, das Netzwerk und die Hintermänner – Die wahren Ziele hinter Covid-19“ zeige ich anhand von umfangreichen zugespielten Datenanalysen, wie die Pandemie durch diverse Organisationen in mehreren Phasen vorbereitet wurde, wobei die aktive Vorbereitungsphase etwa 2016/2017 begann. Darüber hinaus zeigen die Daten auch, welche übergeordneten Ziele diese Organisatoren verfolgen und wie die Pandemie ihnen den Weg zur Erreichung dieser Ziele ebnet.

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

Hier geht es zum neuen Buch