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Ist die EU wirtschaftlich noch zu retten?

Published On: 26. Oktober 2022 11:00

Viele Industrien der EU sind dabei, in die USA abzuwandern, weil sie aufgrund der hohen Energiepreise in Europa nicht mehr wirtschaftlich arbeiten können.

Dass die EU wirtschaftlich vor die Hunde geht, weil die aufgrund der Russland-Sanktionen hohen Energiepreise für viele Branchen eine wirtschaftlich rentable Produktion in Europa unmöglich machen, ist nicht neu. Bei der russischen Nachrichtenagentur TASS ist eine tiefgründige Analyse zu dem Thema erschienen, die ich übersetzt habe.

Beginn der Übersetzung:

Winter 2023/24: Der Punkt ohne Wiederkehr für die EU?

Im Jahr 2022 löste die Alte Welt durch ihre Absage an russische Gaslieferungen einen sprunghaften Anstieg der Gaspreise aus. Wenn die Energiepreise nicht innerhalb von 12 Monaten sinken, werden die Unternehmen der Alten Welt keine andere Wahl haben, als ihre Produktion in Länder mit billigeren Strompreisen – Nordamerika oder Asien – zu verlagern.

Ende 2021 kam es zu einem Ereignis, das zunächst nur von Fachleuten bemerkt wurde. Die Kosten für Gas, die überall in der westlichen Welt gestiegen waren, begannen in der Europäischen Union schneller zu steigen als in Nordamerika. Im Sommer 2022 erreichte der Abstand kritische Werte: bis zum Dreifachen im Juli und bis zum Siebenfachen im Frühherbst. Würden die Preise überall gleich stark steigen, würde die Kostenlast von den Verbrauchern getragen werden. Da die Energiepreise in den USA und Kanada jedoch niedriger sind, kann etwas anderes passieren: Die Produktion könnte sich nach Übersee verlagern. Die wichtigste Frage dieser Monate ist die Sicherheitsmarge der Alten Welt. Bei Volkswagen wird eine Verlagerung von Fabriken erörtert, wenn die Gaspreise nicht innerhalb von sechs Monaten fallen. Der ehemalige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis hält die Frist von einem Jahr bis zum Winter 2023/24 für kritisch.

Ohne Gas läuft nichts

Es ist diese schwebende Alternative – die Möglichkeit einer schnellen Abwanderung nach Nordamerika -, die für die Wirtschaft der EU am schädlichsten ist. Laut einer Umfrage unter deutschen Unternehmern betrachten 90 Prozent der deutschen Unternehmen die steigenden Energiepreise als „existenzielles Problem“ und jedes fünfte Unternehmen erwägt bereits eine Verlagerung ins Ausland.

Dieser Trend betrifft Wirtschaftszweige, die ohne großen Energieverbrauch nicht denkbar wären: Metallurgie, Chemie, Autos, Papier, Glas, Keramik, Zement, Düngemittel. Überall werden erhebliche Verluste gemeldet, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß: in der chemischen Industrie um 8 Prozent und in der Düngemittelproduktion bis zu 70 Prozent. Häufig wird die 10 genannt: Jedes zehnte deutsche Automobilunternehmen hat seine Produktion gekürzt und jedes zehnte Unternehmen in Deutschland musste die Produktion entweder drosseln oder einstellen.

Ein Teil der Verantwortung für diesen Rückgang liegt in der Flucht des ausländischen Kapitals, für das es psychologisch leichter ist, abzuwandern. Im Sommer kündigte der Stahlhersteller ArcelorMittal die Schließung seines Bremer Werks und die Verkleinerung seines Berliner Werks an, da die Rentabilität in Texas gestiegen und in Europa gesunken ist. Zugleich weigerte sich der Amerikaner Elon Musk, in die deutsche Wirtschaft zu investieren. Eigentlich sollte seine Firma Tesla in Brandenburg Batterien für Elektroautos produzieren, doch der reichste Mann der Welt änderte seine Pläne und entschied sich für die Montage im eigenen Land. Internationalen Unternehmen folgen einheimische Industrielle aus der Alten Welt, vor allem solche mit bestehenden Anlagen in Nordamerika: Die niederländische OCI, die dänische Pandora und die deutsche Volkswagen haben allesamt zusätzliche Investitionen in die US-Wirtschaft angekündigt.

Die Rezession, auf die die Alte Welt zusteuert (in Deutschland wird ein Minus von 2,3 Prozent erwartet), ist für die dortigen Statistiken nichts Neues: Im Jahr 2020 ist die deutsche Wirtschaft bereits um fünf Prozent geschrumpft. Der durch die Pandemie verursachte Rückgang versprach jedoch eine rasche Erholung, die im Jahr 2021 eingetreten ist. Im Falle einer möglichen Verlagerung von Produktionsanlagen ist die Situation jedoch ernster. Im Gegensatz zu Cafés und Restaurants, die aus Gründen der Corona-Maßnahmen geschlossen und wiedereröffnet wurden, werden die heute bedrohten Branchen, wenn überhaupt, nur einmal schließen, da sie nicht an einen Standort gebunden sind. Indem die USA die Unternehmen aus der Alten Welt abziehen, ebnen sie für sich selbst den Weg aus der Krise, verschließen ihn aber für die EU.

Ist das Ende von Gas das Ende von Europa?

Im Jahr 2022 fällt der Reindustrialisierungskurs der USA mit gefährlichen Arbeitsplatzverlusten in Europa zusammen. Im Frühjahr berichtete Präsident Biden seinen Wählern von dem „wunderbaren Schauspiel“, das sich um sie herum abspielt: „In diesem Augenblick geschieht etwas. […] Die Freude darüber, Waren den Stempel ‚Made in America‘ aufzudrücken, kehrt zurück, die Freude darüber, dass unsere Industrie neuen Schwung bekommen hat. Die Freude darüber, dass Unternehmen hier in unserem Land Fabriken bauen, während sie das vor nicht allzu langer Zeit noch im Ausland getan haben.“ In dem Bestreben, das Geld amerikanischer Investoren zurück in die Heimat zu bringen, setzt Biden die Politik seines Vorgängers Trump fort: Im August wurden im verarbeitenden Gewerbe der USA 1,4 Millionen neue Stellen geschaffen, womit das Niveau von 2019 um 60.000 übertroffen wurde.

Die alte Welt hat Grund zu der Befürchtung, dass sich dieser Trend auf ihre Kosten fortsetzt. Ende Oktober zahlen die Amerikaner etwa 300 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas, während man in der EU tausend oder mehr zahlt, wobei die Lieferungen von arabischen Partnern abhängen. In den USA gibt es dieses Problem nicht. Dank der Frackinggasrevolution in den 2010er Jahren wurde Amerika zum größten Öl- und Gasproduzenten der Welt. Das bedeutet nicht, dass die USA nicht von den Preisentwicklungen abhängen, aber sie haben die Möglichkeit, diese selbst zu beeinflussen, indem sie früher angelegte Reserven auf den Markt werfen. Darüber hinaus verbleiben die Einnahmen aus dem Verkauf von Rohstoffen in der US-Wirtschaft und stärken die Binnennachfrage.

Ein wichtiges Argument für die Verlagerung der Produktion aus der Alten Welt in die Neue Welt ist die Nähe zu den Verbrauchern, die ihre Zahlungsfähigkeit bewahren. Deutsche Autos, die für den US-Markt hergestellt werden, sind in Amerika billiger zu produzieren und im wachsenden Pazifikraum leichter zu verkaufen. In der Vergangenheit wurde das vernachlässigt, was zu dem Handelsüberschuss zugunsten der EU-Länder führte, der Präsident Trump verärgerte. Die Energiekrise könnte den Handelsüberschuss zum Verschwinden bringen.

Kolumbus folgen

Die Möglichkeit des bevorstehenden Umzugs europäischer Unternehmen hat in den USA bereits für Aufregung gesorgt. Pat Wilson, Sprecher des Wirtschaftsministeriums von Georgia, hat sich direkt an deutsche Unternehmen gewandt und sie aufgefordert, die Vorteile der Neuen Welt in Betracht zu ziehen: „Unsere Energiekosten sind niedrig, unsere Netze sind stabil, und wenn Sie sich hier ansiedeln, reduzieren Sie den CO2-Ausstoß“, man spart also schädliche Emissionen beim Transport von Waren über den Ozean. Virginia und Oklahoma stehen dem nicht nach: Auch sie haben ein besonderes Interesse an Investoren aus der EU verkündet.

Auf der anderen Seite des Atlantiks ist der Ton ein anderer. Nach der Verhängung von Sanktionen gegen Russland sind die Europäer gezwungen, amerikanisches Flüssiggas zu kaufen, wobei sie festgestellt haben, dass die Preise für das Gas auf dem amerikanischen Inlandsmarkt und bei der Lieferung ins Ausland erheblich voneinander abweichen. Die Staats- und Regierungschefs Deutschlands und Frankreichs warten nun auf einen Rabatt aus den USA, um ihre Volkswirtschaften zu stabilisieren.

Im Oktober bezeichnete der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck die Kosten für US-Gas als „unrealistisch“ und forderte „Solidarität“ von den USA, die „von einer Eindämmung der Gaspreise profitieren“ würden. Habecks Kollege Bruno Le Maire, der französische Wirtschafts- und Finanzminister, legte die Arithmetik offen, die ihm missfällt: Die Amerikaner verkaufen Flüssiggas an die Europäer zu einem Preis, der viermal so hoch ist wie in den USA. Am 21. Oktober stimmte Emmanuel Macron in den allgemeinen Chor ein: „Die amerikanische Wirtschaft trifft Entscheidungen zugunsten ihrer Vorteile, das respektiere ich, aber sie messen mit zweierlei Maß.“ Diese Äußerungen sind ein schwaches Argument. Die Europäer haben Norwegen schon früher um einen Gasrabatt gebeten, aber genauso vergeblich.

Die Energiekrise von 2022 hat unmissverständlich gezeigt, dass die Interessen der Amerikaner und der Europäer trotz der Bündnisbeziehung in Wirklichkeit unterschiedlich sind. Washington profitiert vom Einsatz politischer Druckmittel, um die EU von den preiswerten russischen Energieträgern abzuschneiden und sie zu zwingen (schließlich gibt es nirgends freie Mengen), das zu kaufen, was übrig bleibt – amerikanisches Gas. Russische Gasexporte in die EU haben die Verbraucher im Jahr 2021 100 Milliarden Dollar gekostet. Es liegt im direkten Interesse der Amerikaner, so viel wie möglich davon zu übernehmen. Und wenn ein Nebeneffekt des Preisanstiegs darin besteht, dass die europäischen Volkswirtschaften strukturell geschwächt werden, können die USA auch davon nur profitieren. Der Traum von Donald Trump, das Handelsungleichgewicht mit der EU auszugleichen, könnte damit Wirklichkeit werden.

Wird Europa entführt?

Im Spätherbst 2022 liegt der Ball bei der EU. Die Regierungen in der Alten Welt bemühen sich, die doppelte Herausforderung zu meistern, die Wirtschaftsblockade gegen Russland aufrechtzuerhalten und die Gaspreise niedrig zu halten. Der wichtigste Trumpf in den Händen der Regierungen ist die Sicherheitsmarge ihrer Volkswirtschaften. Die in den besten Jahren angesammelten Reserven können genutzt werden, um die Gaspreise zu senken. Das ist in Deutschland der Fall, wo man sich darauf geeinigt hat, 200 Milliarden Euro dafür auszugeben.

Berlin und Paris setzen darauf, dass eine zu schnelle Verlagerung der Produktionsanlagen aufgrund der Natur des Prozessablaufs unmöglich ist. Die chemische Industrie, die besonders auf Gas angewiesen ist, ist ein wirtschaftliches Konglomerat von miteinander verbundenen Branchen. Historisch gesehen befinden sie sich in Europa in unmittelbarer Nähe zueinander. Einzeln umzuziehen, ist schwierig für sie, daher werden sie sich zumindest in den kommenden Monaten weiterhin an die Alte Welt klammern. Die Europäer hoffen, dass diese Zeit ausreicht, um die Schieflage umzukehren, die ihre Volkswirtschaften vernichtet.

Und wenn nicht? Katar hat Deutschland gewarnt, dass die Schwierigkeiten bei den Gaspreisen und die Versorgungsrisiken auf absehbare Zeit – bis 2025 – anhalten werden. Dieselbe Ansicht vertritt auch das Top-Management von Shell. Je länger sich die Krise hinzieht, desto mehr wird der Überlebensinstinkt der Unternehmen und nicht die Suche nach entgangenen Gewinnen sie dazu bewegen, umzuziehen. Es ist klar, dass einige in der Branche nicht in der Lage sind, mit den hartnäckig hohen Rohstoffpreisen zu überleben.

Für die EU als Ganzes ist das eine schlechte Nachricht, ebenso wie die Nachricht, dass die Alte Welt aufgrund der Verlagerungen im Jahr 2022 von einem Zinkexporteur zu einem Importeur werden wird. Der Düngemittelsektor, der in hohem Maße von Gaslieferungen abhängt, ist als nächster an der Reihe – hier drohen als erstes Verlagerungen und Konkurse. Die EU verliert allmählich ihre Eigenständigkeit und sieht sich mit der Aussicht konfrontiert, zu einer Union von Agrarländern zu werden, die zwar auch für ihre Kultur und Geschichte bekannt sind, die aber nach den glanzvollen Erfolgen in der Vergangenheit nun an die Peripherie der USA verwiesen werden.

Ende der Übersetzung

Warum muss ich schon wieder an das Papier der in den USA sehr einflussreichen RAND-Corporation denken, in dem geschrieben steht, dass es im Interesse der USA ist, die deutsche Wirtschaft zu schwächen, um die US-Wirtschaft durch die Abwanderung von Kapital und Produktionskapazitäten aus Deutschland in die USA zu stärken? Immerhin setzt die RAND-Corporation in ihrem Papier dabei namentlich auf die freundliche Unterstützung der Grünenpolitiker Habeck und Baerbock, die in dem Papier allerdings nicht allzu schmeichelhaft erwähnt werden.

Die Übersetzung des Papiers finden Sie hier, das Original finden Sie hier. Ob das Papier authentisch ist, ist nicht garantiert, aber Fakt ist, dass alles, was darin geschrieben wurde, gerade eintritt.


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