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Die russische Armee räumt Cherson

Published On: 9. November 2022 17:25

Die russische Armeeführung hat beschlossen, Cherson zu räumen und die Armee über den Dnjepr zurückzuziehen.

Die Entscheidung der russischen Armeeführung, Cherson und das gesamte Gebiet rechts des Dnjepr zu räumen, kommt nicht unerwartet, wird in der russischen Öffentlichkeit aber keine Begeisterung auslösen. Hier werde ich zunächst die militärische Lage vor Ort erklären, dann auf die Erklärung des russischen Generalstabes eingehen und anschließend einen der ersten Artikel aus russischen Medien zu der Entscheidung übersetzen.

Die militärische Lage

Auf der Karte wird das Dilemma der russischen Armee bei Cherson deutlich erkennbar. Der Dnjepr ist ein breiter Fluss, über den es nur zwei Übergänge gibt: Erstens die Antonow-Brücke bei Cherson und zweitens den Staudamm des Wasserkraftwerkes Kachowka. Beide Übergänge sind heute nicht mehr benutzbar, wie ich bereits berichtet habe, denn die Brücke steht zwar noch, wurde aber so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr benutzbar ist. Als ich als Wahlbeobachter in Cherson war, bin ich mehrmals bei der Brücke gewesen und habe die Schäden gesehen.

Der Staudamm des Wasserkraftwerkes Kachowka ist ebenfalls schwer beschädigt und nicht mehr passierbar. Ich bin, als ich als Wahlbeobachter dort war, mit einer Sondergenehmigung über den Staudamm gefahren, weil ich im Wagen des Vize-Gouverneurs mitgefahren bin. Der Staudamm wird ständig von ukrainischer Seite beschossen und war nur mit einem Geländewagen passierbar, der wegen des Beschusses mit Vollgas über die zerschlagene und mit Trümmern übersäte Straße rasen musste.

Die einzige Möglichkeit, den Dnjepr zu überqueren, ist nun eine Autofähre, die bei der Antonow-Brücke eingerichtet wurde. Da die Stadt Cherson auf dem rechten Ufer liegt, mussten nicht nur die russischen Streitkräfte, die nördlich des Dnjepr stehen und seit Wochen von der ukrainischen Armee angegriffen werden, über diese Fähre versorgt werden, sondern auch die Zivilisten in der Stadt Cherson.

Der Rückzug aus Cherson

Mitte Oktober wurde daher die Evakuierung von Cherson begonnen, zumal die ukrainische Armee Cherson und die anderen Ortschaften unter russischer Kontrolle heftig beschießt, wie ich vor Ort selbst mehrmals erlebt habe. Gerüchte, dass die russische Armee Cherson nach Abschluss der Evakuierung räumen könnte, waren seitdem allenthalben zu hören.

Die Evakuierung wurde am 8. November offiziell abgeschlossen und General Surowikin, der Kommandierende der Militäroperation, hat gemeldet, dass 115.000 Menschen das Gebiet sicher verlassen haben. Diese Meldung wurde im russischen Fernsehen gezeigt. General Surowikin hat dem Verteidigungsminister Bericht erstattet und empfohlen, das rechte Dnjepr-Ufer zu räumen.

Er führte dafür zwei Gründe an: Erstens sei die Versorgung der Streitkräfte über den Dnjepr unter diesen Umständen nicht dauerhaft zu gewährleisten und zweitens bestehe die akute Gefahr, dass der Staudamm durch ukrainischen Beschuss zerstört wird, was eine großflächige Überflutung weiter Landstriche zur Folge hätte, was wiederum die Versorgung von Truppen auf der rechten Dnjepr-Seite gänzlich unmöglich machen würde.

Daher wurde der Entschluss gefasst, die russischen Streitkräfte vom rechten Dnjepr-Ufer zurückzuziehen.

Nun folgt die Übersetzung eines der ersten dazu veröffentlichten Artikels eines russischen Militärexperten. Der Artikel räumt übrigens mit einigen Vorurteilen über Russland auf: Erstens zeigt er ein weiteres Mal, dass man in Russland das Wort „Krieg“ in Verbindung mit den Ereignissen in der Ukraine sehr wohl benutzen darf, auch wenn deutsche Medien immer noch die Lüge erzählen, dafür käme man ins Gefängnis. Und zweitens zeigt der Artikel, dass russische Medien Entscheidungen der russischen Regierung und des russischen Militärs sehr offen kritisieren dürfen und das auch tun – so viel zu den Lügengeschichten der westlichen Medien, in Russland herrsche Zensur oder in Russland wäre es verboten, die Regierung zu kritisieren.

Beginn der Übersetzung:

Warum die Truppen aus Cherson abziehen: Die Meinung unseres Experten

Für uns beginnt der Krieg gerade erst, jetzt werden wir die Figuren auf dem Schachbrett anordnen und dann wollen wir mal sehen…

Es ist unmöglich, gleichzeitig in alle Richtungen anzugreifen, das war der Hauptfehler des Generalstabs der russischen Streitkräfte bei der Planung der Militäroperation. Es war notwendig, die Anstrengungen auf die wichtigsten (vorrangigen) Richtungen zu konzentrieren.

Zweitens war die Idee, eine separate Gruppierung mit Luftlandetruppen zu schaffen, eine unentschuldbare Dummheit; es war sinnvoll, sie anderen Richtungen zuzuordnen und sie als mobile Reserven zu haben, um Anstrengungen zu verstärken oder Lücken zu schließen, zum Beispiel bei Isjum.

Drittens: Die Richtung Nikolajew-Krivorozhskoe, denn wenn der Gegner an einer der drei Stellen durchbricht und die Übergänge erreicht, wohin würde sich die Truppe dann zurückziehen? Das wäre eine große Tragödie.

Viertens fürchten die Amis den Rückzug der Verbände vom rechten Dnjepr-Ufer, insbesondere der Luftlandetruppen. Sie wissen, dass sie das linke Ufer mit minimalen Kräften halten können. Die verbleibenden Einheiten, drei Armeen und die Luftlandetruppen, werden in andere Richtungen verlegt, was sich sofort erheblich auf das Kräfte- und Ressourcengleichgewicht auswirken wird.

Und schließlich sind die Aussichten in dieser Richtung minimal. Nikolajew einzunehmen ist kein Problem, mit den verfügbaren Kräften kann es in drei Tagen eingenommen werden, das Problem wäre, es zu halten.

Ich denke, es ist vielleicht keine populäre Entscheidung, aber aus militärischer Sicht ist die vom Generalstab beschlossene und vom Oberbefehlshaber genehmigte Entscheidung die einzig vernünftige. Und der Krieg hat für uns gerade erst begonnen.

Ende der Übersetzung


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