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Das russische Fernsehen über den „Zivilisationsbruch“

Published On: 5. Dezember 2022 2:41

Es wird mit jeder Woche absurder, was die deutsche Politik veranstaltet. Das wird besonders deutlich, wenn der russische Deutschland-Korrespondent versucht, den Russen von der politischen Woche in Deutschland zu berichten.

Die Berichte des Deutschland-Korrespondenten im wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens sind für mich jeden Sonntag eines der Highlights der Sendung, denn der Blick von außen auf das Absurditätentheater, das die Laiendarsteller, die sich selbst sls „Bundesregierung“ bezeichnen, abliefern, wird mit jeder Woche verrückter. Man muss den Korrespondenten fast bemitleiden, denn er muss versuchen, dem russischen Zuschauer das allwöchentliche deutsche Chaos in nur etwa zehn Minuten zu erklären. So war es auch an diesem Sonntag und ich habe den russischen Korrespondentenbericht aus Deutschland auch diese Woche wieder übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Europa ist dem Willen der Spekulanten ausgeliefert

Es sind mehr als 13 Jahre vergangen. 2008, auf dem NATO-Gipfel in Bukarest, versprach Bush Junior der Ukraine die NATO-Mitgliedschaft. Auf einem Treffen der NATO-Außenminister im Jahr 2022 zog Stoltenberg eine wichtige Zwischenbilanz dieses Unterfangens: „Die unmittelbarste und dringendste Aufgabe besteht darin, sicherzustellen, dass die Ukraine ein souveräner, unabhängiger und demokratischer Staat in Europa bleibt. Um das zu erreichen, müssen wir so viel wie möglich mobilisieren, um auf militärischem, wirtschaftlichem, finanziellem und humanitärem Gebiet zu helfen. Wenn die Ukraine nicht als unabhängiger, souveräner Staat bestehen bleibt, kann von einer Mitgliedschaft keine Rede sein.“

Eigentlich geht es gar nicht um die NATO, sondern um die russophobe Natur des Kiewer Regimes, das zwar sein Gesicht, nicht aber seine Natur ändern kann. Vor der Fußballweltmeisterschaft in Russland warnte Putin, dass sich die Frage der Erhaltung der ukrainischen Staatlichkeit zuspitzen könnte; zur Fußballweltmeisterschaft in Katar ist genau das passiert – sogar die NATO selbst gibt das zu. Aber die Europäer vermischen in ihrem Gefühlswirrwarr Fakes mit Fakten.

„Der Einmarsch Russlands in die Ukraine hat Tod, Zerstörung und unerträgliches Leid gebracht. Wir alle erinnern uns an die Schrecken von Butscha. Mehr als 20.000 Zivilisten und über 100.000 ukrainische Soldaten sind bisher getötet worden. Russland muss für seine abscheulichen Verbrechen, einschließlich der Aggression gegen einen souveränen Staat, bezahlen“, sagte die Chefin der EU-Kommission Ursula von der Leyen. Dieser Teil wurde hastig wieder aus der Erklärung von Ursula von der Leyen zur Ukraine herausgeschnitten. In ihrem Bemühen, in leuchtenderen Farben zu malen, hat die Chefin der EU-Kommission es mit der Wahrheit übertrieben, was bei der Kiewer Regierung Hysterie ausgelöst hat. Das ist merkwürdig, denn Mark Milli hat vor kurzem ähnliche Zahlen über die ukrainischen Verlusten genannt, aber offenbar hatte Kiew nicht den Mut, einen US-Armeegeneral zurechtzuweisen.

Von der Leyens Büro versuchte das zu rechtfertigen, nach dem Motto, die Daten stammten aus externen Quellen, als wäre es besser gewesen, sie frei zu erfinden. Aber sie haben sich trotzdem entschuldigt. In dem Video ließen sie nur die Frage, wie Russland aus seinen im Westen eingefrorenen Vermögenswerten zahlen soll. Geld wird dringend benötigt, um die Ukraine weiter zu füttern und zu bewaffnen.

„Das letzte Mal, als ich zu einem NATO-Ministertreffen eingeladen wurde, kam ich mit drei Worten: ‚Waffen, Waffen und Waffen‘. Seitdem ist viel getan worden, um der Ukraine zu helfen. Heute habe ich drei andere Worte: ‚Schneller, schneller und schneller’“, erklärte der ukrainische Außenmister Dmitri Kuleba. Auch wenn von der Leyens Video geschnitten wurde, zeigen die Kiewer Abgesandten selbst, wie es um die Ostfront bestellt ist: Es gibt bald nichts mehr, womit man kämpfen kann. Einerseits kann man nicht „selbst, selbst und selbst“ antworten, aber andererseits hat man bald nichts mehr anzubieten. Zumindest in den europäischen Depots ist im zehnten Monat der Kämpfe fast nichts mehr vorhanden.

„Der Bundeswehr fehlt es unter anderem an – ach, wie heißt das noch, ich kann mich nicht erinnern, das man braucht, damit ein Gewehr nicht zu etwas wird, das man wegwerfen kann – ach ja, an Patronen! Genau. Für den Fall einer ernsten Gefahr hat unsere Bundeswehr genug Munition für ein bis zwei Tage Kampf. Höchstens“, heißt es in der deutschen Heute Show.

Das Militär hat keine Munition, aber in der Politik gibt es genug große Kaliber. Die treffen nicht genau, aber sie sind laut. Außenministerin Baerbock, deren schläfrige Ignoranz schon nicht mehr überrascht, versucht, neuen Sinn zu generieren: „Wir erleben, wie der russische Präsident Kälte brutal als Kriegswaffe einsetzt – das ist nicht nur eine grobe Verletzung des Völkerrechts, sondern auch ein Zivilisationsbruch.“

„Zivilisationsbruch“ – das war in Deutschland bisher ein Synonym für den Holocaust. Die ideologischen Erben derer, die sechs Millionen Juden ermordet haben, sind nun Opfer. Frau Baerbock führt den Begriff schon als Merkmal der russischen Militäroperation ein, um in der öffentlichen Meinung die Wahrnehmung Russlands als das absolut Böse, um das als Reflex zu festigen. Damit das über Generationen hinweg hängen bleibt. Und mit genau demselben Ziel hat der Bundestag diese Woche beschlossen, den Holodomor als Völkermord am ukrainischen Volk anzuerkennen und damit die UdSSR und Russland gleichzusetzen, schließlich ist die sowjetische Geschichte die Basis der modernen russischen Identität. Und so geht es weiter: Letzte Woche war es das EU-Parlament mit seiner Entscheidung über die Unterstützung des Terrorismus, diese Woche ist es der Bundestag mit dem Holodomor. Falls ihnen nichts mehr einfallen sollte, sagen die Freunde ihnen etwas vor.

„Was jetzt in der Ukraine passiert, was wir jeden Tag sehen, ist ein Angriff auf die Energieinfrastruktur, auf die Zivilbevölkerung in jedem Winkel des Landes. Das ist nicht normal und kann nicht normalisiert werden. Und es muss Verständnis für die Grausamkeiten in diesem Land geben, die einfach nur barbarisch sind“, sagte Anthony Blinken.

Bemerkenswerterweise können diese Anschuldigungen, die nicht nur von Blinken, sondern in dieser Woche von den meisten seiner europäischen Kollegen erhoben wurden, gegen die NATO selbst gemacht werden. Im Internet erinnerte man an die Worte des Sprechers der Allianz, James Shea, bei einer Pressekonferenz im Mai 1999, als der kollektive Westen versuchte, Jugoslawien mit Raketen und Granaten mit abgereichertem Uran in die Steinzeit zu bomben: „Leider hängen die Kommando- und Kontrollsysteme auch von der Elektrizität ab. Wenn Milosevic wirklich will, dass seine Bürger Wasser und Strom haben, dann muss er nur die Bedingungen der NATO akzeptieren, und wir werden diese Kampagne beenden. Solange er das nicht tut, werden wir weiterhin die Ziele angreifen, die seine Armee mit Strom versorgen. Wenn das Folgen für die Bevölkerung hat, ist das Milosevics Problem.“

Aber der Westen erinnert sich nicht gerne an seine Verbrechen. Nicht, weil sie ihnen peinlich wären, sondern weil es aus politischer Sicht nicht technologisch ist. Die Rede ist nämlich von der Technologie der Entmenschlichung des Feindes. Das macht süchtig. Mehr Spaß machen nur Fantasien über den Sieg. „Es geht darum, die Ukraine bei der Durchsetzung ihres legitimen Rechts auf Selbstverteidigung zu unterstützen, die europäische Sicherheitsarchitektur zu verteidigen und Putins Neoimperialismus einzudämmen. Und wir haben bereits Erfolge. Ich bin überzeugt, dass Russland diesen Krieg auf dem Schlachtfeld nicht gewinnen kann und wird“, sagte Olaf Scholz.

Dem deutschen Bundeskanzler wurde noch nie vorgeworfen, besondere Kenntnisse in militärischen Angelegenheiten zu haben. Auf dem Feld, von dem er spricht, ist noch gar nichts entschieden. Aber es gibt andere Felder, auf denen es für Deutschland schon vorbei ist. Ganz ohne Russland geht es übrigens auch hier nicht. Der costaricanische Fußballer, dessen Mutter, eine Anhängerin des ersten russischen Präsidenten, ihn Jelzin nannte, hat die deutsche Mannschaft nach Hause geschickt. Bei der zweiten WM in Folge schafft es die deutsche Maschine nicht in die Play-Offs. Und nach Ansicht der deutschen Fans liegt das nicht an den objektiven Schwierigkeiten eines Generationswechsels, sondern daran, dass die Mannschaft nicht an Fußball gedacht hat. „Sie hätten sich auf das Spiel und nicht auf die LGBT-Armbinden konzentrieren sollen, dann wären wir nicht in dieser Situation“, sagen Fans.

Die Japaner haben gewonnen, die Spanier haben den Sieg am Ende des Spiels aus der Hand gegeben, Jelzin hat ein Tor geschossen, aber die Deutschen haben sich in T-Shirts mit Regenbogenstreifen warm gemacht, wobei sie sich demonstrativ den Mund zugehalten haben, als Zeichen dafür, dass man es ihnen verboten hat, ihre Sympathie für LGBT-Menschen offen zu bekunden. Das war für Deutschland der einzige denkwürdige Moment der WM. Katarische Journalisten scherzten zum Abschied über die Underdogs und haben ihnen im Fernsehen mit vor den Mund gehaltener Hand nachgewunken. Die Bild-Zeitung verriet die bittere Wahrheit: „Das Ende der großen Fußballnation.“ Ja, vielleicht wird Deutschland das eines Tages wieder, aber im Moment ist Deutschland dieses Titels nicht würdig. Dabei ist es jedoch sinnlos, den Deutschen zu wünschen, dass das ihr größtes Ärgernis ist, denn das ist es sicher nicht.

Anfang dieser Woche hat sich Wirtschaftsminister Habeck sehr über einen langfristigen Liefervertrag für katarisches Flüssiggas nach Deutschland gefreut. Gut, aber es gibt da Nuancen. Die Menge liegt bei 2,7 Milliarden Kubikmetern pro Jahr, das sind etwa drei Prozent des deutschen Gesamtverbrauchs. Als Betreiber wird das US-Unternehmen Conaco Phillips fungieren, das für seine Arbeit wahrscheinlich eine Provision verlangen wird. Jedenfalls kommen die ersten Tonnen katarisches Flüssiggas im Jahr 2026 in Deutschland an. Aber was kann jetzt die Flucht der Unternehmen stoppen, die von den Stromrechnungen verängstigten Deutschen beruhigen und endlich die Nase der grünen Abgeordneten Renate Künast wärmen, die an ihrem Arbeitsplatz friert?

„Ich habe in meiner Daunenjacke in meinem Büro gesessen und bin immer wieder hin und her gelaufen. Doch nach kurzer Zeit hat meine Nase gefroren. Das ist eine Farce! Es ist offensichtlich, dass die Verwaltung keine Kontrolle über die Situation hat. Mein Büropersonal hat nur 18,2 Grad gemessen. Und das ist immer noch viel wärmer als vor einigen Tagen, in anderen Büros ist es noch kälter“, klagt die Politikerin.

Eine Kaltfront aus dem Osten ist über Europa hinweggezogen. Die Gaspreise sind sprunghaft angestiegen und haben sich zwischen 1.500 und 1.600 Dollar pro tausend Kubikmeter stabilisiert. Das ist nur vorübergehend, es wird noch teurer.

„Mit dem Beginn der kalten Witterung ist der Gasverbrauch in Deutschland um ein Viertel gestiegen; die Erdgasspeicher sind voll, werden aber langsam leerer. Der Gasverbrauch in Deutschland ist stark angestiegen. Im Vergleich zur Vorwoche ist er um etwa 28 Prozent gestiegen. Schon eine zweiwöchige Frostperiode kann zu einer raschen Verringerung der Speicherstände führen: Wenn die Temperatur bei minus 10 bis 12 Grad bleibt, vielleicht sogar in ganz Deutschland, werden die Speicher sehr schnell leer sein. Die Meteorologen versprechen in den nächsten Tagen keine Erwärmung, es bleibt kalt“, melden deutsche Medien.

Das deutsche Bundesland Nordrhein-Westfalen hat den wirtschaftlichen Notstand ausgerufen, weil ein neuer Kredit in Höhe von fünf Milliarden Euro aufgenommen werden muss, um die Kosten im Energiesektor zu decken. Die Universität Koblenz-Landau ist die erste deutsche Hochschule, die ihre Studenten auf Online-Vorlesungen umstellt.

Der britische Independent schreibt, dass viele Briten zwischen Heizung und Essen wählen müssen, was dazu führt, dass sie auf Tiernahrung umsteigen. Und die Schweizer Behörden sind sogar bereit, in das Heiligste einzugreifen: „Die Schweiz könnte das erste Land werden, das Elektroautos bei Stromknappheit verbietet, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Neben dem Verbot von Elektroautos in Notfällen werden die Haushalte auch angewiesen, Waschmaschinen mit einer Höchsttemperatur von 40 Grad zu benutzen, auf Heizpilze zu verzichten und Videos auf Streaming-Plattformen in geringerer Qualität statt in HD anzusehen.“ Das sind schwierige Entscheidungen, aber wie könnte es anders sein, wenn sogar der Large Hadron Collider abgeschaltet werden musste – die Hochenergieexperimente verbrauchen zwei Prozent des gesamten Schweizer Stroms.

Bei den französischen Nachbarn ist das Risiko eines Stromausfalls noch größer, denn sie haben sich immer auf Kernkraftwerke verlassen, aber jetzt sind nur noch 32 ihrer 56 Kernreaktoren in Betrieb.

Die Versuche, sich auf eine Obergrenze für den Gaspreis zu einigen, die Macron seit dem Sommer durchzusetzen versucht, wurden diese Woche in Brüssel fortgesetzt und endeten damit, dass die EU-Kommission die Messlatte von 3.000 auf 2.700 Dollar pro tausend Kubikmeter gesenkt hat, was höchstwahrscheinlich auch niemanden zufriedenstellen wird. Dafür haben sie sich zum Ende der Woche auf einen Höchstpreis von 60 Dollar pro Barrel für russisches Öl geeinigt. Polen forderte 30 Dollar, vorgeblich, um Russland härter zu treffen, in Wirklichkeit aber, um die freie Nische zu besetzen und selbst saudisches Öl an seine EU-Nachbarn zu verkaufen, das über den Hafen von Danzig geliefert wird. Aber die Einwände werden vornehm abgetan, die Nachbarn haben sowieso keine Wahl und werden es kaufen.

Europa ist dem Willen der Spekulanten ausgeliefert. Ministerpräsident Orban stellte eine ziemlich präzise Diagnose: „Europa ist verloren und irrt in einem dunklen Wald umher. Europas Strategie bestand bisher darin, zu versuchen, von Russland billigere Rohstoffe und Energie zu erhalten als vom Rest der Welt, und im Gegenzug europäische Technologien in Form von Investitionen nach Russland zu bringen. Mehrere Jahrzehnte lang war das die Achse der europäischen Wirtschaft, und die Staats- und Regierungschefs der EU haben sie als einen „freien Markt von Lissabon bis Wladiwostok“ bezeichnet. Jetzt haben wir beschlossen, das zu beenden.“

Sie haben es beendet und versorgen die Europäer mit neuen Abenteuern. Nächste Woche wird sich die OPEC+ zum Thema Obergrenze beim Ölpreis äußern. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es am Ende zu einer weiteren Produktionskürzung kommen wird – den Exporteuren kann diese brutale Haltung gegenüber einem der größten Marktteilnehmer nicht gefallen. Und die Position Russlands ist seit langem bekannt und wurde nicht verändert: Wer eine Obergrenze einführt, der bekommt kein Öl.

Der Norweger Støre, der Scholz diese Woche besucht hat, sagte im März, dass es Zeiten gibt, in denen es traurig ist, Geld zu verdienen. Die norwegischen Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas nach Europa haben sich von 50 Milliarden auf 200 Milliarden Euro vervierfacht. Daran kann man sehen, dass es definitiv noch trauriger wäre, nicht zu verdienen. Das heißt, es wäre wie in Deutschland. Immerhin hat es in Berlin geschneit – in der dunklen Stadt ist es nachts hübscher geworden.

Ende der Übersetzung


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