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Nordkoreanische Drohnen dringen ungestört in südkoreanischen Luftraum ein

Published On: 27. Dezember 2022 4:00

Am 26. Dezember sind nordkoreanische Drohnen ungestört in den südkoreanischen Luftraum eingedrungen. Beim Versuch, die Drohnen abzufangen, ist ein südkoreanisches Kampfflugzeug abgestürzt. Wieder ist bemerkenswert, was Spiegel-Leser drüber alles nicht erfahren.

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27. Dezember 2022 04:00 Uhr

Am 26. Dezember sind vier kleine nordkoreanische Drohnen – sie sollen etwa zwei Meter groß gewesen sein – in den südkoreanischen Luftraum eingedrungen, wobei eine Drohne es bis zur Hauptstadt Seoul schaffte. Alle Versuche der südkoreanischen Streitkräfte, die Drohnen abzuschießen, sind gescheitert. Außerdem ist dabei ein südkoreanisches Kampfflugzeug abgestürzt. Eine Drohne kehrte unter den Augen des südkoreanischen Radars nach Nordkorea zurück, die drei anderen verschwanden vom Radar, sind aber offensichtlich nicht in Südkorea abgestürzt.

Der Spiegel hat darüber in einem Artikel mit der Überschrift „»Klarer Akt der Provokation« – Südkorea feuert auf nordkoreanische Drohnen in seinem Luftraum“ berichtet und die Einleitung des Artikels lautete:

„Es ist das erste Mal seit 2017, dass ein Grenzzwischenfall dieser Art bekannt wird: Das Regime von Kim Jong Un hat südkoreanischen Angaben zufolge Drohnen in das Nachbarland geschickt. Die Armee reagierte robust.“

Der Spiegel hat, das kann man aktuell an vielen Beispielen sehen, in den Modus der Kriegspropaganda geschaltet. Das gilt offensichtlich auch für den Konflikt in Korea, denn dass die südkoreanische Armee „robust“ reagiert habe, ist angesichts der Blamage des Tages wohl ein wenig übertrieben, um es höflich auszudrücken. Der Spiegel-Artikel ist im weiteren Verlauf genauso wenig informativ, wie seine Einleitung, und davon, dass ein südkoreanisches Flugzeug bei dem Versuch, die Drohnen abzufangen, von selbst vom Himmel gefallen ist, erfahren Spiegel-Leser nichts.

Lesen Sie den oben verlinkten Spiegel-Artikel und machen Sie sich ein eigenes Bild. Zum Vergleich habe ich den Bericht aus den Abendnachrichten des russischen Fernsehens über den Vorfall übersetzt, damit Sie selbst entscheiden können, ob Sie sich bei deutschen Medien wie den Spiegel, oder bei russischen Nachrichten umfassender informiert fühlen.

Beginn der Übersetzung:

Nordkoreanische Drohnen sorgen für Aufregung in Seoul

Fünf nordkoreanische Drohnen haben die Demarkationslinie zum südkoreanischen Luftraum überschritten. Eine von ihnen hat es bis nach Seoul geschafft. Das berichten südkoreanische Medien. Die anderen Drohnen befanden sich im westlichen Teil der Halbinsel. Weder Hubschrauber noch Kampfflugzeuge der südkoreanischen Luftwaffe waren in der Lage, sie zu zerstören. Ein Flugzeug stürzte bei dem Versuch von alleine ab. Ein Bericht unseres Korrespondenten aus der Region.

Es dauerte fast 24 Stunden, bis sich Seoul erholt hatte. Doch was am Morgen geschehen war, kann man nur als Panik bezeichnen. Gleich fünf nordkoreanische Drohnen drangen in den südkoreanischen Luftraum ein, eine davon flog ungehindert in den Luftraum der südkoreanischen Hauptstadt. Die Drohne wurde über Kimpo gesichtet, das weniger als 20 Kilometer von Seoul entfernt ist und fast an dessen nördlichem Stadtrand liegt.

„Dies ist eine klare Provokation Nordkoreas unter Verletzung des Luftraums. Unser Militär hat so reagiert, dass unsere Bürger nicht zu Schaden kamen“, sagte Lee Seung-oh, der Sprecher der südkoreanischen Generalstabschefs.

Seoul setzte Kampfjets und Kampfhubschrauber ein, um die Drohnen abzufangen. Es hatte für alle Fälle den Betrieb auf den nahe gelegenen Flughäfen Gimpo und Incheon eingestellt und Schüsse abgegeben. Doch keiner der 100 Schüsse, die das südkoreanische Militär abfeuerte, traf sein Ziel, berichtete die Nachrichtenagentur Renhap. Eine Drohne kehrte in Ruhe nach Nordkorea zurück, die anderen vier verschwanden vom Radar. Und das Wrack, das vom südkoreanischen Fernsehen zunächst für eine abgeschossene nordkoreanische Drohne gehalten wurde, entpuppte sich als ein eigenes südkoreanisches Kampfflugzeug vom Typ Ka-1, das zum Abfangen der Drohne geschickt wurde. Ohne die Gründe für den Absturz zu nennen, machte Seoul Pjöngjang dafür verantwortlich.

„Nordkorea hat seit Jahresbeginn 41 Raketenstarts durchgeführt und damit die Provokation gegenüber der Republik Korea erhöht. Und die ganze Zeit versucht es, die Spannungen zu erhöhen, insbesondere mit seinen ballistischen Raketen. Das ist ihr Ziel – Provokationen und Spannungen“, sagte Seoul.

Pjöngjang selbst, dessen Drohnen die so genannte Demarkationslinie schon früher überquert haben – das letzte Mal wurden sie vor fünf Jahren gesichtet und sogar abgeschossen – hat auf den heutigen Vorfall nicht einmal reagiert. Sie haben ihre Handlungen traditionell mit den militärischen Aktivitäten der USA erklärt, deren jüngste gemeinsame Manöver mit Südkorea bereits zu Erklärungen über eine „harte Antwort“ und den Abschuss von zwei ballistischen Raketen ins Japanische Meer geführt haben. Pjöngjang verspricht, der Welt bald seine neuen Fähigkeiten zu zeigen. Dies geht aus einer schriftlichen Erklärung der Schwester von Kim Jong-un hervor, die von der Nachrichtenagentur KCNA veröffentlicht wurde.

Während Pjöngjang den Abzug der US-Truppen von der koreanischen Halbinsel fordert, bereitet die südkoreanische Regierung im Gegenteil die Bereitstellung von zusätzlichen 40 Hektar für die Stationierung von US-Luftabwehrsystemen vor. Wie sich herausstellte, ist das heutige System in Seoul gegen sehr kleine Drohnen nutzlos. Aber die neuen US-Waffen bedeuten auch eine neue Runde von Spannungen. Zumal das zusätzliche Arsenal von den USA nicht nur zur Abschreckung Nordkoreas, sondern auch Chinas eingesetzt werden könnte.

Ende der Übersetzung