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Warum Finnland auf die anti-russische Linie umgeschwenkt ist

Published On: 9. Januar 2023 17:00

Finnland war ein neutrales Land, das im Kalten Krieg gute Beziehungen zu Ost und West unterhalten hat und auch nach dem Kalten Krieg zu Russland immer gute Beziehungen hatte. Warum der plötzliche Kurswechsel?

Die Idee zu diesem Artikel ist mir gekommen, als ich die Kommentare zu meinem Artikel über die Probleme mit dem NATO-Beitritt von Finnland und Schweden gelesen habe. Der NATO-Beitritt der beiden Länder wird von der Türkei blockiert, die der Einladung von Finnland und Schweden in die NATO nur unter der Bedingung zugestimmt hat, dass die beiden Länder eine mit der Türkei geschlossene Vereinbarung unter anderem über die Auslieferung von in der Türkei als Terroristen gesuchte Kurden erfüllen.

Schweden hat das nun abgelehnt und Finnland hat verkündet, nur gemeinsam mit Schweden in die NATO eintreten zu wollen. Damit könnte, wenn die Türkei hart bleibt, der NATO-Beitritt der beiden skandinavischen Länder platzen.

Einige Kommentatoren unter meinem Artikel darüber waren der Meinung, dass man sich in der finnischen (und auch der schwedischen) Regierung heimlich über die Blockade der Türkei freue, weil die skandinavischen Regierungen nach dem ersten Schreck in Folge der russischen Intervention in der Ukraine nun wieder zur Besinnung gekommen sind und verstanden haben, dass ein NATO-Beitritt ihrer Länder doch keine so gute Idee ist.

Dazu kann ich leider nur sagen: „Schön wär’s…“

Die „finnische Baerbock“

Die finnische Regierungschefin Sanna Marin ist eine Art finnische Ausgabe von Annalena Baerbock. Sie hat zwar ein Studium der Verwaltungswissenschaften abgeschlossen, aber ihr beruflicher Werdegang ist ansonsten so „beeindruckend“, dass der damalige estnische Innenminister Mart Helme im Dezember 2019 zu ihrer Wahl zur finnischen Ministerpräsidentin entsetzt erklärt hat:

„Was gerade in Finnland passiert ist, lässt einem die Haare zu Berge stehen. Ich möchte in diesem Zusammenhang an die Worte von Wladimir Uljanow-Lenin erinnern, dass jeder Koch Minister werden kann, oder wie auch immer er es ausgedrückt hat. Aber hier sehen wir gerade, wie eine Kassiererin zur Ministerpräsidentin aufgestiegen ist, und wie einige andere Straßenaktivisten und ungebildete Leute ebenfalls ihren Weg in die Regierung gefunden haben“

Der Prozess der Negativauslese in der Politik, den wir auch in Deutschland bemerken und den ich in meinem Buch „Abhängig Beschäftigt“ eingehend beschrieben und erklärt habe, findet auch in Finnland statt. Das Ergebnis ist, dass eine junge und hübsche, aber ungebildete und unerfahrene Frau finnische Ministerpräsidentin geworden ist.

Das Young-Global-Leader-Programm des WEF

Sie wurde auch sofort von den mächtigsten Kreisen „eingefangen“ und wurde 2020 ins Young-Global-Leader-Programm des IWF von Klaus Schwab aufgenommen, wo der damals 35-jährigen frischgebackenen finnischen Regierungschefin die Welt erklärt wurde.

Das Ergebnis ist bekannt, denn unter dieser Ministerpräsidentin wandelte sich Finnland mit Lichtgeschwindigkeit von einem neutralen Land, das auch mit Russland hervorragende politische Beziehungen und florierenden Wirtschaftsbeziehungen hatte, zu einem der anti-russischsten Staaten der EU.

Eine der wichtigen Quellen des finnischen Wohlstandes waren die guten Beziehungen zur Sowjetunion und später zu Russland. Russische Touristen, Wochenendurlauber und Shopping-Pendler – allein in der nahen russischen Großstadt St. Petersburg leben mehr Menschen, als in ganz Finnland – waren ein wichtiger Bestandteil des finnischen BIP, von günstigen russischen Energielieferungen oder Großprojekten, wie der finnischen Atomkraft, die auf russischer Technik basiert, gar nicht zu reden.

Die neue, vom WEF eingenordete, finnische Ministerpräsidentin Sanna Marin hat schon lange vor der russischen Intervention in der Ukraine auf eine anti-russische und transatlantische Politik gesetzt. Und sie war im September 2022 eine der ersten, die Russen die Einreise in die EU verweigert haben. Zusammen mit den baltischen Staaten und Polen hat Finnland Russen, die keine Aufenthaltsgenehmigung in der EU haben, sondern nur Freunde oder Verwandte besuchen wollen, die Einreise verweigert. Marin sagte bei der Gelegenheit:

„Die Sanktionen müssen auch Auswirkungen auf das tägliche Leben der einfachen Russen haben“

Gegen die „einfachen Russen“

Aussagen wie diese zeigen, dass es dem Westen eben nicht darum geht, Putin oder seine Regierung mit den Sanktionen für ihre Politik zu bestrafen, sondern darum, jeden einzelnen „einfachen Russen“ mit den Sanktionen zu treffen. Die westlichen Wirtschaftssanktionen haben zwar praktisch keine Auswirkungen auf das tägliche Leben der Russen, die Visa-Beschränkungen hingegen schon, denn viele Russen haben Freunde und Verwandte in der E, die sie nun nicht mehr besuchen können.

Ich kenne viele Betroffene, zum Beispiel eine fast 70-jährige Freundin von mir, deren Tochter in der Nähe von Hamburg wohnt. Die russische Rentnerin, die ihre Tochter und ihre Enkel in Deutschland besuchen wollte, hat im Oktober an der finnischen Grenze einen Stempel in den Pass bekommen, der aussagt, sie stelle eine Gefahr für die finnische nationale Sicherheit dar und sie wurde wieder zurück nach Russland geschickt.

Was glauben Sie, auf wen diese Rentnerin, die dank Corona ihre Tochter und ihre Enkel zwei Jahre nicht gesehen hat, sauer ist? Natürlich nicht auf die russische Regierung, sondern auf die finnische Regierung und die EU, die ihr das Leben nach Kräften erschweren.

Sanna Marin zerstört – ganz so, wie die Grünen Baerbock und Habeck in Deutschland – alle Beziehungen zu Russland.

Die Jünger Schwabs

Um auf den Beginn dieses Artikels zurückzukommen, eines ist ganz sicher: Sanna Marin bereut die Idee, Finnland in die NATO zu führen, keine Sekunde. So muss man auch die finnische Entscheidung, nur gemeinsam mit Schweden der NATO beizutreten, verstehen: Damit soll Druck auf Erdogan ausgeübt werden und wir können sicher sein, dass viele NATO-Staaten in der Sache nun größeren Druck auf die Türkei auszuüben werden.

Sanna Marin gehört zu den Jüngern Schwabs, denen die Ziele der elitären Kreise des WEF wichtiger sind, als das Wohlergehen ihrer Mitbürger. Oder, wie es Baerbock, eine andere Teilnehmerin des Young-Global-Leader-Programms von Schwab, formuliert hat:

„Ich gebe den Menschen in der Ukraine das Versprechen: Wir stehen zu euch, solange ihr uns braucht. Unabhängig davon, was meine deutschen Wählerinnen und Wähler denken.“

Dass das WEF die geopolitischen Ziele der USA (oder besser gesagt, der US-Eliten) verfolgt, ist kein Geheimnis. Erst kürzlich habe ich darüber berichtet, dass das Young-Global-Leader-Programm des WEF offensichtlich ein Kind der CIA ist. Daher kann es nicht verwundern, wenn Baerbock oder Marin kompromisslos für die geopolitischen Ziele der USA eintreten, auch wenn ihre eigenen Landsleute dabei auf der Strecke bleiben und verarmen. Baerbock hat ja sogar offen gesagt, dass sie diese Ziele umsetzen wird, „unabhängig davon, was meine deutschen Wählerinnen und Wähler denken“.

Hoffentlich erinnern sich die Wähler der Grünen an diese Aussage, wenn sie ihr Kreuz mal wieder bei den Grünen machen wollen.

Noch eine Anmerkung zum Schluss, weil viele den umhergeisternden Meldungen glauben, auch der russische Präsident Putin sei ein Mitglied des Young-Global-Leader-Programms gewesen: Nein, er hat an keinem der Programme teilgenommen. Das können Sie hier nachlesen und selbst anhand der verlinkten Teilnehmerlisten überprüfen. Und hier können Sie erfahren, wie dieses Gerücht entstanden ist.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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