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Handel in Dollar? „Indien zwischen zwei Stühlen“

Published On: 9. Februar 2023 0:17

Die Rolle Indiens in der Geopolitik ist eines der großen Rätsel. Der Westen umwirbt Indien genauso, wie zum Beispiel Russland. Wird Indien sich einer Seite anschließen, oder eine eigene Politik verfolgen?

Der Anteil des Dollar im Welthandel und in den weltweiten Zentralbankreserven geht zurück und damit wird auch seine Rolle als Weltreservewährung geschwächt. Saudi-Arabien handelt sein Öl mit China bereits in Yuan, Indien kauft russisches Öl nicht mehr in Dollar, Russland und China haben den Dollar aus ihrem bilateralen Handel weitgehend ausgeschlossen, um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen.

Nicht ins Knie, sondern „etwas höher“ geschossen

Mit ihren Sanktionen schwächen die USA seit Jahren selbst die Rolle des Dollars, weil immer mehr Länder aus Angst, plötzlich zum Ziel von US-Sanktionen zu werden, nach Alternativen für den Dollar suchen. Inzwischen ist Liste der von den USA sanktionierten Länder so lang, dass die ihren Handel nicht nur vom Dollar, sondern auch vom westlichen Zahlungssystem SWIFT entkoppeln, was dazu führt, dass die westlichen Sanktionen immer mehr ins Leere laufen.

Dass die USA ihre Trumpfkarte, den Petro-Dollar, durch ihre Sanktionspolitik selbst zerstören, hat der russische Präsident Putin schon 2018 sehr treffend charakterisiert, als er auf einer Podiumsdiskussion danach gefragt wurde, warum Russland sich vom Dollar abwende. Putins Antwort begann wie folgt:

„Wir haben nicht das Ziel, uns vom Dollar abzuwenden, der Dollar wendet sich von uns ab. Und diejenigen, die die entsprechenden Entscheidungen treffen, schießen sich nicht nur ins Knie, sondern etwas höher. Denn eine solche Instabilität in den Abrechnungen in Dollar führt dazu, dass sehr viele Volkswirtschaften der Welt nach alternativen Reservewährungen suchen und vom Dollar unabhängige Zahlungssysteme schaffen“

Trotzdem ist der Dollar noch immer die mit Abstand weltweit wichtigste Währung und Indien spielt eine wichtige Rolle beim Kampf des Dollar um seine Dominanz. Sollte Indien sich den Bemühungen von Russland und China anschließen, den Dollar komplett aus dem Außenhandel zu verbannen, könnte es für den Dollar – und damit für die USA – wirklich eng werden.

Ich habe im Dezember bereits eine Analyse des Indien-Korrespondenten der russischen Nachrichtenagentur TASS übersetzt, in der er Aspekte der indischen Politik erklärt hat. Nun hat er einen weiteren Artikel veröffentlicht, in dem er die indische Position zur Frage des Dollar beleuchtet hat. Da ich Indien geopolitisch für sehr wichtig halte, habe ich auch diesen Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Zwischen zwei Stühlen: Warum Indien nicht bereit ist, den Dollar aufzugeben, sondern ihn schwächen will

Evgeny Pachomow, Indien-Korrespondent der TASS, über die Versuche Neu-Delhis, einen blockfreien Kurs zu verfolgen und dabei zwischen den Interessen der USA, Chinas und Russlands zu manövrieren

Indien ist sich der Notwendigkeit seiner Teilnahme an allen führenden Vereinigungen der Welt durchaus bewusst. Das, so sieht man es, erlaube dem Land erstens, eine gewichtige Stimme in Diskussionen über wichtige internationale Themen zu haben und zweitens seinen jahrzehntelangen Status als blockfreier Staat zu wahren – Indien war einer der Organisatoren und Haupttreiber der Bewegung der Blockfreien. Die Teilnahme an einer Reihe von Gipfeltreffen, darunter der Quadrilaterale Sicherheitsdialog (QUAD), die Schanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), Gipfeltreffen und die Vereinigung von Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS) sowie Treffen im Rahmen der G20 und Gipfeltreffens des Commonwealth (ehemals Großbritannien), werden in Neu-Delhi als Beweis für eine unabhängige Außenpolitik angesehen.

Außenminister Subramanyam Jaishankar sagte, diese Politik ermögliche es, die strategische Autonomie zu wahren. „Ich bin nicht der Meinung, dass Indien sich entweder der US-Achse oder der China-Achse anschließen sollte. Wir sind ein Fünftel der Weltbevölkerung und die fünft- oder sechstgrößte Weltwirtschaft. <…> Und wir haben das Recht, unsere eigene Seite zu unterstützen“, sagte er 2022 in Bratislava. Dieser Ansatz bestimmt auch Indiens Position gegenüber den BRICS.

Indien unter den Fünf

In der Frage der BRICS-Erweiterung hat Indien bisher eine zurückhaltende Haltung eingenommen. Wie mir indische Experten, die mit dem Thema vertraut sind, erklärt haben, möchte Neu-Delhi nicht, dass die neuen Mitglieder die Vereinigung in Richtung eines der Machtzentren lenken“. Wie meine Quellen berichten, wurde in der Erklärung des BRICS-Gipfels im vergangenen Juni mit aktiver Unterstützung Indiens festgehalten, dass in der Frage der Erweiterung der Vereinigung „wir die Notwendigkeit betonen, Leitlinien, Standards, Kriterien und Verfahren für den Erweiterungsprozess über den Sherpa-Kanal auf der Grundlage umfassender Konsultationen und eines Konsenses zu klären.“

„Ich erinnere daran, dass Indien keine Einwände erhoben hat, als die Vereinigung von BRIC zu BRICS wurde – also trat Südafrika der Vereinigung 2010 bei. Aber Neu-Delhi möchte, dass diese Erweiterung mit Bedacht erfolgt und Länder neue Mitglieder werden, die mit den Zielen der Vereinigung übereinstimmen“, erklärte Nandan Unnikrishnan, ehrenamtlicher Forschungsstipendiat bei der Observer Research Foundation in Neu-Delhi, in einem Gespräch mit mir.

Neu-Delhi unterstützt die Entwicklung von Handels- und Wirtschaftsstrukturen außerhalb des von den USA dominierten Finanzsystems. Indien beteiligt sich aktiv an der NDB-Bank der BRICS-Staaten, um die vorrangigen Projekte des Landes in den Bereichen grüne Energie, soziale Sicherheit, öffentliche Gesundheit und so weiter zu fördern. Damit folgt Neu-Delhi dem Konzept, im Rahmen der Fünfer-Aktivitäten zu Abrechnungen in nationalen Währungen überzugehen. Das zeigt auch den unabhängigen und „demonstrativ neutralen“ Kurs Indiens.

Die Hegemonie des Dollars

Die Republik erwägt seit langem, ihre starke Abhängigkeit vom Dollar zu verringern. Bereits 2012 bildete das Ministerium für Handel und Industrie des Landes eine Expertengruppe, die die Möglichkeiten der Verwendung der indischen Rupie im bilateralen Handel mit Partnerländern, insbesondere mit ölexportierenden Staaten, analysieren sollte. Die US-Sanktionen gegen Russland und den Iran ermutigen Indien, die Verwendung der Rupie für internationale Transaktionen zu fördern. Daher wurde heute auch eine interministerielle Arbeitsgruppe eingesetzt, die ermitteln soll, mit welchen Ländern Indien in Rupien handeln kann.

Dabei wehrt sich Indien gegen „den Druck Chinas und Russlands, die BRICS“ in eine Art Bündnis „zu verwandeln“, das die USA offen herausfordert. Neu-Delhi verkündet das noch nicht laut, diese Einschätzungen wurden in indischen Medien sowie in meinen persönlichen Gesprächen mit offiziellen Quellen vor Ort, die mit der Situation vertraut sind, wiederholt geäußert. Man darf nicht vergessen, dass Indien in der indopazifischen Region ein wichtiger Verbündeter und strategischer Partner der USA bleibt. Neu-Delhi wird auch durch die angespannten Beziehungen zu China, einschließlich der jüngsten Verschärfung der Situation an der Grenze, dazu gedrängt, dieses Engagement aufrechtzuerhalten. Ich denke, das Land ist der Ansicht, dass ein vollständiger Sturz des Dollars und eine weltweite Aufwertung des Yuan nicht im Interesse Indiens liegt.

Darüber hinaus sind nach Angaben der in Delhi ansässigen Observer Research Foundation mehr als 80 Prozent der indischen Ein- und Ausfuhren nach wie vor vom Dollar abhängig, dabei haben nur 5 Prozent der indischen Einfuhren und 15 Prozent der Ausfuhren ihren Ursprung in den USA. In Anbetracht all dessen komme ich zu dem Schluss, dass Neu-Delhi zwar bestrebt ist, seine Abhängigkeit vom Dollar zu verringern, und die BRICS-Länder wahrscheinlich dazu ermutigen wird, im Handel und im Finanzwesen lokale Währungen zu verwenden, dass das Land aber noch nicht bereit ist, vollständig auf die US-Währung zu verzichten und es das auch noch nicht kann.

Das erklärt weitgehend die auffällige Ambivalenz Indiens bei einer Reihe von Themen – von den Ereignissen in der Ukraine bis hin zu Moskaus und Pekings Absicht, den Dollar vollständig aufzugeben und zu einer neuen globalen Reservewährung in den BRICS-Staaten zu wechseln.

Indischen Experten zufolge, insbesondere Sauradip Bagh vom Observer Centre, hält die indische Regierung die Bemühungen Russlands und Chinas, die Verwendung des US-Dollars zu reduzieren und eine Art globale Alternative zur US-Währung zu schaffen, bisher für eher ideologisch als praktisch. „Noch ist Indien nicht bereit, offen den Versuch zu unterstützen, die BRICS schnell und entschlossen dazu zu bringen, die Hegemonie des Dollars in Frage zu stellen“, sagte er.

Aber Neu-Delhi hat sicherlich ein Interesse an den BRICS, auch weil sich die Fünf darauf konzentrieren, wirtschaftliche Alternativen für Länder im globalen Süden zu schaffen. „Das spiegelt das seit langem bestehende außenpolitische Ziel Neu-Delhis wider, eine informelle Führungsrolle im globalen Süden zu übernehmen“, sagte der politische Kolumnist Gopal Das in einem Gespräch mit mir.

Neu-Delhi ist auch daran interessiert, seine Rupie auf dem internationalen Parkett zu stärken. Und diese Linie – seine Führungsrolle und die Stärkung seiner Position unter den BRICS-Ländern – wird Indien natürlich aktiv verfolgen. Dabei wird es aber auch immer energisch seine eigenen Interessen verteidigen, zu denen eine Verschlechterung der Beziehungen zum Westen und zu Washington nicht gehört.

Ende der Übersetzung


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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