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Staatliche Willkür hat viele Formen oder: „Wie war’s im Knast Frau Pervulesko?“

Published On: 13. Februar 2023 6:58

Viele Menschen haben Angst vor staatlichen Maßnahmen, halten sich öffentlich eher bedeckt, selbst wenn Unrecht geschieht. Menschen mit Courage gibt es viel zu selten. Oder – um es mit den Worten von Bettina Wegner aus dem Lied „Kinder“ – zu sagen: „Menschen ohne Rückgrat gibt es viel zu viel.“ Alexandra Pervulesko hat Rückgrat und Courage. Aber das hat Folgen.

Von der gefeierten Schauspielerin und Sängerin über „Wutwirtin“ zur Gefangenen, die im Anhaltezentrum in Linz ihre Verwaltungsstrafen absitzen muss, ist nicht gerade eine attraktive Karriere. Aber genau das beschreibt den Weg, den sie gehen musste. Ihr Verbrechen? Sie wollte während des Lockdowns in ihrem Lokal Geld verdienen, um sich und ihrem Sohn etwas zu essen zu kaufen. Im Januar 2023 musste sie für die daraus resultierenden Verwaltungsstrafen erstmals „einfahren“. In Anbetracht der Tatsache, dass noch etliche derartige Strafen ausstehen, wird es wohl nicht das letzte Mal gewesen sein.

Liebe Alexandra, ernst gemeinte Frage: wie war es wirklich im „Knast“?

Cooler als ich ursprünglich gedacht habe. Ich habe mehr gelesen und geschlafen als in den letzten 40 Jahren. Es kommt schon darauf an, wie man mit der Situation umgeht. Was natürlich übel ist, ist das Gefühl der Rechtlosigkeit. Nicht duschen zu dürfen, wenn man möchte – und das drei Tage lang – das macht schon etwas mit einem.

Es hieß, dass Du über einen Monat einsitzen sollst, Du warst aber dann viel früher wieder draußen. Wie kam das?

Das Ganze hat etwas von absurdem Theater. Vorab konnte mir keiner genau sagen, wie lange ich wirklich rein muss. Als ich mich im Anhaltezentrum meldete, wollte man mich zunächst gar nicht aufnehmen, da ich die Benachrichtigung nicht dabeihatte. In ihrem Computer war wohl nichts vermerkt. Ich musste nach Hause, um den Zettel zu holen. Damit konnten sie an der Rezeption ausrechnen, dass ich für die spezielle Verwaltungsstrafe, die da anstand, 17 Tage abzusitzen habe und ich wurde „aufgenommen“.

Du sprichst von Rezeption – das war aber kein Urlaub?

Nein, sicher nicht. Aber ich habe mir vorgenommen, es einfach als wirklich schlechtes Urlaubsdomizil, eben als ein beschissenes Hotel, zu betrachten, um mit der ganzen Situation – und insbesondere auch mit meiner Platzangst – umgehen zu können.

Am „Check-in“ wurde ich dann von einer ziemlich unfreundlichen Dame in einen Raum geführt – vielleicht 4 qm groß -, der voll mit Blut und Scheiße an den Wänden war. Dieser Raum war wohl 1,5 Jahre nicht mehr renoviert worden, das war echt abgefahren. Dort musste ich mich komplett ausziehen, um mich daraufhin gleich wieder anziehen zu dürfen. Bücken musste ich mich freundlicherweise nicht, mein Hintern wurde nicht auf illegale Drogen oder Ähnliches kontrolliert.

Ich kam in eine Zelle mit dicker Stahltür und offenem Guckloch und sang, auch um mich selbst zu ermutigen, den Gefangenenchor aus Nabucco. Im direkt angrenzenden Männertrakt wurde es daraufhin still und als ich fertig war, gab es Applaus. Das hat das Aufsichtspersonal wohl nicht begeistert. Die haben dann die Luke zugeknallt und ich saß auf meiner Eisenpritsche und starrte einfach mal nur an die Wand.

War das schlimm für Dich?

Man kann wirklich Schöneres erleben, aber man kann es sich auch richten. Immerhin durfte ich ein Buch mitnehmen. Meinem Wunsch nach zwei Büchern – ein Roman fürs Bett und Donald Duck fürs Klo – wurde leider nicht stattgegeben. Mein Gegenüber, den ich das gebeten hatte, war wohl auch etwas humorbefreit. Das Essen war – bestenfalls – gewöhnungsbedürftig. Ich habe 12 Tage nichts gegessen, nur heißes Wasser getrunken. In den 17 Tagen habe ich über 8 kg abgenommen. Ich musste zweimal zum Arzt, weil ich angeblich magersüchtig sei. Aber Haare im Essen und Knochensplitter in den Kartoffeln waren wirklich nichts, was ich essen wollte. Die Mitarbeiter bekommen wohl etwas anderes, wie mir einer der Aufpasser sagte.

Wie haben sich die Aufpasser denn insgesamt verhalten?

Das war das Positivste an meinem Aufenthalt dort. Gut 2/3 der Mitarbeiter im Anhaltezentrum waren auf „unserer“ Seite, fanden skandalös, was man mit mir bzw. mit uns allen macht. Sie stehen dem, was da seit gut drei Jahren passiert, ebenfalls kritisch gegenüber. Das macht mich wirklich glücklich, denn diese Menschen werden auch aufstehen, wenn es hart auf hart kommt.

Ein Drittel war aber hocherfreut, dass es mich erwischt hat und schikanierte mich im Rahmen der dortigen Möglichkeiten. Ich musste täglich die Zelle putzen, durfte nicht fernsehen und das Duschen wurde eingeschränkt. Das Ganze läuft schon ziemlich willkürlich. Alles hängt davon ab, mit wem man es gerade zu tun hat. Typisch war z.B. die Nutzung des Handys.

Wie meinst Du das?

Man bekommt dort jeden 2. Tag sein Handy für eine Stunde und kann damit auch ins Internet. Auf meine Frage, ob man auch etwas filmen dürfe, hieß es, das sei meine Privatzeit, da könne ich machen, was ich will. Also habe ich ein Video mit der weißen Wand meiner Zelle gemacht, aber nichts dazu gesagt, wo ich bin. Das habe online gestellt. Zwei Tage später wurde mir daraufhin die Nutzung des Handys aufgrund eines „Vorfalls“ nicht mehr gestattet. An die Erlaubnis zu filmen, konnte sich niemand mehr erinnern. Willkür eben.

Du musst jetzt ja wieder rein, weißt Du schon für wie lange?

Nein. Das ist wieder offen. Das ist eine alte Strafe aus 2020, von der ich nicht wirklich etwas wusste. Der Grund war die unzureichende Größe meiner Tische.

Wie bitte? Was heißt denn das wieder?

Das war während des Lockdowns, als der Mindestabstand ein Meter betrug. In dem Lokalbereich, in dem normalerweise 12 Tische stehen, hatte ich daher nur noch drei aufgestellt. Und an jedem Tisch durften zwei Menschen gegenübersitzen. Da die Tische aber nur 70 cm breit sind, wurde laut Anzeige der Mindestabstand von einem Meter nicht mehr eingehalten. Auch hat wohl jemand im Stehen sein Bier getrunken, was eine Zeitlang nur im Sitzen erlaubt war. Wenn Du täglich 20 Polizisten vor der Tür stehen hast, finden die immer irgendwas. Das wollten die ja, etwas finden. Das soll nicht aufhören, bis sie genug Verwaltungsstrafen haben, um mir meine Konzession zu nehmen. Ich habe keine Ahnung wie oft ich noch ins Anhaltezentrum soll und für wie lange. Angeblich liegen über 170 Verwaltungsstrafen wegen des Nichttragens einer Maske auf Demonstrationen gegen mich vor.

Du warst auf mehr als 170 Demonstrationen?

Nein. Sicher nicht. Vielleicht auf 20 – wenn überhaupt so oft. Und ich erinnere mich an kein einziges Mal, dass ich seitens der Polizei überhaupt auf die Maskenpflicht angesprochen wurde, bis auf das eine Mal, bei dem sie mich – übermäßig grob – verhaftet haben. Da haben wir ja erstmals miteinander gesprochen. Aber da hatte ich eine Netzmaske bzw. einen Schal um. Ich habe keine Ahnung, was da noch auf mich zukommt. Sie haben mich im Visier, ich habe von Politikern bereits gehört: „die Pervulesko ist ein Politikum“.

Meine Wohnung und das Café werden Kamera-überwacht, was Ende 2021 zu einem Einsatz einer Sonderheit geführt hat, obwohl die Kamera offiziell nicht zur Überwachung meiner Wohnung dient.

Die Sondereinheiten kommen doch nur bei Schwerverbrechern. Was war denn los?

Ich war gar nicht zuhause. Mein damals 13-jähriger Sohn rief mich in Panik an, er brauche einen Anwalt. 17 vermummte Polizisten waren in die Wohnung eingedrungen, haben ihn auf den Boden geworfen und mit Maschinengewehr bedroht.

Und warum das?

Es hieß, dass man beim Feinjustieren der Kamera zufällig gesehen habe, dass mein Sohn mit einer Pistole hantiere. Da war Gefahr im Verzug, „die Pervulesko hortet Waffen“, was den Anlass zu diesem Einsatz gab. Dass mein Sohn mit zwei Plastikpistolen und seiner Playstation zugange war, war ein dummer Zufall. Nicht, dass mich derartiges Spielzeug als Mutter begeistert, aber in dem Alter gehört das wohl irgendwie dazu. Auf ihn hat das Ganze eine traumatisierende Wirkung.

Ganz offen: ursprünglich war ich es ja selbst, die eine Kameraüberwachung in der Badgasse wollte. Die Junkies und Penner waren dort wirklich kein Vergnügen. Ich habe auch ein Waffenverbot in der Altstadt gefordert. Aber das, was sie jetzt machen, geht gegen jedes Persönlichkeitsrecht – Datenschutz, Schutz des eigenen Bildes? Nicht bei einer gefährlichen „Terroristin“ wie mir … Dabei habe ich gegen kein einziges Gesetz verstoßen.

Du hast doch Dein Geschäft widerrechtlich geöffnet? Das war doch gesetzeswidrig.

Nein. Dabei handelte es sich um kein Gesetz. Ich habe nur eine einzige der unzähligen Verordnungen, die sie in der Zeit raugehauen haben, übertreten. Und das, weil ich wirtschaftlich am Ende war und nicht wusste, wie ich das Essen auf den Tisch bringen soll.

Aber Du hast doch erhebliche finanzielle Förderungen bekommen, wie man der Kronenzeitung entnehmen konnte. Warum konntest Du damit nicht etwas zu Essen kaufen? Und warum zahlst Du nicht die Verwaltungsstrafen davon, statt in den Knast zu gehen.

Das ist der Witz des Jahrhunderts und zeigt, wie unredlich manche Medien berichten. Wir hatten seit Frühjahr 2020 insgesamt 13 Monate einen kompletten Lockdown und durften 8 Monate nur im begrenzten Umfang öffnen. Meine ersten „Fördergelder“ für 2021 in Höhe von 14.000 Euro wurden Ende 2022 ausgezahlt. Allerdings nicht an mich, sondern direkt an ein Inkassobüro, in dem alle bisher aufgelaufenen Rechnungen gesammelt wurden. Für 2022 bekam ich dann in 2023 insgesamt 44.000 Euro zugestanden – und auch die sind nicht auf meinem Konto gelandet, sondern wurden direkt an die verschiedenen Gläubiger weitergeleitet.

Auch wenn sich 44.000 Euro nach einer enormen Summe anhören: es sind gerade einmal 1/3 des offenen Betrages, der 2022 angefallen ist. Lokalmiete, Sozialversicherung, Gebietskrankenkasse für die Mitarbeiter, das Auto, die Gebäudeversicherung für das Lokal, die weiteren Versicherungen und die Leasinggeräte im Lokal: alles das summiert sich zu Fixkosten auf, die ich problemlos decken kann, wenn man mich arbeiten lässt.

Nur hat mich die Regierung eben nicht arbeiten lassen. Man kann da also nicht wirklich von einer „Förderung“ sprechen, es ist bestenfalls eine Widergutmachung – und die war völlig unzureichend.

Von dem ganzen Geld, das „die Wutwirtin einkassiert hat“, habe ich nichts gesehen. Aber selbst in der Widerstandszene wurde der Kronenzeitung auf einmal geglaubt, nachdem man in den letzten Jahren eigentlich begriffen haben sollte, dass die Mainstream-Medien es mit der Wahrheit nicht immer ganz genau nehmen.

Aber jetzt ist das Lokal wieder offen und Du hast ein Einkommen. Warum zahlst Du Deine Strafen jetzt nicht? Du willst ja nicht einmal, dass andere für Dich spenden?

Sie bekommen von mir nichts. Ich sehe wirklich keine Veranlassung für etwas zu bezahlen, was meines Wissens sogar seitens des Verfassungsgerichtes als nicht rechtmäßig betrachtet wird. Bescheide des obersten Gerichtes werden von der Regierung einfach missachtet. Ich habe aber immer noch keine Angst und werde daher dieses System mit keinem Cent in seinem Unrecht bestätigen. Selbst wenn sie mir die Konzession entziehen, wird sich eine Lösung ergeben. Ich muss ja nicht in Österreich bleiben. Irgendwann muss es ja auch mal gut sein mit der Verfolgung von mir. Das geht jetzt über zwei Jahre.

Es ist völlig lächerlich. Man muss sich mal überlegen, was ein Tag Gefängnis den Steuerzahler kostet. Und da sitzen viele Menschen ein, die einfache Strafen wie z.B. Parkstrafen nicht zahlen können. Das ist völlig unangemessen. Man wird, weil man nicht genug Geld hat, wie ein Verbrecher behandelt, während die wirklichen Verbrecher frei rumlaufen.

Du bist in deren Augen aber ein Verbrecher, pardon eine Verbrecherin. Du gibst einfach nicht auf, bist schon eine Ikone im Widerstand.

Das wollte ich aber nie sein. Als ich bei der Demo „Freitag für Freiheit“ auf der Bühne stand und etwas sagen sollte, war mir überhaupt nicht klar, was das alles auslösen würde. Ich habe einfach meine Situation geschildert: „ich weiß nicht, wie ich meinen Sohn und mich weiter durchbringen kann“ – und dann die Konsequenzen gezogen. Mir war klar, ich muss mein Lokal für vier Stunden aufsperren, um uns dadurch eine Woche lang zu versorgen.

Hätten sie mich anschließend nicht verhaftet, hätte das keinerlei Aufmerksamkeit nach sich gezogen. Dann wären am Tag des Öffnens nicht die ganzen Kameras vor der Tür des Badcafes gestanden. Es war nie meine Intention, diesen Wirbel zu veranstalten oder gar prominent im Widerstand zu werden. Ich war lange als Schauspielerin und Sängerin auf Bühne, kannte den Applaus und war dessen eigentlich überdrüssig. Ich hatte mein Lokal – drei Monate vor dem ersten Lockdown – in Linz eröffnet, um mehr Ruhe und mehr Zeit für meine Mutter zu haben. Jetzt derartig im Rampenlicht zu stehen, ist genau das, was ich nicht wollte.

Aber den Mund halten, willst Du auch nicht?!

Meine Mutter sagte mir mal: „Wenn Du den Mund aufmachst, wird es laut.“ Aber sie sagte auch, dass sie sehr stolz auf mich sei und nichts anderes von mir erwartet habe. Ich habe Rückhalt in der Familie, wir halten zusammen. Das macht es leichter, auch wenn es wirklich nicht angenehm ist.

Danke, dass Du Dir treu bleibst! Ich hoffe, dass diese ganzen Verwaltungsstrafen von einer höheren Instanz bald einkassiert werden.


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