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Der Sonntagsfahrer: Wolf im Rückspiegel

Published On: 26. Februar 2023 6:15

Seit vergangener Woche wissen wir: Gegen streunende Wölfe empfehlen sich schnelle E-Bikes. Noch besser sind natürlich Ballons als Fluchtfahrzeug – es sei denn, die US Air Force wohnt in der Gegend. Oder der Luftschiffer stammt aus Regierungskreisen.

Seit Mitte der Woche gibt es ein ultimatives Argument für die Anschaffung eines Elektrorades. Die 24-jährige Marie Schmidt aus Visselhövede wohnt auf dem platten niedersächsischen Land und sah sich auf dem Weg zur Arbeit von drei Unholden verfolgt. Dabei handelte es sich um Wölfe, die offensichtlich auf etwas Abwechslung in ihrem Speiseplan erpicht waren und die Verfolgung der Radfahrerin aufnahmen. Möglicherweise verwechselten sie Marie auch mit Dolly, Ursula von der Leyens Pony. Marie entkam – wenn auch nur knapp – „mit dem Turbogang“ ihres elektrischen Mountain-Bikes. Ob es sich bei den Vierbeinern um Zuwanderer handelte oder solche mit deutscher Staatsbürgerschaft, konnte nicht geklärt werden, auch ihre Vornamen sind nicht bekannt. 

Die Geschwindigkeit eines E-Bikes ist in Deutschland derzeit im elektrischen Betrieb auf 25 km/h limitiert, eine gesetzliche Vorgabe, die dringend auf 50 km/h erhöht werden sollte, was technisch kein Problem darstellt. Schnellere sogenannte Speed-Pedelecs werden leider als Kleinkraftrad eingestuft, und man darf damit auch nicht mehr auf dem von Wölfen bevorzugten Radwegen fahren. Dies gilt bedauerlicherweise auch für Verbrenner-Alternativen wie das legendäre Moped NSU-Quickly, besonders verschreckend mit einem Loch im Auspuff. Akustisch ersetzen die Fehlzündungen eine Schrotflinte – und Meister Isegrim gilt als sehr lärmempfindlich. Hilfsweise kann also auch „Ich hab Dich lieb“ von Herbert Grönemeyer auf einem mitgeführten Gettoblaster abgespielt werden.

In den USA dürfen E-Bikes deutlich schneller sein. Dies ist womöglich der Tatsache geschuldet, dass in Staaten wie Wyoming, Montana oder Idaho bisweilen Grizzlys am Straßenverkehr teilnehmen. Auch die kanadische Superwildsau, die in die USA zuwandert, hält sich nicht an die dort üblichen Vorfahrtsregeln. Die Mischung aus Mastschwein und Wildsau wiegt bis zu 300 Kilo, ist superintelligent, aggressiv und schwerer zu fassen als Bonny & Clide. Es wird davon abgeraten, mit ihr um einen Parkplatz zu streiten, denn der Allesfresser meuchelt für den kleinen Appetit zwischendurch schon mal einen Elch. Zusätzlich sind in USA Schusswaffen erlaubt. Auf der Flucht Radfahren und gleichzeitig schießen, ist jedoch eine circensische Leistung, die Buffalo Bill’s Wild West Show alle Ehre machen würde. Die entsprechenden Fähigkeiten könnten durch eine entsprechende olympische Disziplin, etwa im Rahmen des Biathlon, auch hierzulande popularisiert werden. Das Überleben auf den Radwegen ließe sich auf diese Weise unkompliziert täglich neu aushandeln.

Interessante Besucher, die man sonst so gut wie nie sieht

Doch nicht nur Radfahren wird immer gefährlicher, auch andere umweltfreundliche Verkehrsmittel sehen sich zunehmend der Verfolgung durch böse Buben ausgesetzt. Ich würde beispielsweise davon abraten, über den USA mit einem Fesselballon unterwegs zu sein. Die Gefahr, mit einem UFO oder einer chinesischen Auskunftei verwechselt zu werden, ist einfach zu groß. Wer es trotzdem wagt, bekommt eine Menge interessante Besucher, die man sonst so gut wie nie sieht. 

Zunächst schaut eine „Dragon Lady“ vorbei, so der Beiname des Höhenaufklärers U-2S. Der Höhenflieger ist immer noch im Dienst und machte erstmals 1960 von sich reden, als die Russen ihn mitsamt dem Piloten Francis Gary Powers vom Himmel über dem Ural holten. Sein Austausch gegen den Sowjetspion Rudolf Abel auf der Glienicker Brücke machte Geschichte und inspirierte zahlreiche Drehbuchschreiber. 

Und die kriegen jetzt endlich wieder neuen Stoff. Wenn so eine U2 über den USA ein paar hübsche Selfies mit einer aktuellen Ballonfuhre gemacht hat, dreht sie scheinbar friedlich ab. Spätestens jetzt sollten eventuelle Ballonfahrer vom Fallschirm Gebrauch machen. Es dauert nämlich nicht lange, bis eine F 22 Raptor auftaucht, deren Pilot einen ganz kurzen Finger am Abzug hat. Wie sang Nena schon 1983 mit prophetischer Gabe: „Neunundneunzig Luftballons / Auf ihrem Weg zum Horizont / Hielt man für Ufos aus dem All / Darum schickte ein General / ′Ne Fliegerstaffel hinterher / Alarm zu geben, wenn’s so wär′… Neunundneunzig Düsenflieger…

Zur Lösung des verteidigungspolitischen Dilemmas schlage ich deshalb einen Strategiewechsel vor. Ich empfehle, folgende Abkürzung zu nehmen: Anstatt Ballons abzuschießen, könnte die US Air Force doch Wölfe mit zweifelhafter Herkunft erlegen und so Deutschlands Radwege sicherer machen. Ich bin ganz sicher, dass dies der deutsch-amerikanischen Freundschaft förderlich wäre, besonders in den Ost-Gauen.

Genügend Distanz zu Carnivoren aller Art

In Sachen Ballon macht mir seit der vergangenen Woche keiner was vor, ich entschloss mich nämlich aus dem aktuellen Anlass zu einem Besuch im wunderbaren Gersthofener Ballonmuseum, das vor den Toren von Augsburg liegt. In der Nähe befinden sich ein Ballon-Startplatz sowie eine Ballon-Tankstelle, die von der angrenzenden Firma Linde mit Wasserstoff versorgt wird. Gegenüber einem Elektrofahrrad bieten die windkraftgetriebenen Fahrzeuge eine deutlich verbesserte Sicherheitslage und genügend Distanz zu Carnivoren aller Art, solange die US Air Force nicht in der Nähe ist. Wölfe sollte man oben nur zählen, aber nicht auf sie schießen, Wasserstoff gilt als leicht entzündlich.

Das Schmuckstück des Ballonmuseums ist ein turmhoher Nachbau des historischen Ballons des Freiherren Joseph Maximilian von Lütgendorf. Vom Design her gleicht dessen Gondel einem vergoldeten und für den Export nach Dubai vorgesehenen Mercedes-Maybach, an dessen Flanken zwei aus dem Lohengrin entfleuchte Schwanenflügel angebracht sind. Für seinen ersten Startversuch, der am 24. August 1786 in Augsburg stattfand, ließ der Baron ein auf Pump finanziertes Amphitheater errichten und verkaufte hunderttausend Eintrittskarten. Nachdem sein Start zweimal wegen einer Kombination aus Wetter und Unfähigkeit misslang, gab die Öffentlichkeit seinem Ballon, der nicht fliegen wollte, den Spottnamen „Erdlieb“. Die Augsburger, die sich für ihr Geld zumindest einen kleinen Absturz mit Todesfolge erhofft hatten, nahmen übel, also etwas, was sie besonders gut können. Der Baron musste aus der Stadt entfleuchen wie ein verletzter Tölpel – gegen einen verstimmten Augsburger ist eine F 22 Raptor ein unendlich sanftes Wesen.

Trotz kleiner Anfangsschwierigkeiten nahm die Ballonfahrerei und Ballonherstellung in und um Augsburg und im Rest der Welt einen veritablen Aufschwung. So wird im Museum davon berichtet, wie Bertrand Piccard 1999 als Erster mit einem Ballon nonstop die Welt umrundete. Inzwischen sind alle Deutschen Ballonfahrer, zumindest all jene, die in den letzten 20 Jahren von Angela Merkel oder Olaf Scholz regiert wurden: Du weißt mit diesen Luftschiffern nie, wo die Reise hingeht. Kein Wunder, dass der Ballon auch als politische Metapher Karriere machte, besonders der Heißluftballon. Der steigt nicht mit Hilfe von Gas, sondern durch heiße Luft auf, die wie in einem Kamin nach oben strebt. Ein anschauliches Beispiel dafür ist gerade die Steuererklärung der Nord-Stream-2-Stiftung, die eine Finanzbeamtin im Kamin verbrannte, woraufhin die Beteiligten prompt anfangen zu fliegen. 

Von Dirk Maxeiner ist in der Achgut-Edition erschienen: „Hilfe, mein Hund überholt mich rechts. Bekenntnisse eines Sonntagsfahrers.“ Ideal für Schwarze, Weiße, Rote, Grüne, Gelbe, Blaue, sämtliche Geschlechtsidentitäten sowie Hundebesitzer und Katzenliebhaber, als Zündkerze für jeden Anlass(er). Zu beziehen hier.

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