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Wenn ZDF-frontal über Erdgas berichtet, ist Desinformation garantiert

Published On: 6. März 2023 17:54

ZDF-Frontal plant anscheinend einen Beitrag über die Erdgas-Situation in Deutschland und Europa, der eine komplette Zusammenstellung von Desinformationen wird.

Auf der Seite des ZDF ist ein Artikel mit der Überschrift „Deutsche Abhängigkeit – Waffe Gas: Wie Moskaus Angriff 2021 begann“ veröffentlicht worden, der sich laut Einleitung auf Recherchen der ZDF-frontal-Redaktion beruft. Der ZDF-Artikel erklärt den Lesern, dass Russland schon seit 2021 einen „Wirtschaftskrieg gegen den Westen“ führt.

Man kann den Artikel recht kurz zusammenfassen, denn er stellt eine chronologische Aufzählung von Ereignissen dar, bei denen Gazprom demnach den Gasfluss nach Europa immer wieder reduziert hat und die heutige Energiekrise schon 2021 ihren Anfang genommen hat. Schuld daran ist natürlich Russland, das all das angeblich von langer Hand geplant habe, wie es der im Artikel immer wieder zitierte Experte am Ende des Artikels zusammenfasst:

„Diese Tatsache wurde vom Markt erstmal nicht gesehen. Aber in der Retrospektive sind diese Spielzüge dann doch offensichtlich geworden.“

Der ZDF-Artikel enthält durchaus einen Teil Wahrheit, denn dass die heutige Energiekrise bereits im Sommer 2021 absehbar war, wissen Stammleser des Anti-Spiegel, weil ich schon ab Juli 2021 über die steigenden Gaspreise berichtet habe und es ab September 2021 absehbar war, dass es im Winter 2021/2022 zu einer Gaskrise kommen würde. Die „Qualitätsmedien“ haben darüber jedoch erst spät berichtet, für die Konsumenten der „Qualitätsmedien“ fiel die Energiekrise im Herbst 2021 quasi aus heiterem Himmel auf sie hernieder.

Die Schuldfrage

Bei der Schuldfrage betreibt der ZDF-Artikel Desinformation. Der Artikel listet Daten auf, an denen Gazprom angeblich den Gasfluss reduziert habe. Allerdings ist die Frage, warum Gazprom weniger Gas geliefert hat, und auf die Frage geht das ZDF nicht ein. Gazprom konnte nur so viel Gas verkaufen und über Pipelines liefern, wie aus Europa bestellt wurde. Und da liegt der Hase im Pfeffer, denn es gibt – auch in dem aktuellen ZDF-frontal-Artikel – keine einzige Meldung darüber, dass Gazprom 2021 eine Gasbestellung aus Europa (unter welcher Begründung auch immer) abgelehnt hätte.

Wenn aber aus Europa weniger Gas bestellt wird, dann liefert Gazprom auch weniger Gas, so funktioniert das Gasgeschäft nun einmal.

Das Kernproblem bei all den Artikeln und Berichten, die die deutschen „Qualitätsmedien“ seit Herbst 2021 über die Gasknappheit und die hohen Preise veröffentlicht haben, ist, dass sie nie auch nur ein Beispiel aus dieser Zeit genannt haben, bei dem Gazprom eine Bestellung aus Europa abgelehnt hätte. Die Gasknappheit und die steigenden Preise wurden in der EU hausgemacht, sollten aber von Beginn an Gazprom und Russland angelastet werden.

Das hausgemachte Problem

Das Problem ist, dass die Reform des europäischen Gasmarktes, die die EU-Kommission unter Juncker verabschiedet hat, es für Gasimporteure rentabel gemacht hat, wenn in Europa ein Gasmangel herrscht. Die Reform hat den Spotmarkt geschaffen, also den Börsenhandel mit Gas. Und man muss kein Experte sein, um zu verstehen, dass es für Börsenhändler lukrativ ist, ein Produkt zu verknappen, weil sein Preis an der Börse dann steigt und sie es zu höheren Preisen verkaufen können. Und genau das ist 2021 passiert.

Hinzu kam, dass der Sommer 2021 sehr windstill war, weshalb die Windräder in dem Sommer viel zu wenig Strom geliefert haben. Um das auszugleichen, wurde russisches Gas nicht in die Gasspeicher gepumpt, sondern zum Teil direkt für die Stromerzeugung eingesetzt. Dieses Gas fehlte dann im Herbst 2021 in den Gasspeichern.

Die Gaskrise, die ab Sommer 2021 absehbar war und über die Medien ab Herbst 2021 berichtet haben, war vereinfacht gesagt auf zwei Entscheidungen der EU-Kommission zurückzuführen: Erstens der Fokus auf den Börsenhandel mit Gas und zweitens der Fokus auf erneuerbare Energien, die nun einmal wetterabhängig sind. Wenn keine Sonne scheint, gibt es keinen Solarstrom, wenn kein Wind weht, gibt es keine Windenergie. Wer seine Stromversorgung vom Wetter abhängig macht, der hat irgendwann zwangsläufig ein Problem.

Das soll kein Plädoyer gegen erneuerbare Energien sein, sie sind als Beimischung sehr sinnvoll, aber wer sich von ihnen abhängig macht, der riskiert eben, irgendwann mal ohne Strom und Heizung dazustehen, oder zumindest unter (vor allem nach oben) schwankenden Preisen zu leiden. Genau das ist 2021 passiert.

Das große Glück für Deutschland und Europa war, dass die Winter 2021/2022 und 2022/2023 sehr mild waren und man daher auch mit weniger Gas auskommen konnte. Wäre einer dieser Winter streng gewesen, hätte es ganz anders ausgesehen.

Der Sinn langfristiger Verträge

Seit zuerst die Sowjetunion und dann Russland Europa mit Gas beliefert haben, hat es damit – egal, welche politischen Krisen es gegeben hat – nie ein Problem gegeben. Das Gas wurde auf Basis langfristiger Verträge geliefert und der Gaspreis wurde aus einem Warenkorb von Energieträgern berechnet, was dafür gesorgt hat, dass der Gaspreis weitgehend stabil war.

Beide Seiten konnten so gut planen. Gazprom konnte als Produzent des Gases seine langfristigen Investitionen planen und die Verbraucher in Europa, vor allem die Industrie, hatte im Weltmarktvergleich niedrige und stabile Preise, sodass auch die europäische Wirtschaft zuverlässig planen konnte.

Das System hat fast 50 Jahre hervorragend funktioniert, bis die EU-Kommission unter Juncker kam und meinte, dass langfristige Verträge doof seien und dass der Markt alles besser regulieren könne, weshalb man auf kurzfristige Bestellungen und an der Börse gehandeltes Gas setzen müsse.

Das Ergebnis sehen wir: Spekulanten haben danach viel Geld daran verdient, das Gas noch zu langfristigen Verträgen und zu Preise von etwa 250 Dollar pro tausend Kubikmeter bei Gazprom zu kaufen, es dann aber an der europäischen Börse für bis zu 2.000 Dollar pro tausend Kubikmeter Gas, so hoch war der Börsenpreis im Herbst 2021 teilweise, zu verkaufen. Daher war die Gasknappheit ganz im Sinne der Importeure – dass die Versorger (also Stadtwerke, etc.) Probleme bekamen, weil sie das Gas nun so teuer einkaufen mussten, während sie es den Verbrauchern zunächst noch zu den früher vereinbarten, viel niedrigeren Preisen liefern mussten, war den Importeuren und Spekulanten egal. Sie haben sich eine goldene Nase verdient und sich heimlich über die Gasknappheit und die daraus resultierenden hohen Preise gefreut.

Aber das ZDF spricht dieses Thema in seinem Artikel gar nicht an, der Leser des ZDF erfährt davon nichts, sondern ihm wird vorgegaukelt, Gazprom habe die Gaslieferungen böswillig reduziert und 2021 einen „Wirtschaftskrieg gegen den Westen“ begonnen. Sollte das auch Thema eines Beitrages bei ZDF-frontal werden, dann wird auch der Fernsehzuschauer von den wahren Hintergründen nichts erfahren.

Desinformation beim ZDF

Ich will hier nicht im Einzelnen auf den ZDF-Artikel eingehen, mit dessen „Erkenntnissen“ wahrscheinlich auch die Zuschauer von ZDF-frontal beglückt werden. Ich will nur ein Beispiel zitieren, das aufzeigt, wie bewusst das ZDF bei dem Thema lügt. Der ZDF-Artikel ist, wie erwähnt, eine Chronologie von Ereignissen. Und so erfährt der Leser zum Beispiel:

„18.12.2021: Gazprom stoppt alle Lieferungen über Polen nach Deutschland, mitten im Winter. Der Gaspreis schießt auf ein neues Allzeithoch. Gegenüber dem Jahresbeginn kostet Erdgas das Neunfache.“

Polen hatte seine langfristigen Verträge mit Gazprom nicht verlängert, sondern stattdessen auf sein LNG-Terminal und amerikanisches Frackinggas gesetzt. Daher kam über die Jamal-Pipeline, die damals noch russisches Gas über Weißrussland und Polen nach Deutschland gepumpt hat, zunächst immer weniger und ab Mitte Dezember 2021 gar kein Gas mehr nach Deutschland.

Immer wieder die Ukraine

Aber es kommt noch besser: Die Ukraine hatte seit Oktober 2021 ebenfalls ein hausgemachtes Problem, denn die Maidan-Regierungen hatten nach 2014 beschlossen, kein russisches Gas mehr zu nutzen, sondern „europäisches“ Gas zu importieren. Da es in Europa aber kein Gas für die Ukraine gibt, haben Scheinfirmen in der EU russisches Gas gekauft, das beim Transit durch die Ukraine nach Europa aus der Pipeline ins ukrainische Netz abgezweigt wurde, auf dem Papier aber „europäisches“ Gas war. Der Fachbegriff für diesen Trick lautet „virtueller Gas-Revers“.

Die Scheinfirmen haben für die Umetikettierung des russischen Gases in „europäisches“ Gas 100 Dollar pro tausend Kubikmeter in Rechnung gestellt. Das war Milliarden-Geschäft für einige, eng mit der ukrainischen Regierung verbundene Herrschaften.

Für diese Herrschaften war es daher sehr ärgerlich, dass Ungarn ab dem 1. Oktober 2021 einen neuen 15-Jahresvertrag mit Gazprom abgeschlossen hat, bei dem das Gas für Ungarn nicht mehr durch die Ukraine, sondern durch die neue Turkish Stream Pipeline kommen sollte. Es fehlten plötzlich die Gasmengen, aus denen sich der virtuelle Gas-Revers nehmen ließ und die Ukraine stand unmittelbar vor Beginn des Winters vor einem echten Problem.

Übrigens erklären sich so auch die in dem ZDF-Artikel gemeldeten Verringerungen des Gastransits durch die Ukraine ab September 2021, nur erklärt das ZDF die Hintergründe nicht, sondern gibt Russland die Schuld.

Was das alles mit der Jamal-Pipeline und der im ZDF-Artikel zitierten Meldung vom 18. Dezember 2021 „Gazprom stoppt alle Lieferungen über Polen nach Deutschland“ zu tun hat? Ganz einfach: Von da an kam kein Gas mehr über Polen nach Deutschland, weil das Gas danach in umgekehrter Richtung geflossen ist. Deutsche Importeure haben billig über Nord Stream importiertes russisches Gas über Polen in die Ukraine gepumpt – auch das war ein gutes Geschäft, denn die Ukraine bezahlte den Börsenpreis für das billig aus Russland nach Deutschland importierte Gas. Und während ab dem 18. Dezember 2021 alle deutschen „Qualitätsmedien“ über die Gaskrise berichtet und behauptet haben, Russland liefere kein Gas mehr über Polen nach Deutschland, haben sie alle vergessen, zu berichten, dass deutsche Händler stattdessen Gas aus Deutschland an die Ukraine verkauft haben.

In Russland war all das bekannt

In Russland waren diese Tricks bekannt, aber die deutschen „Qualitätsmedien“ berichten ja nicht darüber, was Putin und andere russische Regierungsmitglieder sagen. Am 23. Dezember 2021 fand Putins jährliche Pressekonferenz statt und er wurde dabei auch zu dem Thema befragt. Die Frage und Putins vollständige Antwort habe ich damals übersetzt, Sie finden sie hier. Jetzt will ich daraus nur einen Auszug zitieren:

„Sie haben gerade die Jamal-Europa-Pipeline erwähnt. Ich sehe diese Vorwürfe gegen Russland und Gazprom, dass Gazprom den zweiten oder dritten Tag in Folge über diese Route keine Kapazitäten für Gaslieferungen nach Europa gebucht hat. (…) Schließlich hat Gazprom diese Kapazitäten nicht gebucht, weil seine Vertragspartner und Unternehmen, vor allem die deutschen und französischen, die über diese Route Gas kaufen, keine Bestellungen abgegeben haben. Was soll Gazprom transportieren, wenn keine Bestellungen vorliegen? Was haben die begonnen zu tun? Sie haben auf dieser Strecke von der BRD nach Polen in den Revers geschaltet und pumpen seit einigen Tagen Gas von der BRD nach Polen.
Ich denke, das sollte alle interessieren. Warum? Weil wir Gas im Rahmen langfristiger Verträge an die BRD liefern und der Preis ist drei-, vier-, sechs-, siebenmal billiger als auf dem Spotmarkt. Wenn die eine Milliarde Kubikmeter Gas weiterverkaufen, machen sie fast eine Milliarde Dollar, 900-irgendwas, Profit. Das ist Geschäftemacherei. Das ist das Erste. (…)
Aber das ist noch nicht alles. Sie pumpen das Gas im Revers, aber wie kann man Gas im Revers liefern? Gas kann nicht gleichzeitig in beide Richtungen durch ein und dasselbe Rohr fließen. Sie haben a) kein Gas bestellt und es b) auf Revers geschaltet.(…)
Es gibt eine Verbindung, die das polnische Pipelinesystem mit dem ukrainischen verbindet. Die Kapazität beträgt etwa drei Millionen Kubikmeter pro Tag. Das ist genau die Menge, die aus der BRD nach Polen transportiert wird. Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass dieses Gas in die Ukraine fließt.“

Jeder Deutsche müsste sich nun fragen, warum die deutschen „Qualitätsmedien“ darüber nicht berichtet haben. Wenn Putin gelogen hätte, hätten sie ihn ja spielend widerlegen können.

Aber Putin hat die Wahrheit gesagt und sich dann auch noch direkt an die Menschen in Deutschland und der EU gewandt:

„Und die Verbraucher in Europa und in Deutschland sollten wissen, was wirklich vor sich geht, und sich vielleicht an bestimmte Instanzen wenden, und eine Erklärung fordern.“

Aber wenn es um kritische Fragen an „bestimmte Instanzen“ in Deutschland und der EU geht, dann schweigen die deutschen „Qualitätsmedien“. Stattdessen bringen sie einige Jahre später solche Desinformation, wie den aktuellen Artikel vom ZDF, der wahrscheinlich Grundlage für einen Beitrag bei ZDF-frontal am 7. März sein wird.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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