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Wie in Russland über das G20-Treffen in Indien berichtet wurde

Published On: 6. März 2023 8:00

Das Außenministertreffen der G20 in Indien war laut deutschen Medien eine Erfolgsstory für Annalena Baerbock, auch wenn man das in anderen Teilen der Welt eher anders gesehen hat. Hier zeige ich, wie in Russland über das Treffen berichtet wurde.

Wenn man deutschen Medien glauben will, war das Treffen der G20-Außenminister in Indien ein Erfolg für die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock, die den russischen Außenminister Lawrow wüst beschimpft hat. Dass die deutschen Medien dabei alles weglassen, was nicht ins gewollte Bild passt, habe ich schon aufgezeigt. Vielsagend waren auch die Bilder von Baerbocks Ankunft in Indien, die die deutschen Medien lieber nicht gezeigt haben, die aber in sozialen Netzwerken viral gingen, denn bei Baerbocks Ankunft fehlte eine indische Begrüßungsdelegation, die den ausländischen Gast bei solchen Anlässen normalerweise an der Gangway des Flugzeugs erwartet.

Hier will ich zeigen, wie in Russland über das G20-Treffen berichtet wurde und habe dazu den Korrespondentenbericht aus dem wöchentlichen Nachrichtenrückblick des russischen Fernsehens von Sonntagabend übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Das Wichtigste geschah beim G20-Gipfel auf den Korridoren

Die wichtigsten diplomatischen Auseinandersetzungen fanden diese Woche in Indien statt, wo die Außenminister der G20 tagten. Es ging hitzig zu, denn unversöhnliche politische Gegner – Vertreter der westlichen Länder unter Führung der USA und der Rest der Welt, einschließlich Russland und China – kamen für zwei Tage an einem Ort zusammen. Ein Bericht unseres Korrespondenten.

Junge Brahmanen, zukünftige Priester, haben die Texte auswendig gelernt, die nicht vor nur Hunderten, sondern vor Tausenden von Jahren entstanden sind. Das von Narendra Modi gewählte Thema der indischen G20-Präsidentschaft ist ein Zitat aus den heiligen Maha Upanishad. Übersetzt heißt es „ein Land, eine Familie, eine Zukunft“ – das ist der ursprüngliche Zustand, zu dem nach den vedischen Lehren schließlich alles zurückkehren muss.

Wahrscheinlich konnten sich die Außenminister der G20-Länder unter den heutigen Umständen wirklich nur in Indien mit seinem „besonderen Blick“ auf die Welt treffen. Noch bevor die Delegationen in Neu-Delhi eintrafen, spekulierte die Presse darüber, ob die Minister überhaupt in einem Raum zusammenkommen könnten. Die Reise des US-Außenministers zu den Nachbarn Russlands und Chinas in Kasachstan und Usbekistan kurz vor seiner Reise nach Indien zeigte deutlich die zwei Richtungen der US-Offensive. Vor seiner Abreise aus Taschkent gab Blinken bekannt, dass er weder mit seinem russischen noch mit seinem chinesischen Amtskollegen zusammentreffen wolle.

Zu der Zeit traf Sergej Lawrow in Neu-Delhi bereits mit Russlands wichtigsten Verbündeten auf dem Kontinent zusammen, dem Gastgeber des G20-Gipfels, dem indischen Außenminister Subramaniam Jaishankar, und dem neu ernannten chinesischen Außenminister Qin Gang. Die Beziehungen Moskaus sowohl zu Peking als auch zu Neu-Delhi bereiten dem Westen ständig Kopfschmerzen.

Am Morgen des wichtigsten Tages des Ministergipfels zeigte sich die Kräfteverteilung bereits an der Sitzordnung im Rashtrapati Bhavan Palast. Sergej Lawrow und Blinken saßen auf gegenüberliegenden Seiten des Tisches, getrennt durch fünf andere Delegierte. Der westliche Block blieb zusammen. Neben Blinken saß der britische Außenminister Cleverly. In einer Reihe hintereinander saßen Josep Borrell, die französische Außenministerin Catherine Colonna und ihre deutsche Amtskollegin Annalena Baerbock. Der indische Premierminister Narendra Modi räumte in seiner Ansprache ein: Das Treffen findet in einer Zeit „tiefer globaler Spaltungen“ statt. Dennoch sei es zumindest einen Versuch wert, über die Themen des Globalen Südens zu diskutieren und sich nicht in Geopolitik zu verlieren: „Wir sollten nicht zulassen, dass Probleme, die wir nicht gemeinsam lösen können, den Problemen im Wege stehen, die wir gemeinsam lösen können. Wenn Sie sich im Land von Gandhi und Buddha treffen, bete ich, dass Sie sich vom Geist der indischen Zivilisation inspirieren lassen. Wir müssen uns nicht darauf konzentrieren, was uns trennt, sondern darauf, was uns eint“, sagte Modi.

Die Flaggen der am Gipfel teilnehmenden Staaten, die in einer Reihe stehen und eng aneinander genäht sind, sollten nach dem Willen der Organisatoren die Einheit symbolisieren. Im Sitzungssaal war keine Einheit vorgesehen. Indiens Agenda für das Treffen drohte in eine Diskussion über die Konfrontation zwischen dem Westen und den Ländern, die Russland unterstützen, abzugleiten, bevor es überhaupt begonnen hatte.

Das G20-Ministertreffen fand hinter geschlossenen Türen statt. Nur einmal – zufällig oder nicht – wurde auf dem Bildschirm im Pressezentrum für einen Moment eine technische Übertragung aus dem Saal angezeigt. Darin drängte der britische Außenminister James Cleverly auf eine Verurteilung Russlands wegen der Ukraine-Krise. Diese wenigen Sekunden spiegelten das gesamte Verhalten der westlichen Delegierten wider, die Gerüchten zufolge geplant hatten, den Saal während der Rede des russischen Ministers zu verlassen. Sie beschlossen jedoch zu bleiben und widmeten ihre Reden den Drohungen gegen Moskau und Peking. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock beispielsweise soll Sergej Lawrow offen beschimpft haben.

Später beschrieb Lawrow die Atmosphäre auf dem Treffen folgendermaßen: „Die Diskussion war, zumindest in einigen der Erklärungen der westlichen Delegationen, insbesondere der G7-Länder, von emotionalen Äußerungen durchzogen. Und all dies geschah auf Kosten einer normalen Diskussion über die Probleme, die wirklich auf der Tagesordnung der G20 stehen. Ich möchte mich bei der indischen Präsidentschaft und meinen Kollegen aus dem Globalen Süden für das unangemessene Verhalten einiger westlicher Delegationen entschuldigen, die die Arbeit an der G20-Agenda in eine Zirkusarena verwandelt und versucht haben, ihre Verantwortung für wirtschaftspolitische Versäumnisse auf andere Teilnehmer, insbesondere Russland, abzuwälzen.“

Doch das Wichtigste passierte auf den Korridoren. Trotz der lautstarken Ankündigung der Nicht-Bereitschaft zur Kommunikation bat die US-Seite selbst um Kontakt mit Russland. Das zehnminütige Gespräch, das im Vorbeigehen stattfand, konnte man weder als Verhandlung noch als Treffen bezeichnen. Und doch war dies die erste persönliche Kommunikation zwischen Sergej Lawrow und Blinken in diesem Jahr. Ob spontan oder geplant, der Grund ist klar: Die Entscheidung Russlands, die Teilnahme am NEW-START-Vertrag auszusetzen, hat Washington gezwungen, diesen Kontakt zu suchen.

„Ich habe am Rande der Konferenz kurz mit dem russischen Außenminister Lawrow gesprochen. Ich habe Russland aufgefordert, seine unverantwortliche Entscheidung rückgängig zu machen und zur Umsetzung des NEW-START-Vertrags zurückzukehren, der den Atomwaffenarsenalen der USA und der Russischen Föderation überprüfbare Grenzen setzt. Wie in vielen anderen Fällen habe ich auch die Frage der unrechtmäßigen Inhaftierung von Paul Whelan angesprochen. Wir sind fest entschlossen, Paul Whelan zurückzuholen“, sagte Blinken.

Das Schicksal des in Russland wegen Spionage verurteilten Amerikaners Paul Whelan erwies sich als Vorwand, um Fragen der nuklearen Parität zu erörtern. Das russische Außenministerium bestritt, dass das Thema Whelan während des Gesprächs überhaupt zur Sprache gekommen ist. Ein weiterer Grund für den Aktivismus der USA waren die Befürchtungen Washingtons über die militärische Unterstützung, die China Russland angeblich gewähren könnte. Insbesondere vor dem Hintergrund des bevorstehenden Besuchs des chinesischen Staatschefs in Moskau. In Neu-Delhi berieten die USA und ihre G7-Verbündeten stillschweigend über die Verhängung von Sanktionen gegen Peking.

„Die Drohungen, die jetzt gegen China ausgesprochen werden, lassen mich an der Zurechnungsfähigkeit derer zweifeln, die diese Drohungen aussprechen. Prinzipiell darf man niemandem drohen, aber wenn unter den derzeitigen Umständen Drohungen gegen China ausgesprochen werden, geht das nicht in meinen Kopf. Unsere westlichen Kollegen haben die Diplomatie meiner Meinung nach längst aufgegeben und sind nur noch mit Erpressung und Drohungen beschäftigt“, sagte Sergej Lawrow.

Auch das Treffen der Außenminister Indiens und Chinas am Rande des Gipfels in Delhi war ein Schlag gegen das anti-chinesische Netz, das Washington in der Region spinnt. Die beiden Länder einigten sich darauf, die von Grenzkonflikten geprägten Beziehungen zu verbessern. Peking hat sein Vertrauen in Indiens Führungsrolle in der G20 zum Ausdruck gebracht und ist bereit, die unterbrochene Zusammenarbeit mit Delhi wieder aufzunehmen, einschließlich der Wiederaufnahme von Direktflügen.

„Die G20-Mitglieder haben unterschiedliche Ansichten zur Ukraine-Krise. Wir hoffen, dass die G20-Mitglieder die Bedenken der Teilnehmer respektieren und sich gemeinsam für Einigkeit und Zusammenarbeit statt für Differenzen und Anschuldigungen einsetzen werden“, sagte der chinesische Politiker Mao Ning.

Bereits in diesem Jahr könnten sich die Außenminister Russlands, Indiens und Chinas im RIC-Format treffen. Die beiden asiatischen Giganten sind zu wichtigen Abnehmern russischer Energieträger geworden. So erreichten die Ölexporte nach Indien im Februar einen Rekord von zwei Millionen Barrel pro Tag. Und immer größere Mengen werden auf dem Seeweg verschifft und im Fernen Osten entladen. Im Zusammenhang mit der Energiesicherheit, die eines der Hauptthemen des Treffens in Indien war, erinnerte der russische Außenminister an die Sprengung von Nord Stream und daran, warum Russland seine Exporte nach Osten umlenkt.

„Der Krieg, den wir zu verhindern versuchen, der Krieg, der gegen uns entfesselt wurde, indem das ukrainische Volk benutzt wurde – all das hat natürlich Auswirkungen auf die russische Energiepolitik. Um kurz zusammenzufassen, was sich geändert hat: Wir werden uns nicht mehr auf irgendwelche Partner im Westen verlassen. Wir werden nicht zulassen, dass sie wieder Pipelines in die Luft sprengen. Übrigens haben wir um eine Untersuchung gebeten, die aber sofort abgelehnt wurde. Die Amerikaner haben sie als Nonsens bezeichnet, und als Seymour Hersh sein Exposé veröffentlichte, haben Sie die Reaktion der Europäer und Amerikaner gesehen. Deutschland befand sich in jeder Hinsicht in einer demütigenden Lage. Alles, was jetzt geschieht, zielt darauf ab, Europa für die USA zu einem unbedeutenden Akteur zu machen“, betonte Lawrow.

Erwartungsgemäß war das Ergebnis des Treffens das formale Fehlen von Ergebnissen. Es war einfach unmöglich, sich auf eine allgemeine Erklärung zu einigen, die von allen Teilnehmern angenommen werden würde. Die westlichen Länder forderten, dass das Problem der Ukraine und die Verurteilung Moskaus in das Dokument des globalen Wirtschaftstreffens aufgenommen werden. Russland und China lehnten das ab.

Das G20-Ministertreffen in Neu-Delhi war für alle Seiten eine Demonstration der eigenen Stärke und eine Einschätzung der Stärke des Gegners. Was wird sich bis September ändern, wenn die Staats- und Regierungschefs der G20 in Indien erwartet werden? Es ist möglich, dass der diesjährige Gipfel bei einer weiteren Verschlechterung der Lage in diesem Format der letzte überhaupt sein könnte.

Ende der Übersetzung


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