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Der Westen verhindert unabhängige Untersuchung der Nord-Stream-Sprengung

Published On: 28. März 2023 16:53

Russland und China haben im UNO-Sicherheitsrat einen Resolutionsentwurf eingereicht, der den UNO-Generalsekretär beauftragt hätte, die Sprengung der Nord Streams von einer unabhängigen Kommission untersuchen zu lassen. Der Westen hat das verhindert.

Es sei daran erinnert, dass der Anschlag auf die Nord Streams erstens (nach Schadenssumme inklusive Folgekosten) der größte Terrorakt in der Weltgeschichte ist und dass der Anschlag zweitens der Wirtschaft Deutschlands und vieler EU-Staaten schweren Schaden zugefügt hat, weil die Energiekosten in der EU wegen des fehlenden russischen Gases dauerhaft um ein Mehrfaches gestiegen sind. Man sollte also meinen, dass Deutschland und die EU ein großes Interesse an der Aufklärung des Anschlages haben sollten.

Der Westen fordert in ähnlichen Fällen fast immer internationale Untersuchungskommissionen, siehe zum Beispiel die angeblichen Giftgasangriffe in Syrien, aber im Falle der Nord Streams verweigert der Westen eine internationale Untersuchungskommission. Dass diese Kommissionen dann meist nicht unabhängig sind, sondern vom Westen dominiert werden, steht auf einem anderen Blatt.

Russland und China haben nun eine Resolution in den UNO-Sicherheitsrat eingebracht, die den UNO-Generalsekretär aufgefordert hat, eine unabhängige Untersuchung der Sprengung der Nord Streams einzuleiten. Die Staaten des US-geführten Westens haben die Annahme der Resolution verhindert. Im Klartext hat der US-geführte Westen der Welt damit offen erklärt, dass er an einer unabhängigen Aufklärung des größten Terroranschlages aller Zeiten nicht interessiert ist.

Das Desinteresse der deutschen Medien

Deutschland ist neben Russland der Hauptgeschädigte des Anschlages, daher müsste man erwarten, dass deutsche Medien den Resolutionsentwurf und die Abstimmung im UNO-Sicherheitsrat breit diskutieren. Aber Fehlanzeige. Der Spiegel hat dem Thema nicht einmal einen eigene Artikel gewidmet, sondern darüber nur in seiner Tageszusammenfassung der Ereignisse um die Ukraine kurz berichtet. Andere Medien, zum Beispiel das ZDF, haben darüber nur in kurzen Meldungen berichtet.

Interessant ist der O-Ton der wenigen kurzen Medienberichte in Deutschland. Sie sind alle weitgehend wortgleich, was daran liegt, dass sie im Kern nur wiedergeben, was westliche Nachrichtenagenturen geschrieben haben. Bei den meisten Meldungen deutscher Medien findet man am Ende des Artikels den Hinweis auf die Nachrichtenagentur AFP. Artikel, in denen die Redaktionen deutscher Medien dazu eigene Texte geschrieben hätten, habe ich nicht gefunden.

Die in Deutschland veröffentlichten Artikel lenken alle vom eigentlichen Thema ab, wie ich am Beispiel des ZDF-Artikels aufzeigen will. Die Meldung auf der Seite des ZDF trug die Überschrift „UN-Sicherheitsrat – Russland scheitert mit Nord-Stream-Resolution“ und begann mit folgender Einleitung:

„Russland ist mit einer Resolution zu den Nord-Stream-Ermittlungen gescheitert. Moskau wolle damit nur vom Angriffskrieg in der Ukraine ablehnen, kritisierten die USA.“

Die deutschen Medien machen sich damit zu Verkündern der politischen Linie der US-Regierung, die mit aller Macht davon ablenken will, dass sie aller Wahrscheinlichkeit nach selbst hinter der Sprengung der Pipelines steckt. Anstatt eine unabhängige Untersuchung des Anschlages zu fordern, unter dem vor allem Deutschland selbst am meisten leidet, plappern die deutschen Medien die Erklärungen der US-Regierung nach.

Hersh vs. „pro-ukrainische Gruppe“

Dass die USA hinter dem Anschlag stecken, war im Grunde von Anfang an klar, weil die US-Regierung erstens immer gegen die Pipelines war, US-Präsident Biden zweitens vor der Sprengung offen angekündigt hat, die USA würden der Pipeline „ein Ende setzen“, sollte Russland in die Ukraine einmarschieren, und weil die USA drittens – neben Norwegen – der Hauptprofiteur der Sprengung sind, denn sie haben nun ihr seit über zehn Jahren offen erklärtes Ziel erreicht, russisches Gas vom europäischen Markt zu verdrängen und ihr viel teureres LNG an Europa zu verkaufen. Norwegen hat Milliarden Euro zusätzliche Profite gemacht, weil es sein Gas nun zu einem um ein Mehrfaches höheren Preis an die EU-Staaten verkaufen kann.

Die Journalistenlegende Seymour Hersh hat am 8. Februar eine Recherche veröffentlicht, in der er die US-Regierung der Sprengung beschuldigt und konkret US-Präsident Biden vorwirft, die Sprengung persönlich angeordnet zu haben. Der Artikel von Hersh ist überzeugend und gut recherchiert, weshalb niemand im Westen auch nur versucht hat, ihn zu widerlegen. Die US-Regierung verweigert Kommentare dazu und nennt ihn einfach nur „absurd“. Die westlichen Medien haben Hersh diskreditiert, sind auf seinen Artikel und den Inhalt aber nicht eingegangen, wie ich am Beispiel des Spiegel exemplarisch aufgezeigt habe.

Stattdessen haben US-Geheimdienste und deutsche Behörden einen Monat später die absurde Meldung über eine angebliche „pro-ukrainische Gruppe“ zeitgleich an die New York Times und deutsche Medien durchgestochen, um von dem Hersh-Artikel abzulenken.

Suggestive „Berichterstattung“

Dieser Linie bleiben die deutschen Medien nun wieder treu. In den wenigen kurzen Meldungen deutscher Medien über die russisch-chinesische Initiative, im UNO-Sicherheitsrat eine unabhängige Untersuchungskommission einrichten zu lassen, wurde die Hersh-Recherche nicht einmal erwähnt.

Das ZDF zum Beispiel hat es in seiner Meldung vermieden, überhaupt auf die Frage nach den Tätern einzugehen. Aber wie es der Zufall wollte, wurde am Ende des ZDF-Artikels ein 12-minütiges Video verlinkt, in dem es um die angebliche „pro-ukrainische Gruppe“ geht, die von einer Segeljacht aus die Pipelines gesprengt haben soll. Die Hersh-Recherche hingegen wurde nicht erwähnt.

Gleiches gilt für die anderen deutschen „Qualitätsmedien“. n-tv hat Hersh in seinem kurzen Artikel nicht erwähnt, ist aber auf die „pro-ukrainische Gruppe“ eingegangen. Der Staatssender Deutschlandfunk ging sogar so weit, eine ziemlich dumme „Recherche“ von t-online zu zitieren, die Russland der Sprengung beschuldigt. t-online beruft sich dabei Mitarbeiter von Bellingcat, also auf einen Ableger der westlichen Geheimdienste, die laut Hersh an der Sprengung beteiligt waren.

Ich habe über Bellingcat schon viel geschrieben. Bellingcat weiß immer alles, was andere nicht herausbekommen können. Bellingcat weiß, wer MH17 über der Ukraine abgeschossen hat und wer die Skripals vergiftet hat, Bellingcat hat Informationen über den Tiergartenmord und weiß alles über Giftgasangriffe in Syrien. Und ganz aktuell weiß Bellingcat auch, wer Navalny vergiftet hat.

Kurz und gut: Bellingcat weiß einfach alles und meldet immer das, was die britischen und US-amerikanischen Geheimdienst hören möchten.

Was hat der Westen zu verbergen?

Die Frage, was der Westen, der die Einrichtung einer unabhängigen Untersuchungskommission im UNO-Sicherheitsrat verhindert hat, zu verbergen hat, ist eine rein rhetorische Frage. Der Hersh-Bericht wurde von niemandem in auch nur einem Punkt widerlegt, er wird von westlichen Politikern und Medien stattdessen wahlweise diskreditiert oder totgeschwiegen. Die USA sind der Hauptprofiteur der Sprengungen. Die Bundesregierung stellt keinerlei Fragen, sondern verweist auf die angeblichen Ermittlungen, deren Ergebnis abgewartet werden müsse.

Das ist überraschend, denn bei früheren Fällen war die Bundesregierung nicht so zögerlich. Ob „Tiergartenmord“, Skripal, 9/11 und so weiter: Ergebnisse von Ermittlungen wurden nie abgewartet, sondern es wurden sofort Beschuldigungen gegen irgendwen (meistens Russland) ausgesprochen und Sanktionen verhängt oder russische Diplomaten ausgewiesen. Im Falle von 9/11 wurde sogar innerhalb von nur vier Wochen ein Krieg gegen Afghanistan vom Zaun gebrochen, ohne die Ergebnisse irgendeiner Untersuchung abzuwarten.

Nichts davon erleben wir bei der Nord-Stream-Sprengung, stattdessen wird auf Zeit gespielt, vom Thema abgelenkt, alles totgeschwiegen, was nicht ins gewollte Bild passt, und sogar die Räuberpistole über zwei „pro-ukrainische“ Taucher veröffentlicht, die mit Unterstützung von drei weiteren Personen von einem kleinen Segelboot ohne Kran zum Zuwasserlassen zwei Tonnen Sprengstoff an den Pipelines angebracht haben sollen. Und natürlich hat die „pro-ukrainische Gruppe“, das ist offenbar fester Bestandteil der Ausbildung von Terroristen, zwei (noch dazu gefälschte) Pässe auf dem Boot liegenlassen.

Da ist es nur folgerichtig, dass die Staaten des Westens die russisch-chinesische Resolution im UNO-Sicherheitsrat haben auflaufen lassen. Um angenommen zu werden, hätte die Resolution neun Stimmen erhalten müssen, aber die Resolution wurde von nur drei Ländern unterstützt, es gab keine Gegenstimmen und 12 Enthaltungen. Russland, China und Brasilien stimmten für die Resolution; Albanien, Ecuador, Frankreich, Gabun, Ghana, Japan, Malta, Mosambik, die Schweiz, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und die USA enthielten sich.

Bei den deutschen Medien gibt es keine Journalisten mehr

Die deutschen „Qualitätsmedien“ – ich wiederhole mich – sind so freundlich, nicht die Frage zu stellen, warum die Staaten des Westens gegen eine unabhängige Aufklärung der Sprengung gestimmt haben. Stattdessen plappern die deutschen „Qualitätsmedien“ die Erklärungen der US-Regierung nach, Russland wolle mit der Resolution von seinem „Angriffskrieg“ ablenken.

Als Journalist wäre man verpflichtet, die US-Vertreter zu fragen, worin genau die „Ablenkung“ denn bestehen soll? Eventuell darin, dass eine unabhängige Untersuchung schnell den Hersh-Bericht bestätigen und die US-Regierung beschuldigen würde? Oder wie sonst könnten die Ergebnisse einer unabhängigen Untersuchung von dem „russischen Angriffskrieg“ ablenken?

Aber bei den deutschen „Qualitätsmedien“ gibt es keine Journalisten mehr, es gibt dort leider nur noch treue Verkünder der Narrative der US-Regierung. Das Stellen kritischer Fragen haben sie verlernt – oder es wurde ihnen verboten.


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

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