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Bei Illner zum Ergebnis von 32 Stunden Verhandlungen: Nix.

Published On: 31. März 2023 7:33

Elisa David fühlte sich von Maybrit Illners Behauptung, „die besten und aufmerksamsten und klügsten Zuschauer der Welt zu haben“ genauso veralbert, wie wenn ihr das ZDF verkaufen will, dass die Zukunft diese Landes bei Klingbeil, Nouripour, Lindner und ihren Parteien in guten Händen ist.

Screenprint ZDF / Maybrit Illner

Es ist der 30. März – und King Charles macht seit dem Nachmittag seinen ersten Deutschland-Besuch. Wir dürfen uns jetzt Bilder anschauen, auf denen unsere Vertreter fleißig Hände schütteln. Oooh, und wie sie es genießen. Einmal einen Hauch vom Luxus spüren, den King Charles lebt – an der Macht und noch nicht einmal gewählt. Kein Bangen vor der Wiederwahl, keine Erwartungen, von denen der Job abhängt. Ja, so eine Monarchie wäre doch etwas Schönes, nicht wahr?

Ein Bild fand ich besonders belustigend und das war ein Schnappschuss von Christian Lindner und seiner Geliebten, die beide rausgeputzt das Königspaar anhimmeln. Das mit dem Rausputzen muss dabei vor allem Lindner noch üben, der sich ja gerne als der coolste und attraktivste Minister darstellen will, aber meiner Meinung nach dabei nur lächerlich aussieht. Christian im Frack war jedenfalls kein Anblick, auf den die Vogue gewartet hat.

Warum erzähle ich Ihnen das alles? Nun, weil ich eine Wette abschließen will: Ich verwette einen Schokoriegel darauf, dass diese Sendung aufgezeichnet werden musste, weil die Vertreter der Politelite es sich nicht entgehen lassen wollten, so viel wie möglich Zeit mit King Charles zu verbringen.

Gut, wann auch immer aufgezeichnet, gestern Abend zumindest wurde Illner ausgestrahlt mit dem Thema: „Kompromiss statt Masterplan – Ampel-Streit wirklich beigelegt?“ Wenn Sie wissen, um was für einen Streit es da geht, dann sind Sie schon mal weiter als ich. Ich habe nur am Rande mitbekommen, wie verzweifelt man sich im Bundestag als Helden darstellen wollte, weil man ja so emsig in den Verhandlungen für den „Klimaschutz” diskutiert hat, und ich habe daraufhin beschlossen, dieser Selbstinszenierung nicht die ersehnte Aufmerksamkeit zu schenken. Damit war ich in dieser Sendung aber stark im Nachteil, denn alle Informationen, die man bekommen hat, setzten voraus, dass man die letzten Tage nichts anderes getan hat, als unserer Regierung bei ihrer Weltrettung zuzuschauen.

Die Sendung startet und damit auch die Selbstbeweihräucherung. Fast drei Tage lang hat man beisammen gesessen im Einsatz für Sie, ganz besonders beeindruckt zu sein und sich sehr unproduktiv und unwichtig zu fühlen. Irgendwann hat Lars Klingbeil das Wort und spricht darüber, wie produktiv und wichtig diese Gespräche doch waren. „Am Ende haben die Grünen die meisten Federn gelassen?“, grätscht Illner dazwischen. Darauf erhält sie eine Antwort aus dem Off, während Klingbeil ungehindert sein Politikergelaber herunterbetet und über den Sinn von Nachtsitzungen philosophiert: „Die Grünen haben keine Federn gelassen. Das ist ein Narrativ, das man mal zurückweisen muss.“

Dieser Einwurf kam nicht etwa von Grünen-Chef Nouripour, der konnte da nur nach eifrig zustimmen. Nein, es war Lindner, der reflexartig für die Grünen in die Bresche gesprungen war. Lars Klingbeil, auf den immer noch die Kamera gerichtet ist, obwohl zwischenzeitlich drei Leute zusätzlich parallel zu ihm reden, wechselt sein Thema und leitet geschickt zu Lindners Ansatz um, der ihm den Weg für noch viel nichtssagenderes Politikergelaber geebnet hat, als den Text, den er sich vorher zusammenstellen musste: „Das ganze Vermessen, was ich seit Abschluss des Koalitionsvertrages erlebe: Wer hat gewonnen und wer hat verloren. Das waren ja produktive Diskussionen und es war auch richtig, dass wir genau diese Diskussionen führen.“

Ich stelle mal wieder fest, dass Politiker es lieben, sich als Workaholics darzustellen. Ein bisschen wie der Sohn eines Buchhalters, der sich als Arbeiterkind bezeichnet. Lindner, der nicht über die Verhandlungen sprechen kann, ohne zu betonen, dass sie über 30 Stunden gedauert haben. Lars Klingbeil, der wieder betonenden muss, dass sie Nachtschichten eingelegt haben. Nouripour, der seidig darüber spricht, dass sie Currywurst essen mussten. Im Vorspann wurde die Dauer der Sitzungen als Kritik präsentiert. Doch die versammelten Politiker sehen das als Tribüne, auf der sie die Narben zur Schau stellen können, die sie bei der Schlacht für ihre Nation davongetragen haben. „Ich habe kein Problem damit, wenn wir drei Tage diskutieren, am Ende aber für die nächsten zwanzig Jahre das Land verändern werden“, erklärt Klingbeil aufopferungsvoll.

Nach dieser Überdosis an Satzbausteinen erkannte dann auch Illner, dass es vielleicht Zeit wird, das Wort von den Politikern weg, hin zu den Journalisten zu leiten. Dort immer wieder zu beobachten: Der plötzliche Stolz, der in den Anhängern dieser Berufsgruppe immer wieder aufkommt, wenn sie in eine Show mit Mehrheit an Politikern gesteckt werden. Besonders Frauen entwickeln dann einen gewissen Trotz, nach dem Muster: „Ihr glaubt doch wohl nicht, dass ihr mich jetzt einschüchtern könntet“, und versuchen, so viele Spitzen in Richtung Politikerriege zu setzen wie nur möglich. Diesem Klischee getreu, fand sich in dieser Sendung Eva Quadbeck wohl in dieser Rolle wieder, Chefredakteurin und Leiterin des Redaktionsnetzwerkes Deutschland.

„Aus meiner Sicht ist der Kanzler der heimliche Gewinner dieses Streitgesprächs“, schätzt sie zunächst ein. Das mag sogar gut sein, denn für Olaf Scholz ist es nicht neu, der „heimliche“ Gewinner zu sein. Seine ganze Karriere scheint darauf zu beruhen, dass er immer nur gewinnt, weil andere verloren haben. So auch hier: „Weil die ganze Zeit eben Grüne und FDP gegeneinander gelaufen sind, mit dem was sie wollten.“ Lindner sieht derweil nicht begeistert aus. „Die SPD hat sich nicht in den Wind gestellt und gesagt, was sie eigentlich möchte. Sie geht taktisch inzwischen sehr stark in die Richtung, wie auch Merkel und die CDU 16 Jahre lang Politik gemacht haben. Und für den Kanzler ist es natürlich durchaus praktisch, dass Herr Habeck und Herr Lindner wie Hund und Katze aufeinander reagieren. Die gegenseitig die Signale nicht verdienen beziehungsweise missdeuten.“ Nun lacht Lindner – oder sollte ich bellen sagen?

Nach inzwischen fast einer Stunde Sendung, einer gefühlten Ewigkeit, lässt dann Lindner raus, was ihm schon die ganze Sendung lang unter den Nägeln gebrannt hat: „Man schämt sich ja fast, dass King Charles morgen mit einem ICE von Berlin nach Hamburg fährt und hofft, der ist dann mal pünktlich. Auf dieser Strecke ist er es meistens.“ Also zunächst einmal muss ich den Herrn von und zu Lindner da enttäuschen, da habe ich aber ganz andere Erfahrungen gemacht. Wer öfter mal mit der Bahn fahren muss, der hat schon bestimmte Überlebenstaktiken entwickelt. Bekannte von mir und ich sind unabhängig darauf gekommen, dass wer pünktlich und schnell irgendwo hin will, lieber die Verbindung mit zwanzig Umstiegen durch die Pampa nimmt, weil die Fahrt mit dem ICE schon beinahe garantiert, dass man seinen Anschlusszug nicht bekommen wird. Aber gut, King Charles war jetzt jahrzehntelang geduldig – hat auf den Thron gewartet, der wird auch mit der DB fertig. Damit war das Thema King Charles aber leider schon wieder vorbei.

Sozialliberale Koalition mit grünem Anhängsel

Oh, wie gerne hätte Lindner sich von Illner fragen lassen, wie es denn war, den König kennenzulernen. Aber leider ist sie nicht auf den Wink mit dem Zaunpfahl angesprungen. Richtig so. Wenn Charles mal wissen will, wie der Pöbel reist, der den ganzen „Klimaschutz”-Kram tatsächlich ausleben muss und nicht – wie er – über dem Weltuntergang steht, dann soll er das mal so richtig zu spüren bekommen. Da wünsche ich ihm das ganze All-Inclusive-Erlebnis: mit einem Schaffner, der während der Fahrt durchsagt, dass der Zug aufgrund einer Störung leider nur gedrosselte Geschwindigkeit fahren kann. Dann unvermittelte und natürlich nicht eingeplante Halte, weil irgendwer mal wieder meinte, er müsste sein Leben auf den Schienen beenden und erstmal in Ruhe entfernt werden muss, dann vielleicht noch ein geschlossenes Bordrestaurant und verstopfte Toiletten. Na, und wenn wir gerade dabei sind, wäre eine defekte Klimaanlage doch nur passend.

Lindner fährt nach dieser Enttäuschung mit seinem Programm fort: „Das Ziel sollte doch sein: mit jedem eingesetzten Euro Steuergeld so viel CO2-Einsparung wie möglich.“ Ach so? Hab ich da etwas noch nicht mitbekommen, ich dachte jeder eingesetzte Euro Steuergeld soll so tolle Sachen wie eine Polizei ermöglichen, die zur Stelle ist, wenn man sie braucht, sichere Straßen im Allgemeinen, saubere und bewohnbare Städte und so weiter. Aber jetzt, wo ich weiß, dass jeder eingesetzte Euro erstmal für so viel CO2-Ersparungen wie möglich verwendet werden soll, wundere ich mich gar nicht mehr, dass 110 in Berlin auch gerne mal einfach besetzt ist, ich auf dem Weg nach Hause im Dunkeln und am Hauseingang über zwei Obdachlose steigen muss und auch sonst nichts so wirklich gut läuft. Ich bin überzeugt, einige Städte in Deutschland funktionieren überhaupt nur noch, weil sie vor Jahren mal wohlhabend und organisiert gewesen sind und das noch so ein bisschen auslaufen soll. Gäbe man einer unserer Politikgrößen mal für ein paar Jahre Sri Lanka, würde sich an dem Land gar nichts verbessern, außer dass die Einreiseformulare gegendert wären.

Nach dem Koalitionsausschuss

Die Sendung geht weiter – jetzt ist wieder Lars Klingbeil am Ball. Der geht aus dieser Sendung eindeutig als der Verlierer hervor – auch wenn seine Partei angeblich aktuell der Sieger ist. Das liegt gar nicht an den Inhalten, die er von sich gibt, die sind nicht schlechter als die der anderen. Es ist auch nicht sein Äußeres und eigentlich nicht mal die Art, wie er sich gibt. Vielmehr hat diese Sendung demonstriert, dass er in diesem Studio von keiner einzigen Person ernst genommen wird. Dabei ist da ja nicht mal Opposition vertreten. Klar herrscht zwischen den Parteien Konkurrenz, aber Nouripour und Lindner kommen ja auch miteinander aus. Und der Sinn dieser Sendung ist ja eigentlich, dass die Koalition nach Tagen schlechter Presse über ihre Krise wieder als Einheit vor den Kameras stehen will. Trotzdem hört man Lars, den kleinen Eisbär, nicht einmal pieps sagen, ohne dass die versammelte Mannschaft widerspricht. Es wirkt, als hätten sie sich abgesprochen, über Parteien und Berufsgruppen hinweg. Jeder schubst den kleinen Lars, obwohl der Joghurt im Rucksack hat.

Nein, die SPD ist immer noch genauso fertig wie vor diesem Wahlsieg. Doch sie hat sich den Zauberspruch von Angela Merkel abgeschaut, da hat Eva Quadbeck sehr recht. Und seitdem gewinnen sie immer dann, wenn sie es am wenigsten versuchen. Währenddessen strauchelt Lindner bei dem Versuch, seine Partei grün und links aussehen zu lassen, und merkt gar nicht, wie er sich mit Sätzen wie: „Es ist nicht Volker Wissing, der die Klimaziele im Verkehr nicht erreicht, es sind die Bürgerinnen und Bürger, die die Klimaziele nicht erreichen“, mehr zerschießt als rettet. Nouripour scheitert an dem Versuch, seine Partei als bürgerliche Volkspartei darzustellen, während seine Partei Forderungen stellt, die uns direkt in die Steinzeit zurückbefördern würden.

Und wo wir schonmal dabei sind, dass unsere Leuchten im Studio nicht so ganz das erreichen, was sie glauben zu erreichen: Illner mag sich ja wahnsinnig charmant gefühlt haben, als sie eine Grafik über das deutsche Haushalts- und Sondervermögen mit den Worten einleitet: „Wir haben die besten und aufmerksamsten und klügsten Zuschauer der Welt und zeigen Ihnen vielleicht schon mal diese Übersicht“, aber ich bin mir eher veralbert vorgekommen. Genauso veralbert, wie wenn mir das ZDF wirklich ehrlich verkaufen will, dass die Zukunft dieses Landes bei diesen drei Politikern und ihren Parteien in guten Händen ist.

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