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Interview mit einem “Holocaust-Verharmloser”

Published On: 3. April 2023 9:10

Yair Dagan Biran stammt aus Israel, ist ein Mann des Glaubens, wenn auch nicht strikt religiös, Jude, Nachgeborener von Shoa-Überlebenden und stünde in Deutschland oder Österreich wegen Verharmlosung des Holocausts vermutlich vor Gericht. Man würde ihn vielleicht sogar als Holocaust-Leugner und Antisemiten definieren – zumindest bedient er „antisemitische Narrative“, wie es in Neudeutsch so schön heißt, wenn man bei der Diffamierungskampagne noch gewisse rote Linien nicht zu überschreiten wagt.

Yair Dagan hat etwas „gewagt“, was in den “Ländern der Täter” justiziabel ist. Er hat während der Corona-Pandemie als Zeichen des Protests von Ungeimpften einen gelben Davidstern getragen. Dieses „Verbrechen“ hat er nicht nur mehrfach auf verschiedenen Corona-Demonstrationen in Israel begangen. Er hat es auch gewagt, ihn zu tragen, als er für ein Verfahren gegen die Corona-Maßnahmen den obersten Gerichtshof in Israel betrat. Er wurde dafür des Hauses verwiesen, weitere juristische Maßnahmen sind – im “Land der Opfer” – keine zu erwarten.

Auch wenn eine Mehrheit der – bis dato immer noch impfbegeisterten – israelischen Bevölkerung für derartig deutliche Symboliken kein Verständnis hat: es ist in Israel nicht verboten, seine Meinung auch auf diese drastische Art und Weise kundzutun.

Ich sprach mit Yair über seine Erfahrungen in den vergangenen drei Jahren, über Antisemitismus als Waffe, aber auch darüber, wo er die Gefahren eines wirklichen Antisemitismus sieht

Können Sie sich kurz vorstellen?

Mein Name ist Yair Dagan Biran, ich bin 37 Jahre alt und lebe im westlichen Galiläa in einem kleinen Dorf. Dort habe ich mich aus meinem ursprünglichen Beruf – Anwalt – eigentlich zurückgezogen, um einen ökologischen Lebensstil jenseits der Mehrheitsgesellschaft leben zu können. Mit der Covid-Krise habe ich meinen Beruf aber wieder aufgenommen und den größten Teil meiner Zeit und Energie darauf verwendet, die Wahrheit über die bösartigen Angriffe auf die Freiheit und die Würde des Menschen in Israel und im Ausland zu verbreiten.

Ich habe mich in einer Gruppe von Anwälten engagiert, die im „Brief der Anwälte“ die Menschenrechtsverletzung der Regierung aufgezeigt haben. Ich war bei Demonstrationen und Kundgebungen aktiv, habe aber auch als gläubiger Mensch versucht, die spirituelle Seite des Geschehens aufzuarbeiten. Mir war sehr schnell bewusst, wie wichtig es ist, voller Vertrauen im Glauben zu stehen und mich bzw. uns nicht durch die Medien in Angst treiben zu lassen. Das ist ja sehr typisch für Israel.

Inwiefern?

Angst wird in Israel schon immer dazu verwendet, den harten Lebensumständen, die eine Regierung von den Menschen verlangt, freiwillig zuzustimmen. In Israel fürchtet man sich vor allem. Man fürchtet um die Sicherheit, man fürchtet sich vor Krieg, man fürchtet sich vor dem Iran und den Palästinensern und jetzt fürchtet man um seine Gesundheit. Aber Krieg dient inzwischen in vielen Ländern dazu, dass die Regierenden mehr Macht gewinnen. Er ist eine gute Entschuldigung für rigide Maßnahmen, wie wir sie ja bereits während der Covid-Krise erlebt haben.

Sie sprechen von Covid-Krise. Stellen Sie die Krankheit in Frage?

Ich bestreite nicht, dass es eine Krankheit gab, ich glaube, ich hatte sie selbst. Aber sie war bei weitem nicht so bedrohlich, wie man es uns vorgemacht hat, um die Zustimmung zu den Maßnahmen zu erreichen.

Sie sind als kein Leugner?

Ich glaube, der Begriff Leugner dient der Ablenkung. Wie ich gehört habe, wird in Deutschland in diesem Zusammenhang bereits der Begriff „Holocaustleugner“ verwendet bzw. missbraucht. Das passiert in Israel nicht. Bei uns sind Coronaleugner und Wissenschaftsleugner die Schimpfworte, mit denen man Menschen diskreditiert, die kritische Fragen stellen.  Ich gehe inzwischen davon aus, dass die Krankheit durch Menschen künstlich erzeugt wurde, werfe das aber nicht nur den Chinesen vor, sondern sehe die Verantwortung auch im Westen. Damit ist man kein „Freund der Regierung“ und muss mit entsprechenden Maßnahmen rechnen.

Apropos Maßnahmen. Wie verliefen aus Ihrer Sicht die Maßnahmen in Israel?

Dank unserer Regierung war Israel fast immer das erste Land bei den Maßnahmen. Der Chef von Pfizer hat uns ja auch das „World Lab“ genannt, wir Juden waren also die „Laborratten“. Das war für mich – als Nachgeborenen der dritten Generation der Shoa – wirklich gruselig. Australien und Kanada waren uns wohl im sozialen Bereich noch voraus, aber was die medizinischen Maßnahmen anging, war Israel führend.

Impfpass, grüner Pass, Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte: in der Hochphase der Impfkampagne war das Leben für Ungeimpfte bestenfalls nur noch sehr, sehr, eingeschränkt möglich. Viele von uns haben gesagt, “wir fühlen uns wie Juden in Deutschland.”

Das ist ein völlig unzulässiger Vergleich – zumindest nach der Auffassung deutscher und österreichischer Rechtsprechung.

Ich weiß. Ich habe auch gehört, dass Menschen verurteilt wurden, die den gelben Stern getragen haben.

Bei uns in Israel war das von Anfang an anders. Viele haben genau das als Zeichen gesetzt. Es gab auch einen gelben Stern, der die Aufschrift „Wir sind die Kontrollgruppe“ hatte. Ich habe mir erlaubt, ihn bei einer Anhörung am obersten Gericht zu tragen, bei der einige Anwälte die Macht der Regierung wieder beschränken und den grünen Pass loswerden wollten. Dieser grüne Pass hat unsere Rechte in nahezu dem gleichen Maße beschränkt, wie es der Judenstern in Nazi-Deutschland bewirkt hat. Die Menschenrechte waren auf einmal nichts mehr Wert. Der Richter war zugegebenermaßen nicht begeistert, verwies mich des Hauses und sagte, dass ich damit Grenzen überschreite und die Geschichte unseres Volkes nicht ernst genug nähme. Dabei sehe ich wieder eine Attacke auf die Bevölkerung Israels und auch die Juden, auch wenn viele das nicht wahrnehmen.

Wie meinen Sie das?

Ich fürchte, die wirklich bösen Menschen, die Anti-Humanisten, die hinter all dem stecken, haben sich erneut die Juden aufs Korn genommen bei ihrem Angriff auf die Menschheit. Wir waren wieder die Ersten. Man konnte auf Israel zeigen und sagen: seht dort wird geimpft. Und stellt es sich irgendwann endgültig heraus, wie schlimm die Impfung wirklich ist – wer ist daran schuld? Die Juden.

Antisemitismus wird aber gerne als Waffe gegen die Kritiker verwendet.

Wem gehört Pfizer? Wem gehören die Pharmakonzerne? Wem gehört BlackRock? Man ist schnell dabei auf „Die Rothschilds“ zu verweisen – als Aushängeschild. Dabei gibt es sehr viele Superreiche darunter, von denen die Mehrheit keine jüdischen Wurzeln hat. Aber ich bin überzeugt: die wirklich bösen Menschen wählen genau deshalb Juden als Aushängeschild, um damit jemandem die Verantwortung zuschieben zu können. Das ist der eigentliche Antisemitismus dahinter. Das sieht aber kaum jemand.

Die Kritiker als Antisemiten zu bezeichnen, lässt mich eine böse Absicht vermuten. Warum macht man das? Die sogenannten „Eliten“ sind Menschen mit Macht und Reichtum. Der Widerstand gegen die Eliten ist aber kein Widerstand gegen Juden, sondern Widerstand gegen die „Eliten“. In Israel war das nie ein Thema beim Widerstand.

Wie groß war der Widerstand gegen die Maßnahmen?

Viele haben die Diskriminierung nicht einmal zur Kenntnis genommen. Während wir – die Ungeimpften – durch die Straßen von Tel Aviv zogen und protestierten, saß die Mehrheit in den Cafés, tranken ihr Bier und genossen das Leben, das sie sich mit der Impfung im Testlabor und dem grünen Pass erkauft haben.

Öffentlich erkennbar, haben vielleicht einige Tausend Widerstand geleistet. Das Ganze in Frage gestellt haben ein bis zwei Millionen Menschen. Das traurige ist: die Mehrheit derer, die kritisch waren, haben es nicht gewagt, aktiv aufzutreten. Sie hatten einfach Angst.

Was hatten Kritiker denn zu befürchten?

Je näher man der Macht stand, desto rigider war der Umgang mit Kritikern. Die Ärzte, die ihre Befürchtungen laut äußerten, hatten die größten Probleme. Sobald sie deutlich wurden, hat man sie verfolgt, sie verloren ihre Lizenzen bzw. ihren Arbeitsplatz. Auch die – wenigen – Anwälte bekamen Schwierigkeiten. Bei tausenden von Anwälten, die es bei uns in Israel gibt, waren es ein paar Dutzend, die sich gewehrt haben. Ein Kollege bekam ein Verfahren bei der israelischen Anwaltskammer. Unsere Einsprüche am obersten Gerichtshof wurden ignoriert, obwohl wir uns u.a. auf den Nobelpreisträger Luc Antoine Montagnier bezogen. Nur die politisch korrekten „Experten“ wurde gehört – man wollte bei Gericht wohl ignorant bleiben.

Aber auch ganz normale Menschen hatten enorme Probleme. Sie wurden ausgegrenzt, verloren ihren Job aus den fadenscheinigsten Gründen, waren Geächtete. Es bedeutete für viele eine sehr harte Lebenssituation, nur um sagen zu können, was man denkt. Familien wurden zerstört, Ehen geschieden, die Ausgrenzung wurde durch Regierung und Medien massiv forciert, die Hirnwäsche war fast durchgängig. Es ist kein Wunder, dass sich so viele von uns an Deutschland 1933 erinnert fühlten und das auch äußerten

Das hatte aber keinerlei Konsequenzen?

Nein, wie gesagt, das Problem haben wir in Israel nicht – auch wenn der Richter, der mich vom Gerichtshof verwiesen hat, gerne entsprechende Gesetze einführen würde. Der Druck aus der Gesellschaft war allerdings groß. Ich war für viele ein „Psycho“, ein Verrückter. Die Aktion wurde als zu extrem kritisiert, viele haben den Vergleich nicht verstanden – auch heute nicht. Dabei halte ich ihn für enorm wichtig und richtig.

Können Sie erklären warum der Nazi-Vergleich sogar wichtig ist?

Zum einen ist es doch die pure Logik. Es gibt keinen Unterschied, ob man Menschen für mehr Rechte oder weniger Rechte „markiert“. Mit dem gelben Stern hatten die Juden in Deutschland weniger Rechte als andere, mit dem grünen Pass besaßen Geimpfte mehr Rechte als andere. Der gelbe Stern untersagte den Zugang zu Geschäften, der grüne Pass eröffnete ihn. Das ist doch das gleiche.

Hinzu kommt – und das ist in meinen Augen viel bedrohlicher – der wissenschaftliche, medizinische und politische Hintergrund der Eugenik, den die Menschen in Israel nicht kennen. Der Zusammenhang zwischen Eugenik und den Verbrechen der Nazis wird in Israel nicht gezeigt. Die Rolle der Wissenschaft bei den Verbrechen damals, die Hintergründe – über das alles wird nicht gesprochen. Auch damals nutzte man die Wissenschaft, um die Zustimmung der Bevölkerung zu erhalten. Es wurde ja „wissenschaftlich“ nachgewiesen, dass Juden unwert sind. Die Wissenschaft lässt sich für alles missbrauchen, wie man in den vergangenen Jahren leider wieder gesehen hat.

Und damit sind wir bei dem Punkt, wo Nazi-Vergleiche wirklich weh tun. Bill Gates gilt als Eugeniker, finanziert und unterstützt wie bereits sein Vater „Planned Parenthood“. Die Impfung war ein Menschenversuch – den Vergleich mit Mengele hört man auch in Israel öfters – nicht zuletzt aufgrund der Aussagen des Pfizer CEOs. Der Nürnberger Kodex wird völlig ignoriert – insbesondere von den Medien. Dass er durch die Regierungen gebrochen wurde – kein Thema.

Die Holocaust-Überlebende Vera Sharav verglich bei der Kundgebung anlässlich 75 Jahren Nürnberger Kodex die Corona-Impfungen unter anderem mit den Anfängen des Nationalsozialismus und wurde wegen Volksverhetzung angezeigt. Was denken Sie darüber?

Was soll ich dazu sagen? Es ist eine Schande! Es ist völlig lächerlich. Aufgrund meiner eigenen Wurzeln kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, wie man so hirngewaschen sein kann, eine Überlebende anzuklagen. Es ist unfassbar traurig. Und alles das wegen der medial geschürten Angst. Diese Angst ist Ursache und Chance zugleich.

Wie meinen Sie das?

Die Angst steuert das Bewusstsein in den Köpfen. Die Angst um das eigene Leben steuert die Menschen in Israel und auf der ganzen Welt. Die Angst kann dazu führen, dass man seine eigenen Werte verliert. Aber das ist eben gleichzeitig auch die Chance, die ich sehe. Ich bin jetzt nach diesen drei Jahren wirklich optimistisch, dass wir das als Gesellschaft überstehen und einander vergeben können.

Wir haben in dieser Zeit gesehen, wie intensiv Angst wirkt, aber eben auch, dass Angst schon immer missbraucht wurde. Es lag und liegt im Interesse der Mächtigen, die Menschen über Angst zu steuern. Es gab und gibt aber keinen Grund für die Menschen, Angst zu haben.

In Nazi-Deutschland wurde den Menschen Angst vor den Juden gemacht. Ich verstehe das heute und kann den Deutschen vergeben. Und das gilt für alle Kriege.  Ob Israelis und Palästinenser, Russen und Ukrainer, Menschen in West und Ost: Die Menschen werden mit Angst aufeinandergehetzt. Wenn wir keine Angst mehr voreinander haben, können wir friedlich zusammenleben. Die Erde ist voller Überfluss, es gibt mehr als genug für alle.

Wir müssen einander helfen, die Angst, mit der man uns kontrollieren will, zu überwinden. Und ich mir sicher, dass uns das gelingt.

Ich hoffe, dass viele Ihren Optimismus teilen! Danke für Ihren Mut!

Bildquelle


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