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Gesundheitszustand von Assange: Propaganda im Spiegel

Published On: 6. April 2023 6:00

Im Spiegel ist ein Artikel über Julian Assange erschienen, der anschaulich zeigt, wie sehr der Spiegel zu einem Propaganda-Instrument der US-Politik verkommen ist.

Julian Assange wird seit über zehn Jahren von den USA gejagt, weil er Kriegsverbrechen der USA öffentlich gemacht hat. Die Täter haben keine oder nicht nennenswerte Strafen bekommen, anders bei Assange. Die US-Regierung hat zur Jagd auf Assange geblasen. Es gab die fingierten und inzwischen längst widerlegten Vorwürfe, Assange habe in Schweden eine Frau vergewaltigt. Vor der konstruierten Anklage und der Gefahr aus Schweden in die USA ausgeliefert zu werden, floh Assange in die ecuadorianischen Botschaft in London, die ihm jahrelang Asyl gewährte.

Nach einem Regierungswechsel in Ecuador wurde Assange an die britischen Behörden übergeben, die ihn an die USA ausliefern wollen. Seit nun vier Jahren wird Assange in einem berüchtigten Londoner Hochsicherheitsgefängnis festgehalten. Die Haftbedingungen wurden von der UNO mehrmals als Folter eingestuft und ärztliche Behandlung wird Assange, mit dessen Gesundheit es immer weiter bergab geht, verweigert.

Assange ist eindeutig ein politischer Gefangener, der von der US-Regierung gejagt wird, weil er Kriegsverbrechen der USA aufgedeckt hat. Großbritannien foltert Assange und verweigert ihm die nötige medizinische Behandlung. Die Bundesregierung hat auf mehrfache Nachfrage mitgeteilt, dass sie die UNO-Berichte über die Folter von Assange nicht einmal liest. Daher könne sie sich auch nicht dazu äußern, aber sie vertraue darauf, dass in Großbritannien alles mit rechten Dingen zugeht.

Nach langen Streit hat Reporter ohne Grenzen von den britischen Behörden endlich die seltene Erlaubnis bekommen, Assange im Gefängnis zu besuchen und sich einen Eindruck von seinem Zustand zu machen. Aber unmittelbar vor dem geplanten Besuch, haben die britischen Behörden die Erlaubnis unter fadenscheinigen Gründen wieder zurückgezogen.

Das war der Grund für den Spiegel-Artikel, um den es hier gehen soll.

Was der Spiegel berichtet

Der Spiegel hat 4. April einen Artikel mit der Überschrift „Bericht der Ehefrau – WikiLeaks-Gründer Assange leidet in Haft zunehmend unter gesundheitlichen Problemen“ veröffentlicht. Der Artikel war hochgradig sachlich gehalten, wobei der Spiegel zunächst auf Assange eingegangen ist und über den eigentlich Anlass für den Artikel, nämlich die Weigerung der britischen Behörden, Reporter ohne Grenzen zu Assange zu lassen, erst am Ende berichtet hat.

Der Fall Assange ist ein hervorragendes Beispiel, um zu überprüfen, ob der Spiegel objektiv berichtet. Dazu muss man den Fall Assange nur mit den Geschichten von Menschen vergleichen, die laut Spiegel politische Gefangene sind und in der Haft angeblich gefoltert werden. Ein passendes Beispiel wäre zum Beispiel der russische Radikal-Nationalist Alexej Nawalny, der im Westen als „Oppositionspolitiker“ bezeichnet wird, der in Russland zu Unrecht und nur aus politischen Gründen im Gefängnis sitzt, wo seine Gesundheit angeblich leidet.

Vergleichen wir also, wie der Spiegel über die Haft von Assange und wie er über die Haft Nawalny berichtet.

Gesundheitszustand

Im Januar hat der Spiegel über Nawalys Haft unter der Überschrift „Inhaftierter Kremlkritiker – Bundesregierung zeigt sich besorgt über Nawalnys Zustand“ berichtet und über seinen Gesundheitszustand schrieb der Spiegel zum Beispiel:

„Wegen der offenbar zunehmenden gesundheitlichen Probleme des inhaftierten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny richtet die Bundesregierung einen Appell an Moskau: Nawalnys Zustand sei angesichts unmenschlicher Haftbedingungen und Isolationshaft kritisch, sagte eine Regierungssprecherin, der 46-Jährige brauche »dringend medizinische Hilfe«. Diese müssten die russischen Behörden »umgehend und vollumfänglich« ermöglichen.“

Man beachte, dass der radikale Nationalist Nawalny als „Oppositionspolitiker“ bezeichnet wird, über dessen Zustand sich „angesichts unmenschlicher Haftbedingungen und Isolationshaft“ große Sorgen macht. Und sie fordert, ihm unverzüglich medizinische Hilfe zukommen zu lassen.

Dass Nawalny seine „Gesundheitsprobleme“ früher erfunden hat, wird nicht erwähnt. Während im Westen unter Berufung auf Nawalnys Leute berichtet wurde, Nawalny könne sich wegen Rückenbeschwerden kaum bewegen, haben Besuche von Aktivisten im Gefängnis einen quicklebendigen und gesunden Nawalny vorgefunden, wie Filmaufnahmen des Besuches zeigten.

Während die Bundesregierung die Haftbedingungen von Nawalny als „unmenschlich“ bezeichnet, hat sie die UNO-Berichte, in denen die Haftbedingungen von Assange als Folter eingeordnet wurden, nicht einmal gelesen und kritisiert nichts. Dass Nawalny in Isolationshaft sitzt, darf übrigens bezweifelt werden, denn er veröffentlicht immer wieder Texte und sogar Bilder in sozialen Netzwerken. So isoliert kann er also nicht sein.

Schauen wir uns an, was der Spiegel über den Gesundheitszustand von Assange schreibt:

„Der Gründer der Enthüllungsplattform WikiLeaks, Julian Assange, leidet aufgrund seiner langjährigen Inhaftierung offenbar zunehmend unter gesundheitlichen Problemen. »Sein körperlicher Zustand wird mit jedem Tag schlechter«, sagte seiner Ehefrau Stella Assange.“

Bei Assange, dessen Gesundheitszustand in der britischen Haft unbestritten sehr schlecht geworden ist, schreibt der Spiegel hingegen, er leide „aufgrund seiner langjährigen Inhaftierung offenbar zunehmend unter gesundheitlichen Problemen“. Assange hat laut Spiegel „offenbar“ gesundheitliche Probleme, während Nawalny laut Spiegel unter „unmenschlichen Haftbedingungen und Isolationshaft“ leidet.

Einschüchterung

In dem Artikel über Nawalny erfährt der Spiegel-Leser auch:

„Nawalny setze sich für die Rechtsstaatlichkeit und Freiheit und damit auch für die Werte der westlichen Welt ein. Das Vorgehen der russischen Behörden solle den Menschen im Land zeigen, dass das Schicksal Nawalnys allen blühen könne, die sich für solche Werte starkmachten. »Es geht um die Einschüchterung der eigenen Bevölkerung«, so die Sprecherin.“

Nawalny ist ein radikaler Nationalist und Rassist, der Moslems als „Kakerlaken“ bezeichnet hat, die man ausrotten müsse. Und der EU hat Nawalny während der Flüchtlingskrise 2015 empfohlen, die Flüchtlinge an der EU-Außengrenze zu erschießen. Da der Spiegel darüber nie berichtet hat, kann er seinen Lesern das Märchen erzählen, Nawalny würde sich „für die Werte der westlichen Welt“ einsetzen, was eine „Einschüchterung der eigenen Bevölkerung“ sei.

Aber was ist mit Assange? Ist die Verhaftung von Assange keine Einschüchterung von Jouralisten, denen anhand von Assange offen gezeigt wird, dass man als Journalist sehr gefährlich lebt, wenn man über Kriegsverbrechen der USA berichtet?

Das erwähnt der Spiegel jedoch nicht, stattdessen erfährt man über die Haftgründe von Assange im Spiegel:

„Die USA werfen Assange vor, geheimes Material von Militäreinsätzen im Irak und in Afghanistan gestohlen, veröffentlicht und das Leben von Informanten in Gefahr gebracht zu haben. Unterstützer sehen in ihm einen mutigen Journalisten, der Kriegsverbrechen ans Licht brachte.“

Während der Spiegel bei Nawalny emotional formuliert und Russland „Einschüchterung“ vorwirft, formuliert es der Spiegel im Fall Assange so, dass der Spiegel-Leser möglichst gar nicht erst auf die Idee kommt, es könne um die Einschüchterung von Journalisten in aller Welt gehen.

Da stellt sich eine Frage: Wirkt die Einschüchterung der USA? Berichtet der Spiegel deshalb so zurückhaltend über Assange? Oder sind die Spiegel-Redakteure von dem, was sie tun, überzeugt? Das würde sie als Journalisten disqualifizieren, denn für die Freiheit eines Journalisten-Kollegen zu kämpfen, der aus politischen Gründen in britischer Folterhaft sitzt, ist die erste Pflicht eines jeden Journalisten.

Bleibt noch die zentrale Frage: Warum unterscheiden sich die Spiegel-Artikel über Nawalny und Assange so grundlegend? Warum sind die Artikel über Nawalny so emotional geschrieben und so lang, während der Spiegel bei Assange maximal sachlich und kurz formuliert? Warum steht für den Spiegel fest, dass Nawalny ein politischer Gefangener ist, während der Spiegel diese Formulierung bei Assange nicht einmal als Zitat seiner Frau in den Artikel übernimmt?

Ein weiteres Beispiel

Am 5. April hat der Spiegel einen Artikel mit der Überschrift „Bericht aus einem Straflager in Belarus – So war es in Lukaschenkos Gulag“ veröffentlicht, in dem es um eine Journalistin geht, die in Weißrussland fast zwei Jahre im Gefängnis gesessen hat, weil sie den Versuch des Regierungsumsturzes in Minsk unterstützt hat.

Während der Spiegel sich bei Assange mit jeder eigenen Einschätzung zurückhält, und nur schreibt, „Unterstützer“ von Assange würden „in ihm einen mutigen Journalisten sehen“, ist der Spiegel bei der Weißrussin nicht so zurückhaltend. In der Einleitung des Artikels erfährt der Leser sofort:

„Darja Tschulzowa saß über ein Jahr in Lagerhaft bei der Stadt Gomel – nur, weil sie ihren Job als Journalistin gemacht hatte.“

Warum finden wir in Spiegel-Artikeln über Assange nie Formulierungen wie diese: „Julian Assange sitzt seit vier Jahren ohne Anklage in einem Hochsicherheitsgefängnis in London – nur, weil er seinen Job als Journalist gemacht hatte.“ Warum schreibt der Spiegel so etwas nicht über Assange?

Der Spiegel-Artikel über die weißrussische Frau umfasst 25 hoch-emotional formulierte Absätze, während der Spiegel-Artikel über Assange nur sieben ausgesprochen zurückhaltend formulierte Absätze umfasst.

Der Spiegel will nicht, dass die Menschen in Deutschland darüber nachdenken, wie es im Westen um die Menschenrechte bestellt ist. Das gilt nicht nur für kritische Journalisten, das gilt auch für Regierungskritiker wie Michael Ballweg, der unter mehr als fragwürdigen neun Monate in Untersuchungshaft gehalten wurde, obwohl die maximal zulässige Untersuchungshaft in Deutschland sechs Monate beträgt. Von Guantanamo gar nicht zu reden.

Aber „Qualitätsmedien“ wie der Spiegel haben daran nichts zu kritisieren und fabulieren vom „freien Westen“…


In meinem neuen Buch „„Putins Plan – Mit Europa und den USA endet die Welt nicht – Wie das westliche System gerade selbst zerstört ““ gehe ich der der Frage, worum es in dem Endkampf der Systeme – den wir gerade erleben – wirklich geht. Wir erleben nichts weniger als den Kampf zweier Systeme, in dem Vladimir Putin der Welt eine Alternative zum neoliberalen Globalismus anbietet. Wurden die Bürger im Westen gefragt, ob sie all das wollen, ob sie zu Gunsten des neoliberalen Globalismus auf ihren Wohlstand und ihre Freiheiten verzichten wollen?

Das Buch ist aktuell erschienen und ausschließlich hier direkt über den J.K. Fischer Verlag bestellbar.

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