Der EU-„Ölpreisdeckel“ funktioniert nicht

Published On: 18. April 2023 16:38

Seit Anfang April liegt der Preis für russisches Öl dauerhaft über den im EU-„Ölpreisdeckel“ festgeschriebenen 60 Dollar. Offensichtlich funktioniert der EU-„Ölpreisdeckel“ nicht.

Letztes Jahr hat die EU mit viel Pomp angekündigt, per Schiff exportiertes russisches Erdöl mit einem „Ölpreisdeckel“ zu versehen. Das sollte in der Praxis wie folgt laufen: Wenn russisches Öl per Schiff zu einem Preis von über 60 Dollar verkauft wird, sollten westlicher Reedereien das Öl nicht transportieren und westliche Versicherungen diese Transporte nicht versichern. So wollte man die Durchsetzung des Ölpreisdeckels sicherstellen.

Experten haben schon damals gesagt, dass diese Maßnahme wirkungslos bleibe, weil es erstens genug Länder gibt, die das russische Öl gerne nehmen, weil Russland zweitens in Windeseile eine eigene Tankerflotte aufgebaut hat, die das russische Öl ohne westliche Reedereien verschiffen kann, und drittens, weil Russlands Versicherungsindustrie durch die westlichen Sanktionen unter anderem gegen russische Banken ohnehin schon vom westlichen Rückversicherungsmarkt abgeschnitten ist. Da ich selbst früher in der Versicherungsindustrie gearbeitet habe, weiß ich aus erster Hand, dass die russische Versicherungsindustrie problemlos weiterläuft und ihre Rückversicherungen nun über die staatliche russische Rückversicherungsgesellschaft abwickelt.

Die westlichen Medien und Politiker haben die Maßnahme der EU in den Monaten nach der Einführung des Ölpreisdeckels gefeiert und die Tatsache, dass der Preis für die russische Erdölsorte Urals unter 60 Dollar lag als Beleg für die Wirksamkeit des Ölpreisdeckels angeführt und den baldigen Zusammenbruch der russischen Staatsfinanzen angekündigt.

Was sie ihren Lesern dabei verschwiegen haben, ist, dass der Preis für das russische Urals immer unter dem Preis der Ölsorte Brent liegt, die gemeinhin als Leitwert für den internationalen Ölpreis genommen wird. Die Medien haben berichtet, dass Brent bei etwa 80 Dollar lag, während das russische Öl für unter 60 Dollar verkauft wird und geschlussfolgert: Hurra, der Ölpreisdeckel funktioniert!

Das war Unsinn, denn der Ölpreis ist in den letzten Monaten weltweit gefallen, weshalb die Staaten der OPEC+ Ende März die Reduzierung der Ölförderung beschlossen haben, um den Ölpreis (Brent) bei den von der Erdölexportierenden Ländern gewollten Marke von 90 Dollar zu halten. Kaum war die Maßnahme Ende März verkündet, stieg der Ölpreis am nächsten Handelstag (dem 3. April) stark an. Das galt auch für den Preis für das russische Urals, der seitdem konstant über 60 Dollar liegt.

https://tradingeconomics.com/commodity/urals-oil

Der europäische Ölpreisdeckel hat sich damit als weiterer Rohrkrepierer entpuppt und gezeigt, dass sich der Rest der Welt immer weniger darum schert, was Brüssel in Vasallentreue zu den USA beschließt.

Da ausgerechnet Saudi-Arabien eine der treibenden Kräfte bei der Senkung der Ölförderung der OPEC+ war, zeigt diese Entwicklung ein weiteres Mal, dass sich die Saudis von den USA emanzipieren, die Druck auf die Saudis ausüben, damit die die Ölförderung erhöhen – aber die Saudis tun das Gegenteil davon.


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