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Von guten und bösen N-Worten

Published On: 4. Mai 2023 11:01

Boris Palmer hat das N-Wort gesagt. Schlimmer noch, er hat das N-Wort laut Hessenschau sogar „wiederholt“ benutzt. Das macht ihn zu einer „persona non grata“. Schlimmer noch, das macht ihn zu einem Nazi. Zumindest sagen das die Studierenden.

Die Verwendung des bösen N-Wortes ist ein Verbrechen, das mindestens die Attributierung mit dem guten N-Wort nach sich ziehen muss.

Die KLEINE ZEITUNG schildert den Fall folgendermaßen: Der streitbare Tübinger Oberbürgermeister verstieg sich in einer Debatte. “Ich benutze das Wort Neger”, hatte Palmer gesagt, um umschweifend zu erklären, warum er den Terminus ablehnt, ihn aber in Debatten, etwa des Sprachgebrauchs, durchaus nutzt. “Ich lasse mich nicht aus der Verbindung des Wortes an sich als Rassist abstempeln”, beharrte Palmer. Da war es aber schon zu spät. Das Wort geht ursprünglich auf die Bezeichnung für Schwarz in romanischen Sprachen zurück, hat spätestens seit der Kolonialzeit aber eine diskriminierende Wirkung, weshalb auch der Duden dazu rät, den Terminus zu vermeiden. Hatte Palmer aber nicht gemacht, er sah sich in Debatten mit Protestierern dem Vorwurf des Rassismus ausgesetzt. Die Debatte eskalierte. Palmer wurde mit Rufen wie “Nazi raus” bedacht. Der Politiker antwortete: “Das ist nichts anderes als der Judenstern.” Palmers Vater Helmut, ewiger Rebell, ist der Sohn eines jüdischen Dorfmetzgers, der aus Nazi-Deutschland emigrierte.

Das „N-Wort“ zu benutzen, ist vermutlich auch schon „Nazi-Sprech“, da ja jeder und jede weiß, was mit dem Buchstaben „N“ angedeutet wird. Genauso wie die Verwendung des Buchstabens „Z“ juristische Probleme einbringen kann, gehören „N“ bzw. „N-Wort“ wohl ebenfalls in eine rechtliche Grauzone. Dabei hat das „N“ vor dem Wort doch eben mindestens zwei Bedeutungen: eben die „Böse“ und die „Gute“.

Heute ist jeder und jede ein Nazi, der oder die den Pfad des politisch Korrekten verlässt.

Einige Beispiele gefällig?

  • Du bist Querdenker -> Nazi
  • Du bist aus regierungskritischen Gründen auf der Straße -> Nazi
  • Du bezweifelst den Nutzen der Massenmigration -> Nazi
  • Du verzichtest freiwillig auf Konsum -> Nazi
  • Du zweifelst die CO2-These an -> Nazi
  • Du verweigerst TV-Konsum – und die damit verbundenen GIS/GEZ-Gebühren -> Nazi
  • Du lehnst Waffenlieferungen in Kriegsgebiete ab -> Nazi
  • Du willst Dich nicht impfen lassen -> Nazi
  • Du baust Deine eigenen Lebensmittel an -> Nazi
  • Du setzt Dich für Frieden ein -> Nazi
  • Du engagierst Dich für die Österreichische Neutralität -> Nazi
  • Du setzt Dich für  Transsexuelle ein, willst sie aber in Kindergärten nicht sehen -> Nazi

Diese Liste kann beliebig fortgesetzt werden.

Nein, das ist keine Übertreibung. Zu jedem dieser Themen ist mir das andere, das gute N-Wort – der Nazi-Vorwurf – bereits begegnet. Und gleich mehrfach in den Qualitätsmedien liest man “Putin ist der neue Hitler” – nachdem die früheren Staatschefs von Libyen und Irak ermordet wurden und diese Rolle neu zu besetzen war.

Sowohl in Deutschland als auch in Österreich sind zahlreiche Menschen wegen Verharmlosung der Shoah angezeigt und teilweise auch bereits verurteilt worden, da sie es wagten, öffentliche Vergleiche von „heute“ mit „damals“ zu ziehen. Eine der Betroffenen ist Vera Sharav, eine Überlebende der Shoah, die nach ihrer Rede anlässlich 75 Jahre Nürnberger Kodex eine Anzeige wegen Volksverhetzung erhielt.

Durch explosionsartige Verwendung des guten N-Wortes „Nazi“ durch die System- und Regierungstreuen erreicht die Verharmlosung der Shoah ein völlig neues Niveau. Weiß eigentlich keiner mehr, wofür „Nazi“ eigentlich steht?

Bei Frieden Fragen  kann man lesen: “‚Nazi‘ ist eine Abkürzung für das Wort ‚Nationalsozialist‘. Die Nationalsozialisten waren von 1933 bis 1945 in Deutschland an der Macht. Sie hatten eine bestimmte Weltanschauung. Die Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Millionen Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle und Menschen, die nicht ihrer Meinung waren. 1939 begannen die Nationalsozialisten den Zweiten Weltkrieg. Die Bewegung der Neonazis entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges. ‚Neonazi‘ ist ein altgriechisches Wort für ‚neuer Nazi‘. Als Neonazi wird jemand bezeichnet, der die Ideen der Nationalsozialisten heute noch gut findet. Auch Neonazis wollen einen alleine herrschenden starken Führer und keine Demokratie. Sie halten Juden und Menschen, die aus einem anderen Land stammen, eine andere Hautfarbe haben, homosexuell sind oder eine andere politische Meinung vertreten für weniger wert.

Diese Beschreibung deckt sich mit meinem Verständnis des Begriffs seit meiner Kindheit. Selbst im Spiegel fand man noch 2018: „Nazis sind korrekterweise Menschen, die dem Nationalsozialismus angehörten – die völkisch-antisemitisch-nationalrevolutionäre Bewegung in der Zwischenkriegszeit, die sich in Deutschland als Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) organisierte und die unter der Führung Adolf Hitlers von 1933 bis 1945 eine totalitäre Diktatur errichtete. Menschen, die den Nationalsozialismus selbst nicht erlebten, aber für seine Ideologie eintreten, heißen korrekterweise Neonazis.

Bevor Zweifel entstehen: Ich mag Boris Palmer nicht. Meine Sympathie für diesen Impffanatiker hält sich in sehr engen Grenzen, im Gegenteil. Innerlich kann ich mich einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren. Seine Forderung nach einer knallharten Impfpflicht, „Kein Lohn und Rente für Ungeimpfte“,  erinnerte mich an Zeiten, an die ich nicht erinnert werden möchte, aber deren konkrete Erwähnung eine Anzeige nach sich ziehen könnte.

Aber trotzdem (m)eine Frage:

Warum werden die Studenten, die Boris Palmer allein aufgrund der Verwendung des bösen „N-Wortes“ als Nazi bezeichnet haben, nicht wegen Verharmlosung der Shoah angezeigt?

Gibt es in Deutschland zweierlei Recht?

PS. Dieser Text mag Spuren von Ironie und Zynismus enthalten. Er ist daher auch als “Meinung” gekennzeichnet, obwohl es sich um ein hochpolitisches Thema handelt.

Bildquelle

Video-Quelle – Ein Netzfund aus Facebook


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