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Der Mensch im Spiegel

Published On: 10. Juni 2023 15:29

Die Frau im Spiegel

Wir befinden uns im 16. Jahrhundert. Es ist Frühling. Anne ist noch nicht einmal zwanzig Jahre alt und sieht die Welt mit anderen Augen als ihre Mitmenschen. Sie verstößt gegen gesellschaftliche Konventionen, spricht aus, was sie denkt, und wird zum Tode durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Als Anne am Tag ihrer Hinrichtung aus dem stinkenden Gefängnis tritt, atmet sie tief die frische Luft ein und erfreut sich am fröhlichen Zwitschern der Vögel.

„Es beruhigte Anne, zu sehen, wie gleichgültig die Elemente ihrem Schicksal gegenüber waren. Der Lauf der Welt beschränkte sich nicht auf sie oder ihre Geschichte; es gab eine mächtige, majestätische Instanz, die pausenlos voranschritt. Inmitten dieser Fülle war sie nicht mehr als eine Blume, die vom Huf einer Kuh zertreten wird; wenn sie vernichtet wurde, würde eine andere Anne an ihre Stelle treten; sie rechnete fest mit dem verschwenderischen Reichtum der Erde.“ Anne ist eine Romanfigur aus dem Buch „Die Frau im Spiegel“ von Eric-Emmanuel Schmitt.

Viele Menschen verteufeln uns als Spezies, weil „wir“ so viel Unheil in der Welt anrichten: Kriege, Umweltzerstörung, Ausbeutung anderer Menschen und der Tiere … Noch viel mehr verteufeln „wir“ „die anderen“: die Eliten, die Industrie, die Medien, die Aktivisten, die Fleischesser, die Gutmenschen … All dieser Groll ändert letztendlich nicht viel an unserem Verhalten geschweige denn an dem der anderen. Wir machen so weiter wie bisher, nur eben mit einem schlechten Gewissen.

Das Geschenk des Lebens

Währenddessen beschenkt das Leben uns jeden Tag. Unsere Organe funktionieren, ohne dass wir das würdigen. Wir merken sie erst, wenn sie einmal nicht mehr ihren Dienst tun. Wir behandeln uns selbst wie Maschinen, stopfen uns mit Giften voll, muten uns jeden Stress zu und dennoch schenkt uns unsere Lunge neuen Sauerstoff, unser Darm verdaut, unsere Nieren entgiften uns — in jeder Sekunde unseres Lebens. Auch die Natur beschenkt uns, wo es sie noch gibt, mit ihrer verschwenderischen Fülle. Der Zitronenbaum im Garten „produziert“ so viele Früchte, dass meine Mitbewohnerinnen und ich niemals alle verzehren könnten. Die meisten fallen auf den Boden und kehren wieder in den Kreislauf des ewigen Vergehens und Werdens zurück. Allzu oft reißen wir essbare Wildpflanzen als Unkraut aus dem Boden, einfach weil wir es nicht anders gelernt haben. Lebensspendender Regen kann die Pflanzen nicht erreichen, weil die Böden mit Beton versiegelt sind, oder die Böden wurden durch industrielle Landwirtschaft ausgelaugt und können die Pflanzen nicht mehr mit Nährstoffen versorgen.

Die meisten Menschen in den reichen Ländern nehmen Fülle vor allem in Form von Informationen, oft als Horrornachrichten wahr. Doch wozu informieren wir uns? Sind wir bereit neue Informationen aufzunehmen, die nicht nur unser bisheriges Weltbild bestätigen? Ab wann fangen wir an umzulernen? Zeugen davon zu sein, wie ein menschengemachtes und zugleich übermächtiges System, große Konzerne und Regierungen, ganze Naturkreisläufe für alle Lebewesen zerstören, lässt ein Gefühl der Ohnmacht und des Grolls zurück.

Der Mann im Spiegel

Die Frage, wie die Zerstörung durch die Megamaschine aufgehalten werden kann, treibt einige Menschen an, nach Lösungen zu suchen, während andere ebendiese abwehren — vielleicht aus der unbewussten Angst, eigene Gewohnheiten ändern oder sich die eigene Mitverantwortung eingestehen zu müssen. Die Logik sagt, dass Veränderungen des großen Ganzen nur geschehen, wenn die einzelnen Teile sich anders verhalten. Dennoch unterschätzen die meisten Menschen ebendiese Logik, übersehen sie oder wollen sie nicht wahr haben.

Michael Jackson brachte die einfache Botschaft in seinem Lied „Man in the mirror“ kraftvoll zum Ausdruck. Die Bilder im offiziellen Video — hungernde Kinder, bewaffnete Soldaten, Bomben und Obdachlose — in Kombination mit dem Text berühren und motivieren mich immer wieder aufs Neue, meinen kleinen Teil zu einer humaneren Gesellschaft im Einklang mit unserer Natur — im Innen und Außen — beizutragen. Vor allem indem ich beständig dazulerne, hinsehe — auf das Leid und auf die Schönheit — und mein Weltbild immer wieder erweitere.

„Ich werde etwas ändern, wenigstens dieses eine Mal in meinem Leben. Es wird sich richtig gut anfühlen. Ich werde etwas verändern. Ich werde es richtig machen … Als ich den Kragen meines Wintermantels hochschlug, blies der Wind auf einmal meine Gedanken frei. Ich sah die Straßenkinder, die nicht genug zu essen haben. Wer bin ich eigentlich, dass ich davor die Augen verschließe? So tue, als ob ich ihre Not nicht bemerke? Die Vernachlässigung eines Sommers, ein abgebrochener Flaschenhals, eine einsame Seele. Sie alle folgen einander dorthin, wo der Wind sie hinträgt, weil sie keinen Ort haben, wo sie hingehen können. Und deshalb möchte ich, dass ihr wisst: Ich werde mit dem Mann im Spiegel beginnen, ihn darum bitten seine Ansichten zu ändern. Und keine Botschaft könnte klarer sein. Wenn du die Welt zu einem besseren Ort machen willst, betrachte dich selbst und ändere etwas. Ich war das Opfer einer selbstsüchtigen Liebe. Es wird höchste Zeit zu erkennen, dass da einige sind, die weder ein Zuhause, noch einen Cent in der Tasche haben. Kann das wirklich ich sein, der sich hier einredet, diese Menschen wären nicht einsam? Eine Weide mit tiefen Narben, ein gebrochenes Herz, und ein verblasster Traum, sie alle folgen dem Wind, weil sie keinen Ort haben

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Der Mensch im Spiegel

Wir befinden uns im 16. Jahrhundert. Es ist Frühling. Anne ist noch nicht einmal zwanzig Jahre alt und sieht die Welt mit anderen Augen als ihre Mitmenschen. Sie verstößt gegen gesellschaftliche Konventionen, spricht aus, was sie denkt, und wird zum Tode durch Verbrennung auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Als Anne am Tag ihrer Hinrichtung aus dem stinkenden Gefängnis tritt, atmet sie tief die frische Luft ein und erfreut sich am fröhlichen Zwitschern der Vögel. „Es beruhigte Anne, zu sehen, wie gleichgültig die Elemente ihrem Schicksal gegenüber waren. Der Lauf der Welt beschränkte sich nicht auf sie oder ihre Geschichte; es gab eine mächtige, majestätische Instanz, die pausenlos voranschritt. Inmitten dieser Fülle war sie nicht mehr als eine Blume, die vom Huf

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